Soziologie des Essens. Pierre Bourdieus "Die feinen Unterschiede"

Hat der kulturtheoretische Ansatz Bourdieus Erklärungskraft für das heutige Ernährungsverhalten?


Mémoire (de fin d'études), 2009

84 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“
1.1 Historische und kulturelle Einbettung
1.2 Der Habitus als zentrale erklärende Variable
1.3 Die soziale Struktur
1.3.1 Die Position im sozialen Raum
1.3.2 Die Verwendung des Klassenbegriffs bei Bourdieu
1.3.3 Der Raum der Lebensstile
1.4 Der Geschmack als zentraler Begriff für das untersuchte Ernährungsverhalten...
1.4.1 Der Begriff des Geschmacks bei Bourdieu
1.4.2 Klassiker der Kultursoziologie
1.5 Kritik an Bourdieus Konzept
1.6 Empirische Analysen Bourdieus

2 Das Thema Ernährung in den Sozial- und Kulturwissenschaften
2.1 Das Verhältnis zu den Ernährungswissenschaften
2.2 Historischer und sozialstruktureller Wandel
2.3 Die soziale Dimension von Ernährungsempfehlungen

3 Der Zusammenhang von Ernährungsverhalten und sozioökonomischen Determinanten
3.1 Der Einfluss des Alters auf die Ernährung
3.2 Geschlechtsspezifisches Ernährungsverhalten
3.2.1 „Doing Gender“ beim Essen
3.2.2 Vergeschlechtlichte Verzehrsituationen und Arbeitsteilung
3.3 Klassenhabitus und Unterschiede im Ernährungsverhalten
3.3.1 Die Rolle des ökonomischen Kapitals für das Ernährungsverhalten
3.3.2 Die soziale Wertigkeit von Lebensmitteln und Aspekten der Mahlzeit
3.3.3 Klassenspezifisches Essverhalten
3.4 Zwischenfazit

4 Empirische Erhebungen zum Zusammenhang von Ernährungsverhalten und sozioökonomischen Determinanten
4.1 Methodische Herangehensweisen und Ergebnisse
4.2 Inwieweit sind die empirischen Resultate kompatibel mit den Ergebnissen von Bourdieu?

5 Fazit und Ausblick

6 Literaturverzeichnis

Einleitung

„Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und was gibt es zum Mittagessen?“ Das sind, so der österreichische Kabarettist Josef Hader, die drei wichtigsten Fragen der Menschheit.1 In der Tat ist das Essen ein elementarer Bestandteil unseres Daseins und damit auch sehr präsent in unserer Wahrnehmung und unserem Verhalten. Noch weitergehend lautet das wohl berühmteste Zitat zu diesem Thema des französischen Spitzenkochs Brillat-Savarin:

„Dis-moi ce que tu manges, je te dirai ce que tu es."2, was soviel heißt wie das Essen bestimmt das Sein. Damit deutet er schon 1833 darauf hin, dass es ein Unterschiede setzendes Ernährungsverhalten gibt.

Doch das Thema Ernährung ist nicht nur ein alltägliches Thema für alle Gesellschaftsmitglieder, sondern auch Gegenstand unzähliger wissenschaftlicher Untersuchungen. Insbesondere das Übergewicht und die negativen Folgen einer falschen Ernährung sind in der medialen Öffentlichkeit in den letzten Jahren sehr präsent geworden. Dabei geht es häufig um die Fehlernährung von Kindern und Jugendlichen.3 Den medialen Gegenpol dazu bilden die Vielzahl an Kochshows und Auftritte von Fernsehköchen, die inzwischen einen großen Raum einnehmen. Hier wird ein genussvoller Umgang mit dem Essen propagiert. Bezeichnenderweise werden diese Sendungen v. a. konsumiert;

Auswirkungen auf das eigene Kochverhalten haben sie kaum. Während im Fernsehen höchste Kochkunst zelebriert wird, gibt es davor häufig Kartoffelchips oder ein Fertiggericht.4

Diese neueren Entwicklungen sind immer wieder im Fokus des öffentlichen Interesses. In dieser Arbeit soll jedoch viel grundsätzlicher auf die hinter dem Ernährungsverhalten stehenden Wirkungszusammenhänge eingegangen werden. Essgewohnheiten gehören zu den stabilsten, aber auch – zumindest die meiste Zeit – unreflektiertesten Gewohnheiten des Menschen.5 Dabei wirken die unterschiedlichsten Essmotive wie Genuss, Hunger, Gewohnheit, kulturelle und traditionelle Einflüsse, Neugier oder Angst.6

Die Art und Weise, wie Menschen sich ernähren, ist eng mit anderen Aspekten ihrer Lebensführung verknüpft. Für den Ethnologen Claude Lévi-Strauss wird die Gesamtheit der gesellschaftlichen Strukturen mit der Nahrung auf unbewusste Weise weitergegeben.7 Inzwischen kann man auch aufgrund einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen davon ausgehen, dass das Ernährungsverhalten und die soziale Lage von Personen in enger Beziehung zueinander stehen. Doch wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären? Die Soziologie hat sich mit dem Forschungsbereich der Ernährung lange schwer getan, da dieses Thema wenig soziale und kulturelle Gestaltungsräume zu haben schien.8 Pierre Bourdieus kulturwissenschaftliche Gesellschaftstheorie „Die feinen Unterschiede“, in der die Geschmackswahl durch tief verwurzelte, erlernte Präferenzen erklärt wird, bildet dabei eine entscheidende Ausnahme.9 Dies ist auch an der Kontinuität zu erkennen, in der dieser zitiert wird, wenn es um die Erklärung des Zusammenhangs von sozioökonomischen Determinanten, vor allem der sozialen Klasse, und dem Ernährungsverhalten geht.10 So kann sein theoretisches Konstrukt als „starting point for many debates“ 11 betrachtet werden. Es bietet eine theoretische Grundlage, um die Ursachen für die Unterschiede im Ernährungsverhalten verständlich zu machen. Allerdings stammt die empirische Untersuchung, auf deren Grundlage diese Theorie von Bourdieu entwickelt wurde, aus den 1960er Jahren. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Zusammenhänge noch auf unsere heutige Gesellschaft zutreffen.

In der folgenden Arbeit soll geklärt werden, ob der Bourdieusche kulturtheoretische Ansatz insbesondere für das Ernährungsverhalten in unserer heutigen modernen Wohlstandgesellschaft noch relevant ist. Dabei wird anhand einzelner, auch von Bourdieu erwähnter wichtiger sozioökonomischer Variablen, nämlich Alter, Geschlecht und soziale Klasse, beleuchtet, inwiefern diese für die Ernährung von Bedeutung sind. Ein möglicher Zusammenhang wird anhand theoretischer Bezüge zu Bourdieu überprüft. Zunächst wird das Werk Bourdieus, „Die feinen Unterschiede“, in seinem theoretischen sowie empirischen Gehalt dargestellt. Die zentralen Begriffe und Theorieteile wie Habitus, sozialer Raum, Kapital, Klasse, Lebensstil und Geschmack werden in ihrer Einzelbedeutung, aber auch dem Gesamtkonzept, erläutert. Auf die empirischen Ergebnisse Bourdieus wird v. a. was die Resultate zur Ernährung angeht, Bezug genommen. Das darauf folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Einordnung des wissenschaftlichen Forschungsfeldes der Ernährung und einiger zentraler gesellschaftlicher sowie sozialer Entwicklungen in diesem Bereich, die einen vertieften Blick auf das Ernährungsverhalten erst ermöglichen. Im dritten Kapitel soll der Zusammenhang zwischen den soziökonomischen Determinanten Alter, Geschlecht sowie sozialer Klasse und der Ernährung beleuchtet werden. Im vierten Kapitel dann werden verschiedene Studien genauer sekundär analysiert, die aufbauend auf Bourdieus Theorie diesen Zusammenhang behandeln. Deren Ergebnisse werden darauf folgend mit den Resultaten von Bourdieus Untersuchung verglichen. Im abschließenden Fazit wird dann noch einmal zusammenfassend darauf eingegangen, ob Bourdieus Theorie noch relevant bzw. hilfreich ist, um die Wirkungszusammenhänge einer Soziologie der Ernährung zu erklären.

1 Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“

Im folgenden Kapitel soll der Ansatz Bourdieus genauer erläutert werden. Dabei wird zunächst auf die Gegebenheiten eingegangen, die dieses Werk und seinen Autor geprägt haben. Danach wird ein Versuch gewagt, seine Theorie in ihrer Vielschichtigkeit und Komplexität darzustellen. Dabei wird anhand der zentralen Begriffe vorgegangen, die in Beziehung zueinander gesetzt werden. Die drei Unterkapitel zu Habitus, sozialer Struktur und Lebensstil bezeichnen dabei drei zentrale Begriffe, die in Bourdieus Ansatz in einem Ursache-(Wechsel-)Wirkungs-Zusammenhang stehen. Im Anschluss wird auf häufige Kritikpunkte an seiner Theorie eingegangen. Die Darstellung seiner empirischen Analyse und Ergebnisse rundet die Vorstellung seines Ansatzes ab.

Bourdieus Werk „La Distinction“12 (dt.: „Die feinen Unterschiede“) befasst sich im Wesentlichen mit dem Zusammenhang zwischen kulturellen Aspekten des Lebensstils und der sozialen Lage. Es ist eines seiner Hauptwerke und vereinigt verschiedene theoretische Konzepte in einem gemeinsamen Theoriegebilde. Gleichzeitig ist es aber auch die empirische Auswertung von umfangreichem statistischem Material über Einkommensverhältnisse, Schulbildung, Berufsqualifikation, soziale Herkunft etc., welches sich auf die französische Gesellschaft der Sechziger- und frühen Siebzigerjahre bezieht.13 Anhand dieses Datenmaterials erläutert Bourdieu seine Theorie, formuliert sie aus und gibt ihr dadurch eine hohe praktische Nachvollziehbarkeit, weshalb er sie als eine Theorie der Praxis versteht. Im Folgenden soll nun zunächst auf die theoretischen Annahmen und Konzepte Bourdieus eingegangen werden, später dann auf seine empirische Verfahrenweise und seine Ergebnisse. Dabei ist eine Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis nicht immer zu vermeiden, da auch in „die feinen Unterschiede“ keine klare Trennung nach Kapiteln vorliegt. Bourdieu verwendet eine für die französische Soziologie typische essayistische Schreibweise, die theoretische Überlegungen mit empirischen Ergebnisse sowie Alltagsbeobachtungen kombiniert und so umfassend beschreibt. Sein theoretisches Konzept ist auch Ergebnis der Datenauswertung, wird durch diese weiterentwickelt und kann daher nur schwerlich separat behandelt werden.14

1.1 Historische und kulturelle Einbettung

Um das Werk Bourdieus in seiner Gesamtheit einordnen zu können, ist es notwendig den gesellschaftlichen Entstehungszusammenhang seiner Theorie und Analyse mit einzubeziehen. Dabei soll auch kurz auf die Besonderheiten der französischen Soziologie eingegangen werden, die wiederum prägend für Bourdieu und seine Arbeiten waren. Im Verhältnis zu anderen Disziplinen ist die französische Soziologie durch ein direktes Konkurrenzverhältnis zur Philosophie geprägt. Dies äußert sich unter anderem in der Behandlung der gleichen Themenfelder (Bsp. Foucault) oder wie bei Bourdieus „Die feinen Unterschiede“, dass originär philosophische Fragestellungen mit Hilfe der soziologischen Forschung bearbeitet werden.15 Bezeichnend ist auch, dass Bourdieu ursprünglich philosophischen Begriffen wie hysteresis, modus operandi oder opus operatum eine soziologische Bedeutung gegeben hat. So ist es ihm gelungen diese beiden Denkweisen weiter einander anzunähern.16 Weiterhin besteht in Frankreich eine kooperative Beziehung zu den Kulturwissenschaften, insbesondere der Ethnologie und Geschichte. Der Bezug zur Geschichtswissenschaft äußert sich bei Bourdieu durch eine deutliche sozialhistorische Dimension in seinen Analysen.17 Pierre Bourdieu hat seine Forschungsaktivitäten mit ethnologischen Studien begonnen. Diesem Umstand und der herausragenden Bedeutung des Ethnologen Claude Lévi-Strauss ist es zu verdanken, dass Bourdieu ganz besonders stark von den Ideen des Strukturalismus geprägt wurde. Die Analyse der Strukturzusammenhänge, die den verschiedenen Gesellschaftssphären konstitutiv zugrunde liegen, wird auch bei Bourdieu als klares Forschungsinteresse deutlich. Sein Konstrukt des Habitus, der den Geschmack und damit das kulturelle Feld determiniert, lässt seine strukturalistische Prägung klar hervortreten.

Verglichen mit Deutschland weist die französische Soziologie ein deutlich stärkeres Bekenntnis zur Existenz von sozialen Schichten bzw. Klassen und sozialer Ungleichheit auf.18 In Deutschland wurde von führenden Soziologen wie Beck und Schelsky von einer Nivellierung bzw. Angleichung der sozialen Unterschiede innerhalb der Gesellschaft gesprochen; die französische Soziologie dagegen zeichnet sich durch eine ausgesprochen starke Sensibilität für jegliche Form gesellschaftlicher Ungleichheit oder Differenzierung aus. Soziale Ungleichheiten werden eher noch hervorgehoben bzw. häufig thematisiert und wenig in Frage gestellt.19

Die Thematik des Essens hat in Frankreich eine besondere Bedeutung. Dies ist auch auf die kulinarische Vorreiterstellung des Landes zurückzuführen, die von der französischen Grande Cuisine international bereits seit langem ausgeübt wird und anerkannt ist. Kochen, Gespräche über Speisen sowie das Essen an sich haben in der französischen Kultur einen übergeordneten Stellenwert, auch um den eigenen Lebensstil herauszustellen. Daher verwundert es auch nicht, dass in diesem kulturellen Gebiet soziale Ungleichheiten bzw.

Unterschiede besonders intensiv und subtil wahrgenommen, aber auch gezeigt werden.20 Dies erklärt möglicherweise auch, dass Bourdieu diesem Lebensbereich in „die feinen Unterschiede“ einen großen Raum zugestanden hat.

Eine weitere Besonderheit in der französischen Soziologie ist die herausragende Bedeutung empirischer Analysen. Dieser Primat der Forschungsorientierung, der auch bei Bourdieu nicht zu übersehen ist, hängt mit bestimmten Traditionen innerhalb der französischen Soziologie zusammen.21 Selbst theoretische Konzepte und Abhandlungen haben in der französischen Soziologie, bis auf wenige Ausnahmen, einen allgemein starken, systematischen Bezug zur empirischen Forschung.22

1.2 Der Habitus als zentrale erklärende Variable

Das kulturtheoretische Konzept Bourdieus umfasst verschiedene Theoriekomponenten wie die Habitus-, Feld-, Kapital- sowie Klassentheorie. Diese stehen in einem relationalen Zusammenhang und müssen daher immer relational betrachtet werden. Der Übersicht halber werden diese einzelnen Komponenten der Reihe nach behandelt, wobei sich eine Vermischung an einzelnen Stellen nicht immer vermeiden lässt.

Zentral für Bourdieu ist der Habitus.23 Er soll erklären wie die soziale Praxis erzeugt wird bzw. zustande kommt. Im Habitus verfestigen sich unbewusste, nicht rationale Orientierungen wie Geschmack, Neigungen und Grundüberzeugungen. Bourdieu beschränkt die Wirksamkeit des Habitus ausschließlich auf das Unbewusste. Sobald Handlungsorientierungen und Strategien bewusst und absichtsvoll ablaufen, ist dieser nicht mehr erklärungskräftig.24

Der Habitus wird durch die soziale Herkunft und den weiteren Werdegang bestimmt. Er entwickelt sich in der frühkindlichen Sozialisation, ist dadurch also im Besonderen geprägt. Einen verstärkenden Faktor hat dabei das pädagogische Handeln. Es reproduziert in besonderem Maße die gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsstrukturen.25 Weiterhin fließen die gesellschaftlichen Bedingungen und damit verschiedene Gruppen zugehörigkeiten, zum Beispiel nach Alter, Geschlecht oder sozialer Schicht, mit in den Habitus ein. Der Habitus ist trotz seiner frühkindlichen Prägung nicht vollständig von ihr determiniert. Er kann sich durch Veränderungen, z. B. in der Bildung oder der gesellschaftlichen Klasse, durchaus wandeln. Dieser Wandel findet jedoch nicht kurzfristig statt, sondern erfolgt zeitverzögert als Reaktion auf diese Veränderungen in der Gesellschaft bzw. der eigenen sozialen Lage. Denn Bourdieu nimmt eine gewisse Stabilität des Habitus an, die er als Hysteresis-Effekt26 bezeichnet. Dieses Trägheitsprinzip besagt, dass die Bedingungen, unter denen spezifische Merkmale und Sichtweisen erworben wurden im jeweiligen Habitus erhalten bleiben.27 Dieser Effekt stabilisiert und schützt den Habitus vor Krisen und Infragestellungen von außen.

Gleichzeitig erzeugt der Habitus aber auch die soziale Praxis des Individuums. Das geschieht, indem er durch die individuellen Interessen, Normen und Handlungen des Einzelnen externalisiert wird. Der Habitus ist ein fester Satz von Regeln bzw. eine Ansammlung möglicher Handlungen. In einer konkreten Situation wählt ein Individuum seine Handlungen gemäß der vom Habitus vorgegebenen Regeln.28 Er wird von der äußeren sozialen Wirklichkeit bestimmt, beeinflusst diese aber auch, indem er das Handeln und den Geschmack des Individuums determiniert. Man kann somit von einer Wechselwirkung zwischen Habitus und sozialer Praxis sprechen. Der Habitus legt dabei nicht die soziale Praxis an sich fest, sondern den Spielraum der möglichen Praktiken. So wird er von Bourdieu als „ein System von Grenzen“ 29 bezeichnet. Bestimmte Dinge und Verhalten sind unmöglich; innerhalb dieses Rahmens sind die Reaktionen jedoch keinesfalls im Voraus bekannt, sondern durchaus sehr variabel.30

Man kann also sagen, dass der Habitus gleichermaßen strukturierende und strukturierte Struktur ist. Er erzeugt klassifizierbare Praktiken und Werke im modus operandi; gleichzeitig ist der Habitus aber auch ein System von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata. Die Wahrnehmungsschemata strukturieren die alltägliche Wahrnehmung der sozialen Welt. Die Handlungsschemata bringen die individuellen bzw. kollektiven Praktiken der Akteure hervor. Die Denkschemata wiederum können unterteilt werden in Alltagstheorien, mit deren Hilfe die soziale Welt interpretiert werden kann, Normen zur Beurteilung der gesellschaftlichen Handlung („Ethos“) sowie ästhetische Maßstäbe zur Bewertung kultureller Objekte und Praktiken („Geschmack“).31 Diese Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata ergeben in ihrer Gesamtheit, bezogen auf alle sozialen Felder, den Lebensstil. Der Lebensstil ist also generalisierter Habitus.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Der Habitus stellt bei Bourdieu die Erzeugungsformel dar, mit deren Hilfe Merkmale der sozialen Lage mit der sozialen Position im Raum der Lebensstile verknüpft werden.32 Er ist Mittler zwischen dem strukturellen Rahmen der Gesellschaft und dessen Auswirkungen auf die Handlungen des Einzelnen, ergo die soziale Praxis.

Es wäre allerdings zu kurz gefasst, wenn man den Habitus ausschließlich individuell betrachten würde. Vielmehr geht Bourdieu davon aus, dass man sich den Habitus mit Individuen derselben Gruppe, Schicht, Klasse und Gesellschaft teilt. In seinen Ausführungen und empirischen Analysen wird deutlich, dass er einen ausgeprägten „Klassenhabitus“ annimmt: Gleiche Lebensbedingungen und gleiche gesellschaftliche Stellung lassen denselben Habitus entstehen.33

Um die Opposition von Individuum und Gesellschaft zu überwinden, hat Bourdieu neben der Theorie des Habitus die Einteilung des sozialen Raumes in Felder in sein Konzept integriert. Der Habitus ist dabei die im Individuum inkorporierte, d.h. „Leib gewordene Gesellschaft“, während man soziale Felder als „Ding gewordene Gesellschaft“ bezeichnen kann. Die soziale Realität existiert sozusagen zweimal, in den Feldern und im Habitus. 34 Je nach gesellschaftlichem Teilgebiet gibt es ganz unterschiedliche Felder wie das kulturelle, das ökonomische oder das intellektuelle Feld. Innerhalb dieser Felder finden Machtkämpfe um die jeweiligen Positionen statt; gleichzeitig gibt es aber auch ein Ringen um die v. a. symbolischen Wertigkeit der Felder zueinander und in der Gesellschaft.35 Für die Stellung innerhalb eines Feldes ist der Besitz von Kapitalien entscheidend :„Gleich Trümpfen in einem Kartenspiel, determiniert eine bestimmte Kapitalsorte die Profitchancen im entsprechenden Feld.“ 36 Je nach Feld variieren aber auch die Regeln und Gesetze. „Vielmehr legt die spezifische Logik eines jeden Feldes jeweils fest, was auf diesem Markt Kurs hat, was im betreffenden Spiel relevant und effizient ist, was in Beziehung auf dieses Feld als spezifisches Kapital und daher als Erklärungsfaktor der Formen von Praxis fungiert.“37 Bourdieu verwendet den Begriff des Feldes z. T. synonym zu dem sozialen Raum.

1.3 Die soziale Struktur

In den folgenden Kapiteln soll genauer erläutert werden, wodurch sich das Individuum im sozialen Raum positioniert. Diese Position im sozialen Raum wirkt nach Bourdieus Theorie über den Habitus ein auf die Position im Raum der Lebensstile.

1.3.1 Die Position im sozialen Raum

Die gesellschaftliche Position ist abhängig vom Kapitalbesitz. Der Kapitalbegriff wird dabei von Bourdieu ambivalent mit dem Machtbegriff verwendet.38 Er unterscheidet drei Kapitalarten: ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital.

Das ökonomische Kapital ist nicht beschränkt auf den Besitz von Produktionsmitteln, sondern umfasst jede Form materiellen Reichtums. Es ist überwiegend direkt in Geld umtauschbar.39

Das soziale Kapital besteht aus einem Netzwerk von Beziehungen und Verbindungen, welches bei Bedarf zur Unterstützung genutzt werden kann. Es geht also vor allem um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Wertvoll ist das soziale Kapital vor allem in seiner Transformierbarkeit in ökonomisches Kapital. Das soziale Kapital spielt in Bourdieus weiteren Ausführungen und insbesondere in seiner empirischen Analyse keine Rolle.40

Der Begriff des kulturellen Kapitals umfasst primär das in Schule und Ausbildung erworbene Bildungskapital. Insbesondere dann, wenn es sich um Personen mit gleichem Bildungskapital handelt, kommt jedoch der Einfluss der sozialen Herkunft zum Tragen. Dies geschieht auf zweierlei Arten: Einmal dadurch, dass die Herkunft den Erwerb des Bildungskapitals mitbestimmt, also dass jemand aus den oberen Gesellschaftsschichten meist größere Ambitionen zum Erwerb von Bildung (bzw. Bildungstiteln) hat. Zum zweiten sind Unterschiede bei gleichem Bildungskapital oftmals an Geschmack und Umgangsformen erkennbar, also an Dingen, die nicht in der Schule, sondern primär über die soziale Herkunft vermittelt werden.41

Das kulturelle Kapital tritt nach Bourdieu in drei verschiedenen Zuständen auf: als objektiviertes, inkorporiertes sowie institutionalisiertes Kapital. Beim objektivierten kulturellen Kapital handelt es sich um die vergegenständlichte Form, das heißt den Besitz von Büchern, Kunstwerken und anderen kulturell bedeutsamen Gegenständen. Dies ist eine nach außen sichtbare Form des kulturellen Kapitals, die somit einen deutlichen symbolischen Wert besitzt. Bei der institutionalisierten Form handelt es sich um Bildungstitel und andere Legitimitätsnachweise. Das institutionalisierte kulturelle Kapital lässt sich daher als Zulassung zu Berufen und Tätigkeiten unmittelbar in Einkommen, also ökonomisches Kapital, umwandeln. Als inkorporiertes kulturelles Kapital werden das in der Person verinnerlichte Wissen und die kulturelle Kompetenz bezeichnet. Hier kommt das Konstrukt des Habitus wieder zum Tragen, der wesentlich durch das verinnerlichte kulturelle Kapital beeinflusst wird. Somit wird aus dem Besitz von Kapital („Haben“) laut Bourdieu der Habitus („Sein“). Diese Form des Kapitals ist personengebunden und muss individuell angeeignet werden. Daher ist die wichtigste Bedingung, insbesondere für den nicht schulischen Erwerb der legitimen Kultur, die Komponente der (Lern-) Zeit. Aber auch das Interesse der Eltern am Erwerb solcher kulturellen Kompetenzen und die Förderung dessen, z.B. durch das Erlernen eines Instrumentes oder häufige Museumsbesuche, sind zentral. Diese zeitliche Freiheit und erzieherische Förderung für die Aneignung kultureller Kompetenz wird aber durch die Verfügung über ökonomisches Kapital, d.h. die herkunftsmäßige Zugehörigkeit zu einer privilegierten Klasse, erst ermöglicht.42 Weiterhin ist das inkorporierte Kapital „immer von den Umständen seiner ersten Aneignung geprägt. Sie hinterlassen mehr oder weniger sichtbare Spuren, z.B. die typische Sprechweise einer Klasse oder Region. Dadurch wird auch der jeweilige Wert eines kulturellen Kapitals mitbestimmt“.43

Der Begriff des symbolischen Kapitals wird dagegen nicht als eigene Kapitalsorte, sondern überwiegend als „wahrgenommene und als legitim anerkannte Form“44 der drei Kapitalsorten im Sinne von Prestige oder Legitimationsressourcen verstanden. Bezogen auf das kulturelle Kapital geht es um dessen institutionalisierte Form, also um Bildungstitel und -zertifikate. Die dazugehörige Bildung kann durchaus auch anders angeeignet sein; beim symbolischen Kapital besteht die Macht allerdings in der gesellschaftlichen Anerkennung derselben. Die Leistung des symbolischen Kapitals besteht nach Bourdieu vor allem in der alltäglichen Legitimation der bestehenden gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse.45 Bourdieu geht von einer Transformierbarkeit der Kapitalsorten aus. Dabei gebe es allerdings je nach Umwandlung auch ein Schwundrisiko und ein beträchtliches Maß an Unsicherheit.46

1.3.2 Die Verwendung des Klassenbegriffs bei Bourdieu

Der soziale Raum wird durch drei Dimensionen des Kapitalbesitzes strukturiert: Kapitalvolumen, Kapitalstruktur und soziale Laufbahn der positionierten Akteure. Diese entscheiden über die Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse. Das Kapitalvolumen beschreibt den Umfang, in dem ökonomisches und kulturelles Kapital vorhanden ist.47 Es teilt die Gesellschaft in vertikale Klassen ein und beschreibt damit die „groben Unterschiede“.48 Die Kapitalstruktur bezeichnet dagegen das relative Verhältnis der einzelnen Kapitalien zueinander, also v. a. ob mehr kulturelles oder ökonomisches Kapital vorhanden ist. Dies ist die Verteilung innerhalb einer sozialen Klasse bzw. die Aufteilung in Klassenfraktionen, die nach Bourdieu eine chiastische Struktur aufweist. Zusammen mit den Modi des Erwerbs des kulturellen Kapitals beschreibt die Kapitalstruktur die so genannten „feinen Unterschiede“, die horizontal verlaufen. Die soziale Laufbahn als dritte Komponente berücksichtigt die Frage, ob sich eine soziale Klasse oder Klassenfraktion in der gesellschaftlichen Wahrnehmung in relativem sozialem Aufstieg, Abstieg oder in der Stagnation befindet.49 Es geht dabei aber auch um die Veränderung der individuellen sozialen Position im Zeitverlauf.50

Der Bourdieusche Begriff von Klasse, also der Positionierung im sozialen Raum, hat somit verschiedene Dimensionen und umfasst auch eine kulturelle Komponente. Bourdieu bricht damit mit dem „Ökonomismus“ der marxistischen Theorie und nimmt eine Erweiterung des Marxschen Klassenverständnisses vor. Nach seiner Vorstellung ist das Feld des Ökonomischen nämlich nur ein Teil des sozialen Feldes, sodass die Definition der sozialen Position ausschließlich mit Hilfe der ökonomischen Produktionsverhältnisse eine Verkürzung der sozialen Wirklichkeit darstellt.51 Eine weitere Unterscheidung zu Marx gelingt Bourdieu durch den Begriff des Klassenhabitus, der in seiner expliziten Unbewusstheit einem (politischen) Klassenbewusstsein diametral entgegensteht. Zusätzlich spielt das kulturelle Kapital eine gewichtige Rolle. Gleichwohl wird in seinen Ausführungen immer wieder deutlich, dass die ökonomische Position von grundlegender Bedeutung für die gesellschaftliche Stellung ist.52 Dabei wirkt das Matthäus-Prinzip: Wer bereits über Kapital verfügt, dem wird weiter gegeben, da die vorhandenen Machtressourcen entscheidend für den Erfolg sind.53

Doch der Bourdieusche Klassenbegriff geht noch über die Einbeziehung einer kulturellen Komponente hinaus. Vielmehr wird die soziale Klasse von Bourdieu „definiert durch die Struktur der Beziehungen zwischen allen relevanten Merkmalen“54. Bourdieu beschränkt sich dabei nicht ausschließlich auf Beruf und Ausbildungsniveau, sondern bezieht auch die verfügbaren Angaben über Kapitalsorten, Geschlecht, Alter und Wohnort mit ein. Die soziale Klasse ist somit relational konstruiert. Die sekundären Merkmale Geschlecht und Alter bestimmen die Unterschiede innerhalb der sozialen Klasse mit und führen zu Abweichungen innerhalb dieser. Sie dürfen laut Bourdieu nicht als unabhängige Naturkategorien betrachtet werden, sondern als weitere soziale Parameter, die die Stellung im sozialen Raum definieren. Aber die Wirkung der Variablen in ihrer Gesamtheit wird oftmals einer Variable, also nur der sozialen Klasse oder auch dem Geschlecht, zugerechnet. Für Bourdieu entscheidend ist allerdings das umfassende Beziehungssystem der Variablen, nicht die einzelnen Einflussgrößen.55 Hinzu kommt, dass Geschlecht und Alter in den verschiedenen Klassen eine ganz unterschiedliche Bedeutsamkeit haben. „Die anhand des Berufs erfassbare sozioökonomische Gesamtlage prägt allen Merkmalen des Geschlechts oder des Alters die ihr spezifische Form auf, sodass in den Korrelationen zwischen Geschlecht oder Alter und bestimmten Praxisformen die gesamte Struktur der an die soziale Position gekoppelten Faktoren zur Wirkung kommt.“56

Abbildung 1: Grundzüge des theoretischen Ansatzes von Pierre Bourdieu

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Müller, Hans-Peter (1986): Kultur, Geschmack und Distinktion. Grundzüge der Kultursoziologie Pierre Bourdieus, S.172.

1.3.3 Der Raum der Lebensstile

Neben dem Raum der sozialen Positionen, der bereits eingehend beschrieben wurde, gibt es aber auch den Raum der Lebensstile, in welchem jedes Individuum eine bestimmte Stellung einnimmt. Die Verbindung der beiden Räume über den Habitus wird in Abbildung 1 detailliert dargestellt. Ausgangspunkt ist bei dieser Differenzierung der Webersche Gegensatz von Klasse und Stand, die ebenso wie Bourdieus Räume die Beziehung zwischen ökonomisch-sozialen Bedingungen sowie der Art der Lebensführung widerspiegeln.57 Während die Stellung im Raum der sozialen Positionen von der ökonomischen, kulturellen und sozialen Bedingungslage, d.h. dem Kapitalbesitz und der anderen sozioökonomischen Variablen, abhängt, ist für die Stellung im Raum der Lebensstile die subjektive Wahrnehmung entscheidend: Die symbolischen Merkmale der Lebensführung umfassen insbesondere ästhetische Wertschätzungen, Wahrnehmungen und Wahlpräferenzen. Zwischen diesen beiden Räumen fungiert der Habitus als verbindendes Glied. Durch ihn wird die subjektive Positionierung im Raum der Lebensstile beeinflusst von der konkreten sozialen Lage. Diese Verbindung kommt zustande durch die Wahlverwandtschaft zwischen Klassensituation bzw. Klassenposition und Habitus.58 Bourdieu spricht von einer Homologie des sozialen Raumes und des Raumes der Lebensstile. Diese identische Strukturierung begründet er damit, dass beide Räume von demselben Prinzip, nämlich dem Habitus, hervorgebracht werden.59 Der Lebensstil einer sozialen Klasse ist also Ergebnis ihrer sozialen Praxis sowie der Einstufung durch ihre Mitglieder als auch Mitglieder anderer Klassen.60 Jede Klasse verfügt dabei über ihre eigenen Präferenzen und Vorlieben im Sinne eines Klassengeschmackes, sowie über ihr vorbehaltene Ausdrucks- und Unterscheidungsmittel gegenüber anderen sozialen Positionen.61 Die Distinktion zu den anderen Klassen und Klassenfraktionen ist neben dem Ausdruck der eigenen sozialen Position durch Verhaltensweisen und Geschmack der Motor des ganzen kulturellen Lebens.62 Die Distinktion, die bei Bourdieu eine besondere Stellung einnimmt – was man schon daran erkennt, dass der Titel des Originals „La Distinction“ lautet – ist das Mittel der ästhetischen Abgrenzung. Insbesondere die herrschende Klasse distanziert sich so, während die mittlere Klasse eher auf die Nachahmung dieser konzentriert ist. Eben durch diese Nachahmungsversuche wird der Geschmack der Oberklasse legitimiert. Der Geschmack der anderen Klassen entsteht immer auch in Relation zu diesem legitimen. Sobald sich die unteren Klassen etwas zu eigen machen, verliert es also auch seinen distinguierenden Charakter. Somit ist die Distinktion ein ständiger Prozess mit wechselnden Symbolen und Mitteln.63

An dieser Stelle kommt wieder der Erwerbsmodus des kulturellen Kapitals ins Spiel, der von besonderer Bedeutung für die kulturelle Legitimität ist. Das im Schulsystem erworbene Bildungskapital ermöglicht zwar die Beherrschung der praktischen Prinzipien des Geschmacks mittels Regeln, Vorschriften, Prinzipien, vergleichbar mit einer Grammatik. Jedoch ist nur die freie, das heißt insbesondere durch soziale Herkunft erworbene Bildung in der Lage, den Grad der Distinktion zu erhöhen. Bourdieu nennt an dieser Stelle beispielhaft den Gelehrten, der trotz Bildungseifer nie den Grad legitimer Kultur erreichen wird wie der Mann von Welt. Ihm fehlt die mit kultureller Legitimität verbundene Selbstsicherheit und Ungezwungenheit. Bourdieu spricht hier von einem so genannten „Anlage-Sinn“ für Schicklichkeit und Grenzen, über den der Akteur mit entsprechender kultureller Legitimität verfügt. Dieser hat ein natürliches Gespür für das, was im kulturellen Feld angesagt ist und den größtmöglichen distinktiven Gewinn verspricht.64 Die Bedeutung des Erwerbsmodus der Kultur unterscheidet sich aber auch nach sozialer Klasse: Je größer nämlich die Distanz zur legitimen Kultur ist, desto stärker erklärt die soziale Herkunft Präferenzen für kulturelle Praktiken bei konstantem Bildungskapital.65

1.4 Der Geschmack als zentraler Begriff für das untersuchte Ernährungsverhalten

Im Folgenden soll nun ein weiterer wichtiger Begriff von Bourdieus kulturtheoretischem Konzept genauer erläutert werden, der insbesondere für das hier zu untersuchende Ernährungsverhalten von zentraler Bedeutung ist.

Schon landläufige Weisheiten oder Sprichwörter wie „Die Geschmäcker sind verschieden“ oder „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“ bringen zum Ausdruck, dass der Geschmack oftmals als sozial losgelöste Einzelentscheidung des Individuums betrachtet und so ein soziokultureller Ursprung geleugnet wird.66 „Moderne Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie unter dem Slogan der Individualisierung die Auswahl von Nahrung, Musik oder Kleidung scheinbar dem Einzelnen überlässt, jedoch Trends und Stile in Abhängigkeit von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen produzieren und steuern.“ 67

Ganz im Gegensatz dazu stehen die Definition und der Gebrauch des Begriffes bei Bourdieu. Er hat – den Ausführungen mancher kultursoziologischer Klassiker folgend – den Geschmack als etwas Soziales klassifiziert, sowohl in seiner Entstehung als auch der Ausübung. Nach Bourdieuscher Auffassung ist der Geschmack als Bestandteil des Habitus in hohem Maße kulturell, sozial, familiär, ethnisch sowie ökonomisch geprägt. Im Folgenden soll nun genauer auf die Verwendung des Begriffes in seinem Werk eingegangen werden.

1.4.1 Der Begriff des Geschmacks bei Bourdieu

Bourdieu sieht durchaus die Doppelbedeutung des Begriffes als „Fähigkeit, über ästhetische Qualitäten unmittelbar und intuitiv zu urteilen“68 sowie als Fähigkeit zur Unterscheidung und damit zu Vorlieben für bestimmte Speisen. Die gesellschaftliche Geschmacksvorstellung sei eine „typisch bürgerliche deshalb, weil sie absolute Freiheit der Wahl unterstellt“69. Bourdieu jedoch versteht den Geschmack als sozial geprägt bzw.

determiniert, nicht als etwas Natürliches.70 Sein zentrales Anliegen ist dabei die Entmystifizierung des Geschmacks.71 Er warnt davor, die legitime, also die gesellschaftlich anerkannte Kultur, zu erhöhen und der wissenschaftlichen Analyse zu entziehen. Denn sie sei ebenso wie die populäre Ästhetik der unteren Klasse sozial generiert und gelebt:

„Geschmack klassifiziert“.72 Er definiert Geschmack als „Neigung und Fähigkeit zur materiellen und/ oder symbolischen Aneignung einer bestimmten Klasse klassifizierter und klassifizierender Gegenstände und Praktiken“73 Insbesondere bei Fragen des Geschmacks sei dabei der Einfluss des Erwerbsmodus des kulturellen Kapitals unübersehbar. Hier zeigen sich daher die feinen Unterschiede ganz besonders, da der Geschmack vor allem über die soziale Herkunft geprägt werde. Die schulische Bildung ist hier nicht so relevant, es geht vielmehr um die so genannte freie Bildung.74 Bourdieu spricht von einem Code, den das Individuum mit der entsprechenden sozialen Herkunft zu entschlüsseln in der Lage ist, während dies allen anderen nicht möglich ist. Die Lektüre eines Kunstwerkes, also die Dechiffrierung mit Hilfe einer vorliegenden kulturellen Kompetenz, ist vonnöten, um ein Interesse an Kunst und einen gewissen Kunstgeschmack zu haben.75

Der Essgeschmack ist ein weiterer zentraler Bestandteil des Habitus und erfüllt damit im Feld der Ernährung ebenso die beiden Funktionen des Habitus als Operator für sozialtypischen Geschmack und als Instrument zur Decodierung des Ernährungsverhaltens.

Der Geschmack kann als vermittelnde Instanz zwischen sozioökonomischer Lage und favorisierter Küche betrachtet werden.76

Die Wahl, die das Individuum durch den Geschmack trifft, ist laut Bourdieu „amor fati“, Wahl des Schicksals,77 dass heißt sie ist beeinflusst vom soziallagenspezifischen Habitus. Diese Wahl weist je nach ökonomischem, aber auch kulturellem Kapital unterschiedliche Freiheitsgrade auf. Der Hang zur Distinktion, also zur Abgrenzung zu den unteren Schichten, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.78 Geschmacksfragen eignen sich, ohne dass dies den Beteiligten bewusst ist, glänzend zur gesellschaftlichen Legitimation der sozialen Unterschiede, eben weil diese so grundlegend und unbewusst getroffen werden. Es kann in Geschmacksfragen daher ein besonders starker Einfluss des Habitus angenommen werden.79 „Nichts hebt stärker ab, klassifiziert nachdrücklicher, ist distinguierter als das Vermögen, beliebige oder gar „vulgäre“ […] Objekte zu ästhetisieren, als die Fähigkeit, in den gewöhnlichsten Entscheidungen des Alltags – dort, wo es um Küche, Kleidung oder Inneneinrichtung geht – und in vollkommener Umkehrung der populären Einstellung die Prinzipien einer „reinen“ Ästhetik spielen zu lassen.“80 Der Geschmack hat die Funktion eines kulturellen und sozialen Distinktionsmittels.81 Soziale Identität wird somit durch den Geschmack erfahrbar und mitteilbar.82

Nach Bourdieus Distinktionslogik gibt es zwei ästhetische Stile: den Luxus- sowie den Notwendigkeitsgeschmack. Bourdieu spricht außerdem von einem Gegensatz von Form und Funktion, der je nach sozialer Lage dominiert. Die oberen Klassen legen als Bestandteil ihres Luxusgeschmackes gesteigerten Weg auf die Ästhetik und damit die Form der Darreichung des Essens. Der Geschmack der mittleren Klasse besteht praktisch in einer Nachahmung des Luxusgeschmacks im Rahmen ihres begrenzten ökonomischen und kulturellen Kapitals. Zusätzlich folgt das Kleinbürgertum in seinen Kulturregeln aber auch den orthodoxen Vorgaben von Anstand und Schicklichkeit. Die untere Klasse hat dagegen ihren eigenen Geschmack, der für sie aufgrund ihrer gesellschaftlichen Möglichkeiten alternativlos ist, der aber trotzdem der Identifikation innerhalb der Klasse und der Distinktion zu den anderen Klassen dient.83 Dem Notwendigkeitsgeschmack, der sich vorzugsweise in den unteren Klassen wieder findet, liegt ein praktisches Ethos zugrunde. Dinge werden nicht weiter ästhetisiert, sondern auf ihre Funktion bzw. ihren praktischen Zweck reduziert. Nach Bourdieus Meinung sind die Klassenunterschiede besonders deutlich, was den Bereich der Ernährung angeht: „Die Eß- und Trinkkultur ist sicher einer der wenigen Bereiche, wo die unteren Schichten der Bevölkerung in einem expliziten Gegensatz zur legitimen Lebensart stehen.“84 Durch den Notwendigkeits- geschmack, der eine völlig andere Eigenlogik hat, wird eine bewusste Abgrenzung zum legitimen Geschmack geschaffen. Der nach sozialem Status für sie vorbestimmte Geschmack entspricht nach Bourdieu dann auch tatsächlich in den meisten Fällen den eigenen Vorlieben. Dies kann man daran erkennen, dass Individuen trotz höherem Einkommen dem Geschmack ihrer sozialen Klasse treu bleiben.85 Bourdieu erläutert dies am Beispiel der Vorarbeiter, die trotz höherem Einkommen dem Notwendigkeitsgeschmack der Arbeiterklasse verhaftet bleiben. “Der Geschmack entspricht einem sozialen Orientierungssinn, der die Menschen in die Lage versetzt, mit den sozialen Differenzen umzugehen, indem sie wissen, spüren, ahnen, was für sie ‚passend’ ist und was nicht, welche Praktiken und Güter den Inhabern welcher gesellschaftlichen Positionen entsprechen.“86

1.4.2 Klassiker der Kultursoziologie

Bourdieu greift in seinen Theorien oftmals auf Klassiker zurück, die in Teilbereichen zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen sind. Insbesondere im Bereich der Kultursoziologie kann man diverse Wissenschaftler finden, auf die Bourdieu direkt verweist bzw. deren Arbeiten er weiterführt. Schon in der Einleitung zu „Die feinen Unterschiede“ bezieht er sich ausdrücklich auf Elias, der den Prozess der Zivilisierung der Verhaltensweisen bei Tisch in seiner Arbeit „Über den Prozess der Zivilisation“ darstellt und erläutert.87 Er betrachtet das Essen vor allem unter sozialstratifizierenden Aspekten. Der Wandel der Zeit wird in Elias’ Prozess der Zivilisation erstmals an kleinen Veränderungen, wie dem Wandel des Geschmacks, festgemacht. Aber auch der Gebrauch von Messer und Gabel war zunächst den Oberschichten vorbehalten und damit deren Distinktionsmittel. Anschaulich beschreibt Elias den Kultivierungsprozess, der auch immer angetrieben wird von dem Wunsch der Oberklasse, sich abzugrenzen.88 Was Elias unter einer zivilisationsgeschichtlichen Perspektive über die Stände schreibt, wird von Bourdieu auf moderne Klassengesellschaften bezogen.89

Ebenfalls anschlussfähig ist Bourdieus Theorie an Überlegungen des soziologischen Klassikers Georg Simmel. Dieser erläutert anhand der Mode, was auch für andere kulturelle Bereiche gelten mag. Sie ist geprägt von Nachahmung einerseits und Differenzierung andererseits. Die Differenzierung erfolgt insbesondere zwischen den Klassen, wobei neue Moden immer von Angehörigen der oberen Klassen geschaffen würden. Sie schließen sich damit von den unteren Klassen ab und markieren eine gewisse Gleichheit untereinander. Die Mode geht immer den Weg von oben nach unten. Sobald diese von anderen Klassen angeeignet wird, ist sie für die oberen Stände nicht mehr tragbar.90 Weiterhin sind Simmels Ausführungen, was das hier behandelte Themenfeld der Ernährung angeht, zu nennen. In seiner Abhandlung zur „Soziologie der Mahlzeit“ identifiziert er deutliche Unterschiede, was die Nahrungsaufnahme in den einzelnen Gesellschaftsklassen anbelangt. Simmel trifft ebenso die Unterscheidung von Form und Funktion, welche je nach Klassenzugehörigkeit bedeutsamer für die Essensaufnahme ist.91 Damit kann hier eine direkte Verbindung zu Bourdieu gezogen werden, der diesen Gegensatz ebenfalls als eine grundlegende und sozialstratifizierende Dimension ansieht.

An dieser Stelle ist außerdem der Klassiker „Theorie der feinen Leute“ aus dem Jahre 1899 von Thorstein Veblen zu nennen. Veblen untersucht hierin die Auswirkungen des Abgrenzungsbedürfnisses der Oberschichten. Dabei spricht er vom „demonstrativen Konsum“92, den diese als Mittel zur Distinktion einsetzen. Ebenso weist er darauf hin, dass die Oberklasse die legitime Lebensweise festlegt, indem eine Orientierung an der jeweils höheren sozialen Klasse das Verhalten und die Einstellungen bestimmt.93 Indem die Angehörigen der Oberklasse legitime Konsumnormen definierten, ermöglichten sie das Erkennen von „Emporkömmlingen“, sodass die soziale Herkunft entscheidend bleibe.

[...]


1 Vgl. Danninger, Silvia et.al. (2006): Schmackhafte Angebote für die Erwachsenenbildung und Beratung. Handbuch und Toolbox. Publikation im Rahmen des SOCRATES-GRUNDTVIG-Projekts, Wien, S.5.

2 Brillat-Savarin, Jean Anthelme (1826): Physiologie du goût, Paris, S.19.

3 Vgl. Heindl, Ines (2007): Ernährung, Gesundheit und soziale Ungleichheit, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 42, Bonn, S.35.

4 Vgl. Müller, Martin U./ Tuma, Thomas (2009): Der Zug fuhr rasend schnell, in: Der Spiegel 13/2009, Hamburg, S.158ff; Soondrum, Natalie (2009): Der Magen knurrt, in: Frankfurter Rundschau vom 29.04.2009, Frankfurt am Main.

5 Vgl. Heindl, Ines (2005): Perspektiven einer ästhetisch-kulturellen Ernährungs- und Gesundheitsbildung- Intelligenz in den Sinnen, in: Engelhardt, Dietrich von / Wild, Rainer (Hrsg.): Geschmackskulturen. Vom Dialog der Sinne beim Essen und Trinken, Frankfurt am Main, S.263.

6 Vgl. Ebd,: S.267.

7 Vgl. Lévi-Strauss, Claude (1964): Le cru et le cuit, Paris, S.29.

8 Vgl. Barlösius, Eva (1995): Lebensstilanalyse und arme Lebenssituationen, in: Barlösius, Eva et al. (Hrsg.): Ernährung in der Armut. Gesundheitliche, soziale und kulturelle Folgen in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin, S.308.

9 Vgl. Klocke, Andreas (1995): Der Einfluss sozialer Ungleichheit auf das Ernährungsverhalten im Kinder und Jugendalter, in: Barlösius, Eva et al. (Hrsg.): Ernährung in der Armut. Gesundheitliche, soziale und kulturelle Folgen in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin, S.188.

10 Vgl. Barlösius, Eva (1999): Soziologie des Essens. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung, Weinheim, S.109ff; Prahl, Hans-Werner/ Setzwein, Monika (1999): Soziologie der Ernährung, Opladen, S.74ff.

11 Warde, Alan (1997): Consumption, food and taste. Culinary antinomies and commodity culture, London, S.133.

12 Die international hohe Bedeutung dieses Werkes kann daran abgelesen werden, dass es beim Aufruf der International Sociological Association die wichtigsten einhundert soziologischen Werke zu nennen, Platz sechs erreichte. Aber auch interdisziplinär, insbesondere in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, wird Bourdieus Werk breit rezipiert und geschätzt. (Vgl. Barlösius, Eva, 2006, S.26.)

13 Vgl. Schwingel, Markus (2009): Pierre Bourdieu zur Einführung, Hamburg, S.107.

14 Vgl. Krais, Beate (1989): Soziales Feld, Macht und kulturelle Praxis. Die Untersuchungen Bourdieus über die verschiedenen Fraktionen der "herrschenden Klasse" in Frankreich, in: Eder, Klaus (Hrsg.): Klassenlage, Lebensstil und kulturelle Praxis. Beiträge zur Auseinandersetzung mit Pierre Bourdieus Klassentheorie, Frankfurt am Main, S.56.

15 Vgl. Schwingel, Markus (2009): Pierre Bourdieu zur Einführung, Hamburg, S.28.

16 Vgl. Barlösius, Eva (2006): S.13.

17 Vgl. Ebd., S.31.

18 Auf die Verwendung des Begriffes der sozialen Klasse bei Bourdieu wird in Kapitel 1.3.2 noch genauer eingegangen.

19 Vgl. Goblot, Edmond (1994): Klasse und Differenz. Soziologische Studie zur modernen französischen Bourgeoisie, Konstanz. Aus dem Vorwort von Franz Schultheis, S.10ff.

20 Vgl. Barlösius, Eva (1999): S.152.

21 Vgl. Schwingel, Markus (2009): S.20.

22 Vgl. Ebd., S.30.

23 Der Begriff des Habitus hat eine lange philosophische und soziologische Tradition und wurde bereits von Autoren wie Durkheim, Weber, Elias oder Mauss verwendet. Er hat dabei ganz verschiedene Bedeutungen erlangt wie Anlage, Haltung, Erscheinungsbild, Gewohnheit oder Lebensweise. (Vgl. Ebd., S.60)

24 Vgl. Krais, Beate (1989): S.68.

25 Vgl. Münch, Richard (2004): Soziologische Theorie. Band 3: Gesellschaftstheorie, Frankfurt am Main, New York, S.425. Zum Thema der Vergrößerung der sozialen Ungleichheiten durch das Bildungssystem hat Bourdieu ebenfalls zahlreiche Arbeiten verfasst.

26 Der Begriff ist aus der Naturwissenschaft entlehnt und bezeichnet ein Verharrintervall zwischen einer Reaktion und deren Ursache, also ein physikalisches Phänomen, bei dem die Reaktion eines Materials auf eine Veränderung mit der früheren Reaktion auf den gleichen Stimulus zusammenhängt.

27 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt am Main, S.238f.

28 Vgl. Münch, Richard (2004): S.426f.

29 Bourdieu, Pierre/ Steinrücke, Margareta (1992): Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg, S.33.

30 Vgl. Ebd., S.33.

31 Vgl. Schwingel, Markus (2009): S.62.

32 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.277f.

33 Vgl. Ebd., S.686f.

34 Vgl. Engler, Steffani (2008): Habitus und sozialer Raum: Zur Nutzung der Konzepte Pierre Bourdieus in der Frauen- und Geschlechterforschung, in: Becker, Ruth et al. (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden, S.252f.

35 Vgl. Münch, Richard (2004): S.443.

36 Bourdieu, Pierre (1985): Sozialer Raum und Klassen. Leçon sur la leçon. Zwei Vorlesungen, Frankfurt am Main, S.10.

37 Bourdieu, Pierre (1987): S.194.

38 Vgl. Bourdieu, Pierre (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in: Kreckel, Reinhard (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten, Göttingen, S.184.

39 Vgl. Schwingel, Markus (2009): S.88.

40 Dies ist möglicherweise auf die fehlenden empirischen Daten zum Sozialkapital zurückzuführen. Bourdieu lässt jedoch offen, was seine Beweggründe für die weitgehende Nichtberücksichtigung dieser Kapitalsorte sind.

41 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.115f.

42 Vgl. Bourdieu, Pierre (1983): S.118ff; vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.129.

43 Bourdieu, Pierre/ Steinrücke, Margareta (1992): S.57.

44 Bourdieu, Pierre (1985): S.10f.

45 Vgl. Schwingel, Markus (2009): S.94

46 Vgl. Bourdieu, Pierre (1983): S.197.

47 Erst in modernen Gesellschaften werden ökonomisches und kulturelles Kapital zentral für die Position im sozialen Raum; in bäuerlichen bzw. adligen Gesellschaft ist dagegen noch das Sozialkapital von entscheidender Bedeutung. (Vgl. Bohn, Cornelia/ Hahn, Alois, 1999, S.264).

48 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.195ff.

49 Vgl. Ebd., S.195ff.

50 Bedeutsam ist diese letzte Differenzierung vor allem für die Mittelklasse, die Bourdieu in absteigendes, exekutives und neues Kleinbürgertum unterteilt. (Vgl. Ebd., S.541ff.)

51 Vgl. Bourdieu, Pierre (1985): S.9.

52 Vgl. z.B. Bourdieu, Pierre (1985): S.10f.; Bourdieu, Pierre (1983): S.196; Müller, Hans-Peter (1986): Kultur, Geschmack und Distinktion. Grundzüge der Kultursoziologie Pierre Bourdieus, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 27, Kultur und Gesellschaft, Wiesbaden, S.165f.

53 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.206f.

54 Ebd., S.182.

55 Vgl. Ebd., S.178ff.

56 Bourdieu, Pierre (1987), S.182.

57 Vgl. Ebd., S.11f.

58 Vgl. Münch, Richard (2004): S.423.

59 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.286f.

60 Vgl. Münch, Richard (2004): S.427.

61 Vgl. Frerichs, Petra/ Steinrücke, Margareta (1997): Kochen - ein männliches Spiel? Die Küche als geschlechts- und klassenstrukturierter Raum, in: Dölling, Irene / Krais, Beate (Hrsg.): Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, Frankfurt am Main, S.233f.

62 Vgl. Bourdieu, Pierre (1997): Die männliche Herrschaft, in: Dölling, Irene/ Krais, Beate (Hrsg.): Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, Frankfurt am Main, S.211.

63 Vgl. Bourdieu, Pierre/ Steinrücke, Margareta (1992): S.39.

64 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.159f.

65 Vgl. Ebd., S.62ff.

66 Vgl. Barlösius, Eva (1999):S.46f.

67 Prahl, Hans-Werner/ Setzwein, Monika (1999): S.266.

68 Bourdieu, Pierre (1987): S.171.

69 Ebd., S.290.

70 Vgl. Engler, Steffani (2008): S.257.

71 Bourdieu verweist mit seinem Untertitel „Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft“ auf Kant. Im Gegensatz zu diesem, der sowohl den „Sinnengeschmack“ als auch den „Reflexionsgeschmack“ als naturgegeben ansieht, geht Bourdieu von einem Zusammenhang von ästhetischen Einstellungen und sozialer Lage aus. (Vgl. Bourdieu, Pierre, 1987, S.81f.)

72 Bourdieu, Pierre (1987), S.25f.

73 Ebd., S.283.

74 Vgl. Ebd., S.138f.

75 Vgl. Ebd., S.19.

76 Vgl. Barlösius, Eva (1999): S.109f.

77 Vgl. Bourdieu, Pierre (1982): S.290.

78 Vgl. Barlösius, Eva (1999): S.114.

79 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.27.

80 Ebd., S.25.

81 Vgl. Barlösius, Eva (1999): S.46f.

82 Vgl. Ebd., S.82.

83 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.290.

84 Bourdieu, Pierre (1987): S.292.

85 Vgl. Barlösius, Eva (1999): S.113f.

86 Setzwein, Monika (2004): Ernährung, Körper, Geschlecht. Zur sozialen Konstruktion von Geschlecht im kulinarischen Kontext, Wiesbaden, S.223.

87 Vgl. Bourdieu, Pierre (1987): S.11.

88 Vgl. Elias, Norbert (1997): Über den Prozeß der Zivilisation. Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes, Frankfurt am Main, S.173f.

89 Vgl. Dederichs, Andrea (1995): Zur Distinguierung des sinnlichen Geschmacks: Von der Lust zur Krise

der Gourmets, in: Duisburger Beiträge zur soziologischen Forschung, Duisburg, S.14.

90 Vgl. Simmel, Georg (1983): Schriften zur Soziologie. Eine Auswahl, Frankfurt am Main, S.132f.

91 Vgl. Simmel, Georg (2001): Soziologie der Mahlzeit. Gesamtausgabe 12. Aufsätze und Abhandlungen 1909-1918, Frankfurt am Main, S.142ff.

92 Vgl. Veblen, Thorstein (1958): Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der

Institutionen, Frankfurt am Main, S.85.

93 Vgl. Ebd., S.109f.

Fin de l'extrait de 84 pages

Résumé des informations

Titre
Soziologie des Essens. Pierre Bourdieus "Die feinen Unterschiede"
Sous-titre
Hat der kulturtheoretische Ansatz Bourdieus Erklärungskraft für das heutige Ernährungsverhalten?
Université
University of Trier
Note
1,0
Auteur
Année
2009
Pages
84
N° de catalogue
V151463
ISBN (ebook)
9783640635856
ISBN (Livre)
9783640636365
Taille d'un fichier
3319 KB
Langue
allemand
Mots clés
Bourdieu, Ernährung, Ernährungsverhalten, soziale Unterschiede, Alter, Geschlecht, soziale Schicht, Habitus, Die feinen Unterschiede, Essverhalten, Soziologie des Essens
Citation du texte
Stephanie Junk (Auteur), 2009, Soziologie des Essens. Pierre Bourdieus "Die feinen Unterschiede", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151463

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