Um das Verhältnis von biblischer Geschichte und der Legendendichtung Hartmanns von Aue bestimmen zu können, wird zunächst auf die Rezeptionsbedingungen der beiden Texte einge-gangen. Im Einzelnen geht es darum, die Gesellschaftsstruktur des Hochmittelalters sowie das religiöse Klima dieser Zeit zu beschreiben. Anschließend ist zu zeigen, welche Zugänge zu biblischem Wissen für die mittelalterliche Gesellschaft bestanden und welches Wissen vermittelt wurde. Erst nachdem die Rezeptionsbedingungen dargestellt sind, kann die eigentliche Textanalyse beginnen, das heißt, die unmittelbare Konfrontation der poetischen Texte mit denen aus der Heiligen Schrift. Selbstverständlich muss dem voran eine Zusammenschau der verschiedenen Handschriftenzeugnisse sowie der editorischen Bearbeitungen gestellt werden. Denn erst die textkritische Auseinandersetzung macht die literarische Deutung möglich. Gleiches gilt für die Rezeption ausgewählter Forschungspositionen, die ebenfalls im Vorfeld der Textdeutung ihren Platz findet.
Die leitende Frage der Analyse wird sein, wie die einzelnen Texte vor dem Hintergrund der biblischen Geschichte funktionieren. Im Gegensatz zu anderen Studien, die einen Bezug der Legenden zur zeitgenössischen Theologie herstellen, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf die biblischen Implikationen in Hartmanns Texten. Das heißt, nicht die Theologie des 12. Jahrhunderts, sondern biblische Figuren und Motive sollen die Interpretation leiten.
Da der Gregorius im Vergleich zum Armen Heinrich in der Forschung breiter diskutiert wird und die Dichte der biblischen Implikationen hier deutlich größer ist, wird dieser Text bei der Analyse entsprechend stärker gewürdigt. Dies erklärt sich letztlich auch aufgrund der bedeutenderen Wirkungsgeschichte des Gregorius, so war der Stoff der Legende vom guoten sündaere nicht nur im Mittelalter sehr populär, sondern hat auch noch bis ins 20. Jahrhundert hineingewirkt und Thomas Mann in seinem Werk „Der Erwählte“ beeinflusst.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Zu den Rezeptionsbedingungen biblischer Geschichte im 12. Jahrhundert
- Gesellschaftsstruktur und religiöses Klima
- Zugänge zur Bibel und biblischem Wissen
- Allegorese und Typologie als Formen mittelalterlicher Bibelexegese
- Zu den Texten: Überlieferung und Edition
- Zum Gregorius
- Zum Armen Heinrich
- Biblische Geschichte und höfische Literatur am Beispiel Gregorius
- Die Geschichte - Ein kurzer Handlungsüberblick
- Ausgewählte Forschungspositionen
- Form und Funktion der biblischen Implikationen im Gregorius
- Biblische Geschichte und höfische Literatur am Beispiel Der arme Heinrich
- Die Geschichte - Ein kurzer Handlungsüberblick
- Ausgewählte Forschungspositionen
- Form und Funktion der biblischen Implikationen in Der arme Heinrich
- Die Rezeptionsbedingungen biblischer Geschichte im 12. Jahrhundert
- Die Bedeutung der Bibel im Mittelalter
- Die Rolle der biblischen Geschichte in höfischer Literatur
- Die Analyse der biblischen Implikationen in „Gregorius“ und „Der arme Heinrich“
- Die Rezeption der Legenden in der Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rezeption biblischer Geschichte in den Legenden „Gregorius“ und „Der arme Heinrich“ von Hartmann von Aue. Sie untersucht das Verhältnis zwischen biblischer Geschichte und höfischer Literatur des Mittelalters, indem sie die Bedeutung der biblischen Implikationen in den Texten analysiert. Das Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Hartmanns Legenden in Bezug auf die biblische Geschichte in einem sich bedingenden und begünstigenden Verhältnis stehen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich den Rezeptionsbedingungen biblischer Geschichte im 12. Jahrhundert. Es beschreibt die Gesellschaftsstruktur des Hochmittelalters und das religiöse Klima dieser Zeit. Im zweiten Kapitel werden die Zugänge zu biblischem Wissen für die mittelalterliche Gesellschaft beleuchtet. Der dritte Teil behandelt Allegorese und Typologie als Formen mittelalterlicher Bibelexegese. Die Kapitel 4 und 5 befassen sich mit der Überlieferung und Edition der beiden Texte. Die Kapitel 6 und 7 analysieren die biblischen Implikationen in „Gregorius“ und „Der arme Heinrich“.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Rezeption biblischer Geschichte in höfischer Literatur, insbesondere in den Legenden „Gregorius“ und „Der arme Heinrich“ von Hartmann von Aue. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind daher: biblische Geschichte, höfische Literatur, Legenden, Hartmann von Aue, Gregorius, Der arme Heinrich, Allegorese, Typologie, Rezeptionsbedingungen, mittelalterliche Gesellschaft, religiöses Klima, biblische Implikationen.
- Quote paper
- Vera Fischer (Author), 2007, Biblische Geschichte und höfische Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150240