Arno Schmidts Gelehrtenrepublik sticht in vielerlei Hinsicht aus dem Kanon der bekanntesten Utopien bzw. Dystopien heraus. Nicht nur die Interpunktion und Textsegmentierung des Romans ist außergewöhnlich, auch die satirische Verwendung von Klischees und Stereotypen, intendierten Fehlern und fantastischen Elementen unterläuft gängige Leseerwartungen.
Ziel der folgenden Untersuchung ist, den thematischen Schwerpunkt dieses Romans – die Unterwerfung der künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit unter ein Nützlichkeitsdiktat – anhand eines eigens erarbeiteten Modells realpolitischer Elitetypen auszudifferenzieren. In diesem Rahmen werde ich auch der Frage nachgehen, welche Funktion die geistige Elite für gewöhnlich in der literarischen Utopie inne hat und welche Rückschlüsse dies hinsichtlich der Gelehrtenrepublik zulässt. Die theoretische Basis meines Modells ergibt sich aus den Theorien der Philosophen Gerd-Klaus Kaltenbrunner und Eric Hoffer. Ich erhebe damit nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, wohl aber auf Kohärenz und innere Folgerichtigkeit.
Von dieser Basis ausgehend analysiere ich das Verhältnis zwischen geistiger Elite und Metaphysik bei Platon. Die gewonnenen Erkenntnisse werden sodann im zweiten Teil der Arbeit auf Schmidts Roman projiziert. Ich analysiere die Struktur des Romans, die in diesem Kontext relevanten Aspekte des Kalten Krieges sowie den Aufbau der fiktiven „International Republik fort Artists and Scientists“ (IRAS). In einem abschließenden Ausblick versuche ich zu bestimmen, unter welchen Voraussetzungen das Wirken der geistigen Elite den Bereich des Utopischen verlässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Verhältnis zwischen literarischer Utopie und den realpolitischen Elitetypen
- Definition der literarischen Utopie
- Definition der realpolitischen Elitetypen
- Platons Politeia: Probleme der utopischen Elitenherrschaft
- Der Geniekult: Utopie einer Elitesymbiose
- Inhaltliche Position und narrative Struktur der Gelehrtenrepublik
- Der Roman im Kontext des Kalten Krieges
- Die IRAS
- Ein Ausblick: Humane Kreativität
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Arno Schmidts Roman „Gelehrtenrepublik“ im Kontext der literarischen Utopie und untersucht die Funktion der geistigen Elite in diesem utopischen Staatsroman. Der Fokus liegt auf der Analyse der Unterwerfung künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeit unter ein Nützlichkeitsdiktat, wobei ein eigens entwickeltes Modell realpolitischer Elitetypen zur Anwendung kommt. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der geistigen Elite in der literarischen Utopie und untersucht, welche Rückschlüsse sich daraus für Schmidts Roman ziehen lassen.
- Die Funktion der geistigen Elite in der literarischen Utopie
- Die Unterwerfung künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeit unter ein Nützlichkeitsdiktat
- Die Rolle der geistigen Elite in Arno Schmidts „Gelehrtenrepublik“
- Die Analyse der „International Republik fort Artists and Scientists“ (IRAS)
- Die Bedeutung des Kalten Krieges für die Gestaltung des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Gelehrtenrepublik“ von Arno Schmidt im Kontext der literarischen Utopie vor und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie hebt die Besonderheiten des Romans hervor, wie die außergewöhnliche Interpunktion und Textsegmentierung sowie die satirische Verwendung von Klischees und Stereotypen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, den thematischen Schwerpunkt des Romans, die Unterwerfung der künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit unter ein Nützlichkeitsdiktat, anhand eines eigens erarbeiteten Modells realpolitischer Elitetypen zu analysieren.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis zwischen literarischer Utopie und realpolitischen Elitetypen. Es definiert den Begriff der literarischen Utopie anhand der Merkmale der fiktiven Zukunft und der Realisierungstendenz. Die Arbeit beleuchtet die Frage nach sozialer Egalität in utopischen Gesellschaften und stellt fest, dass trotz des utopischen Ideals der Gleichheit in allen literarischen Utopien des letzten Jahrhunderts eine Sozialhierarchie mit einer herrschenden Instanz existiert. Das Kapitel analysiert die Theorien von Gerd-Klaus Kaltenbrunner und Eric Hoffer zur politischen Elite und stellt fest, dass Eliten ein konstantes Element der Politik sind und dass die Begriffe „elitär“ und „egalitär“ kontradiktorisch sind.
Das vierte Kapitel widmet sich dem Geniekult in Arno Schmidts „Gelehrtenrepublik“. Es analysiert die inhaltliche Position und narrative Struktur des Romans sowie den Kontext des Kalten Krieges. Das Kapitel untersucht die fiktive „International Republik fort Artists and Scientists“ (IRAS) und die Rolle der geistigen Elite in diesem utopischen System.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die literarische Utopie, den Geniekult, die geistige Elite, Arno Schmidt, „Gelehrtenrepublik“, realpolitische Elitetypen, Nützlichkeitsdiktat, Kalter Krieg, „International Republik fort Artists and Scientists“ (IRAS), Platons Politeia, soziale Egalität, Gleichheit, Freiheit, Individualität, Ordnung.
- Citar trabajo
- Ulrich Goetz (Autor), 2010, Zur Funktion der geistigen Elite im utopischen Staatsroman, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149941