Descartes Fundament

Der Existenzbeweis des Ichs in den Meditationen über die Grundlage der Philosophie


Hausarbeit, 2007

12 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Voraussetzung fur den Existenzbeweis in der ersten Meditation

3 Die Argumentation zum Existenzbeweis
3.1 Gott der dem Ich Vorstellungen einflofit
3.2 Das Ich redet sich etwas ein
3.3 Der bose Geist der das Ich tauscht

4 Existenzbeweis

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Auf der Suche nach der Grundfeste aller Wissenschaft sturzt Rene Descartes in den Meditationen uber die Grundlage der Philosophie alles das uns Bekannte in tiefen Zweifel, um in dieser Leere den ersten unbezweifelbaren festen Punkt zu suchen. Von diesem Punkt aus, so Descartes, lasst sich uberhaupt erst jede Form von Wissenschaft sicher entwickeln.

Dies ist in meinen Augen eine der interessantesten Stellen in den Meditationen uber die Grundlage der Philosophie, da es einige problematische Stellen gibt, die zu scheinbaren Widerspruchen fuhren konnen. Dies ergibt sich sowohl aus der Textgrundlage - als einer nicht zwingend systematischen Meditation - als auch aus den Gedanken selbst in ihrer Radikalitat (methodischer Zweifel). Letzteres erweist sich auch fur Descartes als problematisch und stellt somit, meiner Meinung nach, eine besondere Herausforderung fur die Interpretation dieses Auszugs dar.

Mich dieser Problematik widmend, wird meine Auseinandersetzung mit Descartes hier ansetzen. Dies geschieht, in dem ich seine Argumentation Satz fur Satz nachvollziehe, um Klarheit uber die bis zu diesem Punkt gemachten Annahmen zu erhalten. Ich beginne mit der ersten Meditation und den darin gesetzten Voraussetzungen. Anschliefiend komme ich zum Existenzbeweis (zweite Meditation), indem ich in Descartes’ Argumentation uberprufe, ob sein Existenzbeweis in dieser Form uberhaupt durchfuhrbar ist. Kann Descartes Gott und einen bosen Geist als Prufstein einsetzen und warum hat er diesen Weg gewahlt?

Als Ergebnis seiner Argumentation und Fundament fur seine Meditationen trifft er die Aussage, dass das Ich ist und existiert, solang es dies denkt oder ausspricht1. Diesen Punkt nachzuvollziehen, bedarf es, die moglichen Widerspruche zu erkennen und zu losen, worin ich den Anspruch meiner Arbeit sehe.

2 Voraussetzung fur den Existenzbeweis in der ersten Meditation

Descartes schreibt in seiner ersten Meditation, „dafi an allem, was ich fruher fur wahr hielt, zu zweifeln moglich ist2“ . Dabei handelt es sich um seine Methode des radikalen Zweifelns. Mit dieser Vorgehensweise sucht er nach unerschutterlichen Fundamenten in der Welt, und um diese zu finden, sturzt er alles, was er fruher fur wahr hielt in Zweifel. Doch er erkennt schnell, dass es ihm schwerfallt, die Konsequenzen3 seiner Uberlegungen zu akzeptieren. Er verfallt immer wieder seinem alten Trott, und vertraut seinen fruheren Uberzeugungen, da sie doch wahrscheinlicher sind. Um aus diesem Zustand heraus zu kommen, will er sich selber in diesen alt bekannten Annahmen tauschen und ihnen die „entgegengesetzte Richtung“4geben. Er will zum Beispiel nicht mehr annehmen, dass es einen allgutigen Gott gibt, sondern einen bosen Geist, der ihn in all seinen Annahmen uber die Welt tauscht („Himmel, Luft, Erde, Farben, Gestalten, Tone und alle Aufiendinge seien nichts als das tauschende Spiel von Traumen“5). Er sieht also seine fruheren Ansichten als ein Extrem und er mochte sich jetzt so lang dem entgegengesetzten Extrem zuwenden, bis er schliefilich beide Extreme ins Gleichgewicht gebracht hat. Descartes mochte somit die Mitte zwischen diesen beiden Extremen finden und von diesem zentralen Standpunkt seine Meditationen fortsetzen.

Es heifit an diesem Punkt also nicht, dass es die Dinge, die zweifelhaft sind, gar nicht gibt, sondern dass es bezweifelbar ist, dass sie existieren. Descartes behauptet folglich durch den Zweifel an einem Ding nicht seine Nichtexistens, sondern nur die Moglichkeit, dass dieses Ding ist oder eben nicht ist. Des Weiteren liefie sich vermuten, dass Descartes hier auch ein Anderssein der Dinge mit in Betracht zieht, d. h., dass die Dinge nicht so sind wie wir sie wahrnehmen oder erkennen, sondern eine ganz andere Gestalt, Form oder Charakter haben konnen, wir sie also falsch erkennen.

Interessant bei dieser Vorgehensweise ist, dass das gegenteilige Extrem von Gott, nicht ein nicht existierender Gott ist. Descartes sieht als Gegenteil Gottes den bosen Geist. Als entgegengesetzte Richtung zum Glauben an Gott sieht er die Existenz eines bosen Geistes. In seiner Argumentation lasst er die Moglichkeit, dass es keine geistige Instanz gibt, vollstandig aus.

Descartes befindet sich an einem Punkt, an dem nichts mehr sicher ist. Dies bietet die beste Voraussetzung fur eine Suche nach dem ersten zweifelsfreien und unerschutterlichen Fundament. Auf die Argumentation zum folgenden Existenzbeweis wird nun naher eingegangen.

3 Die Argumentation zum Existenzbeweis

Nach den Uberlegungen aus der ersten Meditation ist Descartes am Anfang der zweiten Meditation an einem Punkt, an dem es nichts Sicheres und Gewisses mehr gibt. Auf der Suche nach der ersten zweifelsfreien Grundlage hat er zuvor alles in Zweifel gezogen und er befindet sich nun verwirrt und haltlos in einem „tiefen Strudel“6. Trotz dieser Unsicherheit vertraut er auf seine Methode und er will weiter voranschreiten und etwas finden, das gewiss und an dem zu zweifeln nicht moglich ist, denn ohne jenen festen Punkt - die unbezweifelbare Grundlage - kann er sich nicht aus dem Strudel befreien und die bestehende Unsicherheit durch Festes und Bleibendes ersetzen. Schliefilich will er alle zweifelhaften Dinge von sich fernhalten, um keinem Irrtum zu unterliegen.

Was ist bis jetzt sicher, worauf lasst sich aufbauen? Descartes sucht nach irgendetwas Gewissem und wenn es die Gewissheit ist, dass es nichts Gewisses gibt.7 In dieser Leere versucht er nun etwas zu finden, das zweifelsfrei ist, also jeglicher Uberprufung durch den Verstand besteht. Es gibt jedoch auch die Moglichkeit, dass es diesen zweifelsfreien Punkt gar nicht gibt.

Er setzt im 2. Absatz fur weitere Uberprufungen voraus, „dafi alles, was ich sehe, falsch ist“ und somit sind fur Descartes „Sinne, Korper, Gestalt, Ausdehnung, Bewegung und Ort [..] nichts als Chimaren8“ , Trugbilder und Hirngespinste des trugerischen Gedachtnisses. Was ist dann aber noch ubrig, auf das Descartes aufbauen kann? Er hat alles, was er bisher fur evident gehalten hat, mit dieser Voraussetzung umgesturzt. Daraufhin stellt er sich die berechtigt Frage: „Was also bleibt Wahres ubrig? Vielleicht nur dies eine, dafi nichts gewifi ist“9. Nichts ist gewiss! Nicht einmal die Aussage, dass nichts gewiss ist, kann Descartes mit Sicherheit behaupten. Dies ist also seine erste zu prufende Annahme, auf die spater genauer eingegangen wird.

Im 3. Absatz der zweiten Meditation fuhrt er in das „Cogito-Argument“ ein, in dem er eine Argumentationskette aufbaut, um seine erste Annahme, dass es nichts Gewisses gibt, zu prufen, denn diese steht auf unsicheren Fufien. Stimmt diese Annahme, dann widerspricht sie sich selbst und Descartes verliert seinen Anfangspunkt wieder. Er muss seine These uberprufen.

[...]


1„Und so komme ich, nachdem ich nun alles mehr als genug hin und her erwogen habe, schliefilich zu der Feststellung, dafi dieser Satz: ,Ich bin, ich existiere‘, sooft ich ihn ausspreche oder in Gedanken fasse, notwendig wahr ist.“ S. 45 2. Meditation, 3. Absatz.

2S. 39 1. Meditation, 10. Absatz.

3Wenn Descartes so radikal zweifelt, gibt es keine Grundfesten mehr, auf die er vertrauen kann. Doch er setzt immer wieder auf Altbekanntes und ihm Vertrautes. Es fallt ihm demnach schwer, die Zweifelhaftigkeit der Dinge, die ihm doch so vertraut sind, in voller Konsequenz einzusehen. Denn in dieser Situation des Zweifelns, kann er auf nichts vertrauen und das macht ihn unsicher und aus dieser Unsicherheit heraus, sucht er Halt in der Gewohnheit.

4S. 39 1. Meditation, 11. Absatz.

5S. 41 1. Meditation, 12. Absatz.

6S. 41 2. Meditation, 1. Absatz.

7Vgl. S. 43 2. Meditation, 1. Absatz.

843 2.Meditation, 2. Absatz.

9Ebd.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Descartes Fundament
Untertitel
Der Existenzbeweis des Ichs in den Meditationen über die Grundlage der Philosophie
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Philosophie)
Veranstaltung
René Descartes, Meditationen über die Grundlagen der Philosophie
Note
3
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V149375
ISBN (eBook)
9783640598601
ISBN (Buch)
9783640598502
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Descartes, Mediationes, cogito ergo sum, Cogito Argument, Rene
Arbeit zitieren
Maria Jeß (Autor:in), 2007, Descartes Fundament, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149375

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