Eine Hausarbeit mit dem Ziel der Untersuchung der Holznot im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Raume, mit besonderem Augenmerk auf die Authentizität der Krise.
Inhaltsverzeichnis
I. Der Holznotalarm im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Raume
Einführung in die Thematik und Bewertung der Quellenlage
II. Wie kam es zur „Holznot“?
Ein Ein- und Überblick der Entwicklung und Historie der Holzwirtschaft im mitteleuropäischen Raum bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
III. Ursachen der Holznot und mögliche Dimensionen der Not
IV. Der Alarmruf
Wie „wirklich“ war die Krise? War der Alarmruf berechtigt?
V. Hinweise auf einen „falschen Alarm“?
Politische Interpretationsansätze
VI. Wirtschaftliche Interessen?
VII. Folgen und Auswirkungen der Not, des Alarms und der Reaktionen auf selbige
VIII. Fazit und abschließende Bewertung der Thematik
IX. Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Der Holznotalarm im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Raume
Einführung in die Thematik und Bewertung der Quellenlage
„Tatsächlich gab es in allen geschilderten Fällen eine sehr reale Krise – nur sah diese eben anders aus als der Alarmruf.“[1] Wie bedrohlich war die „Krise“[2] resultierend aus dem Holzmangel wirklich? Wie sah der „Alarmruf“[3] aus? An wen war er gerichtet? Wer hat die „Holznot“[4] publik gemacht und wer konnte sie für eigene Interessen nutzen?
Auf den folgenden Seiten wird es um die Entstehung, Entwicklung und den Umgang mit der „Holznot“ im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Raume gehen. Es soll geklärt werden, ob ein Holzmangel existierte, wenn ja, in welchen Regionen und aus welchen Gründen? Weiterhin wird untersucht, ob der „Alarm“[5] berechtigt ausgesprochen und publiziert wurde und aus welchen Gründen sich das „Phänomen der Holnot“[6] über einen so langen Zeitraum in der Gesellschaft etablieren konnte. Außerdem sollen gesellschaftliche Folgen und Auswirkungen und ebenso Gegenmaßnahmen, welche auf ihren Wahrheitsgehalt und ihren Erfolg zu prüfen sind, dargestellt werden.
Um den Forschungsstand zum Thema einzuschätzen, ist es sinnvoll, vor allem in der Bibliothek nach Büchern Ausschau zu halten. Bevor man „tief“ in die Thematik eindringen kann, finden sich unzählige Artikel im Internet, welche das Thema des Holzmangels beleuchten aber vor allem bestärken. So ist es möglich, ein allgemeines Bild vom Notstand der damaligen Zeit zu erhalten, wobei diese Quellen zum Teil sehr subjektiv sind und deshalb auf ihre Aussagekraft hin kritisch betrachtet werden müssen. Um sich genauer mit der „Not“[7] zu beschäftigen, empfiehlt es sich, die Werke der Autoren Frank Uekötter und Joachim Radkau zu analysieren. Die auch in den Fußnoten und Literaturverzeichnis angegebenen Werke dieser beiden Autoren, waren die einzigen, welche das Thema auch von einer anderen Seite, als jener der „Notlage“ der Bevölkerung, zu betrachten vermochten. In diesen Büchern wird kritisch hinterfragt. Es werden die politischen Dimensionen aufgezeigt. Es wird auf die Interessen der Wirtschaft eingegangen. Es werden regionale Unterschiede wahr und ernst genommen und differenziert betrachtet, wer betroffen war, wie intensiv sich die Krise ausbreitete und welche bedrohlichen Szenarien sich sowohl für die Landesherren als auch das Bürgertum entwickelte. Zur allgemeinen Kritik der Gesamtquellenlage ist zu sagen, dass „Wird Kassandra heiser? Die Geschichte falscher Ökoalarme“ als einziges, von mir gefundenes Werk, die These wagt, es handle sich bei dem „Holznotalarm“[8] um einen „falschen Alarm“[9]. „Natur und Macht“ von Joachim Radkau stellt auch kritische Fragen und ist insofern sehr nützlich, um zur Thematik hinzuführen, außerdem beruft sich Uekötter des Öfteren auf Radkau und stützt sich auf dessen Argumentation, jedoch ist dies nur ein zaghafter Vorstoß. Insofern sehe ich „Wird Kassandra heiser?“ als ein provokantes, argumentativ jedoch fundiertes und sehr strukturiertes Unikat auf dem Gebiet, welches sich offen jeder Kritik stellt und diese aber (vor allem in der Einleitung) argumentativ größtenteils zurückweist. Die Quellenlage zum „Holzmangel im 18. und 19. Jahrhundert“ bedient sich also gebräuchlicher Bücher und Artikel, von welchen jedoch nur sehr wenige die Mannigfaltigkeit des Themas tatsächlich durchdringen und alle Perspektiven und Aspekte beleuchten, sodass die wahre Dimension der Thematik, damaligen Krise und des „Alarmrufs“ oft im Verborgenen bleibt.
II. Wie kam es zur „Holznot“?
Ein Ein- und Überblick der Entwicklung und Historie der Holzwirtschaft im mitteleuropäischen Raum bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
In den ersten 500 Jahren der Geschichtsschreibung war Mitteleuropa von riesigen Waldflächen bedeckt. Der Wald war zu jenem Zeitpunkt Gemeineigentum der dörflichen Bevölkerung und nur zu sehr geringen Anteilen im privaten Besitz einiger Großbauern. Der Wald wurde bevorzugt für die Jagd, als Bau- Brennholzproduzent und für landwirtschaftliche Zwecke, wie zum Beispiel die Eichel- und Bucheckernmast der Schweine genutzt. Nachdem in der Epoche des Mittelalters die Bevölkerungszahl in Europa anstieg, kam es vermehrt zu Rodungen, da der Holzverbrauch, ob der obig genannten Nutzungszwecke, stetig wuchs. Erste Rodungsverbote und Forstordnungen[10], auf deren Inhalte später noch genauer eingegangen werden soll, Ende des 15. und im 16. Jahrhundert, waren die Folgen. Da im Laufe des 16. Jahrhunderts zahlreiche neue Handwerke, wie zum Beispiel der Schreiner, Zimmerleute, Wagenbauer et cetera entstanden, und die Bevölkerungszahl nach dem „schwarzen Tod“[11] Mitte des 14. Jahrhunderts nun wieder anstieg, mehrte sich der Holzverbrauch vor allem auch durch Eisenhütten, Salinen, Bergwerke und weitere. Auch der 30 jährige Krieg im 17. Jahrhundert zog gesteigerten Holzkonsum nach sich, jedoch ebenso die Folge der Bevölkerungsabnahme durch die Kriegstoten, sodass die Balance zwischen Bedarf und Angebot in die Folgejahren noch in gewissem Maße gehalten wurde. Im folgenden 18. Jahrhundert und vor allem auch im 19. Jahrhundert kam es zu einer „Bevölkerungsexplosion“[12]. Diese und die einsetzende Industrielle Revolution, welche ein gesteigertes Bedürfnis nach Wohlstand mit sich brachte, steigerten den Holzverbrauch der Bevölkerung maßgeblich. So kam es, dass sich im 18. Jahrhundert durch die Landesherren, in deren Besitz sich zu diesem Zeitpunkt die Wälder größtenteils befanden, die Forstordnungen und damit auch die Verbote bezüglich der Waldnutzung für die Bevölkerung häuften, der Beruf des Försters erstmalig Einzug hielt (Mitte des 18. Jahrhunderts)[13], erste forstliche Meisterschulen und Akademien entstanden (1770 Berliner Forstakademie) und Projekte zur Erforschung neuer Technologien zum Holzsparen ausgeschrieben wurden, wie zum Beispiel 1765 der Wettbewerb „Über den Bau holzsparender Stubenöfen“[14] in Berlin und 19 Jahre später sogar die „Gesellschaft für Holzsparkunst“[15] gegründet wurde. Außerdem wurde damit begonnen, die Wälder künstlich anzulegen und zu bewirtschaften. Aufgrund von Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Fichten und Tannen eine kürzere Zeit zum wachsen benötigen als Eichen und Buchen, sodass eine Umgestaltung des Waldbildes stattfand. Auch wurden die meisten Tiere (zum Beispiel Bären, Luchse und Wölfe) geschossen, um der Aufforstung und der effektiveren Waldnutzung nicht im Wege zu stehen. Ziel der Förster war damals das gezielte, großflächige Aufforsten der Wälder zur „Erhöhung der Holzproduktion“[16]. Somit entstand 1713 die „forstliche Nachhaltigkeit“[17], welche zum Ziel hatte, die Holzversorgung für nachkommende Generationen zu sichern. Infolgedessen wurde auch der „Schlagwald“[18] eingeführt, bei welchem, aufgrund des Wachstumsprozesses von circa 70 Jahren, welchen die Förster ermittelt hatten, jedes Jahr 1/70 des Waldes gerodet werden konnte, sodass das Prinzip der Nachhaltigkeit eingehalten wurde.
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[1] Frank Uekötter, Jens Hohensee: Wird Kassandra heiser? Die Geschichte falscher Ökoalarme. Franz Steiner Verlag 2004, S. 17.
[2] Ebd., S. 17.
[3] Ebd., S. 17.
[4] Frank Uekötter: Umweltgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Oldenbourg Verlag, München 2007, S. 8.
[5] Frank Uekötter, Jens Hohensee: Wird Kassandra heiser? S. 17.
[6] Ebd., S. 41.
[7] Frank Uekötter: Umweltgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. S. 8.
[8] Frank Uekötter, Jens Hohensee: Wird Kassandra heiser? S. 38.
[9] Ebd., S. 38.
[10] Vgl. Ebd., S.26.
[11] Vgl. http://www.lehnswesen.de/page/html_pest.html
[12] Frank Uekötter, Jens Hohensee: Wird Kassandra heiser? S. 16.
[13] Vgl. Ebd., S. 32.
[14] Ebd., S. 32f. .
[15] Ebd., S. 33.
[16] Ebd., S. 34.
[17] Ebd., S. 34.
[18] Ebd., S. 34.
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