„Es ist durchaus verzeihlich, nicht zu wissen, was das Wort performativ bedeutet.“ schrieb John L. Austin (1961) in seinem Aufsatz „Performative Äußerungen“. In der Tat ist der Begriff nicht leicht zu erklären oder gar zu fassen. Sowohl Sprachphilosophen, Theaterwissenschaftler, Psychologen, Ethnologen als auch Medienwissenschaftler versuchen Antworten auf die Frage „Was ist Performanz?“ zu finden. Einen Überblick über das tatsächliche Ausmaß der Bedeutungen die dieser Begriff zulässt macht die Enyclopaedia Britannica(2001) mit insgesamt 3442 Eintragungen. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Französischen und wurde später ins Englische (performance) übernommen. Performanz bedeutet nach Aldo Legnaro grob gesagt „Aufführung“, „Darstellung“ oder „Vollzug einer Handlung“. Oder detaillierter nach Uwe Wirth: „das ernsthafte Ausführen von Sprechakten, das inszenierende Aufführen von theatralen oder rituellen Handlungen, das materiale Verkörpern von Botschaften im ,Akt des Schreibens‘ oder [...] die Konstitution von Imaginationen im ,Akt des Lesens‘ beziehen“. Es gilt zu erörtern in welchen Anwendungsbereichen der Performanzbegriff in Theorie und Praxis angewandt wird, was ihn unterscheidet und ausmacht. Im Folgenden betrachtet der Essay die unterschiedlichen Performanzbegriffe in der Theorie der Sprechakte, den Kulturwissenschaften,
einschließlich der Auffassungen der kulturwissenschaftlichen Theaterwissenschaften und denjenigen der Praxis, insbesondere der wirtschaftlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Performanz in der Theorie der Sprechakte
- Kulturwissenschaftliche Verwendung des Performanzbegriffs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht den vielschichtigen Begriff der Performanz in Theorie und Praxis. Er beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf Performanz, von der Sprachphilosophie bis hin zu den Kulturwissenschaften und der Wirtschaft.
- Performanz in der Sprachphilosophie nach Austin
- Der Performanzbegriff in den Kulturwissenschaften
- Performanz als Identitätskonstruktion nach Butler
- Performanz im Theater und ihre Relevanz für das Publikum
- Der Unterschied zwischen ernst und unernst im Kontext von Performanz
Zusammenfassung der Kapitel
Performanz in der Theorie der Sprechakte: Dieser Abschnitt analysiert John Austins Theorie der Sprechakte und seinen Ansatz zur Definition von Performanz als Sprachhandlungen, die durch das Äußern bestimmter Worte eine Handlung vollziehen. Es wird der Unterschied zwischen „ernsten“ und „unernste“ Äußerungen erläutert, wobei erstere reale Konsequenzen haben (z.B. eine Eheschließung), während letztere in fiktiven Kontexten stattfinden (z.B. Theater). Der Abschnitt stellt Austins Konzept den Ansätzen von Noam Chomsky gegenüber, der zwischen Performanz (konkreter Sprachgebrauch) und Kompetenz (Sprachwissen) unterscheidet. Beide Ansätze unterstreichen die Unterscheidung zwischen realen und irrealen Welten und den jeweiligen Konsequenzen von Sprechakten.
Kulturwissenschaftliche Verwendung des Performanzbegriffs: Dieser Teil des Essays erörtert den kulturwissenschaftlichen Verständnis von Performanz, insbesondere Judith Butlers Theorie der Performativität von Identität. Butler argumentiert, dass Identität durch wiederholte Handlungen und performative Akte konstruiert wird, z.B. die Benennung eines Kindes als Mädchen, was einen Prozess des „Zum-Mädchen-Werdens“ auslöst. Der Text analysiert die Spannung zwischen performativen Äußerungen und der tatsächlichen Performance, wobei die Selbstinszenierung und die Einhaltung sozialer Normen eine zentrale Rolle spielen. Der Abschnitt untersucht auch die Performance als Kunstform im Theater, die sich von der traditionellen Rollenauffassung abgrenzt und den Fokus auf die Eigenarbeit des Publikums legt.
Schlüsselwörter
Performanz, Sprechakte, John Austin, Judith Butler, Kulturwissenschaften, Theater, Identität, Performativität, Kompetenz, Ernst, Un-Ernst, Selbstinszenierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Essay: Performanz in Theorie und Praxis
Was ist der Gegenstand des Essays?
Der Essay untersucht den vielschichtigen Begriff der Performanz aus verschiedenen Perspektiven, von der Sprachphilosophie (Austin) bis hin zu den Kulturwissenschaften (Butler) und dem Theater. Er analysiert die unterschiedlichen Bedeutungen und Anwendungen des Performanzbegriffs und beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Sprache, Handlung und Identität.
Welche Themen werden im Essay behandelt?
Der Essay behandelt Performanz in der Sprachphilosophie nach Austin, den kulturwissenschaftlichen Performanzbegriff (insbesondere Butlers Theorie der Performativität), Performanz als Identitätskonstruktion, Performanz im Theater und den Unterschied zwischen „ernsthaften“ und „unernsthaften“ Performanzen. Es wird der Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis, sowie die Relevanz für das Publikum betrachtet.
Wie wird der Performanzbegriff in der Sprachphilosophie nach Austin behandelt?
Der Essay analysiert Austins Theorie der Sprechakte, in der Performanz als Sprachhandlung verstanden wird, die durch das Äußern bestimmter Worte eine Handlung vollzieht. Der Unterschied zwischen „ernsthaften“ (reale Konsequenzen) und „unernsthaften“ (fiktive Kontexte) Äußerungen wird erläutert und Austins Ansatz wird mit Chomskys Unterscheidung zwischen Kompetenz und Performanz verglichen. Beide Ansätze betonen den Unterschied zwischen realen und irrealen Welten und den Konsequenzen von Sprechakten.
Wie wird der Performanzbegriff in den Kulturwissenschaften behandelt?
Der Essay erörtert den kulturwissenschaftlichen Verständnis von Performanz, insbesondere Judith Butlers Theorie der Performativität von Identität. Butler argumentiert, dass Identität durch wiederholte Handlungen und performative Akte konstruiert wird. Der Text analysiert die Spannung zwischen performativen Äußerungen und der tatsächlichen Performance, wobei Selbstinszenierung und die Einhaltung sozialer Normen eine zentrale Rolle spielen. Die Performance als Kunstform im Theater und die Eigenarbeit des Publikums werden ebenfalls untersucht.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für den Essay?
Die Schlüsselwörter sind: Performanz, Sprechakte, John Austin, Judith Butler, Kulturwissenschaften, Theater, Identität, Performativität, Kompetenz, Ernst, Un-Ernst, Selbstinszenierung.
Welche Kapitel beinhaltet der Essay?
Der Essay umfasst Kapitel zu „Performanz in der Theorie der Sprechakte“ und „Kulturwissenschaftliche Verwendung des Performanzbegriffs“. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse des jeweiligen Themas.
Für wen ist der Essay relevant?
Der Essay richtet sich an Leser, die sich für die Theorie der Performanz, Sprachphilosophie, Kulturwissenschaften und Theaterwissenschaft interessieren. Er eignet sich für akademische Zwecke und die Analyse von Themen im Kontext von Sprache, Handlung und Identität.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2009, Kulturtheorie und Interkulturalität: Performanz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150368