Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit soll die rosenkreuzerische Literatur des 17. Jahrhunderts in ihrer Wechselwirkung mit der zeitgleichen Veränderung gesellschaftlicher Funktionen und als deren Ausdruck untersucht werden. Der zweite Teil wird unter dem selben Aspekt eine Betrachtung der rosenkreuzerischen Geheimgesellschaft des 18. Jahrhunderts versuchen.
Hierzu wird es zur Vereinfachung vereinzelt nötig, relevante gesellschaftliche Funktionen in dem reichlich unzulänglichen Begriff „Moderne“ zusammenzufassen. Als Projekt der Moderne wird Folgendes definiert:
· die Entstehung und Ausbildung einer Publizität und Öffentlichkeit, die nicht mehr ausschließlich vom Öffentlichkeit repräsentierenden Publikum getragen ist
· die Entstehung und Fortentwicklung getrennter Sphären des Öffentlichen und Privaten, damit auch des Geheimen
· die fortschreitende Ausbildung von Gruppenidentitäten und Gruppen, deren Interaktion nicht mehr ausschließlich eine zwischenmenschliche ist
· das Aufkommen und die Fortentwicklung des Versuchs, solche Gruppenidentitäten und Gruppen gemäß einer normativen Weltanschauung meist unter Zuhilfenahme von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu schaffen und planmäßig zu formen
· die Entstehung und Fortentwicklung getrennter Sphären des im weitesten Sinne religiösen - und des im weitesten Sinne wissenschaftlichen Versuchs eines Erkenntniserwerbs; in der Folge auch die schärfer werdende Trennung einzelner Bereiche der Wissenschaft
Bei obiger Zielsetzung der Arbeit kann darauf verzichtet werden, die Protagonisten der Geschichte der Rosenkreuzergesellschaft lückenlos vorzustellen. Es wird lediglich das Geburts- und Todesjahr ihrer wichtigsten Wortführer genannt. Selbst prominente Personen, die angeblich in Kontakt zu den Rosenkreuzern standen, werden nicht erwähnt, wenn ihr Einfluß auf die Entwicklung der Rosenkreuzergesellschaft nicht nachweisbar ist. Ebenso ist die Rolle von deren Mitgliedern bei politischen Entwicklungen entweder nicht eindeutig nachweisbar oder sie ist vom persönlichen Interesse, aber in keiner Weise vom Gedankengut des Ordens beeinflußt. Auch dieser interessante Aspekt, den eine Arbeit allgemein über freimaurerische Hochgradsysteme wohl besser untersuchen könnte, wird daher nicht erörtert.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Die Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts
- Die erste Rosenkreuzerschrift
- Der Inhalt der Schrift
- Die Idee einer Gelehrtengesellschaft
- Die Autoren der Schrift
- Die Wirkung der ersten Rosenkreuzerschrift
- Die Geheimheit der Rosenkreuzer
- Die Hinwendung zur Alchemie
- Die Gegner der Rosenkreuzer
- Das Rosenkreuzertum in Wechselwirkung mit der Moderne
- Die rosenkreuzerische Publizität
- Die rosenkreuzerische Geheimheit
- Das rosenkreuzerische Gedankengut
- Die Anschauungen der Rosenkreuzer
- Die erste Rosenkreuzerschrift
- Die Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts
- Die Vorläufer der Gold- und Rosenkreuzer
- Die Gold- und Rosenkreuzer
- Die veränderte Mitgliederstruktur von Alchemistengesellschaften
- Die Gold- und Rosenkreuzer in Wechselwirkung mit der Moderne
- Die Aktivitäten der Gold- und Rosenkreuzer
- Das Gedankengut der Gold- und Rosenkreuzer in Wechselwirkung mit der Moderne
- Die Zerfallserscheinungen im Orden der Gold- und Rosenkreuzer
- Die Zerfallserscheinungen bei rosenkreuzerischen Geheimlehren
- Die Zerfallserscheinungen bei freimaurerischen Hochgradsystemen
- Die Auflösung des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer
- Die Statuten des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer
- Die Geheimlehren. Ein Glossar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die rosenkreuzerische Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts im Kontext der zeitgenössischen gesellschaftlichen Veränderungen. Sie untersucht, wie die Rosenkreuzergesellschaft auf die Herausforderungen der Moderne reagierte und wie ihre Ideen von den sich wandelnden gesellschaftlichen Funktionen beeinflusst wurden.
- Die Entstehung und Entwicklung der Rosenkreuzerbewegung im 17. Jahrhundert
- Die Rolle der Rosenkreuzer in der Auseinandersetzung mit der Moderne
- Die Entwicklung der rosenkreuzerischen Geheimgesellschaft im 18. Jahrhundert
- Die Verbindung von Geheimwissen und gesellschaftlicher Reform
- Die Zerfallserscheinungen innerhalb der Rosenkreuzerbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Entstehung der Rosenkreuzerbewegung im 17. Jahrhundert. Es analysiert die erste Rosenkreuzerschrift, ihre Inhalte und ihre Auswirkungen auf die zeitgenössische Gesellschaft. Das Kapitel beleuchtet die Geheimhaltungsstrategie der Rosenkreuzer und ihre Hinwendung zur Alchemie. Außerdem werden die Gegner der Rosenkreuzer und die Interaktion der Bewegung mit der sich entwickelnden Moderne behandelt.
Das zweite Kapitel untersucht die Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts, insbesondere die "Gold- und Rosenkreuzer". Es beleuchtet die Vorläufer dieser Gruppe, die veränderte Mitgliederstruktur und die Aktivitäten der "Gold- und Rosenkreuzer". Der Schwerpunkt liegt auf der Interaktion der Bewegung mit der Moderne und der Analyse des Gedankenguts der Rosenkreuzer im Wandel der Zeit. Außerdem werden die Zerfallserscheinungen innerhalb der Bewegung und die Auflösung des Ordens der "Gold- und Rosenkreuzer" betrachtet.
Schlüsselwörter
Rosenkreuzer, Geheimgesellschaft, Moderne, Publizität, Öffentlichkeit, Geheimhaltung, Alchemie, Gesellschaftliche Funktionen, Geheimlehren, Gold- und Rosenkreuzer, Zerfall, Freimaurer, Statuten.
- Citation du texte
- Matthias Franke (Auteur), 1998, Die Rosenkreuzer - Ein Versuch über eine Geheimgesellschaft im Wandel der Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14947