Übersetzungskritik ist so alt wie das Übersetzen selbst. Besteht die Aufgabe der übersetzerischen Tätigkeit darin, weniger dem Leser das Original zu ersetzen, als vielmehr ihm eine bestimmte Rezeption zu vermitteln, können wir für die Übersetzungskritik jenes Ziel festhalten: sie solle dem Leser erläutern, in welchem Verhältnis das Original und Übersetzung stehen, notwendigerweise unter der Berücksichtigung ihrer Entstehungszeit sowie - bedingungen.
Die folgende Abhandlung soll weniger einer Hommage an den großartigen Dichter und Autoren García Lorca gleichen. Vielmehr wird sein „kongenialer Nachdichter“ und „Henker“ (Ernst Rudin) in den Fokus gerückt: der Fall Heinrich Enrique Beck stellt wohl eine Einzigartigkeit für die Literaturwelt dar und stellt sich der vorliegenden Arbeit als Titelgeber vor.
Bereits obiges Urteilsspektrum lässt die Flut an kritischen Diskussionen erahnen, meist mehr oder minder durch wissenschaftliche Arbeiten und Argumenten. Lang herrschten in der Übersetzungskritik solch stereotype Beurteilungen wie gut oder schlecht, sowie sorgfältig oder liederlich oder auch zuverlässig oder ungenau vor. Erst allmählich entwickelte und etablierte sich eine wissenschaftlich fundierte Übersetzungskritik, die sich der Verschiedenheit der einzelnen Sprachstrukturen bewusst wird. Für einen wissenschaftlichen Diskurs legt sie wesentliche (Mindest-)Anforderungen zugrunde. Zum einen soll zunächst der Ausgangstext im Zusammenhang der Literatur seiner Entstehungssprache charakterisiert werden. Gleichermaßen soll der übersetzte Text in die Literatur der Zielsprache eingebettet und vergleichend analysiert werden.
Theoretische Grundlagen sollen im Anschluss geschaffen werden. Zentral für das Ziel dieser Abhandlung, Grenzen und Möglichkeiten einer argumentierenden Übersetzungskritik aufzuzeigen, wird die wissenschaftliche Diskussion um Äquivalenz sein. Bereits eine Definition zeigt sich problematisch; zwar bezeichnet der Begriff unbestritten eine „Relation zwischen Ausgangs- und Zieltext“, konkretere Ausgestaltungen bleiben allerdings diffus. Inhalt und deren Verwendung werden ungenügend präzisiert und eingegrenzt.
Die gewonnenen allgemein- theoretischen Grundlagen sollen über unser konkretes Fallbeispiel auf wesentliche Erkenntnisse der Übersetzungskritik angewendet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitendes
- Theorie: Übersetzungskritik in der Übersetzungswissenschaft
- Definition und Gegenstand: Adäquatheit vs. Äquivalenz
- Übersetzungsmethoden und Übersetzungsverfahren
- Einbürgernde vs. verfremdende Übersetzungsmethode
- Übersetzungsverfahren und deren Klassifikation
- Fallbeispiel: "La Casa de Bernarda Alba" (3. Akt/ 1. Teil): Die Becksche Übersetzung im Fokus der Übersetzungskritik
- Erkenntnis: Grenzen und Möglichkeiten der Übersetzungskritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Grenzen und Möglichkeiten der Übersetzungskritik anhand des Fallbeispiels von Heinrich Enrique Becks Übersetzungen von Federico García Lorcas "La Casa de Bernarda Alba". Die Arbeit zielt darauf ab, die relevanten Theorien der Übersetzungskritik zu präsentieren und anhand des konkreten Beispiels von Becks Übersetzung zu analysieren, wie die Theorie in der Praxis angewendet werden kann.
- Definition und Abgrenzung von Adäquatheit und Äquivalenz in der Übersetzungskritik
- Analyse verschiedener Übersetzungsmethoden und -verfahren
- Bewertung der Beckschen Übersetzungen von "La Casa de Bernarda Alba" unter Berücksichtigung der Theorien der Übersetzungskritik
- Diskussion der Grenzen und Möglichkeiten der Übersetzungskritik anhand des Fallbeispiels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Übersetzungskritik und erläutert die Bedeutung des Fallbeispiels von Heinrich Enrique Becks Übersetzungen. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen der Übersetzungskritik, insbesondere die Begriffe Adäquatheit und Äquivalenz, definiert und abgegrenzt. Die verschiedenen Übersetzungsmethoden und -verfahren, wie Einbürgerung und Verfremdung, werden vorgestellt und analysiert. Im dritten Kapitel wird das Fallbeispiel von Becks Übersetzungen von "La Casa de Bernarda Alba" im Detail behandelt. Die Arbeit untersucht die Übersetzungen anhand der theoretischen Grundlagen der Übersetzungskritik und bewertet Becks Vorgehen. Schließlich werden die Grenzen und Möglichkeiten der Übersetzungskritik im Allgemeinen und speziell im Hinblick auf das Fallbeispiel von Becks Übersetzungen zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Übersetzungskritik, Adäquatheit, Äquivalenz, Übersetzungsmethoden, Übersetzungsverfahren, Einbürgerung, Verfremdung, Fallbeispiel, Enrique Beck, "La Casa de Bernarda Alba", Federico García Lorca.
- Citation du texte
- Robin Otto (Auteur), 2009, Grenzen und Möglichkeiten der Übersetzungskritik: Der Fall Enrique Beck, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151713