Die Arbeit bietet einen Einblick in die Geschichte und Struktur der Odenwaldschule, eine reformpädagogische Institution, die 1910 gegründet wurde. Die Arbeit beleuchtet kritisch die pädagogischen Ansätze der Schule, wie das Kurssystem und die Idee der Schulgemeinde, sowie deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Schüler.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Zeit zwischen 1972 und 1985, in der Gerold Ummo Becker als Schulleiter tätig war. Die Autorin untersucht die organisatorischen Strukturen der Schule und deren mögliche Rolle bei der Entstehung von Missbrauchsfällen. Dabei werden auch die Konzepte des "pädagogischen Eros" und der "totalen Institution" nach Erving Goffman diskutiert.
Die Arbeit geht über eine reine historische Darstellung hinaus und analysiert kritisch die Zusammenhänge zwischen der Organisationsform des Internats und dem Auftreten sexualisierter Gewalt. Sie bietet wertvolle Einblicke in die Präventionsmöglichkeiten und zieht Schlussfolgerungen für die pädagogische Praxis.
Für alle, die sich für Reformpädagogik, Institutionsanalyse oder den Schutz von Kindern und Jugendlichen in Bildungseinrichtungen interessieren, ist diese Arbeit eine gute Lektüre. Sie regt zum Nachdenken an und liefert wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung sicherer und förderlicher Lernumgebungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Odenwaldschule in Ober-Hambach
- Reformpädagogik und Geschichte der Odenwaldschule
- Pädagogischer Eros
- Das System Becker
- Sexualisierte Gewalt
- Strategien, Täter und Opfer
- Bekanntwerden der Missbrauchsfälle und Auseinandersetzung
- Geschlossene Gesellschaft Odenwaldschule
- Kriterien totaler Institutionen nach Erving Goffman
- Organisation in der Odenwaldschule: eine totale Institution? Erste Zusammenhänge zur sexualisierten Gewalt
- Zusammenhänge von Organisation und sexualisierter Gewalt
- Folgerungen für die Praxis
- Strukturveränderungen in der Odenwaldschule
- Allgemeine Präventionsmöglichkeiten für die Praxis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Organisationsstruktur eines Internats bei der Entstehung sexualisierter Gewalt, anhand des Beispiels der Odenwaldschule von 1972 bis 1985. Die Studie analysiert die institutionellen Strukturen und deren Einfluss auf die Taten von Gerold Becker.
- Die Geschichte und reformpädagogischen Ansätze der Odenwaldschule
- Sexualisierte Gewalt an der Odenwaldschule: Strategien der Täter und das Schweigen der Institution
- Goffmans Theorie der totalen Institutionen und deren Anwendbarkeit auf die Odenwaldschule
- Zusammenhang zwischen Organisation und Entstehung sexualisierter Gewalt
- Präventionsmöglichkeiten für ähnliche Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die Motivation der Arbeit und die Relevanz des Themas sexualisierte Gewalt in pädagogischen Institutionen. Kapitel 2 gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte und die reformpädagogischen Prinzipien der Odenwaldschule. Die Kapitel 3 beleuchtet die Taten von Gerold Becker, die Strategien des Täters und die Rolle der Institution bei der Vertuschung. Kapitel 4 untersucht die Odenwaldschule im Kontext von Goffmans Theorie der totalen Institutionen. Kapitel 5 analysiert die Zusammenhänge zwischen der Organisation der Schule und der Entstehung sexualisierter Gewalt. Kapitel 6 skizziert mögliche Präventionsmaßnahmen.
Schlüsselwörter
Sexualisierte Gewalt, Odenwaldschule, Reformpädagogik, Totalitäre Institutionen, Gerold Becker, Organisation, Prävention, Machtstrukturen, Abhängigkeitsverhältnisse, Institutionelle Strukturen.
- Quote paper
- M. Jehle (Author), 2016, Welche Rolle spielt Organisation für die Entstehung sexualisierter Gewalt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1508480