In den klassischen Dynastien des alten, mittleren und neuen Reiches in Ägypten waren Staat und Religion untrennbar miteinander verbunden. Mächtige Priesterschaften nahmen offenkundig großen Einfluss auf die Pharaonen und prägten über sehr lange Zeit Ägyptens politisches Gebaren.
Als die Perser Ägypten eroberten und sich Untertan machten, wendete sich jedoch das Blatt. Die Obrigkeit hatte nun keinen Respekt mehr vor der uralten Kultur und fast mystisch anmutenden Religion. Tempel wurden enteignet, Götterstatuen entwendet und die Priester unterdrückt und ausgebeutet. Es ist daher nicht erstaunlich, dass ganz Ägypten wie befreit jubelte und den neuen Herren Tür und Tor öffnete, als Alexander, der Große, 332 das Land von den Persern befreite und deutlich machte, „daß er [Alexander] ihre Religion und ihre Kultur zu achten gedachte.“ Erst 323 veränderte sich Ägyptens Situation erneut mit Alexanders Tod. Ptolemäos erhielt die Satrapie Ägypten. Es folgten Diadochenkriege, in deren Verlauf sich Ptolemaios als Herr Ägyptens durchsetzte und seine Machtposition behaupten konnte. Am 12. Januar 304 wurde Ptolemäos dann nach altägyptischer Tradition zum Pharao gekrönt. Ägypten hatte also nicht nur wieder einen Herrscher, der sich einen nicht-ägyptischen Königstitel gab, sondern auch wieder einen legitimen Pharao, der Bräuche und religiöse Eigenheiten des Landes achtete. Noch im selben Jahr bekamen die alten Priesterschaften ihren Status als religiöse Machthaber Ägyptens zurück. Offensichtlich hatte das neue ägyptische Regime aus den fatalen Fehlern der persischen Besetzung gelernt. Man wollte sich die Priesterschaften zu Nutze machen.
In welchem Maße den Priesterschaften aus diesem Grund zusätzliche Rechte und Privilegien gewährt wurden, soll in dieser Arbeit genauso zum Thema gemacht werden, wie die Reaktion der Priesterschaften, die teils sehr gut mit der Regierung zusammenarbeiteten und teils auch den nationalen Widerstand unterstützten.
Hierbei wird speziell auf die Rolle der Priesterschaften und ihre Beziehungen zu den ptolemäischen Regierung im ptolemäischen Reich eingegangen, beginnend mit der Zusammenarbeit zwischen Staat und Religion über die Maßnahmen, die Priesterschaften gegen die Ptolemäer ergriffen haben und endend mit den Aufständen der einheimischen Ägypter, an denen auch Priester beteiligt waren.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINFÜHRUNG
- II. ZUSAMMENARBEIT VON REGIERUNG UND PRIESTERSCHAFTEN
- 1. LEGITIMIERUNG DER PRIESTERSCHAFT UND DES PHARAONENTUMS
- 2. KULTISCHE FUNKTIONEN
- 3. PRIESTERLICHE PRIVILEGIEN
- 4. FINANZIELLE ZUWENDUNGEN AN DIE PRIESTER UND TEMPEL
- 5. VERLEIHUNG DES ASYLRECHTS
- 6. REGELMÄBIGE PRIESTERSYNODEN UND GEISTIGE UNABHÄNGIGKEIT
- 7. RELIGIONSPOLITIK UND PROPAGANDA
- 8. RÜCKFÜHRUNG VON GÖTTERSTATUEN
- 9. STAATLICHE ÜBERWACHUNG
- III. OPPOSITIONEN DER PRIESTERSCHAFTEN UND TEMPEL
- 1. "PRIESTER DES KÖNIGS"
- 2. KÖNIGSNAMENSCHREIBUNG
- 3. INSCHRIFTEN
- 4. DIE DEMOTISCHE CHRONIK UND DIE LAMM-PROPHEZEIUNG
- 5. DIE AUFSTÄNDE ALS HÖHEPUNKTE DES WIDERSTANDES
- IV. AUSBLICK UND SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen den altägyptischen Priesterschaften und den ersten Ptolemäern bis Ptolemaios V. Epiphanes. Sie beleuchtet die komplexe Dynamik zwischen religiöser und politischer Macht im hellenistischen Ägypten. Die Arbeit analysiert sowohl die Kooperation als auch die Konflikte zwischen den beiden Parteien.
- Zusammenarbeit zwischen ptolemäischer Regierung und Priesterschaften
- Legitimierungsstrategien der Ptolemäer durch religiöse Maßnahmen
- Gewährung von Privilegien und die Rolle der Priester in der Staatsreligion
- Opposition und Widerstand der Priesterschaften gegen die ptolemäische Herrschaft
- Die Bedeutung der Aufstände als Ausdruck des Widerstands
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einführung: Die Einleitung stellt die enge Verflechtung von Religion und Politik im alten Ägypten dar und betont die Herausforderungen der Unterscheidung zwischen religiösen und politischen Institutionen im hellenistischen Kontext. Sie skizziert den historischen Hintergrund, beginnend mit der persischen Eroberung und deren negativen Auswirkungen auf die ägyptische Religion und Priesterschaft, bis hin zur Übernahme Ägyptens durch Ptolemaios und dessen Bemühungen, die alten Strukturen und die Gunst der Priesterschaft wiederzugewinnen. Der Fokus liegt auf der Bedeutung der Akzeptanz der Priesterschaft für die Legitimität der ptolemäischen Herrschaft und auf dem Untersuchungszeitraum der Arbeit (283/2 bis 186 v. Chr.).
II. Zusammenarbeit von Regierung und Priesterschaften: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Aspekte der Kooperation zwischen den ptolemäischen Herrschern und den ägyptischen Priesterschaften. Es analysiert, wie die Ptolemäer die Legitimität ihrer Herrschaft durch die Integration in die bestehende religiöse Ordnung stärkten, indem sie die traditionellen Riten und die Position der Priester respektierten. Die Gewährung von Privilegien und finanziellen Zuwendungen an die Tempel, die Ausübung kultischer Funktionen durch die Ptolemäer selbst und die gezielte Propaganda zur Unterstreichung der Kontinuität zur alten ägyptischen Pharaonenzeit werden als Strategien der Machtstabilisierung und Integration der ägyptischen Bevölkerung betrachtet. Die Einbindung der Priester in die staatliche Verwaltung und die Bedeutung der Tempel als Zentren der Macht werden ebenfalls beleuchtet.
III. Oppositionen der Priesterschaften und Tempel: Im Gegensatz zum vorherigen Kapitel konzentriert sich dieser Abschnitt auf die Konflikte und den Widerstand der Priesterschaften gegen die ptolemäische Herrschaft. Die Analyse der "Priester des Königs", der Königsnamenschreibung, Inschriften und der demotischen Chronik sowie der Lamm-Prophezeiung zeigt unterschiedliche Formen des Widerstands auf. Das Kapitel betont die Bedeutung der Aufstände, insbesondere den großen Aufstand in der Thebais unter Ptolemaios V. Epiphanes, als Ausdruck des Widerstandes gegen die fremde Herrschaft und die Rolle, die die Priesterschaften in diesen Aufständen spielten. Es wird untersucht, wie sich die unterschiedlichen Strategien der Zusammenarbeit und des Widerstands in den verschiedenen Phasen der ptolemäischen Herrschaft manifestierten.
Schlüsselwörter
Altägyptische Priesterschaften, Ptolemäer, Hellenistisches Ägypten, Religion und Politik, Legitimität, Kooperation, Opposition, Aufstände, Tempel, Götterkult, Ma’at.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Zusammenarbeit von Regierung und Priesterschaften im Hellenistischen Ägypten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die komplexen Beziehungen zwischen den altägyptischen Priesterschaften und den ersten Ptolemäern (bis Ptolemaios V. Epiphanes) im hellenistischen Ägypten. Der Fokus liegt auf der Analyse der Kooperation und Konflikte zwischen religiöser und politischer Macht.
Welche Zeitspanne wird betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Zeitraum von 283/2 bis 186 v. Chr.
Welche Aspekte der Zusammenarbeit zwischen Ptolemäern und Priesterschaften werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die Strategien der Ptolemäer zur Legitimierung ihrer Herrschaft durch religiöse Maßnahmen, die Gewährung von Privilegien an die Priester, die Rolle der Priester in der Staatsreligion, die finanziellen Zuwendungen an Tempel und die Ausübung kultischer Funktionen durch die Ptolemäer selbst. Auch die staatliche Propaganda zur Betonung der Kontinuität zur alten ägyptischen Pharaonenzeit wird untersucht.
Wie wird die Opposition der Priesterschaften dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Formen des Widerstands der Priesterschaften gegen die ptolemäische Herrschaft. Dies beinhaltet die Analyse von "Priestern des Königs", Königsnamenschreibungen, Inschriften, der demotischen Chronik, der Lamm-Prophezeiung und vor allem der Bedeutung der Aufstände (z.B. der große Aufstand in der Thebais unter Ptolemaios V. Epiphanes) als Ausdruck des Widerstands.
Welche Schlüsselthemen werden in der Arbeit behandelt?
Schlüsselthemen sind die Zusammenarbeit zwischen ptolemäischer Regierung und Priesterschaften, die Legitimierungsstrategien der Ptolemäer, die Gewährung von Privilegien an die Priester, die Opposition und der Widerstand der Priesterschaften, und die Bedeutung der Aufstände als Ausdruck dieses Widerstands.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung (Einführung in die Thematik und den historischen Kontext), ein Kapitel über die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Priesterschaften, ein Kapitel über die Oppositionen der Priesterschaften und Tempel und eine Schlussbetrachtung.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene Quellen, darunter "Priester des Königs", Königsnamenschreibungen, Inschriften, die demotische Chronik und die Lamm-Prophezeiung.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die komplexe Dynamik der Beziehungen zwischen den ptolemäischen Herrschern und den ägyptischen Priesterschaften, die sowohl von Zusammenarbeit als auch von Konflikten geprägt war. Die Bedeutung der Akzeptanz der Priesterschaft für die Legitimität der ptolemäischen Herrschaft wird hervorgehoben. Die Aufstände werden als Ausdruck des Widerstands gegen die fremde Herrschaft interpretiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Altägyptische Priesterschaften, Ptolemäer, Hellenistisches Ägypten, Religion und Politik, Legitimität, Kooperation, Opposition, Aufstände, Tempel, Götterkult, Ma’at.
- Citation du texte
- Roxana Romahn (Auteur), 2009, Die Beziehung zwischen den altägyptischen Priesterschaften und den ersten Ptolemäern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149297