In dieser Arbeit mache ich den Versuch, Paul Celans Büchner-Preis-Rede „Der
Meridian“ im Hinblick auf einen einzigen Schwerpunkt zu interpretieren: den des
Zusammenhangs von radikaler Individualität und Freiheit. Dabei gehe ich wie folgt vor:
Im ersten Kapitel des Teils I. versuche ich durch möglichst genaue Lektüre, alles zur
‚Kunst’ Gesagte zu diskutieren und begrifflich so eindeutig wie möglich zu fassen. In
linearer Folge wird dabei jeder Abschnitt der Rede Schritt für Schritt zitiert und
interpretiert.
Da Celan seinen Begriff von ‚Kunst’ durch eine Auseinandersetzung mit Georg Büchners
Schriften gewinnt, wird auch dieser Auseinandersetzung mit Büchners Werk und dessen
Interpretation durch Celan viel Platz eingeräumt. Eine Zusammenfassung schließt dieses
erste Kapitel ab.
Im zweiten Kapitel des Te ils I. verfahre ich in gleicher Weise mit allem zur ‚Dichtung’
Gesagten. Hier werden alle noch unberücksichtigten Abschnitte des Meridian
besprochen, sodass bis zum Ende des Teils I. die Rede einmal vollständig zitiert vorliegt.
Am Ende von Teil I. erweisen sich ‚Dringlichkeit’, ‚Geschichtlichkeit’, ‚Körperlichkeit’
und ‚Individualität’ als die Bestimmungen der ‚Dichtung’, von der Celan in der Poetik
des Meridian spricht. Auch dieses Kapitel wird durch eine Zusammenfassung
abgeschlossen.
Der Teil II. versteht sich als eine Vertiefung der gewonnenen Aspekte. Dort werde ich in
großem Umfang auf die Vorstufen, Entwürfe und Materialien der Tübinger Ausgabe des
Meridian eingehen, um gegebenenfalls die Ergebnisse aus Teil I. durch neue
Perspektiven zu erweitern. Wo nötig, werden bereits zitierte Abschnitte des Meridian
erneut aufgeführt.
Die Kapitel des Teils II. sollen der Diskussion der obigenBestimmungen dienen: Kapitel
II.2 („Das Datum“) und Kapitel II.3 („Die Künstlichkeit der ‚Kunst’“) versuchen die
Klärung der Frage: Warum sind die Aspekte ‚Dringlichkeit’ und ‚Geschichtlichkeit’ so
eminent wichtig in Celans Poetik ? Kapitel II.4 („Das Eigenste und das ‚Andere’“) bildet
das Herzstück der gesamten Untersuchung; in ihm geht es gewissermaßen um eine
Rechtfertigung des Titels der Arbeit. Schließlich dienen die Kapitel II.5 („Körperlichkeit und Personalität“), II.6 („Sinn als ‚Richtung’“) und II.7 („Das Phänomenale der Bilder
und die Herrschaft des ‚Gedichts’“) der Diskussion dessen, was die ‚körperliche ’
Dimension der ‚Dichtung’ Celans sein könnte. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Eine Interpretation
- I.1 Die „Kunst“
- I.2 Die „Dichtung“
- I.3 Die Künstlichkeit der Kunst“
- I.4 Das Eigenste und das „Andere“
- II. Vertiefung der gewonnenen Aspekte
- II.1 Einleitung
- II.2 Das Datum
- II.5 Körperlichkeit und Personalität
- II.6 Sinn als „Richtung“
- II.7 Das Phänomenale der Bilder und die Herrschaft des „Gedichts“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, Paul Celans Büchner-Preis-Rede „Der Meridian“ im Hinblick auf den Zusammenhang von radikaler Individualität und Freiheit zu interpretieren. Die Arbeit untersucht, wie Celan in seiner Poetik die Kunst und Dichtung als Ausdruck einer einzigartigen, selbstbestimmten Existenz begreift.
- Die Verbindung von Kunst und Freiheit
- Die Rolle der „Dringlichkeit“, „Geschichtlichkeit“, „Körperlichkeit“ und „Individualität“ in Celans Poetik
- Die Beziehung zwischen Kunst und Wirklichkeit
- Die Bedeutung der Phänomenologie für Celans Denken
- Die Frage nach der Absolutheit sprachlicher Ausdrucksformen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I.1 analysiert Celans Auseinandersetzung mit Georg Büchners „Dantons Tod“ und dessen Einfluss auf seine Konzeption der Kunst. Celan betrachtet die Kunst als ein „marionettenhaftes“ und „kinderloses“ Wesen, das in einem „Unterhaltung“ gefangen ist. Kapitel I.2 setzt sich mit Celans Definition der „Dichtung“ auseinander. Die „Dichtung“ wird als ein Ort der „Dringlichkeit“, „Geschichtlichkeit“, „Körperlichkeit“ und „Individualität“ verstanden. Kapitel II.2 und II.3 befassen sich mit den Gründen für die besondere Bedeutung von „Dringlichkeit“ und „Geschichtlichkeit“ in Celans Poetik. Kapitel II.4 untersucht die Beziehung zwischen dem „Eigensten“ und dem „Anderen“ in Celans Werk, während Kapitel II.5, II.6 und II.7 die körperliche Dimension der „Dichtung“ und die Rolle von „Körperlichkeit“, „Kreatürlichkeit“ und „Gegenständlichkeit“ in Celans „Poetik der Individuation“ erörtern.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte der Arbeit sind „radikale Individualität“, „Freiheit“, „Kunst“, „Dichtung“, „Dringlichkeit“, „Geschichtlichkeit“, „Körperlichkeit“, „Individualität“, „Phänomenologie“, „Sprache“, „Absolutheit“, „Georg Büchner“, „Dantons Tod“, „Der Meridian“, „Paul Celan“ und „Poetik der Individuation“.
- Arbeit zitieren
- Thomas Stachel (Autor:in), 2003, Deine allereigenste Enge - Radikale Individualität und Freiheit in Paul Celans Meridian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14919