Caesars Rede zu Ariovist aus dem "Bellum Gallicum". Legitmierte Macht oder Selbstdarstellung?


Seminararbeit, 2010

14 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition und Erläuterung der Begriffe
2.1. Macht
2.2. Herrschaft
2.3. Legitimität und Legitimitätsgeltung

3. Caesar und der Konflikt mit Ariovist
3.1. Zur Person Caesar – ein Abriss
3.2. Der Verlauf des Konflikts mit Ariovist
3.3. Caesars Rede und deren Interpretation

4. Zusammenfassung

5. Quellennachweis

1. Einleitung

Der Mythos Caeasr, seine tatsächlichen Errungenschaften und das Imperium Romanum, das erste Weltreich der damals bekannten Welt, sind aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Städte wie Köln oder Trier zeigen noch heute die Spuren der Römer. Diese Geschichte zu rekonstruieren war schwer, denn es gibt nicht immer ausreichend Nachlass zur Auswertung oder zum besseren Verständnis. Doch auch wenn dieser Nachlass recht lückenhaft und teilweise subjektiv ist, so kann und muss er herangezogen werden. Ein Teil dieses Nachlasses ist Caesars Werk „De bello Gallico“, welches sich heutzutage in der Weltliteratur etabliert hat und wenigstens dem Namen nach zur Allgemeinbildung gehört.

In dieser Arbeit soll es speziell um Caesars Rede zu Ariovist gehen und der damit verbundenen Frage nach Legitimitätsgeltung und Herrschaft Caesars gegenüber seinen Legion und Ariovist, beziehungsweise dem gallischen Land. Es mag zweifelsohne recht kompliziert sein, vergangene Handlungsweisen nach modernen Gesichtspunkten zu untersuchen, doch es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass auch in der Soziologie Gesetzmäßigkeiten existieren. Max Weber soll hier als Vorlage dienen um den Bereich von Legitimität und Herrschaft erläutern zu können.

Strukturell wird als Erstes über Begriffe und Definitionen zu reden sein, um eine Basis für das Verständnis der weiteren Erläuterungen zu schaffen. Dabei werden insbesondere die Begriffe wie Macht, Legitimität und Herrschaft zu erläutern und soziologisch zu begründen sein.

Nach Abschluss dieses Kapitels geht es dann um die Person Caesar, einen Überblick über den Konflikt und die Rede Caesars zu Ariovist. Diese Rede ist dann entsprechend zu interpretieren und zu bewerten. Schon diese Bewertung stellt eine Herausforderung dar, da heute in anderen Kategorien gedacht wird und die demokratische Denkweise in den meisten Fällen doch überwiegt. Aber im römischen Reich von einer Demokratie zu sprechen, ist genauso falsch wie die Bezeichnung der Diktatur zu wählen. Die Römer haben sehr traditionell gedacht und gehandelt und waren ihren Gottheiten sehr verbunden. Bevor die Christianisierung vollzogen wurde, war die römische Gesellschaft polytheistisch strukturiert. Normalerweise beriefen sich auch römische Politiker auf die Abstammung von Gottheiten. Auch Caesar tat dies, doch die genaueren Gründe hierfür werden im Kapitel 3.1. zu erläutern sein. Doch diese traditionelle Denk- und Handlungsweise heißt auch nicht eine tradtional legitimierte Herrschaft. Auch dies wird später zu belegen sein. Abschließend soll dann die Frage nach der Legitimation Caesars und seiner Macht in Gallien, speziell im Konflikt mit Ariovist, beantwortet werden.

Doch im Folgenden sollen nun, wie erwähnt, Begriffe erläutert werden.

2. Definition und Erläuterung der Begriffe

Die Begriffe Macht, Legitimität und Herrschaft werden häufig in einem Atemzug genannt und auf verschiedenste Arten miteinander verknüpft. Doch die genaue Bedeutung und die Anwendungsbereiche dieser Begriffe sind den wenigsten geläufig. Macht und Herrschaft sind eben nicht das gleiche oder gar dasselbe, wie landläufig verstanden. Max Weber hat die Begriffe von Macht und Herrschaft streng getrennt und verschieden definiert. Auch Arendt verfolgte diesen Ansatz und behauptete in ihrem Werk „Macht und Gewalt“, Gewalt könne Macht zerstören. Setzt man diesen Ansatz in das Imperium Romanum um, so muss Caesars Macht einen anderen Ursprung als Gewalt haben, wobei bei Hannah Arendt eher davon auszugehen ist, dass die nach innen gerichtete Gewalt gemeint ist. Anhand dieser kurzen Überlegungen wird deutlich, wie komplex sich diese Thematik darstellt. Doch nun zur Erläuterung des Machtbegriffs nach Weber.

2.1. Macht

Max Weber definiert den Begriff der Macht in seinem Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ so, wie er hier verstanden werden soll, folgendermaßen: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“[1] Weber bezieht diese Definition auf jede soziale Beziehung und legte damit den Grundstein für die Erklärung von Macht. Raymond Aaron übernahm diese Definition und wendet sich erstmals im Bereich der internationalen Beziehungen an. Sicherlich ist es nicht richtig die Verhandlungen zwischen Caesar und Ariovist als internationale Beziehungen zu bezeichnen, was aber stimmt für das Erörtern von Caesars Macht ist eine Vereinfachung von Raymonds Analyse, die da lautet: „Macht besteht darin, dass man nicht nachgeben muss, sondern die Umwelt oder eine andere Person zum Nachgeben zwingen kann.“[2] In der Konsequenz bedeutet dies, Machtausübung kann durchaus über einen Zwang erfolgen, muss sie aber nicht. Macht kann also im Sinne von Handlungsmacht, beziehungsweise von Handlungsfreiheit betrachtet werden.

Michael Mann hingegen unterscheidet verschiedene Organisationsformen und Quellen von Macht. Als erstes soll hier die ideologische Macht erörtert werden. Laut Mann wird mit der Verkörperung und Politisierung einer Ideologie kollektive und distributive Macht ausgeübt.

Die jüngsten Beispiele hierfür sind der Nationalsozialismus und der Kommunismus als Ideologien des 20. Jahrhunderts. Ökonomische Macht hingegen wird von demjenigen erlangt, der das Herrschaftsmonopol über Produktion, Distribution, Tausch und Konsum besitzt.

Die für die Betrachtung des Konflikts entscheidende Machtquelle, ist die von Mann definierte militärische Macht. Die Notwendigkeit und das Bedürfnis nach organisierter physischer Verteidigungsnotwendigkeit sind der Ursprung. Diese Machtquelle ist das gröbste und auch konzentrierteste Machtinstrument und wird in Kriegszeiten besonders deutlich. Die letzte Quelle bildet die politische Macht: “Sie entspringt der Rationalität einer zentralisierten, institutionalisierten, territorialisierten Reglementierung und Eingrenzung von sozialen Verhältnissen und politischen Organisationen.“[3] Territorial soll nationalstaatlich-organisiert heißen, mit der Unterscheidung von innen- und außenpolitischer Macht.

Zweifelsohne kann für das Imperium Romanum dieser Zeit der moderne Begriff der Supermacht verwendet werden, auch wenn militärische Interventionen nicht immer sofort und überall möglich waren. Daher kann man abschließend für das römische Reich ökonomische und militärische Macht als Quellen heranziehen. Da nun die Herkunft der Macht ausgelotet ist, soll es nun um Herrschaft gehen.

2.2. Herrschaft

Den folgenden Aussagen über die Herrschaft sollen ebenfalls Max Weber zugrunde liegen, um hier einen einheitliche Kurs zu fahren. Weber definiert Herrschaft folgendermaßen: „Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden; […].“[4]

Der Unterschied von Macht und Herrschaft wird trotz des eigentlichen Bezuges auf soziale Beziehungen allgemein schon sehr deutlich. Weber unterscheidet drei reine Typen legitimer Herrschaft, wobei der Legitimitätsbegriff einschließlich der Legitimitätsgeltung im nächsten Kapitel auseinandergesetzt werden soll. Die drei reinen Typen rationaler legitimer Herrschaft sind:

1. Durch den Glauben an die Legalität „gesatzer Ordnungen und des Anweisungsrechts der durch sie zur Ausübung der Herrschaft Berufenen ruhen (legale Herrschaft).“[5]
2. Die traditionale Herrschaft basiert auf dem Alltagsglauben an die Heiligkeit der Traditionen. Durch diesen von jeher existierenden Glauben wird die Herrschaft legitimiert.
3. Die charismatische Herrschaft wird durch „[außeralltägliche] Hingabe an die Heiligkeit oder die Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person und der durch sie offenbarten oder geschaffenen Ordnungen [ruhen]“[6] definiert.

[...]


[1] Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft:Grundriss der verstehenden Soziologie. 5., revisionierte Auflage Studienausagabe,Tübingen: Mohr, 1980; S. 28.

[2] Woyke, Wichard (Hrsg): Handwörter internationale Politik. Barbara Budrich, Opladen und Farmington Hills, 2007; S. 311.

[3] Ders., S. 312, 313.

[4] Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft:Grundriss der verstehenden Soziologie. 5., revisionierte Auflage Studienausagabe,Tübingen: Mohr, 1980; S. 28.

[5] Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft:Grundriss der verstehenden Soziologie. 5., revisionierte Auflage Studienausagabe,Tübingen: Mohr, 1980; S. 124.

[6] Ders.; S. 124.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Caesars Rede zu Ariovist aus dem "Bellum Gallicum". Legitmierte Macht oder Selbstdarstellung?
Hochschule
Universität Potsdam  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Proseminar Caesar
Note
3,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
14
Katalognummer
V149881
ISBN (eBook)
9783640609772
ISBN (Buch)
9783640610013
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Caesars, Rede, Ariovist, Macht, Selbstdarstellung, Bellum, Gallicum
Arbeit zitieren
Alexander Reden (Autor:in), 2010, Caesars Rede zu Ariovist aus dem "Bellum Gallicum". Legitmierte Macht oder Selbstdarstellung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149881

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