Genau wie die junge Bundesrepublik stand die DDR in der unmittelbaren
Nachfolgeschaft des Dritten Reiches. Da es jedoch, anders als dies in der BRD der Fall
war, in der DDR keine öffentliche Debatte um die Vergangenheit gab, schwelte eine
unausgesprochene Feindschaft gegenüber anderen Menschen, anderen Kulturen und
anderen Lebensweisen im Habitus der DDR-Bevölkerung mit.
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Dieser Umstand zeigte
sich frühzeitig im Bestehen der jungen sozialistischen Republik, was zu einem
gewichtigen Teil das künftige ambivalente Verhältnis zwischen DDR-Deutschen und
Ausländern fundierte.
Die ersten Ausländer, die sich bis zum Ende der DDR auf deutschem Boden
aufhalten sollten, waren die sowjetischen Armee- und Zivilangehörigen. Während des
Dritten Reiches war von Seiten der NS-Propaganda stets vor der Bedrohung aus dem
Osten gewarnt worden. Kurz nach Ende des Krieges, bzw. schon während der letzten
Kriegstage schienen sich die geschürten Befürchtungen zu bewahrheiten. Mit den
heranrückenden russischen Truppen kam es zu Vertreibungen der Deutschen aus den
Ostgebieten, zu Plünderungen sowie zu Demontagen vorhandener Industrieanlagen.
Durch die Gräuel und die unfassbaren Verluste, die Russland während des Krieges
erfahren musste, erscheinen in der Rückschau diese Maßnahmen als psychologisch
gerechtfertigt und verständlich. Doch die zeitgenössischen Deutschen sahen darin und
vor allem in den massenhaften russischen Gräueltaten an der deutschen
Zivilbevölkerung die unzähligen Vergewaltigungen deutscher Frauen können hier
exemplarisch genannt werden nur ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die tradierten Ängste Nachkriegsdeutschlands – Das Bild der schlechthinnigen Fremden als Grundlage eines ambivalenten Verhältnisses
- 2. Vom allgemeinen Umgang mit Ausländern in der DDR
- 2.1. Sowjetbürger – Zivilpersonen und Besatzungstruppen in der DDR-Gesellschaft
- 2.2. Die DDR als Hort politisch Verfolgter - Asylsuchende und politische Emigranten
- 2.3. Zwischen politischer Instrumentalisierung und gesellschaftlicher Abschottung – Ausländische Studenten in der DDR
- 2.4. Arbeitskräftekooperation zum Aufbau des internationalen Sozialismus - Die Situation der Vertragsarbeiter
- 3. Wie Sand in der Hand – Zusammenfassung, Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das ambivalente Verhältnis zwischen der DDR-Bevölkerung und verschiedenen Ausländergruppen. Sie analysiert die Hintergründe dieser Ambivalenz, beginnend mit den tradierten Ängsten der Nachkriegszeit und der Rolle der SED-Propaganda. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Erfahrungen und Behandlungen verschiedener Ausländergruppen in der DDR.
- Tradierte Ängste der Nachkriegszeit und deren Einfluss auf das Verhältnis zu Ausländern
- Der Umgang der DDR mit verschiedenen Ausländergruppen (Sowjetbürger, Asylsuchende, Studenten, Vertragsarbeiter)
- Die Rolle der SED-Propaganda und politische Instrumentalisierung von Ausländern
- Gesellschaftliche Abschottung und Integration von Ausländern in der DDR
- Das Spannungsfeld zwischen Propaganda und Realität im Umgang mit Ausländern
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die tradierten Ängste Nachkriegsdeutschlands – Das Bild der schlechthinnigen Fremden als Grundlage eines ambivalenten Verhältnisses: Diese Einleitung beschreibt die unausgesprochene Feindschaft gegenüber Fremden in der Nachkriegs-DDR, die durch das Fehlen einer öffentlichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit verstärkt wurde. Die Ankunft sowjetischer Truppen, gepaart mit den Erinnerungen an die Kriegsgräuel und die fehlende Aufarbeitung der NS-Vergangenheit durch die SED, schürte diese Ängste und prägte das spätere ambivalente Verhältnis zu Ausländern. Die SED-Propaganda, die den antifaschistischen Mythos hervorhob, anstatt die Vergangenheit zu konfrontieren, verschärfte diese Situation, indem sie die sowjetischen Besatzer als Befreier präsentierte, obwohl sie von der Bevölkerung oft als Unterdrücker empfunden wurden. Die gegenseitigen Vorurteile zwischen Deutschen und Sowjets, die sowohl von deutschen als auch sowjetischen Seiten mitgebracht wurden, beeinflussten das spätere Verhältnis zu anderen Ausländergruppen.
2. Vom allgemeinen Umgang mit Ausländern in der DDR: Dieses Kapitel beleuchtet den Kontext des Umgangs mit Ausländern in der DDR. Die eingeschränkte innere Mobilität und die staatliche Kontrolle über alle Lebensbereiche der DDR-Bürger bildeten den Rahmen für den Umgang mit Ausländern. Trotz des Anspruchs der DDR, frei von Rassismus zu sein, war die Zahl der Ausländer im Vergleich zur Bevölkerung gering, aber im Ostblock relativ hoch. Der Staat instrumentalisierte Ausländer oft als Repräsentanten ihrer Heimatländer, um seine Propaganda zu unterstützen. Die öffentliche Darstellung des Lebens in der DDR war inszeniert, um die marxistisch-leninistische Ideologie zu propagieren und das Bild eines sozialistischen Staates zu vermitteln. Dies betraf auch die Darstellung von Ausländern und deren Rolle in der DDR-Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Ausländer, DDR, SED, Propaganda, Ambivalenz, Sowjetbürger, Asylsuchende, Studenten, Vertragsarbeiter, politische Instrumentalisierung, gesellschaftliche Abschottung, Integration, Nachkriegszeit, Antisemitismus, Feindbilder, Stereotype.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Ambivalentes Verhältnis zwischen DDR-Bevölkerung und Ausländern"
Was ist der zentrale Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht das ambivalente Verhältnis zwischen der DDR-Bevölkerung und verschiedenen Ausländergruppen. Sie analysiert die Hintergründe dieser Ambivalenz, beginnend mit den tradierten Ängsten der Nachkriegszeit und der Rolle der SED-Propaganda. Im Fokus stehen die unterschiedlichen Erfahrungen und Behandlungen verschiedener Ausländergruppen in der DDR.
Welche Ausländergruppen werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit befasst sich mit Sowjetbürgern (Zivilpersonen und Besatzungstruppen), Asylsuchenden und politischen Emigranten, ausländischen Studenten und Vertragsarbeitern.
Welche Rolle spielte die Nachkriegszeit und die NS-Vergangenheit?
Die unausgesprochene Feindschaft gegenüber Fremden in der Nachkriegs-DDR, verstärkt durch das Fehlen einer öffentlichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, bildete die Grundlage des ambivalenten Verhältnisses zu Ausländern. Die Ankunft sowjetischer Truppen und die Erinnerungen an die Kriegsgräuel trugen maßgeblich dazu bei.
Wie beeinflusste die SED-Propaganda das Verhältnis zu Ausländern?
Die SED-Propaganda, die den antifaschistischen Mythos hervorhob, anstatt die Vergangenheit zu konfrontieren, verschärfte die Situation. Sie präsentierte sowjetische Besatzer als Befreier, obwohl sie oft als Unterdrücker empfunden wurden. Der Staat instrumentalisierte Ausländer oft zur Unterstützung seiner Propaganda.
Wie lässt sich der Umgang der DDR mit Ausländern zusammenfassen?
Trotz des Anspruchs der DDR, frei von Rassismus zu sein, war die Zahl der Ausländer gering. Der Staat kontrollierte den Umgang mit Ausländern stark. Es gab ein Spannungsfeld zwischen der propagierten Realität eines sozialistischen Staates und der tatsächlichen Situation der Ausländer, die zwischen politischer Instrumentalisierung und gesellschaftlicher Abschottung lagen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: 1. Die tradierten Ängste Nachkriegsdeutschlands; 2. Vom allgemeinen Umgang mit Ausländern in der DDR (mit Unterkapiteln zu verschiedenen Ausländergruppen); und 3. Wie Sand in der Hand – Zusammenfassung, Fazit und Ausblick.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ausländer, DDR, SED, Propaganda, Ambivalenz, Sowjetbürger, Asylsuchende, Studenten, Vertragsarbeiter, politische Instrumentalisierung, gesellschaftliche Abschottung, Integration, Nachkriegszeit, Antisemitismus, Feindbilder, Stereotype.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Hintergründe des ambivalenten Verhältnisses zwischen der DDR-Bevölkerung und verschiedenen Ausländergruppen und analysiert die unterschiedlichen Erfahrungen und Behandlungen dieser Gruppen. Sie beleuchtet dabei die Rolle der tradierten Ängste, der SED-Propaganda und der politischen Instrumentalisierung von Ausländern.
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- Daniel Meyer (Author), 2010, Ausländer in der DDR , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150414