Die folgende Abhandlung setzt es sich zum Ziel, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob der französische Staats- und Freiheitstheoretiker Jean- Jacques Rousseau zu Recht als der „Apostel der Demokratie“ einerseits, oder aber eher einem „Wegbereiter zu jeder Form der Diktatur“ gleicht. Anhand jener Bemerkungen wird bereits deutlich, in welch hohem Maße Rousseau unter Wissenschaftlern und Theoretikern polarisiert; eine tiefgreifende Betrachtung jener umstrittenen Konzeptionen scheint ebenso hilfreich wie unabdingbar.
Gliedern wir in einem ersten Schritt die zu untersuchende Konzeption in die Ideengeschichte des Republikanismus ein. Rousseaus theoretisches Konstrukt baut auf Vorstellungen bezüglich der antiken polis auf, welche auf einem dem Gemeinwohl verpflichtenden Gemeinwesen gründet. Eine Zuwendung zum Aristotelischen Denken wird ersichtlich. Rousseau empfindet den von Liberalisten geförderten Individualismus als Kernproblem moderner Gesellschaften; Identitätskrisen durch Repräsentation zer-stören eine erstrebenswerte Selbstregierung. Im Vordergrund muss der normative Wert einer Gemeinschaft stehen, die als Basis politischer Entscheidungsfindungen gilt.
Wir betrachten Rousseaus Vorstellung hinsichtlich einer homogenen Gesellschaft; es bleibt festzuhalten, dass es gewiss im Blickwinkel eines jeden selbst liegt, ob er jenem Menschenbild einer normativ homogenen Gesellschaft zustimmt (mit dem Opfer des Verzicht auf individuelle Rechte), oder ob er gemäß liberaler Traditionen in einem zu differenzierendem Menschenbild widerspricht - eines scheint ersichtlich: eine homogene Gesellschaft ohne Einzelinteressen, die nicht durch eine totalitäre (oder zumindest autoritäre) Ideologie und durch repressive Staatsgewalt zu einer solchen gezwungen wird, ist für Massendemokratien des 21. Jahrhunderts undenkbar. Wir können bzw. müssen über Rousseaus Überlegungen aus unseren empirischen Kenntnissen der Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts, die entsetzliches millionenfaches Leid hervorbrachten, urteilen - an derlei extreme Auswüchse verschwendete Rousseau im Rahmen seines „friedfertigen“ Menschenbildes wahrscheinlich keinen Gedanken.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Jean-Jacques Rousseau
- Menschenbild
- Das Menschenbild im Naturzustand
- Das Menschenbild in der Gesellschaft
- Begriff der Freiheit
- Die Freiheit im Naturzustand
- Die Freiheit in der Gesellschaft
- Der Gemeinwillen und das Gemeinwohl
- Menschenbild
- Der perfekte Staat
- Die Bedeutung Rousseaus Staatstheorie
- Bedeutung für Theoretiker des 20. Jahrhunderts
- Kritische Betrachtungen
- Ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die Staatstheorie von Jean-Jacques Rousseau zu untersuchen und dessen Positionierung im Spannungsfeld zwischen "Apostel der Demokratie" und "Wegbereiter der Diktatur" zu beleuchten. Die Arbeit analysiert Rousseau's Menschenbild und dessen Einfluss auf seine Staatstheorie, insbesondere den Begriff der Freiheit und den Einfluss des Gemeinwillens.
- Rousseaus Menschenbild im Naturzustand und in der Gesellschaft
- Rousseaus Konzept der Freiheit und deren Entwicklung vom Naturzustand zur Gesellschaft
- Der Gemeinwille als Kernstück von Rousseaus Staatstheorie
- Die Bedeutung von Rousseaus Staatstheorie für das 20. Jahrhundert
- Kritik an Rousseaus Staatstheorie und deren Relevanz
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort führt in die Thematik ein und erläutert den wissenschaftlichen Streit um Rousseaus Bedeutung für das Konzept der Demokratie.
- Das Kapitel "Jean-Jacques Rousseau" beleuchtet das Menschenbild des Philosophen, indem es das Menschenbild im Naturzustand und in der Gesellschaft beschreibt.
- Das Kapitel "Der perfekte Staat" analysiert Rousseaus Idealstaat und untersucht die relevanten Konzepte wie den Gesellschaftsvertrag und die Identitätstheorie.
- Im Kapitel "Die Bedeutung Rousseaus Staatstheorie" wird die Relevanz von Rousseaus Ideen für die Entwicklung politischer Theorien im 20. Jahrhundert untersucht, wobei auch kritische Betrachtungen berücksichtigt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie dem Menschenbild, der Freiheit, dem Gemeinwillen, dem Gesellschaftsvertrag, der Radikaldemokratie und der Kritik an Rousseaus Staatstheorie. Die zentralen Konzepte von Rousseaus Werk wie der Naturzustand, der amour de soi, die perfectibilité und der volonté générale werden im Kontext der Analyse betrachtet.
- Citar trabajo
- Robin Otto (Autor), 2007, Eine Betrachtung zu Jean-Jacques Rousseau, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151717