Wenn man sich überlegt, welche Eigenschaften einem Mann oder einer Frau bzw. einem Jungen oder einem Mädchen zugeordnet werden können, wird man zunächst wahrscheinlich auf geschlechtspezifische Aussagen stoßen. „Mädchen sind ordentlich, Jungen sind frech“. So oder so ähnlich könnte eine Zuordnung ausfallen. Wir schreiben nämlich - ohne es zu merken – den Geschlechtern bestimmte Eigenschaften und Verhaltensformen zu. Dabei treffen wir jedoch keine Aussagen über männlich oder weiblich im Sinne einer Geschlechtszuordnung, sondern wir beschreiben so unser eigenes, subjektives Bild von einer Frau oder einem Mann.
Diese Geschlechtszuweisungen entsprechen der heutigen Theorie über das Geschlechtsbild, das von dem Begriff „Doing Gender“ geprägt ist. Zentraler Gesichtspunkt dieses Gedankens ist die Unterscheidung in biologisches und soziales Geschlecht. Dies impliziert die Erkenntnis, dass wir Menschen selbst die Unterschiede zwischen den Geschlechtern herstellen. So sind wir uns im Grunde genommen bewusst darüber, dass Geschlechtszuschreibungen stereotype Sichtweisen verstärken und zu Problemen führen können. Oft sind wir aber trotzdem nicht in der Lage diese zu unterlassen, da sie zu fest in unserem Alltag und in unserer zweigeschlechtlich geprägten Gesellschaft verankert sind.
Auch unsere Schulen sind von Problemen, die Geschlechtsbilder mit sich bringen können, betroffen. In ihnen werden Mädchen und Jungen größtenteils gemeinsam unterrichtet, was bedeutet, dass sie täglich mit Geschlechterrollen und - unterschieden konfrontiert werden. Dies hat in der Vergangenheit zu einer Koedukationsdebatte geführt, die ständig neue Perspektiven hervorrief und zunächst die Mädchen, dann die Jungen ins Zentrum der Diskussion rückte.
Im Folgenden soll deshalb zunächst der Begriff der Koedukation charakterisiert und in einem weiteren Schritt die Chronologie der Debatte, die diese Unterrichtsform auslöste, skizziert werden. Daraufhin wird die heutige Situation der Schüler und Schülerinnen im Kontext der Koedukation beschrieben, vor allem unter Berücksichtigung der Situation der Jungen. Schließlich sollen Perspektiven für die Realisierung von Geschlechtergerechtigkeit in der Schule erläutert und diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- A. Weiblich – Männlich!?
- B. Koedukation heute - „Geschlechtergerechte Schule“
- 1. Allgemeine Informationen zu Koedukation und Koedukationsdebatte
- 1.1 Begriffsklärung
- 1.2 Chronologie der Koedukationsdebatte
- 2. Koedukation heute - Benachteiligung der Jungen?
- 2.1 Aktuelle Zahlen zum Bildungserfolg
- 2.2 Mögliche Ursachen und Prävention
- 2.2.1 Bedeutung der Lehrkräfte
- 2.2.2 Freizeitgestaltung
- 3. Praktische Ansätze zur Umsetzung einer „Geschlechtergerechten Schule“
- 3.1 Stereotype Sichtweisen abbauen
- 3.1.1 Jungen – und Mädchendomänen
- 3.1.2 Verhalten der Lehrkräfte
- 3.2 Monoedukative Angebote
- 3.2.1 Zufällige methodische Trennung
- 3.2.2 Jungen- und Mädchenkonferenzen
- 3.2.3 Jungen und Mädchenbeauftragte
- 3.2.4 Fazit: Monoedukative Angebote nur unter bestimmten Vorraussetzungen
- C. Geschlecht muss Thema der Forschung bleiben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der Koedukation und ihrer Auswirkungen auf die Geschlechterrollen und -differenzen in der Schule. Sie untersucht die Entwicklung der Koedukationsdebatte, analysiert aktuelle Daten zum Bildungserfolg von Jungen und Mädchen und beleuchtet die Ursachen für die scheinbare Benachteiligung der Jungen im Bildungssystem. Darüber hinaus werden konkrete Ansätze für eine „Geschlechtergerechte Schule“ vorgestellt und diskutiert.
- Entwicklung der Koedukationsdebatte
- Aktuelle Zahlen zum Bildungserfolg von Jungen und Mädchen
- Mögliche Ursachen für die Benachteiligung der Jungen
- Praktische Ansätze für eine „Geschlechtergerechte Schule“
- Bedeutung der Geschlechterrollen und -stereotype in der Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
- A. Weiblich – Männlich!?: Dieses Kapitel legt den Grundstein für die Untersuchung des Themas, indem es auf die Frage der geschlechtspezifischen Zuschreibungen und die Herausbildung von Geschlechterbildern eingeht.
- B. Koedukation heute - „Geschlechtergerechte Schule“: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Koedukationsdebatte und ihre Auswirkungen auf die Bildung von Jungen und Mädchen. Es analysiert die heutige Situation im Kontext der Koedukation und die vermeintliche Benachteiligung der Jungen im Bildungssystem.
- 1. Allgemeine Informationen zu Koedukation und Koedukationsdebatte: Dieses Kapitel behandelt die Begriffsklärung der Koedukation und beleuchtet die Chronologie der Debatte, die diese Unterrichtsform auslöste.
- 2. Koedukation heute - Benachteiligung der Jungen?: Dieses Kapitel analysiert aktuelle Zahlen zum Bildungserfolg von Jungen und Mädchen, um die Frage der Benachteiligung der Jungen zu beleuchten. Es befasst sich mit möglichen Ursachen und Präventionsmaßnahmen.
- 3. Praktische Ansätze zur Umsetzung einer „Geschlechtergerechten Schule“: Dieses Kapitel stellt konkrete Ansätze vor, wie eine „Geschlechtergerechte Schule“ gestaltet werden kann, um stereotype Sichtweisen abzubauen und den Bedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.
- C. Geschlecht muss Thema der Forschung bleiben: Dieses Kapitel unterstreicht die Notwendigkeit, das Thema Geschlecht weiterhin in der Forschung zu betrachten, um ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten in der Bildung zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Koedukation, Geschlechtergerechtigkeit, Bildungserfolg, Geschlechterrollen, stereotype Sichtweisen, Jungenförderung, Mädchenförderung, „Geschlechtergerechte Schule“ und Reflexive Koedukation. Der Fokus liegt auf der Analyse der aktuellen Situation im Bildungssystem, der Suche nach Ursachen für die vermeintliche Benachteiligung der Jungen und der Entwicklung von Konzepten für eine inklusive und gerechte Bildung für alle Geschlechter.
- Arbeit zitieren
- Irina Wittmann (Autor:in), 2010, Die heutige Situation der Schüler und Schülerinnen im Kontext der Koedukation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151417