Im Vorbericht zu Jean Pauls ‚Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott
sei’, sagt der Dichter: „Das Ziel dieser Dichtung ist die Entschuldigung ihrer Kühnheit.“
Kühn war das Werk seinerzeit in der Tat. Womöglich ist „kühn“ gar noch weit untertrieben.
Jean Pauls Angst vor den Strömungen des Atheismus, der sich seiner Meinung nach zwingend
aus dem übersteigerten Subjektivismus seiner Zeitgenossen entwickeln musste, stieß all zu oft
auf Unverständnis – ja sogar Ablehnung. Die Welt fand lang gesuchte Erklärungen über sich
und ihre Umwelt nicht mehr in der Bibel, sondern in den Schriften Isaac Newtons, Pierre
Simon Laplaces, Friedrich Wilhelm Herschels und Antoine Laurent de Lavoisiers. Nikolaus
Kopernikus, Johannes Kepler und Galileo Galilei haben in den Jahrhunderten zuvor Gott
bereits aus dem Zentrum der Schöpfung in die zweite Reihe verbannt. Die Brüder Joseph und
Étienne de Montgolfier entdecken das Prinzip „leichter als Luft” und lassen kurz darauf ihren
ersten mit Heißluft gefüllten Ballon steigen. Die Welt war im Umbruch.
Gezeigt werden sollen die Einflüsse naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf Jean Pauls
Schriften unter zu Hilfenahme ausgesuchter Passagen der Werke ‚Rede des toten Christus
vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei’ aus ‚Siebenkäs’, ‚Traum über das All’ aus ‚Der
Komet’ und ‚Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch’ aus ‚Komischer Anhang zum Titan’.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur geistesgeschichtlichen Bedeutung der Naturwissenschaften im 18. Jahrhundert.
- Naturwissenschaft und Literatur
- Die Popularisierung der Naturwissenschaften
- Das Naturwissen in den Werken Jean Pauls
- Die Astronomie im Spiegel von Jean Pauls Werken
- Antikes Wissen
- Neueres Wissen
- Physikalisches Wissen bei Jean Paul
- Die Astronomie im Spiegel von Jean Pauls Werken
- Funktion und Form der Naturbilder
- Untersuchung der wichtigsten Bildformen
- Die Vergleiche
- Die Metaphern
- Merkmale und Bedeutung der Naturbilder
- Astronomische Bilder
- Physikalische Bilder
- Untersuchung der wichtigsten Bildformen
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf das Werk Jean Pauls. Der Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der Astronomie und der Physik auf seine Schriften, insbesondere die „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“, „Siebenkäs“, „Traum über das All“, „Der Komet“ und „Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch“ aus „Komischer Anhang zum Titan“.
- Die geistesgeschichtliche Bedeutung der Naturwissenschaften im 18. Jahrhundert
- Die Auswirkungen des mechanistischen Weltbildes auf Literatur und Philosophie
- Die Verwendung astronomischer und physikalischer Bilder in Jean Pauls Werken
- Die Funktion und Bedeutung der Naturbilder in Jean Pauls Werk
- Die Verbindung von Naturwissenschaft und Literatur im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Einflusses der Naturwissenschaften auf Jean Pauls Werk ein und beleuchtet den Kontext der Zeit, in der die Werke entstanden sind. Sie erläutert die Bedeutung des „Kopernikanischen Wandels“ und die Bedeutung der „Entschuldigung ihrer Kühnheit“ für Jean Pauls Werke.
Das zweite Kapitel analysiert die Bedeutung der Naturwissenschaften im 18. Jahrhundert. Es beleuchtet die Auswirkungen von Isaac Newtons Erkenntnissen auf verschiedene Bereiche des Lebens und das Aufkommen des mechanistischen Weltbildes.
Kapitel 2.1 widmet sich der Verbindung zwischen Naturwissenschaft und Literatur. Es beleuchtet die Entwicklung eines neuen Naturbegriffs im 18. Jahrhundert und die Rolle von Bernard Le Bovier de Fontenelle als Vermittler wissenschaftlicher Erkenntnisse für ein breiteres Publikum.
Das dritte Kapitel erörtert die Rolle des Naturwissens in Jean Pauls Werken. Hier wird die Rezeption astronomischer und physikalischer Erkenntnisse im Kontext seiner Schriften beleuchtet.
Kapitel 4 konzentriert sich auf die Funktion und Form der Naturbilder in Jean Pauls Werk. Es analysiert verschiedene Bildformen wie Vergleiche und Metaphern und beleuchtet die Bedeutung astronomischer und physikalischer Bilder in seinen Werken.
Schlüsselwörter
Jean Paul, Naturwissenschaften, Astronomie, Physik, Mechanistisches Weltbild, Naturbilder, Literatur, 18. Jahrhundert, Aufklärung, „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“, „Siebenkäs“, „Traum über das All“, „Der Komet“, „Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch“, „Komischer Anhang zum Titan“.
- Citation du texte
- Stefan Siebigke (Auteur), 2003, Jean Paul im Kontext der Naturwissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15044