Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft"

Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die Vermischung von PR und Journalismus?


Seminararbeit, 2009

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Journalistischer Alltag

3. Das Wesen der Public Relations

4. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

5. Die widersprüchlichen Strategien der INSM
5.1 Die Komposition der Medien
5.2 Fahrlässige journalistische Prostitution
5.3 Die Missionsträger der Initiative

6. Fazit

7. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

„Vier feindselige Zeitungen sind mehr zu fürchten als tausend Bajonette”, fröstelte es schon dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte im achtzehnten Jahrhundert. Die Angst vor der Vierten Gewalt gerade bei Personen und Einrichtungen die von einer positiven Meinung der Öffentlichkeit abhängig sind, häufig aus ökonomischen Gründen, resultiert aus ihrem Ruf. Jean-Jacques Rousseau beschrieb die Presse als vierte Säule des Staates, die die Rolle des Volksvertreters in Demokratien innehaben sollte. Doch woher kommt diese Angst vor dem doch eigentlich Guten?

Der Journalismus gilt weitläufig als neutral und enthüllend. Er recherchiert und deckt auf, was dem Bürger und Verbraucher oft verborgen bleibt - eventuell auch verborgen bleiben sollte.

Gerade deshalb sind investigative Sendungen und Beiträge in Zeitungen so erfolgreich und ziehen großes Interesse auf sich.

Da Unternehmen, Parteien und Verbände stets darauf bedacht sind, ihre Interessen und ihr Handeln ins rechte Licht zu rücken und es als das non plus ultra zu präsentieren, nehmen sie diese Aufgabe lieber selbst in die Hand. Nicht eigenmächtig zu bestimmen, was das Publikum über sie erfährt, sondern eine unabhängige Zeitung oder Fernsehsendung darüber berichten zu lassen, scheint zu riskant. Angesichts des Berufsethos der Journalisten, eine unabhängige, neutrale und sorgfältig recherchierte Arbeit abzuliefern, scheint diese Angst der Unternehmen berechtigt, denn nicht immer stimmt das, was einem präsentiert wird mit der Wirklichkeit überein. Da eine freie Presse selten Loblieder auf Unternehmen, Politik und Verbände singt, nehmen diese das Heft häufig selbst in die Hand und beauftragen Spezialisten ihre Unternehmensphilosophie ins gewünschte Licht zu rücken- diese Spezialisten entspringen der Riege der Public Relations (im Folgenden auch PR abgekürzt).

Weil jedoch viele Leser einen Artikel für seriöser und glaubwürdiger halten als eine Werbebeilage, versucht die PR ihre Erzeugnisse immer häufiger gezielt als recherchierte Artikel in Zeitungen unter zu bringen. Hierfür bekleidet sie in Zeiten der Medienkrise, die von finanziellen und personellen Engpässen in Redaktionen geprägt ist, die Rolle des perfiden Zulieferers der benötigten Informationen. Das Wissen über die Not im redaktionellen Alltag lässt die geschönten Artikel schneller in Zeitungen gelangen, in denen sie dann für den Leser als normaler Bericht erscheinen. Die Gefahr des Glaubwürdigkeitsverlustes der Zeitungen spielt hier eine mindestens genauso große Rolle wie die fehlende Kontrollfunktion, die schon Rousseau beschrieb.

Kritiker sehen in den gegenwärtigen Tendenzen schon den Untergang des traditionellen investigativen Journalismus mit all seiner Unabhängigkeit. Befürworter der Kopplung von Journalismus und PR sehen darin einen klaren Vorteil für die Leser. Da Journalisten häufig kein Fachwissen in dem von ihnen recherchierten Feld aufweisen, versorgen sie Fachleute aus den jeweiligen Branchen mit sachkundigen Informationen, durch die der Rezipient informativere Artikel erhält.

Eine Institution, die ihre Meinung nahezu perfekt organisiert verbreitet und hierfür die gesamte Palette an Werbemitteln nutzt, ist die vom Arbeitgeberlager finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (im Folgenden auch INSM abgekürzt). Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird auf den redaktionellen Alltag in Deutschland sowie auf die allgemeinen Tendenzen im Bezug auf die Vermischung von PR und Journalismus eingegangen. Vertieft wird die mediale Arbeitsweise der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft betrachtet und analysiert. Es soll aufgezeigt werden, wo die Risiken der Symbiose zweier gegensätzlicher Medien liegen und wie mit dieser umgegangen werden sollte. Durch Die Hauptthesen dieser Abhandlung liefert der Artikel „Getrennte Welten? Journalismus und PR in Deutschland“ des Netzwerk Recherche, einem Interessenverband investigativ arbeitender Journalisten in Deutschland.

2. Journalistischer Alltag

Artikel in Zeitungen und in anderen Medien dienen im Allgemeinen dazu dem Leser die Bildung einer eigenen Meinung über ein Thema zu ermöglichen. Dies geschieht über das Erschließen und Auseinandersetzen von und mit kritischen Texten. „Es ist ein schönes, ein idyllisches Bild – ein Bild, das uns von der pluralistischen

Informationsgesellschaft und ihrem wichtigsten Akteur und Wächter, dem

Journalisten, berichtet: Eben dieser Journalist sitzt in seiner Redaktionsstube;

Verbände, Behörden und Unternehmen senden ihm Informationen zu. Er wählt aus,

überprüft, recherchiert, ergänzt. Er ist korrekt, kritisch, unbestechlich.“[1] So stellt sich der Durchschnittsleser das Zustandekommen des von ihm konsumierten Artikels idealerweise vor. Der Leser erwartet keine versteckte Werbebotschaft einer Institution, die versucht eine bestimmte Meinung zu übermitteln. Doch weshalb verraten viele Journalisten ihr Berufsethos trotzdem und setzen gleichzeitig ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel?

„Bedingt durch die wirtschaftliche Tal-Situation der Medienunternehmen suchen Redaktionen neue Wege aus der Krise. Fehlende Ressourcen bedingen Neustrukturierungen. Fremdvergaben, Zukäufe, Outsourcing: Was Journalisten durch Zeitknappheit nicht mehr erreichen, wird zugeliefert, adaptiert, umgeschrieben und gelangt verstärkt unreflektiert in die Öffentlichkeit.“[2] Das heißt, viele Journalisten sehen sich auf Grund ökonomischer Umstände dazu gezwungen lukrative Aufträge aus der Wirtschaft anzunehmen. „Wer die Printhonorare kennt, dem [...][ist bekannt][der Verf.], dass man angesichts dieser Hungerhonorare bei solch unmoralischen Angeboten schnell Eurozeichen in die Augen bekommen kann." [...][E]in PR-Auftrag finanziere die aufwändige Geschichte, für die nur 150 Euro bezahlt werden, die aber zwei Tage binde.“[3] So eine Journalistin über den ständigen inneren Konflikt zwischen finanzieller Sicherheit und Idealismus.

Wesentlich härter trifft die Medienkrise die Journalisten ohne Festanstellung.

Die Zahl der sogenannten „Freien Journalisten“ ist alarmierend: fast jeder dritte Journalist arbeitet ohne festes Arbeitsverhältnis.

„In der Regel geschah der Gang in die Selbstständigkeit nicht freiwillig, sondern ergab sich meist aus Kündigungen in Folge der Medienkrise. Gefragt sind auf dem Markt der „Freien Journalisten“ Alleskönner mit Spezialisierungen.“[4]

Das Einkommen solcher Journalisten reicht häufig nur für das Nötigste.

Ein freier Journalist berichtet von einem monatlichen Einkommen von eintausend bis eintausendfünfhundert Euro- bei einer Arbeitszeit von sechzig bis siebzig Stunden, die überwiegend aus einer ausgiebigen Recherche resultiert. Dies entspräche einem Stundenlohn von 5,37 Euro für eine mental sehr fordernde Arbeit.

[...]


[1] Thomas Schnedler, „Getrennte Welten? Journalismus und PR in Deutschland“(2006), Netzwerk Recherche, NR-Werkstatt Nr.4/2006, S. 16

[2] Universität Hohenheim (2005): „Braucht Journalismus die PR?“ In: http://www.pr-journal.de/redaktion-aktuell/branche/1517-braucht-journalismus-die-pr.html. Am: 05.08.2009

[3] Erdmann, Bettina/ Nehrlich, Helma (2005): „Journalismus auf dem gesponserten Lotterbett?“ In: http://mmm.verdi.de/archiv/2005/02/journalismus/journalismus_auf_dem_gesponserten_lotterbett. Am: 05.08.09

[4] Eggs, Julia : „Freie Journalisten in der Medienkrise.

Zur beruflichen und wirtschaftlichen Lage freier Journalisten in Deutschland unter

Berücksichtigung der aktuellen Krise in der Medienlandschaft „, In: http://www.imb-uni-augsburg.de/files/Zusammenfassung-Eggs.pdf. Am: 06.08.09

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft"
Untertitel
Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die Vermischung von PR und Journalismus?
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V149981
ISBN (eBook)
9783640667338
ISBN (Buch)
9783640667840
Dateigröße
552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Initiative, Neue, Soziale, Marktwirtschaft, Beeinflussung, Meinung, Vermischung, Journalismus
Arbeit zitieren
Christian Bauer (Autor:in), 2009, Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149981

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