In dieser Arbeit geht es um die individuellen Unterschiede beim frühen Spracherwerb von Kindern. In einem ersten Schritt werden der Unterschied zwischen Spracherwerb und Sprachentwicklung und die Grenzen der Arbeit definiert. Danach wird ausgehend von den klassischen Spracherwerbstheorien untersucht, ob sie per definitionem individuelle Unterschiede zulassen oder ob sie diese von vornherein ausschließen. In einem nächsten Schritt wird sich auf die individuellen Unterschiede in der Schnelligkeit des Erlernens von Grammatik und Wortschatz konzentriert. Anschließend wird es um unterschiedliche Stile bzw. Herangehensweisen an den Spracherwerb gehen und um die damit verbundenen Auswirkungen auf Wortschatz- und Grammatikerwerb. Der Hauptteil der Arbeit besteht dann aus einer Analyse der Sprachdaten von vier Kindern, denen die beiden unterschiedlichen Spracherwerbsstile bestmöglich nachgewiesen werden.
Lange Zeit wurde angenommen, dass Kinder beim Spracherwerb in einem bestimmten Alter auf einem bestimmten Entwicklungsstand sein müssten, sich die Entwicklung also in Stufen vollzieht, sowohl was den Wortschatzerwerb als auch den Grammatikerwerb betrifft. Doch lernen wirklich alle Kinder gleich schnell und nach demselben Prinzip? Oder kann die Entwicklung auch unterschiedlich verlaufen? Dieser Frage möchte ich in dieser Arbeit auf den Grund gehen. Kinder erwerben ihre Muttersprache im Alter von etwa einem Jahr bis dreieinhalb Jahren. Die Entwicklung der Kinder wurde in sogenannte Meilensteine eingeteilt, die jedes Kind im Laufe einer bestimmten Altersspanne erreicht haben sollte. Alle Kinder, die diese Stufen in einem bestimmten Alter nicht erreichten, wurden als nicht "normal" oder sogar sprachentwicklungsgestört eingestuft.
Bis heute wird diese Auffassung in vielen Standardwerken vertreten. Schon zu Beginn der 70er Jahre wurden große Unterschiede in der Geschwindigkeit und der Art des Spracherwerbs bei Kindern festgestellt. Doch erst in den 90er Jahren konnten anhand von Elternfragebögen eine größere Anzahl von Kindern untersucht werden und die großen individuellen Unterschiede entdeckt werden. Besonders beim frühen Spracherwerb treten häufig große Unterschiede auf. Dabei können die Altersspannen bis zu einem Jahr betragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spracherwerbstheorien in Bezug auf individuelle Unterschiede
- Nativismus
- Konstruktivismus
- Welche Theorie berücksichtigt Variabilität in der Entwicklung?
- Individuelle Unterschiede
- Unterschiede in der Schnelligkeit beim Wortschatz- und Grammatikerwerb
- Spracherwerbsstile
- Analyse von Daten: holistischer und analytischer Stil
- Abgrenzung zu entwicklungsgestörten Kindern
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die individuellen Unterschiede im Spracherwerb von Kindern. Sie hinterfragt die Annahme, dass alle Kinder im gleichen Tempo und nach dem gleichen Prinzip ihre Muttersprache erwerben. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Spracherwerbstheorien und deren Berücksichtigung individueller Variabilität. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Unterschieden in der Geschwindigkeit des Wortschatz- und Grammatikerwerbs sowie auf unterschiedlichen Spracherwerbsstilen.
- Analyse verschiedener Spracherwerbstheorien (Nativismus, Konstruktivismus)
- Untersuchung individueller Unterschiede im Tempo des Wortschatz- und Grammatikerwerbs
- Beschreibung verschiedener Spracherwerbsstile
- Analyse von Sprachdaten zur Veranschaulichung der Spracherwerbsstile
- Abgrenzung zwischen normaler und verzögerter Sprachentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der individuellen Unterschiede im Spracherwerb ein und stellt die Forschungsfrage nach unterschiedlichen Entwicklungswegen. Das zweite Kapitel vergleicht nativistische und konstruktivistische Spracherwerbstheorien hinsichtlich ihrer Berücksichtigung individueller Unterschiede. Kapitel drei konzentriert sich auf die Unterschiede in der Geschwindigkeit des Wortschatz- und Grammatikerwerbs und beschreibt verschiedene Spracherwerbsstile. Kapitel vier befasst sich mit der Abgrenzung von Kindern mit normaler Sprachentwicklung von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen.
Schlüsselwörter
Spracherwerb, Sprachentwicklung, individuelle Unterschiede, Nativismus, Konstruktivismus, Wortschatzentwicklung, Grammatikerwerb, Spracherwerbsstile, Sprachentwicklungsstörungen, Elternfragebögen, MacArthur-Bates Communicative Development Inventories (CDI), Fragebogen zur frühkindlichen Sprachentwicklung (FRAKIS).
- Quote paper
- Anonym (Author), 2018, Individuelle Unterschiede beim frühen Spracherwerb von Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1502526