Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Kulturelle Veränderungen
III. Typologisierung, Verbreitung und Datierung
IV. Fibeltypen
V. Fibelfunde aus heutigen Gebieten der Schweiz mit Hinweis auf andere Fundorte
VI. Versuch einer Chronologie für die heutigen Gebiete der Schweiz
VII. Schlussfolgerung
VIII. Bibliografie
I. Einleitung
Die Schweiz stand im Zeitpunkt des Aufkommens der Fibeln in einem geografisch und kulturell vielgestaltigen Raum, der bereits in vorgeschichtlicher Zeit verschiedenen Kulturprägungen und –einflüssen ausgesetzt war. Die damaligen Gebiete der Schweiz standen mit den angrenzenden Regionen, Süddeutschland, Tirol, Nord-Italien und Franche- Comté/Savoye in engem Kontakt und Wechselbeziehungen.
Die Entwicklung der Fibel, und wie sie den Weg in die Schweiz gefunden hat, soll in einem erweiterten Kontext untersucht werden, wodurch die Entwicklung der Fibeln in Griechenland, Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Tschechien, etc. mit berücksichtigt wurden.
Der Zeitrahmen der Untersuchung umfasst die späte Bronzezeit ab BzD1 und reicht bis in die frühe Hallstattzeit HaC – nach absoluter Datierung vom 13. bis ins 8. Jh. v. Chr..
II. Kulturelle Veränderungen
Die Fibel löste die frühbronzezeitliche Nadel ab, welche vereinzelt noch bis in die HaC- zeitlichen Nekropolen und den entsprechenden Siedlungsfunden zu finden ist. Das Auftauchen der Fibel hat vermutlich mit kulturellen Einflüssen und mit der Veränderung der Tracht zu tun.
Die ersten Fibeln weisen in die mykenische Kultur, und es kann angenommen werden, dass sie den Weg über die griechischen Provinzen in Italien, zu den oberitalienischen, schweizerischen und österreichischen Alpenregionen gefunden haben.
Es waren anfänglich sehr zierliche Fibeln, die nur ein leichtes Gewand festhalten konnten. Erst später wurden die Fibeln kräftiger und vermochten mehr und schwereren Stoff zu halten.
Über die Entwicklung der Tracht zur Zeit der Bronze und frühen Eisenzeit ist noch sehr wenig bekannt; so auch, wie die Fibeln getragen wurden.
In Brandgräber wurden Fibeln oft erst nachträglich beigegeben. Einige Funde können die Annahme suggerieren, dass Frauen Fibeln paarweise trugen, wogegen Männer nur eine Fibel verwendet haben. Aber sicher belegt ist diese These nicht. Ob es eine männliche oder typisch weibliche Fibel gab, ist ebenso nicht bekannt.
Die Entwicklung der Fibeltypologien zeigt aber auf, dass diese anfänglich einfache und praktische Sicherheitsnadel, sich zu einem schmucken, modischen Accessoire mauserte, das in späterer Zeit auch als Statussymbol von Mann und Frau stolz getragen wurde.
III. Typologisierung, Verbreitung und Datierung
Die Fibeln tragen zur Typologisierung meist den Namen des ersten Fundortes oder der Region, in der man eine hohe Fundrate desselben Typs begegnet. Die Typologisierung folgt zwar einer Morphologie, die eine gewisse Ordnung in die Fertigungs- und Veredelungsarten bringt. Es bleibt aber meist ungewiss, ob der Fibeltyp in der Fundortregion selbst entwickelt, oder ob nach einer importierten Vorlage gearbeitet wurde; so wie auch ungewiss bleibt, ob die Fibeln in der Fundregion selbst hergestellt worden sind, oder ob es sich um fertige oder halbfertige Importwaren handelte.
Die Verbreitung der Fibeltypen können Anhaltspunkte geben über Handelswege und Handelsbeziehungen der damaligen Zeit. Diese Annahmen stützen sich jedoch auf eine meist spärliche Fundzahl, die statistisch noch unbefriedigend signifikante Interpretationen zulassen und daher höchstens Tendenzen aufzeigen können.
Einiges Kopfzerbrechen geben die Datierungsversuche. Eine Schwierigkeit ist, dass der Fundkomplex zahlreicher Funde unbekannt geblieben ist, sei es, dass er sich über die Jahrtausende nicht erhalten hat, oder aus einer älteren Grabung stammt, bei welcher diese Zusammenhänge noch zuwenig beachtet wurden. Einige Funde sind zwar dokumentiert, das Artefakt selbst ist aber verschollen und steht für eine Nachuntersuchung nicht mehr zur Verfügung. Besondere Schwierigkeit besteht auch in der unterschiedlichen relativen Datierungsmethode, welche leicht zu gegensätzlichen Aussagen führt.
Auch im viel gerühmten SPM der Schweiz, sind Abweichungen zur übrigen Fachliteratur zu finden. Eine Diskussion bei den Herausgebern hat jedenfalls meine Feststellung ausgelöst, dass im SPM III der Typ Peschiera, mit Fundort in Corcelettes (VD), nicht erscheint, und erst die Variante Mühlau, Fundort Ascona, zum ersten Leitfossil der Fibeln in der Schweiz erkoren wurde.
IV. Fibeltypen
Die Art und Weise, wie bei den Fibeln Bügel und Nadel in der Bronzezeit miteinander verbunden wurden, lässt zwei Hauptgruppen unterscheiden:
- einteilige Form
- mehrteilige Form
Die einteiligen Fibeln sind aus einem einzigen Stück Draht geformt. Das eine Ende bildet die Nadel, die nach einer ein- oder mehrfach gewundenen Federspirale in den Bügel übergeht, welcher vielfältig gestaltet sein kann.
Neben einfachen und gestreckten, oder halbkreisförmigen Bügeln aus dünnem, glattem oder trodiertem Draht, gibt es Stücke, deren Bügel in mehr oder weniger kunstvollen und komplizierten Schlingen und Windungen verlaufen; diesen einteiligen Fibeln kamen daher in steigendem Masse eine Zier- und Schmuckfunktion zu.
Es gibt einteilige Fibeln, deren Bügel verdickt oder zu flachen Scheiben ausgehämmert und mit mehr oder weniger reichen Ritz- und Punzverzierungen versehen ist. Das Bügelende geht in den Nadelhalter über, in welchem sich die Nadel durch den Druck der Federspirale fest verankert. Der Nadelhalter besteht aus dem hakenförmig gebogenen Bügelende oder – bei Fibeln mit Fussspirale – aus einer aufgebogenen Drahtschlaufe oder –schlinge.
Bei den zweiteiligen Fibeln sind Bügel und Nadel getrennt gearbeitet. Die Nadel ist am Kopfende durchbohrt oder zu einer Öse umgebogen und am Bügelende frei beweglich eingehängt.
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