- Durch die Vielzahl der Einrichtungen und Unterschiedlichkeit der Formen heutiger Heimerziehung gibt es keine einheitlichen Standards und Qualitätskriterien für Elternarbeit;
- Elternarbeit scheitert an herkömmlichen Sichtweisen und Erklärungsmodellen;
- Es gibt einen Widerspruch zwischen dem fachlichen Anspruch an Elternarbeit und der tatsächlich geleisteten Arbeit der freien und öffentlichen Träger der Jugendhilfe;
- Es herrscht ein Mangel an einheitlichen Definitionen und Konzeptionen.
Die Begriffe ‘Konzept’ und ‘Konzeption’ werden in der sozialpädagogischen Praxis oft synonym und austauschbar benutzt. Für mich bedeutet die Entwicklung einer sozialpädagogischen Konzeption den Weg, von einem Ist- Stand zu einem Soll- Ziel zu beschreiten. Ausgangspunkt ist die momentane Situation, wobei das Augenmerk auf die Dinge gerichtet ist, die sich in der Auswertung und Interpretation der Bestandsaufnahme als Probleme, Konflikte und Änderungswünsche herausstellen.
Gemäß dieser Annahmen ist die Arbeit in zwei Hauptteile untergliedert. Im ersten Teil meiner Arbeit überprüfe ich die genannten Vermutungen, skizziere ein Bild über den aktuellen Stand von Elternarbeit im Heim und entwickle Anforderungen
und Begründungen für die konzeptionelle Umsetzung der Elternarbeit. Es geht mir darum, eine Definition für Elternarbeit zu entwickeln, die als Grundlage für eine Konzeption dient und den Erfordernissen heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse
entspricht.
Im zweiten Teil folgt als logischer Schluß eine Konzeption für eine mögliche Form von Elternarbeit im Kontext stationärer Unterbringung.
Das Thema wurde durch folgende Methoden bearbeitet: Literaturrecherche, Expertengespräche, Prozessbeobachtung, Auswertung pädagogischer Tagebücher und Gesprächsnotizen und die Reflexion meiner aktiven Helferrolle im Arbeitsprozess
durch Supervision. Ich weise darauf hin, dass ich die im Titel der Arbeit gebrauchten Termini - ‘Elternarbeit’ und ‘Arbeit mit Familien’ - synonym verwende. Die Begriffsklärung erfolgt ausführlicher im Punkt 2.1.1.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- STATIONÄRE UNTERBRINGUNG
- DEFINITION
- RECHTLICHE GRUNDLAGE
- KONTEXT
- Systemische Sichtweise
- Individuumsbezogene Sichtweise
- Lösungsorientierte Sichtweise
- ELTERNARBEIT IM HEIM
- THEORETISCHE ANFORDERUNGEN AN ELTERNARBEIT
- Begriffsklärung
- Historischer Anspruch
- ELTERNARBEIT IN DER PRAXIS
- Aktueller Stellenwert
- Rahmenbedingungen
- Modelle
- Praktische Formen
- Rolle der Mitarbeiter
- Rollenverständnis
- Qualifikation
- SYSTEMISCH- LÖSUNGSORIENTIERTE ELTERNARBEIT
- THEORETISCHE GRUNDANNAHMEN
- Symptome und Probleme
- Rollen
- Loyalitätsbindungen
- Übertragungskonflikte
- DAS AUFNAHMEVERFAHREN
- Bedeutung, Funktion
- Aspekte der Beziehungsproblematik
- Eltern und Heim
- Jugendamt und Eltern
- Heim und Jugendamt
- KONZEPTION
- ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
- NOTWENDIGKEIT SYSTEMISCH-LÖSUNGSORIENTIERTER ELTERNARBEIT
- GRUNDHALTUNGEN, RAHMEN
- ZIELGRUPPEN, ZIELE DER ARBEIT
- Eltern
- Kinder
- Andere Helfer
- FORMEN DER SYSTEMISCH LÖSUNGSORIENTIERTEN ARBEIT
- Elternbeziehungsarbeit
- Arbeit mit dem Kind
- Arbeit mit der Heimgruppe
- Kooperation und Vernetzung
- RAHMENBEDINGUNGEN
- Lage und Ausstattung der Einrichtung
- Gruppengröße
- Personal
- Qualifikation und Aufgabenbereiche der pädagogischen Mitarbeiter
- Qualifikation und Aufgabenbereiche der therapeutischen Fachkraft
- Dienstpläne und Arbeitszeit
- Teamarbeit
- Finanzierung
- PHASEN DER UNTERBRINGUNG
- Das Aufnahmeverfahren
- Allgemeines, Ziele
- Inhalte und Methoden
- Erstkontakt und Beziehungsklärung
- Problem- und Zieldefinition
- Auftragsklärung, Kooperation mit anderen Helfern
- Aufnahmekriterien
- Die Aufnahme als Ritual
- Die Aufenthaltsphase
- Allgemeines, Ziele
- Inhalte und Methoden
- Elternarbeit
- Arbeit mit dem Kind im pädagogischen Alltag
- Gruppenarbeit im Heim
- Kooperation mit anderen Helfern
- Reintegrationsphase
- Allgemeines, Ziele
- Inhalte und Methoden
- Abschluß/ Entlassung
- Allgemeines, Ziele
- Inhalte und Methoden
- Nachbetreuung
- Allgemeines, Ziele
- Inhalte und Methoden
- Theoretische Grundlagen der Elternarbeit
- Praxisrelevante Aspekte der Elternarbeit im Heim
- Systemische und lösungsorientierte Ansätze in der Arbeit mit Familien
- Konzeptionelle Entwicklung einer sozialpädagogischen Arbeitsweise
- Phasen der Unterbringung und ihre Bedeutung für die Elternarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von Elternarbeit im Kontext der stationären Unterbringung von Kindern und Jugendlichen nach § 34 KJHG. Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung einer sozialpädagogischen Konzeption für die systemisch-lösungsorientierte Arbeit mit Familien in diesem Kontext.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Elternarbeit im Heim ein und erläutert die Motivation der Autorin, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung des Erkennens von familiären Zusammenhängen im Kontext der Systemtheorie und den Herausforderungen der Elternarbeit in der Praxis.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und den rechtlichen Grundlagen der stationären Unterbringung nach § 34 KJHG. Es werden verschiedene Sichtweisen auf den Kontext der stationären Unterbringung beleuchtet, darunter die systemische, die individuumsbezogene und die lösungsorientierte Sichtweise.
Das zweite Kapitel betrachtet die Elternarbeit im Heim aus theoretischer und praktischer Perspektive. Es werden die theoretischen Anforderungen an die Elternarbeit, der historische Anspruch und die aktuellen Rahmenbedingungen in der Praxis beleuchtet. Außerdem werden verschiedene Modelle und praktische Formen der Elternarbeit vorgestellt und die Rolle der Mitarbeiter in diesem Kontext näher betrachtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der systemisch-lösungsorientierten Elternarbeit. Es werden die theoretischen Grundannahmen dieser Arbeitsweise, wie z. B. Symptome und Probleme, Rollen, Loyalitätsbindungen und Übertragungskonflikte, erläutert. Außerdem wird das Aufnahmeverfahren im Detail beschrieben und die Bedeutung der Beziehungsproblematik zwischen Eltern und Heim, Jugendamt und Eltern sowie Heim und Jugendamt beleuchtet.
Das vierte Kapitel präsentiert die Konzeption für die systemisch-lösungsorientierte Elternarbeit. Es werden die Notwendigkeit, die Grundhaltungen, die Zielgruppen, die Ziele, die Formen der Arbeit und die Rahmenbedingungen der Arbeit erläutert.
Schlüsselwörter
Elternarbeit, Heim, stationäre Unterbringung, § 34 KJHG, Systemische Arbeit, Lösungsorientierung, Familienarbeit, sozialpädagogische Konzeption, Aufnahmeverfahren, Beziehungsproblematik, Phasen der Unterbringung, Kooperation, Vernetzung, Rahmenbedingungen
- Quote paper
- Anja Stiegemann (Author), 2002, Systemisch-lösungsorientierte Elternarbeit mit Familien im Kontext stationärer Unterbringung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15145