Die Literatur der DDR der 1980er Jahre sah sich Bedingungen gegenüber, welche durch die DDR Kulturpolitik von Verboten und Kontrolle geprägt waren. Das literarische Wirken wurde begrenzt. Durch die Androhung von Sanktionen wie Zwangsausbürgerung wollte die DDR die Möglichkeit Kritik am „real existierenden Sozialismus“ zu üben, unterbinden, da Stimmen eindeutiger Ablehnung, nicht laut werden konnten. Der Literatur wurde eine große Bedeutung beigemessen. Der SED Staat war überzeugt, „die Literatur könne die Entwicklung der Gesellschaft bestimmen“. Die politische Führung seit Honeckers Amtszeit war auf eine zustimmende Literatur angewiesen, weil sich der „real existierende Sozialismus“ „seiner selbst nicht sicher war und den Protest fürchtete“. Der Staat lebte in „ständiger Angst vor der möglichen Autonomie der Literatur“. Diese Funktion beeinträchtigte die Hochliteratur dahingehend, dass sie oft stumm bleiben musste und zur Selbstzensur genötigt wurde. Die „Nationalliteratur“ sah sich demnach gezwungen, anderen Distributions-, Produktions-, und Rezeptionsweisen zu folgen und auf andere Betrachtungs-, und Bewertungssysteme auszuweichen.
Literaten entdeckten für sich die Unterhaltungsliteratur, die bis Ende der 1980er Jahre allgemein oft noch als „trivial“ galt, in diesem Sinne auch die Science Fiction. War sie in der DDR bis Mitte der 70er Jahre nur unterhaltend, so wurde sie nun mit philosophischen und gesellschaftsthematisierenden Darstellungen vermengt, die den Unterhaltungswert im funktionalen Sinne in den Hintergrund schoben. Somit wurde der Science Fiction der 1980er Jahre die Funktion zugesprochen, durch das Stilmittel der Verfremdung opponieren zu können. Im Folgenden werden exemplarisch die Science Fiction Romane „Das kugeltranszendentale Vorhaben“ (1983) von Johanna und Günter Braun und „Andymon. Eine Weltraumutopie.“ (1982) von Angela und Karlheinz Steinmüller dahingehend geprüft und verglichen, inwiefern sie Kritik am „real existierenden Sozialismus“ der DDR üben. Jener, weil er nie in der DDR veröffentlicht werden durfte und Letzterer, weil es unzensiert erfolgreich war. Auf die Deutung der Hauptaussagen wird fokussiert. Die zahlreichen Details, deren Verfremdung diskutabel sind, werden vereinzelt argumentativ berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Utopische Gesellschaftsformen im Gegensatz zum Sozialismus
- „Das Kugeltranszendentale Vorhaben“
- Die humanistische Utopie „Andymons“
- Bedeutung und Funktion des Individuums
- Die Persönlichkeitsentfaltung auf „Andymon“
- Der Verlust der Individualität durch den „Fonformismus“
- Genre und Kurzanalyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht zwei Science Fiction Romane aus der DDR der 1980er Jahre, „Das Kugeltranszendentale Vorhaben“ von Johanna und Günter Braun und „Andymon. Eine Weltraumutopie.“ von Angela und Karlheinz Steinmüller. Die Analyse fokussiert auf die Kritik, die diese Romane am „real existierenden Sozialismus“ der DDR üben, insbesondere durch die Darstellung von utopischen Gesellschaftsmodellen im Gegensatz zum Sozialismus.
- Kritik am „real existierenden Sozialismus“ der DDR durch die Science Fiction
- Utopische Gesellschaftsmodelle im Gegensatz zum Sozialismus
- Die Bedeutung von Sprache und Propaganda in totalitären Regimen
- Die Frage nach dem Individuum in einer kontrollierten Gesellschaft
- Die Funktion der Science Fiction als Mittel der Kritik und Verfremdung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text stellt den Kontext der DDR-Literatur der 1980er Jahre vor, geprägt durch staatliche Kontrolle und Verbot von Kritik. Die Bedeutung der Literatur für die SED und die Funktion der Science Fiction als Mittel der Opposition werden erläutert.
- Utopische Gesellschaftsformen im Gegensatz zum Sozialismus:
- „Das Kugeltranszendentale Vorhaben“: Das Kapitel analysiert den Roman „Das Kugeltranszendentale Vorhaben“, der eine utopische Gesellschaft auf dem Planeten Kugel 37a beschreibt. Das „Fonformismus“-Konzept wird als Analogie zum „real existierenden Sozialismus“ interpretiert, mit Betonung auf Propaganda, Wortmanipulation und die Unterdrückung des freien Denkens. Die Parallelen zur DDR-Realität werden hervorgehoben.
Schlüsselwörter
DDR-Literatur, Science Fiction, Utopie, „real existierender Sozialismus“, Kritik, Propaganda, Sprache, „Fonformismus“, Individuum, Gesellschaftsmodell, Verfremdung, „Das Kugeltranszendentale Vorhaben“, „Andymon. Eine Weltraumutopie.“
- Citation du texte
- Denise Cassim (Auteur), 2010, Die Kritik am "real existierenden Sozialismus" der DDR in der utopischen DDR Science Fiction Literatur der 1980er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150559