Diese Bachelorarbeit widmet sich dem Problem der Vererbung des Prinzipats. Dass die Zeitgenossen Augustus‘ Machtstellung aufgrund seiner Verdienste für das Römische Reich akzeptierten, mag im Kontext der leistungs- und prestigeorientierten römischen Gesellschaft einleuchtend klingen. Doch wie konnte ein solcher Prinzipat, der sich in erster Linie durch die persönliche auctoritas des Augustus begründete, an einen Nachfolger vererbt werden, der nicht über dieselben Qualitäten verfügte? Dass dabei unweigerlich der bei den Römern verhasste Eindruck einer Erbmonarchie entstehen musste, liegt auf der Hand. Dennoch endete der Prinzipat mit Augustus‘ Tod nicht, sondern wurde durch seinen Adoptivsohn Tiberius fortgeführt. Die Frage, der sich diese Arbeit also stellt, ist folgende: Wie gelang es Augustus, den Prinzipat zu vererben?
Als die Römer im Jahr 510 v. Chr. den letzten etruskischen König Tarquinius Superbus vertrieben, endete die Königszeit und machte der römischen Republik Platz. Der Legende nach hatte sich Tarquinius so grausam und tyrannisch aufgeführt, dass er den Römern auf alle Zeit den Königshass ins Herz brannte. Über die Jahrhunderte hinweg war das römische Volk stolz auf seine Republik.
Als Octavian im Jahr 27 n. Chr. nach seinem Sieg bei Actium nach Rom zurückkehrte, stand das Römische Reich an einem Scheidepunkt. Würden die Römer ihre jahrhundertealte Republik, die in den Wirren des Bürgerkrieges und dem eigenmächtigen Handeln einzelner Männer kräftig ins Wanken geraten war, wiedererlangen oder würde Augustus ein neues Zeitalter einläuten?
In der modernen Forschung besteht breiter Konsens darüber, dass die Kaiserzeit mit Augustus ihren Anfang nahm und es sich beim augusteischen Prinzipat in der Tat um eine Monarchie handelte. Dass der Senat und das Volk von Rom Augustus‘ herausgehobene Stellung akzeptierten, während sie Julius Caesar fünfzehn Jahre zuvor noch als Tyrannen ermordet hatten, lässt sich in erster Linie durch Augustus‘ politische Kompromissbereitschaft und seine geschickte Legitimationsstrategie erklären. Seine herausgehobene Position begründete Augustus dabei durch seine zahlreichen Leistungen für den Staat. In seiner ganz persönlichen auctoritas lag somit die Rechtfertigung für seine Herrschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenanalyse
- Das Ende der Bürgerkriege und der Beginn des Prinzipats
- Die Rolle der rechtlichen Amtsgewalten im Prinzipat
- Augustus' Selbstdarstellung und Legitimation seiner Herrschaft
- Augustus' Nachfolgekandidaten
- Marcellus und Agrippa
- Gaius und Lucius Caesar
- Tiberius
- Tiberius' Legitimation und Inszenierung seines Amtsantritts
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vererbung des Prinzipats im Römischen Reich unter Augustus. Das Ziel ist es zu beleuchten, wie Augustus trotz des in Rom verankerten Königshasses die Übertragung seiner Macht auf einen Nachfolger, insbesondere auf Tiberius, bewerkstelligen konnte.
- Die Herausforderungen der Republik im Zuge der Expansion und die Entstehung des Ersten Triumvirats.
- Augustus' politische Kompromissbereitschaft und Legitimationsstrategie als „Primus inter Pares“.
- Die Rolle der Amtsgewalten und die Bedeutung von Augustus' persönlicher „Auctoritas“ für die Stabilität des Prinzipats.
- Die Auswahl und Vorbereitung von Nachfolgekandidaten durch Augustus und deren Teilhabe an der Herrschaft.
- Die Inszenierung des Amtsantritts von Tiberius und die Frage seiner Legitimation in der römischen Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet das Ende der römischen Republik und die Entstehung des Prinzipats unter Augustus. Sie zeigt, wie die Republik nach den Bürgerkriegen und der Expansion des Reiches an ihre Grenzen stieß und Augustus' Machtposition die Grundlage für ein neues Zeitalter schuf.
Das Kapitel zur Quellenanalyse stellt die wichtigsten Quellen und Autoren für die Untersuchung der Vererbung des Prinzipats vor, unter anderem Tacitus, Sueton, Cassius Dio und Velleius Paterculus, sowie die Selbstdarstellung des Augustus. Es wird auf die Besonderheiten und Intentionen der verschiedenen Quellen hingewiesen, um eine fundierte Interpretation der historischen Ereignisse zu gewährleisten.
Das Kapitel über das Ende der Bürgerkriege und den Beginn des Prinzipats beschreibt die Konsolidierung von Augustus' Herrschaft nach seinem Sieg bei Actium und die Herausforderungen, die er bei der Etablierung des Prinzipats bewältigen musste. Es wird die Rolle der rechtlichen Amtsgewalten und ihre Bedeutung für die Stabilität des Prinzipats im weiteren Verlauf behandelt.
Das Kapitel über Augustus' Selbstdarstellung und Legitimation seiner Herrschaft beleuchtet, wie Augustus seine Machtposition mit Hilfe seiner Leistungen für den Staat begründete. Er präsentierte sich als „Erster unter Gleichen“ und nutzte seine „Auctoritas“, um seine Herrschaft zu rechtfertigen.
Das Kapitel über Augustus' Nachfolgekandidaten untersucht die Art und Weise, wie Augustus seine Nachfolge gestaltete. Es wird die Rolle von Marcellus und Agrippa, Gaius und Lucius Caesar sowie Tiberius als mögliche Nachfolger analysiert. Die Graduelle Teilhabe dieser Personen an der Herrschaft und ihre Vorbereitung auf die Rolle des Kaisers werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Römische Republik, Prinzipat, Augustus, Tiberius, Königshass, Erblichkeit, Legitimation, Auctoritas, Nachfolge, Quellenanalyse, Tacitus, Sueton, Cassius Dio, Velleius Paterculus, Amtsgewalten, Selbstdarstellung, Inszenierung,
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- Joel Pfeifle (Author), 2023, Zwischen Königshass und Kaisertum. Zur Erblichkeit des Prinzipats, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1502731