Franz Mehring, lange Zeit Anhänger des bürgerlichen Liberalismus und zeitweise sogar
erbitterter Gegner der Sozialdemokratie, schloss sich der deutschen Arbeiterbewegung zwar
erst spät an – 1891 war er 45 Jahre alt –, blieb ihr aber bis zum Ende seines Lebens treu. Dass
er zum linken Parteiflügel der alten SPD gehörte und im Zuge der „Großen Spaltung“ ab 1914
zusammen mit Luxemburg, Liebknecht, Zetkin und anderen zum Mitgründer des Spartakus-
Bundes und schließlich der KPD wurde, hat ihm den Status eines „Halbklassikers“ und eine
eigene, 15-Bändige Werksausgabe im SED-Parteiverlag Dietz erworben. Neben den
Schriften zur deutschen Geschichte und zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung – zu
denken ist hier etwa an seine monumentale Geschichte der deutschen Sozialdemokratie oder
seine Marx-Biographie – nehmen die literaturkritischen und literaturhistorischen Texte den
größten Teil seiner Publizistik ein.
Nach seinem Anschluss an die Sozialdemokratie stellte Mehring sein Schaffen ganz in den
Dienst der Arbeiterbewegung und ihrer Partei; seine Texte erschienen entweder in den
Zeitungen der SPD oder in Broschüren- bzw. Buchform in den Parteiverlagen. Die SPD hatte
keineswegs nur politische und ökonomische Ziele, sondern ihre Arbeit bezog sich auf alle
gesellschaftlichen Bereiche – auch die Kultur. Mehring war dabei einer der ersten, der die
Marx’sche Methode nicht nur auf politische Phänomene, sondern auch auf die historische,
philosophische und kulturelle Tradition anwendete.
Es ging ihm hierbei nicht in erster Linie um die Beschäftigung mit Literatur an sich,
sondern darum, diese Beschäftigung für die Arbeiterbewegung nutzbar zu machen. Eine der
zentralen Fragen war für ihn dabei, welche Rolle Literatur im proletarischen
Emanzipationskampf spielen konnte und sollte? Dazu untersuchte er sie auf ihren
ideologischen Gehalt und versuchte das Verhältnis der Arbeiterbewegung zur bürgerlichen
Literatur sowie Möglichkeiten und Voraussetzungen für das Entstehen einer proletarischen
Literatur zu bestimmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mehring über den Charakter von Kunst und Literatur
- Naturalismus
- Freie Volksbühne
- „Unter den Waffen schweigen die Musen.“ - Zur Proletarischen Literatur
- Die deutsche Klassik
- Zusammenfassung
- Literatur
- Schriften von Franz Mehring
- Weitere Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Literaturtheorie von Franz Mehring, einem prominenten Vertreter des linken Flügels der deutschen Sozialdemokratie. Sie analysiert Mehrings Ansatz, die Marx'sche Methode auf die Literatur anzuwenden und die Rolle der Literatur im proletarischen Emanzipationskampf zu untersuchen.
- Mehrings historisch-materialistische Sicht auf Kunst und Literatur
- Die Bedeutung des Klassenkampfes für die Literatur
- Die Rolle der Literatur im proletarischen Emanzipationskampf
- Mehrings Kritik an der bürgerlichen Literatur
- Die Voraussetzungen für das Entstehen einer proletarischen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Franz Mehring als einen wichtigen Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung vor und beleuchtet seine literaturkritischen und literaturhistorischen Schriften. Sie führt in die zentrale Frage ein, welche Rolle Literatur im proletarischen Emanzipationskampf spielen kann.
Das Kapitel „Mehring über den Charakter von Kunst und Literatur“ analysiert Mehrings Sicht auf Kunst im Kontext des historischen Materialismus. Es wird deutlich, dass Kunst für ihn ein Teil des Überbaus ist und von der ökonomischen Basis abhängt.
Das Kapitel „Naturalismus“ untersucht Mehrings Analyse des Naturalismus als Ausdruck der Dekadenz der Bourgeoisie.
Das Kapitel „Freie Volksbühne“ befasst sich mit Mehrings Engagement für die Freie Volksbühne als ein Instrument der Arbeiterkultur.
Das Kapitel „„Unter den Waffen schweigen die Musen.“ - Zur Proletarischen Literatur“ analysiert Mehrings Überlegungen zur proletarischen Literatur und ihre Rolle im Klassenkampf.
Das Kapitel „Die deutsche Klassik“ untersucht Mehrings Sicht auf die deutsche Klassik und ihre Bedeutung für die Arbeiterbewegung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Franz Mehring, Literaturtheorie, historischer Materialismus, Klassenkampf, proletarische Literatur, bürgerliche Literatur, Emanzipation, Arbeiterbewegung, Sozialdemokratie, Kunst und Kultur.
- Citation du texte
- Jan Dreßler (Auteur), 2007, "Kunst und Proletariat" - Franz Mehrings Literaturtheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149977