In dieser Arbeit soll hauptsächlich die Verwendung und Bewertung des Präfixes ex- im Deutschen und im Französischen verglichen werden.
Anfangs werde ich knapp die geschichtliche Entwicklung des Präfixes in den beiden Sprachen darstellen, wobei der Schwerpunkt auf der Entstehung bzw. der Herausbildung des ex-Musters liegt. Die weitere Entwicklung diese Musters beschreibe ich indirekt in den anderen Abschnitten genauer.
Danach gehe ich auf die Grammatik in den beiden Sprachen hinsichtlich dieses Präfixes ein, um mich im Anschluss der jeweiligen Verwendung und Bewertung dieser Vorsilbe zu widmen.
Das letzte Kapitel befasst sich mit seiner semantischen Leistung. Auf dieses Thema werde ich nicht so genau eingehen, da die anderen Themen für den Vergleich in den beiden Sprachen anschaulicher sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Allgemein
3 Geschichtliche Entwicklung
3.1 zu den modernen europäischen Sprachen
3.2 zu der französischen Entwicklung
3.3 zu der deutschen Entwicklung
4 Grammatik
4.1 zu der Schreibweise im Deutschen und im Französischen
4.2 Basistypen
4.2.1 üblicher Basistyp: Substantiv
4.2.2 seltener Basistyp: Adjektiv
4.2.3 fehlender Basistyp: (feste) Syntagmen
4.2.4 Präfigierung von Verben
5 Vorkommen und Bewertung
5.1 Vorkommen von ex- im Deutschen
5.1.1 Bewertung von ex- im Deutschen
5.2 Vorkommen von ex- im Französischen
5.2.1 Bewertung von ex- im Französischen
5.3 eingeschränkte Lexikalisierung
6 Semantik
6.1 die semantische Leistung in Kombinationen
6.2 Restriktion der semantischen Leistung
7 Abschlussbetrachtung
Bibliographie
1 Einleitung
In dieser Arbeit soll hauptsächlich die Verwendung und Bewertung des Präfixes ex- im Deut- schen und im Französischen verglichen werden.
Anfangs werde ich knapp die geschichtliche Entwicklung des Präfixes in den beiden Sprachen darstellen, wobei der Schwerpunkt auf der Entstehung bzw. der Herausbildung des ex- Mus- ters liegt. Die weitere Entwicklung diese Musters beschreibe ich indirekt in den anderen Ab- schnitten genauer.
Danach gehe ich auf die Grammatik in den beiden Sprachen hinsichtlich dieses Präfixes ein.
Das nächste wichtige Thema sind die jeweilige Verwendung und die Bewertung von ex-.
Das letzte Kapitel befasst sich mit seiner semantischen Leistung. Auf dieses Thema werde ich nicht so genau eingehen, da die anderen Themen für den Vergleich anschaulicher sind und da sonst der Rahmen dieser Seminararbeit gesprengt werden würde.
Ich habe mich in meiner Arbeit fast ausschließlich auf „Das Präfix ex- Beiträge zur Lehn -wortbildung“ von Gabriele Hoppe bezogen, da dies die einzige mir vorliegende umfangreiche Arbeit zu diesem Thema war.
2 Allgemein
Das Präfix ex- geht auf das Lateinische zurück. Ex - wurde von Anfang an gemeinsprachig bzw. umgangssprachlich verwendet. Es ist ein Wortbildungselement und tritt meistens zu Substantiven, vor allem zu Personenbezeichnungen wie in dt. Exminister oder frz. ex-mini- stre. Hier wird jemand bezeichnet, der diese Funktion früher innehatte. So steht es in beiden Sprachen in der Bedeutung ‘ehemalig’ bzw. ‘ ancien’. Thiele gibt bezüglich des frz. ex- an, dass seine Bedeutung folgendermaßen paraphrasiert werden kann: «le sénateur qui n’est plus sénateur ↔ l´ex-sénateur» (Thiele, 1981: 59). Diese Umschreibung ist im Deutschen genau- so möglich.
Ex- kann auch andere Bedeutungen haben wie ‘aus, aus …heraus, von…aus, weg, ent-’. Des Weiteren tritt ex - ohne Basiswort, auf das es sich bezieht, auf. Hier steht es in der Bedeutung ‘Ehemaliger, im Deutschen wie im Französischen im Sinne von ehemaliger Geliebter’ oder als Aufforderung ‘Trinkt!’. Zu der zweiten Bedeutung ist auch das Verb exen aufgekommen, was bedeutet ein Glas in einem Zug zu leeren.
Das Präfix ex- hat durch die Zeit eine konstante Bedeutung und ist auch in seiner syntaktisch-semantischen Struktur unverändert geblieben (s.3.1). Damit steht es in Kontrast zu anderen Präfixen, die auf die klassischen Sprachen zurückgehen wie inter-, meta-, post- und super-. Diese haben sich produktiv weiterentwickelt und es sind teils neue Bedeutungen dazugekom- men. Das Prä- fix ex- hat erst in der letzten Zeit angefangen sich weiterzuentwickeln, da wir in einer Zeit leben, in der es immer mehr Ehemaligkeiten gibt. So kommen nun auch ex- Kombinationen auf, die Staaten, Sachen oder Sachverhalte als ehemalig bezeichnen, wie Ex - DDR, Ex - Hotel oder Ex - Adel. Auf diese eben genannten Basiswörter werde ich im vierten Kapitel ausführ- licher eingehen.
3 Geschichtliche Entwicklung
3.1 zu den modernen europäischen Sprachen
Das Präfix ex- ist ein Lehn-Muster-Typ, der hinsichtlich der Ursprungssprache durch fol- gendes gekennzeichnet ist:
– gewisse […] Bewahrung des ursprungssprachlichen Musters der jüngeren Stufe des Spätlat.
In seiner syntaktisch-semantischen Struktur
−gewisse Wahrung auch der ursprungssprachlichen semantischen Leistung in Kombinationen,
noch bis in die jüngste Zeit […]. (Hoppe 1999: 168)
Hier wird noch einmal deutlich, dass dieses Präfix heute, wie schon im Lateinischen, Per- sonen oder Sachen als ehemalig bezeichnet und sich damit in seinen Grundzügen nicht we- sentlich verändert hat.
3.2 zu der französischen Entwicklung
In den modernen europäischen Sprachen sind mit ex- lehngebildete Kombinationen, die auf das Lateinische zurückgehen, zuerst im Französischen aufgekommen. Der Ursprung liegt wohl im Mittelalter. In Wörterbüchern findet man ex-Bildungen das erste Mal im 17. Jahr- hundert mit amtssprachlichen Begriffen wie: exroy, exlaquais oder excommis.
Nach Hoppe heißt es, dass ex- hier als Wortbildungseinheit aufgefasst wurde, da es zu bereits in die Sprache integrierten Basen tritt (vgl.170).
Die Französische Revolution 1789 war dann wohl erst richtig entscheidend für die Entwick- lung von ex- zu einer produktiven französischen Lehn-Wortbildungseinheit. Zuerst tritt ex- mit Adligen auf, die aus ihrem Stand enthoben wurden: ex-roy. Es tritt hier aber auch schon zu Sachen/ Sachverhalten, die mit ihnen in Zusammenhang stehen. Diese Lehnwortbildungen symbolisieren die Contra-Einstellung der Zeit: «L’analyse grammaticale de ces néolologismes jette une lumière intéressante sur l ’ état d ' âme dont ils sont nés. L ’ esprit de parti et l’ idée d’op-po sition prédominent. […] Les préfixes les plus en vogue sont ceux qui marquent l ’ opposition, le refus, le contraste […] » (Wartburg 1985: 214, zitiert nach Hoppe 1999: 172).
3.3 zu der deutschen Entwicklung
Die Herausbildung eines gemeinsprachlichen deutschen ex- Musters ist wohl deutschen Analogiebildungen zu spätlateinischen, besonders französischen Vorbildern zu verdanken.
Der amtssprachliche Terminus Exjesuit kann als Leitwort für die Herausbildung angesehen werden. 1773 wurde gesamteuropäisch der Jesuitenorden verboten. Dieser Orden war ein
1534 gegründeter klösterlicher Gemeinschaftsorden (vgl. Bünting 1996: 586). Mit dem ent- sprechenden Begriff Exjesuit hat man eine knappe eindeutige Bezeichnung eingeführt. Hier lag wohl ein Benennungsbedürfnis vor. Die Herausbildung der deutschen Lehnwortbildungs- einheit ex- hat sich dann durch diesen historischen Hintergrund spontaner als im Französi- schen vollzogen. Analog zu Exjesuit sind dann weitere lehngebildete Kombinationen mit ex- und in die Sprache integrierten Substantiven aufgekommen. Im 18. Jahrhundert erscheint ex- in der deutschen Lexikographie als französische Lehnwortbildungseinheit.
Die Integration in die französische Gemeinsprache vollzog sich kontinuierlicher, aber später als im Deutschen, obwohl das Französische hier einen gewissen musterhaften Charakter für die deutsche Entwicklung hatte. Die französischen Kombinationen waren wohl schon genauso bekannt wie das Vokabular des Ordenwesens (vgl. Hoppe 1999: 179).
4 Grammatik
4.1 zu der Schreibweise im Deutschen und im Französischen
Im Deutschen und im Französischen ist die Bindestrichsetzung zwischen ex- und der folgen- den Konstituente[1] überwiegend obligatorisch. Dies gilt im Deutschen auch für Kombinationen mit mehrgliedrigen Basiseinheiten. Leider konnte ich keine weiteren Informationen dazu fin- den, wie das in Französischen ist.
Ex - Patriot, Ex - Geheimdienstagent
Zwischen den Komposita[2] selbst werden nur Bindestriche gesetzt, wenn es sich bei der ersten Konstituente um Eigennamen handelt. Sind diese Eigennamen Initialkürzungen, wird immer ein Bindestrich gesetzt:
Ex -„Hörzu“- Chefredakteur
Ex - IBM - Manager
Ex - Walt - Disney - Zeichner
Im Gegensatz dazu werden andere Komposita als Basen häufig zusammengeschrieben, auch nicht-lexikalisierte[3]:
Ex - Callgirlchef
Ex - Urwaldnackedei
Ex - Sozialismusgläubige
Bei ex- Kombinationen mit simplizischer bzw. einfacher Basis erfolgt die Bindestrichsetzung heute häufiger als früher. Solche Kombinationen kommen im Deutschen und im Französi- schen relativ häufig vor:
deutsch : Ex-Mann, Ex-Chef, Ex-Frau
französisch: ex -femme, ex-général, ex-roi, ex-amant
[...]
[1] Eine Konstituente ist sprachwissenschaftlich gesehen ein Bestandteil eines größeren Ganzen.
[2] Bildung eines neuen Ausdrucks durch Zusammensetzung zweier Wörter (vgl. Bünting 1996: 660).
[3] Lexikalisieren bedeutet ein Wort neu in den Wortschatz aufzunehmen (vgl. 719). Demnach be- deutet lexikalisiert, dass der entspr. Begriff zum Wortschatz dazugehört.
- Arbeit zitieren
- Angelina Kalden (Autor:in), 2002, Das Präfix ex- im Deutschen und im Französischen - ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15028
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