Kolonialgeschichte des südlichen Afrikas


Dossier / Travail de Séminaire, 2010

24 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Rolle der Geographie in der Kolonialgeschichte

3. Uberblick uber den Verlauf der kolonialen Besiedlung im sudlichen Afrika S
3.1 Fruhe Besiedlung
3.2 Die Kapkolonie
3.3 Koloniale Grenzziehung
3.4 Gemeinsamkeiten in der Vorgehensweise der Europaer

4. Die Kolonialgeschichte des sudlichen Afrikas am Beispiel der deutschen Kolonie „Sudwestafrika“
4.1 Interessen und Motive
4.2 Besiedlung
4.2.1 Vor der Ankunft der Deutschen
4.2.2. Missionare
4.2.3 Die Flagge folgt dem Handel
4.2.4 Grenzziehung
4.2.5 ErschlieRung
4.3 Kriege gegen die Herero und Nama
4.3.1 Grunde fur den Aufstand
4.3.2 Kriegsverlauf
4.3.3 Bilanz

5. Versohnung?

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Raumliche Ausweitung der Kapkolonie . Quelle: BAhr (2002)

Abbildung 2: Afrika 1880. Quelle: Haywood (1998)

Abbildung.3: Das sudliche Afrika 1914. Quelle: Haywood (1998)

Abbildung 4: Entstehung der namibischen Grenzen. Quelle: Demhardt (2000)

Abbildung 5: Die WeiRe Bevolkerung Deutsch-Sudwestafrikas 1894-1913 Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 6: Kolonialkrieg in Deutsch-Sudwestafrika (1904-1908) Quelle: Zimmerer (2003)

1. Einleitung

Die koloniale Expansion der europaischen Machte hatte seit dem 15. Jahrhundert einen groRen Einfluss auf den afrikanischen Kontinent.

Nicht nur an den wie mit dem Lineal gezogenen Grenzen kann man diesen Einfluss erkennen. Auch an der Sozialstruktur der Staaten, vor allem des sudlichen Afrikas, sind die Auswirkungen des Kolonialismus bis heute spurbar. Die groRen soziookonomischen Unterschiede und somit auch die Armut einzelner Bevolkerungsteile wurden durch ihre systematische Diskriminierung wahrend der Herrschaft europaischer Kolonialherren hervorgerufen.

Schon alleine wegen dieser Auswirkungen bis in die heutige Zeit haben die europaischen Gesellschaften eine Verantwortung gegenuber den afrikanischen Gesellschaften. Zu dieser Verantwortung sollte auch gehoren, sich mit dem Thema des Kolonialismus auseinanderzusetzen. Dies soll im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit geschehen.

Zunachst bleibt zu klaren, was unter dem Begriff „Kolonialismus“ eigentlich genau zu verstehen ist. Dazu soll hier eine Begriffsdefinition von Jurgen Osterhammel (2006:21) hinzugezogen werden:

„Kolonialismus ist eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen uber die Lebensfuhrung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berucksichtigung externer Interessen getroffen und tatsachlich durchgesetzt werden. Damit verbinden sich in der Neuzeit in der Regel sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen, die auf der Oberzeugung der Kolonialherren von ihrer eigenen kulturellen Hoherwertigkeit beruhen.“

Nach einem allgemeinen Teil uber die Rolle der Geographie im Kolonialismus im 2. Kapitel und einem Oberblick uber den Verlauf der kolonialen Besiedlung des sudlichen Afrikas im 3. Kapitel, soll in dieser Arbeit genauer auf die von Osterhammel angesprochene Herrschaftsbeziehung, in diesem Falle der Deutschen, zur einheimischen Bevolkerung im heutigen Namibia eingegangen werden.

Dabei werden im 4. Kapitel sowohl ihre Interessen und Motive betrachtet, die in der Definition von Osterhammel als „sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen“ aufgefuhrt werden, als auch die Expansion der Deutschen im Raum. Dass diese Herrschaftsbeziehung keineswegs konfliktfrei verlief sondern zum ersten Volkermord in der deutschen Geschichte fuhrte, wird ebenfalls im 4. Kapitel genauer beschrieben werden.

AbschlieBend soil die Frage nach den Auswirkungen der deutschen Kolonialherrschaft und nach dem Stand des Versohnungsprozesses gestellt werden.

2. Die Rolle der Geographie in der Kolonialgeschichte

Die Etablierung der Geographie als Wissenschaft steht in Deutschland in einem engen, wechselseitigen Verhaltnis mit dem deutschen Kolonialismus.

Eine wichtige Rolle spielen hierbei zunachst einmal die Geographischen Gesellschaften. Die erste Geographische Gesellschaft wurde bereits 1788 in London gegrundet. Aus dieser "African Association for Promoting the Discovery of the Interior Parts of Africa" ging 1830 die Royal Geographical Society of London" hervor. GrOnder (2004:39) macht die Deutsche Geographische Gesellschaft als „Keimzelle“ der Ende der 1870er Jahre entstehenden Kolonialvereine aus. Sie leisteten die „Pionierarbeit“ mit der Forschung fur den „deutschen Kaufmann“ und den „deutschen Aussiedler“ (GrOnder 2004:39).

Auch die Geographische Gesellschaft zu Freiburg, die allerdings erst im Jahr 1925 gegrundet wurde, soll an dieser Stelle nicht unerwahnt bleiben. Sie befand sich in einem engen Netzwerk mit Kolonialbefurwortern und veranstaltete Vortrage zu neutral anmutenden landerkundlichen Themen. Diese waren jedoch sowohl in der Themenauswahl, als auch in der Auswahl der Referenten auf ehemalige deutsche Kolonien bzw. einen erneuten Kolonialerwerb bezogen. Dies wird auch aus §1 der Satzung ersichtlich:

„Die Geographische Gesellschaft zu Freiburg i. Br.' ist eine wissenschaftliche Gesellschaft. Sie hat den Zweck und die Aufgabe das erd- und volkerkundliche Wissen unter besonderer Berucksichtigung des Deutschtums im Auslande in weiteren Kreisen zu verbreiten. Die Gesellschaft veranstaltet zu diesem Zweck in jedem Jahre eine Reihe von Vortragen.“ (In: Wegmann 2007:5)

Im Folgenden soll geklart werden, warum die Geographen an dem Erwerb von Kolonien interessiert waren. Schon vor 1884 bescherten koloniale Phantasien der Geographie ein wachsendes gesellschaftliches Ansehen und einen leichteren Zugang zu Forschungsgeldern. In dieser Zeit begann sie sich auch an den Universitaten und Schulen zu institutionalisieren. So stieg die Anzahl der Lehrstuhle im Fach Geographie an den Universitaten nach 1871 sprunghaft an.

Am Lehrstuhl der Kolonialgeographie an der Friedrich-Wilhelms-Universitat in Berlin wurde noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs u.a. „Koloniale Bevolkerungslehre“, „Kolonialwirtschaftliche Produktionslehre“ sowie “Koloniale Siedlungs- und Verkehrsgeographie“ gelehrt.

Nachdem das Deutsche Reich Kolonien erworben hatte, formalisierte sich das Verhaltnis der Geographen zur Politik. Sie wurden Mitglieder in politischen Gremien wie dem Kolonialrat und berieten aktiv politische Wurdentrager.

Aber auch nach dem Ersten Weltkrieg und dem damit einhergehenden Verlust der deutschen Kolonien bestand eine enge Verzahnung zwischen der Geographie und kolonialen Bestrebungen. Sie zeichnete sich auch in der Herkunft der Forschungsgelder fur Geographen ab. So wurde Carl Troll 1929 eine Forschungsreise nach Ostafrika finanziert, deren Geldgeber die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die Kultur- sowie Kolonialabteilung des Auswartigen Amtes, die PreuBische Akademie der Wissenschaften, die Deutsche Kolonialgesellschaft, die Abteilung Charlottenburg der Deutschen Kolonialgesellschaft und die Bayerische Akademie der Wissenschaften waren (vgl. Zimmerer 2004:19).

Bestimmt gab es auch unter den Geographen Kritiker am Kolonialismus. Jedoch schlossen sich die meisten Geographen der damaligen Zeit der burgerlichen Kolonialbegeisterung an.

Ferdinand von Richthofen erstellte z.B. schon Jahre vor der deutschen Kolonie in China eine Karte des bereisten Gebiets, auf dem er Kohlevorkommen und die mogliche Fuhrung einer Eisenbahntrasse einzeichnete. Carl Troll behielt auch nach der Abgabe der deutschen Kolonien seine Kolonialbegeisterung bei, wie folgendes Zitat von 1933 zeigt:

Bei der Umschau, wo eine Ausdehnung oder Vertiefung des deutschen Lebensraumes moglich ist, treten zwei ganz verschiedenen Raume in den Vordergrund: der deutsche Osten und der Oberseeraum. In Obersee sind es wiederum zwei Erdteile, die unser besonderes Interesse beanspruchen: Sudamerika und Afrika. [...] Afrika, weil sich dort Deutschland ein historisches Recht auf eigenen Kolonialbesitz erworben hat, weil wir dort hoffen konnen, mit deutscher Kraft und deutschen Menschen wieder auf deutschem Boden arbeiten zu konnen, aber auch, weil in den deutschen Kolonien tropische Rohstoffe erzeugt werden, die der deutsche Markt ganz besonders benotigt. (TROLL:1933)

3. Uberblick uber den Verlauf der kolonialen Besiedlung im sudlichen Afrika

3.1 Fruhe Besiedlung

Die ersten Europaer erreichten das sudliche Afrika als sie im 15. Jahrhundert begannen, das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren. Hervorzuheben ist an dieser Stelle der Portugiese Bartolomeo Diaz. Er umfuhr das Kap bereits 1488 und errichtete an der heutigen Kuste von Namibia so genannte „Diaz-Kreuze“. Zur Zeit der Portugiesischen Seefahrer gab es jedoch noch keine groBeren VorstoBe in das Landesinnere. Es wurden lediglich Handelsstationen an der Kuste eingerichtet.

Vor der Kolonisation durch die Europaer existierte der Mwene-Mutapa-Staat im Gebiet des heutigen Mosambik. Im sudlichen Afrika lebten Ovambo, Herero, Khoi- san, San, Xhosa, Nguni und Sotho in Jager- und Sammer- bzw. Nomadengesellschaften. (vgl. Haywood 1998)

3.2 Die Kapkolonie

1652 grundete der Niederlander Jan von Riebeck Kapstadt. Die Stadt diente zunachst als Versorgungsstation der Hollandisch-Ostindischen Kompanie. Anfangs wollte man die Station der Hollandisch-Ostindischen Kompanie nicht als Siedlungskolonie entwickeln. Es kam aber von Beginn an eine groBere Anzahl von europaischen Siedlern, so dass sich die Kolonie schnell zur Siedlungskolonie entwickelte.

Die fruhen Siedler waren Niederlander, zum Teil auch Deutsche und Franzosen, die sich selbst Buren (vom Niederlandischen „Bauer“) nannten. Seit 1688 waren unter ihnen auch viele Hugenotten. Heute werden sie „Afrikaaner“ genannt (vgl. Ulrich 2002).

Die fruhen Siedler schickten Expeditionen aus, um Vieh einzutauschen und Vorkommen von Bodenschatzen zu erkunden. Missionare zogen ins Landesinnere und errichteten dort Missionsstationen. Sie bereiteten die Abwanderung der Siedler zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus dem Kernraum der Kolonie ins Binnenland vor. Diese Expansion der Siedler verlief allerdings keineswegs Konfliktfrei. Die halbnomadischen „Trekburen“ konkurrierten etwa mit San bzw. Xhosa um Weidegrunde (vgl. BAhr 2002).

1812 erfolgte die formliche Annexion der Kapkolonie durch die Briten, zwei Jahre spater wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Mit der Anglisierung des offentlichen Lebens und der Abschaffung der Sklaverei durch die Briten zeigten sich die Buren sehr unzufrieden. Sie zogen ab 1835 zu den „groBen Treks“ nach Norden und Nordosten aus, um neue Siedlungsgebiete zu suchen und dort Republiken zu grunden. In den Jahren 1852 und 1854 wurden die Burenrepubliken durch die Briten offiziell anerkannt. Die Gold- und Diamantenfunde in den Burenrepubliken fuhrten allerdings sowohl zu einer starken Zunahme an europaischen Einwanderern in das sudliche Afrika, als auch zu Konflikten mit GroBbritannien. Diese Konflikte gipfelten in den Burenkriegen. Im Jahr 1910 entstand aus der Kapkolonie, dem Oranje-Freistaat, Transvaal und Natal die Commonwealth-Dominion Sudafrikanische Union (vgl. BAhr 2002).

Abb. 1: Raumliche Ausweitung der Kapkolonie . Quelle: Bahr (2002)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fin de l'extrait de 24 pages

Résumé des informations

Titre
Kolonialgeschichte des südlichen Afrikas
Université
University of Freiburg  (Institut für Physische Geographie)
Cours
Südliches Afrika
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
24
N° de catalogue
V149600
ISBN (ebook)
9783640602971
ISBN (Livre)
9783640602148
Taille d'un fichier
2275 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geographie, Kolonialismus, Herero, Geschichte, Namibia, Südafrika, Südliches Afrika, Nama, Völkermord
Citation du texte
Sabrina Roy (Auteur), 2010, Kolonialgeschichte des südlichen Afrikas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149600

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