Allen voran auf moralischer Ebene forderte Cicero von den führenden Politikern seiner Zeit, primär an das Wohl des Staates zu denken, anstatt es durch auf Macht und Reichtum gerichtetes Handeln zu gefährden. Dieses Spannungsfeld erweist sich als zeitlos, weil sich die Umstände, nicht aber die grundlegenden Determinanten menschlichen Handelns ändern.
Aus diesem Grund soll es die Intention der Arbeit sein, anhand Ciceros Schriften, mit denen er aufzeigt, wie und unter welchen Bedingungen die moralisch basierte Tätigkeit für den Staat erfolgen soll, seine Gerechtigkeitskonzeption sowie sein Bild des idealen Staatsmannes darzustellen.
Ziel ist es, zu eruieren, ob diese Konzeptionen mehr bedeuten als nur eine historisch impraktikable Idealisierung, was auf die Frage hinausläuft, inwiefern sich aktualitätsbezogene Anwendungen auf die moderne Politik ergeben.
Angesichts der historischen Zeitumstände - die römische Republik befindet sich im Verfallsprozess – stellt sich zunächst jedoch die Frage, inwiefern die Werte und Ideale Ciceros realistisch oder eher impraktikabel sind. Im anschließenden Kapitel werden zunächst Ciceros philosophische Quellen betrachtet. Dann folgt die Darstellung der seiner Theorie, zuerst soll dabei die Gerechtigkeitskonzeption im Fokus stehen. Als erstes wird in diesem Punkt die römische Mischverfassung als ideale Verfassung dargestellt, bevor dann aufgezeigt wird, dass für wahre Gerechtigkeit das Naturrecht als deren Basis fungieren muss. Eine Verknüpfung zum idealen Staatsmann ergibt sich durch den Anspruch an diesen, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen, was die Praktizierung der Gerechtigkeit impliziert. Anschließend wird das Erwartungsbild an den idealen Staatsmann ausführlicher dargestellt. Nach einem Überblick zur weiteren Rezeption der Gerechtigkeitskonzeption und dem Naturrecht erfolgen dann im wichtigsten Teil die Anwendungen seines staatsmännischen Idealbildes auf die moderne Politik. Hier wird aufgezeigt, dass sich seine Gedanken auf den modernen Republikanismus, auf die Ablehnung extremistischer politischer Rhetorik sowie das Verhalten unserer Politiker beziehen lassen und somit profunde wissenschaftliche Kritik an der, zugleich aber auch ein moralischer Leitfaden für die Politik sein können. So werden Bezüge zum Einhalten von Wahlversprechen, zur Hinterfragung des Lobbyismus, zur Kritik an der materiellen Orientierung mancher Politiker und zuletzt zur Haltung der Kanzlerin Merkel hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- ,,Das Erhabene und das Lächerliche"
- „O Tempora, o mores!"
- Die Dekadenz der römischen Republik
- Cicero, ein „Republikaner ohne Republik“
- Ciceros philosophische Quellen
- Die Stoa
- Platon und Aristoteles
- Ciceros Gerechtigkeitskonzeption
- Die römische Mischverfassung als Verwirklichung der Gerechtigkeit ...
- Das Naturrecht als Basis der Gerechtigkeit
- Gerechtigkeit und Klugheit - eine unauflösliche Kontradiktion?...
- Antigone und das höhere Gebot
- Der ideale Staatsmann
- Das Bild des idealen Staatsmannes in „De re publica"
- Römische Werte
- Der vorbildliche Lenker des Gemeinwesens
- Der ideale Staatsmann – ein Princeps?
- Die kosmische Vision des Somnium Scipionis
- Die vier stoischen Kardinaltugenden in „De officiis“
- Sapientia
- Iustitia
- Magnanimitas und fortitudo
- Temperantia …
- Rhetorik und Politik
- Das Bild des idealen Staatsmannes in „De re publica"
- Die limitierte Transferierbarkeit von Ciceros Ideen
- Die Kontroverse um die Mischverfassung
- Der gerechte Krieg und die Weltherrschaft
- Die Rezeption von Ciceros Gerechtigkeitskonzeption
- Die Rezeption und Bedeutung der Mischverfassungstheorie
- Die Rezeption der Mischverfassungstheorie
- Die Bedeutung der Mischverfassungstheorie für die Moderne …
- Die Weiterentwicklung und Bedeutung des Naturrechts
- Die Weiterentwicklung des Naturrechts
- Die Bedeutung des Naturrechts für die Moderne
- Die Rezeption und Bedeutung der Mischverfassungstheorie
- Ciceros Bild des idealen Staatsmannes im Spiegel der Moderne.
- Möglichkeiten und Grenzen republikanischer Rezeption
- Cicero und die deliberative Demokratie
- Angemessene politische Rhetorik
- Die MLPD
- Die NPD
- Cicero ein aktueller politischer Ratgeber?
- Monetäre Aspekte
- Vertrauen und Verlässlichkeit
- Ypsilanti und das verlorene Vertrauen
- Das normative und realistische Wahlkampfdilemma ...
- Lobbyismus als Politikberatung? .
- Das Wohl der Gemeinschaft
- Berlusconi als negatives Beispiel
- Ein Lob für die Kanzlerin
- Themistokles und die Ehrenhaftigkeit
- Fazit
- Anhang.
- Anmerkungen..
- Literatur- und Quellenverzeichnis..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Gerechtigkeitskonzeption und dem Bild des idealen Staatsmannes bei Cicero. Ziel ist es, zu untersuchen, ob diese Konzeptionen mehr als nur eine historisch impraktikable Idealisierung darstellen und inwiefern sie auf die moderne Politik anwendbar sind. Die Arbeit analysiert Ciceros Schriften, um seine Gedanken zur moralisch basierten Tätigkeit für den Staat zu beleuchten.
- Die Dekadenz der römischen Republik und Ciceros Kritik an der politischen Moral seiner Zeit
- Ciceros philosophische Quellen, insbesondere die Stoa, Platon und Aristoteles
- Ciceros Gerechtigkeitskonzeption, die auf der römischen Mischverfassung und dem Naturrecht basiert
- Das Bild des idealen Staatsmannes bei Cicero, das durch die vier stoischen Kardinaltugenden und die Verbindung von Rhetorik und Politik geprägt ist
- Die Rezeption und Aktualität von Ciceros Ideen in der modernen Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Politik anhand von Willy Brandt und Cicero dar. Es wird die Aktualität von Ciceros Gedanken für die moderne Politik betont.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Dekadenz der römischen Republik und zeigt, wie Cicero sich gegen die politische Korruption und den Verfall der Moral seiner Zeit stemmte. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Ciceros Ideale realistisch waren oder ob sie eine historisch impraktikable Idealisierung darstellen.
Das dritte Kapitel untersucht Ciceros philosophische Quellen, insbesondere die Stoa, Platon und Aristoteles. Es wird gezeigt, wie diese Denker Ciceros Denken beeinflusst haben.
Das vierte Kapitel stellt Ciceros Gerechtigkeitskonzeption dar. Es wird die römische Mischverfassung als ideale Verfassung, die die Gerechtigkeit verwirklicht, erläutert. Außerdem wird das Naturrecht als Basis der Gerechtigkeit hervorgehoben.
Das fünfte Kapitel widmet sich dem Bild des idealen Staatsmannes bei Cicero. Es werden die vier stoischen Kardinaltugenden und die Verbindung von Rhetorik und Politik als wichtige Elemente dieses Bildes dargestellt.
Das sechste Kapitel untersucht die Grenzen der Transferierbarkeit von Ciceros Ideen auf die moderne Politik. Es wird die Kritik an der Mischverfassung aufgrund ihres aristokratischen Charakters und die Problematik des Bellizismus bei Cicero diskutiert.
Das siebte Kapitel analysiert die Rezeption von Ciceros Gerechtigkeitskonzeption und dem Bild des idealen Staatsmannes in der Geschichte. Es wird die Bedeutung der Mischverfassungstheorie und des Naturrechts für die Moderne beleuchtet.
Das achte Kapitel befasst sich mit der Aktualität von Ciceros Ideen im Spiegel der modernen Politik. Es werden Möglichkeiten und Grenzen republikanischer Rezeption, die Bedeutung von deliberativer Demokratie und die Rolle von Rhetorik in der Politik diskutiert. Außerdem werden aktuelle politische Fallbeispiele aus Deutschland und Italien im Kontext von Ciceros Gedanken analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Ciceros Gerechtigkeitskonzeption, das Naturrecht, die römische Mischverfassung, das Bild des idealen Staatsmannes, die vier stoischen Kardinaltugenden, Rhetorik und Politik, die Dekadenz der römischen Republik, die Rezeption von Ciceros Ideen in der Moderne, die Aktualität von Ciceros Gedanken für die heutige Politik, die Grenzen der Transferierbarkeit von Ciceros Ideen, die deliberative Demokratie, die politische Moral, die politische Korruption, die politische Rhetorik, die politische Praxis, die politische Philosophie, die politische Ideengeschichte.
- Arbeit zitieren
- Bakkalaureus Artium Steffen Radtke (Autor:in), 2010, Ciceros Gerechtigkeitskonzeption und sein Bild des idealen Staatsmannes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149218