Jugendkriminalität ist schon seit vielen Jahren ein brisantes und reich erforschtes Thema. Jedoch scheint bei der Bevölkerung in der letzten Zeit die Vermutung aufzukeimen, Jugendkriminalität sei schlimmer und brutaler geworden. Dies liegt wahrscheinlich nicht zuletzt daran, dass die Medien vermehrt Bericht erstatten. Exemplarische Taten, wie die U-Bahn Schlägerei von München, bei der ein 20jähriger Türke und ein 17jähriger Grieche einem 76 Jahre alten Rentner schwerste Verletzungen zugefügt haben, geraten immer mehr in die öffentliche Diskussion. Man fragt sich, was sind das für Jugendliche, die solch schlimme Taten verüben können? Haben die denn keine Erziehung genossen? Wird Jugendkriminalität immer schlimmer? Zweifelsohne gibt es auch Taten Erwachsener, die nicht minder brutal und kriminell sind, doch nicht zuletzt wird der öffentliche Fokus durch mediale Berichterstattung auf die kriminellen Machenschaften Jugendlicher gelegt. TV-Sendungen wie „Die Ausreißer“, „Das Jugendgericht“ oder „Teenager außer Kontrolle“ tragen dazu bei, das Thema „Jugendkriminalität“ in die öffentliche Diskussion zu bringen und die Angst um die Verrohung der heutigen Jugend zu schüren. Durch das mediale Hochspielen solcher Einzelfälle, wie der U-Bahn Schlägerei kann es leicht passieren, dass der Rest der heutigen Jugend, der sich zum größten Teil konform verhält, in Misskredit gebracht wird.
Um die Quote der gewalttätigen und kriminellen Taten Jugendlicher zu senken, ist es wichtig sich auffälliger Jugendlicher anzunehmen, ihre Hintergründe und Motivationen zu erfahren und präventive Ansätze zu finden, die Jugendkriminalität verhindern oder mindern können.
Diese Gedanken haben auch Anlass zu der vorliegenden Arbeit gegeben. Verurteile, kriminelle Jugendliche wurden hinsichtlich ihrer Lebensumstände, ihrer Motivationen kriminell zu werden, befragt. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Instanzen der Sozialisation gelegt werden, in denen die Jugendlichen aufgewachsen sind. Das familiäre Umfeld, die besuchte Schulform und der Freundeskreis sollten im Fokus der Befragungen stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffserklärungen
- Kriminalität
- Jugendkriminalität
- Abweichendes Verhalten
- Ausgewählte Theorien abweichenden Verhalten
- Anomietheorie
- Subkulturtheorie
- Labeling Approach
- Statistische Mittel zur Messbarkeit der Jugendkriminalität in Deutschland
- Bedeutung, Inhalt und Aussagekraft der PKS
- Erkenntnismittel der Dunkelfeldforschung zur Messung der Jugendkriminalität
- Die empirische Untersuchung
- Die „Villa K.“ in Krefeld
- Methodisches Vorgehen
- Struktur der Stichprobe
- Der Fall Tolga
- Der Fall Marco
- Der Fall Pascal
- Zum Problemverhalten Jugendlicher in Zusammenhang mit Entwicklungsprozessen
- Soziologische Merkmale der Jugendphase
- Entwicklungsaufgaben
- Das Entwicklungsaufgabenkonzept nach Havighurst
- Das moderne Konzept der Entwicklungsaufgaben
- Problemkonstellationen bei der Umsetzung der Entwicklungsaufgaben
- Sozialisationsinstanzen und ihre Bedeutung für den kriminellen Entwicklungsverlauf
- Die Familie als Sozialisationsraum
- Die Bedeutung der innerfamiliären Atmosphäre im Hinblick auf Jugendkriminalität
- Schule
- Die Schule als Sozialisationsraum
- Schule als Devianz- und Delinquenzraum
- Die Gleichaltrigengruppe als Sozialisationsraum
- Abweichendes, delinquentes Verhalten in der Gruppe
- Die Familie als Sozialisationsraum
- Drogen-/ Alkoholkonsum und Delinquenz
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von Sozialisationsinstanzen auf den kriminellen Karriereverlauf Jugendlicher. Sie analysiert die Lebensumstände und Motivationen verurteilter Jugendlicher und untersucht, inwieweit familiäres Umfeld, Schulform und Freundeskreis einen Einfluss auf ihre kriminellen Handlungen haben. Darüber hinaus werden Entwicklungsprozesse beleuchtet, die ein jugendlicher Mensch auf dem Weg zum Erwachsenen zu durchlaufen hat, und Defizite in der Entwicklung, die förderlich für kriminelle Handlungen sein könnten, werden ausgemacht.
- Einfluss von Sozialisationsinstanzen auf den kriminellen Karriereverlauf Jugendlicher
- Analyse der Lebensumstände und Motivationen verurteilter Jugendlicher
- Bedeutung von familiärem Umfeld, Schulform und Freundeskreis für kriminelles Verhalten
- Entwicklungsprozesse von Jugendlichen und deren Einfluss auf kriminelle Handlungen
- Defizite in der Entwicklung, die förderlich für kriminelle Handlungen sein können
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema Jugendkriminalität in den Kontext aktueller gesellschaftlicher Diskussionen und beleuchtet die Bedeutung präventiver Ansätze zur Senkung der Quote gewalttätiger und krimineller Taten Jugendlicher.
- Begriffserklärungen: Die Arbeit definiert grundlegende Begrifflichkeiten wie Kriminalität, Jugendkriminalität und abweichendes Verhalten.
- Ausgewählte Theorien abweichenden Verhalten: Die Arbeit stellt drei Theorien vor, die Kriminalität erklären können: die Anomietheorie, die Subkulturtheorie und den Labeling Approach.
- Statistische Mittel zur Messbarkeit der Jugendkriminalität in Deutschland: Die Arbeit erläutert die Bedeutung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und verschiedene Methoden der Dunkelfeldforschung zur Messung von Jugendkriminalität.
- Die empirische Untersuchung: Die Arbeit stellt die empirische Untersuchung vor, die als Grundlage der Arbeit dient. Sie beschreibt die Funktion der sozialen Einrichtung "Villa K.", in der Interviews bei Jugendlichen durchgeführt wurden, erläutert das methodische Vorgehen und stellt die einzelnen Fälle vor.
- Zum Problemverhalten Jugendlicher in Zusammenhang mit Entwicklungsprozessen: Die Arbeit beleuchtet soziologische Merkmale der Jugendphase und verschiedene Konzepte von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter.
- Sozialisationsinstanzen und ihre Bedeutung für den kriminellen Entwicklungsverlauf: Die Arbeit analysiert die Bedeutung der Familie, der Schule und der Gleichaltrigengruppe als Sozialisationsräume im Hinblick auf den kriminellen Entwicklungsverlauf Jugendlicher.
- Drogen-/ Alkoholkonsum und Delinquenz: Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Drogen-/ Alkoholkonsum und Delinquenz bei Jugendlichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Jugendkriminalität, Sozialisation, Entwicklungsprozesse, abweichendes Verhalten, Theorien der Kriminalität, empirische Forschung, Dunkelfeldforschung, Familie, Schule, Gleichaltrigengruppe, Drogen-/ Alkoholkonsum und Delinquenz.
- Citation du texte
- Britta Kempers (Auteur), 2010, Welchen Einfluss haben Sozialisationsinstanzen auf den kriminellen Karriereverlauf Jugendlicher?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151219