Europäische Wirtschaftsintegration sollte mit der Einführung des Euros vollbracht werden. Zehn Jahre danach bestimmt Griechenland und die darauf folgende Euro-Krise das Szenario.
Die Arbeit „Zu Biographie und Werk von Wilhelm Röpke. Oder: Die brennende Krise der Gegenwart“, wurde bereits im Jahr 1998 als Magisterarbeit eingereicht. Aus aktuellem Anlass wird die Arbeit veröffentlicht, da die Hintergründe der damaligen Wirtschaftskrise und deren Lösungsansätze dargelegt werden. Untersucht wurden bei jener Arbeit die Schriften und die Biographie des Wissenschaftlers Wilhelm Röpke (*1899 – 1966). Die Arbeit lädt ein, die Schriften- und Lösungsansätze von Wilhelm Röpke neu zu entdecken.
Röpke war Mitglied der nach Ihrem Vorsitzenden (ehemaliger Reicharbeitsminister Dr. Braun *1868 – 1939) genannten „Brauns-Kommission für Krisenbekämpfung“. Schon zu jener Zeit wurde über die Einführung einer Gemeinschaftswährung diskutiert, um die anstehenden Probleme zu lösen. Röpke war ein Gegner jener Strategie und empfahl in den Schriften der Kommission – Gedanken von John Maynard Keynes vorwegnehmend – eine „Initialzündung, die den Motor zum Anspringen bringt, ...indem man durch organisatorische Sondermaßnahmen künstliche Kreditgeber und Kreditnehmer schafft“ (Wilhelm Röpke: Ein Weg aus der Krise, in: FAZ 7. Mai 1931).
Röpke war ein entschiedener Gegner eines totalitären „Markt-Europas“: „Auch vor anderen Illusionen müssen wir uns hüten, um so mehr, als sie in der Diskussion um die europäische Wirtschaftsintegration eine höchst bedenkliche Rolle spielen. Die eine ist der für unsere Zeit charakteristische Ökonomismus, der uns verleitet, der wirtschaftlichen Integration Europas vor der politischen und geistigen einen Vorrang zu geben und in ihr einen unfehlbaren Schrittmacher der politisch-geistigen Integration zu sehen, ohne zu bedenken, dass beide Formen der Integration sich wechselseitig bedingen und dass es höchst gefährlich ist, die wirtschaftliche Integration über den Grad hinaus zu forcieren, bis zu dem die politisch-geistige Integration ohne Gewaltsamkeit reifen kann.“ (Wilhelm Röpke: Europa als wirtschaftliche Aufgabe, in: Europa – Besinnung und Hoffnung, Hrsg. V A. Hunold, Erlenbach – Zürich/Stuttgart 1957, S.167).
Die heutige Euro-Diskussion könnte nicht treffender zusammengefasst werden [...]
Inhaltsverzeichnis
- A. Einführung
- 1. Der biographische und geistige Werdegang von Wilhelm Röpke
- 1.1 Die Jahre der Formierung (1899-1919)
- 1.2 Die entscheidenden Jahre (1919-1933)
- 1.3 Die Zeit des Exils (1933-1966)
- 1.4 Der tabellarische Lebenslauf
- 2. Die Trilogie der Werke 'Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart', 'Civitas Humana' und 'Internationale Ordnung'
- 2.1 Einführung in die Trilogie
- 2.1.1 Der Begriff der Krisis
- 2.1.2 Der Begriff des Neoliberalismus versus Ordoliberalismus
- 2.2 Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart
- 2.2.1 Die politische und ökonomische Revolution
- 2.2.2 Der Rationalismus im Werk von Röpke
- 2.2.2.1 Die historische Interferenz als Voraussetzung des Rationalismus
- 2.2.2.2 Der Rationalismus und seine Formen
- 2.2.2.3 Die Irrwege des Rationalismus
- 2.2.3 Das Bekenntnis zur christlichen Soziallehre
- 2.2.4 Staatsverfassung und Wirtschaftsverfassung
- 2.2.4.1 Der gesunde und der kranke Staat
- 2.2.4.2 Die Interessenvertreter als Gefahr für den gesunden Staat
- 2.2.4.3 Presse, Richter und Wissenschaft als Gegengewichte im gesunden Staat
- 2.2.4.4 Die Vermassung der Gesellschaft als Anzeichen eines kranken Staates
- 2.2.4.5 Die Grenzen des Marktes und der Wirtschaftsverfassung
- 2.2.4.5.1 Sozialer Rationalismus
- 2.2.4.5.2 Die geistig-moralische Klammer
- 2.2.4.5.3 Nobilitas naturalis
- 2.2.4.5.4 Asymmetrie der Marktwirtschaft
- 2.2.4.5.5 Politische Rahmenbedingungen der Marktwirtschaft
- 2.2.4.6 Liberale Demokratie angelsächsischer Prägung vs. jakobinischer Demokratie
- 2.2.5 Die Internationale Ordnung und Europa
- 2.2.5.1 Wirtschaftliche Probleme der Internationalen Ordnung
- 2.2.5.2 Die „alte“ Weltwirtschaft
- 2.2.5.3 Die „neue“ Weltwirtschaft und ihre Problembereiche
- 2.2.5.3.1 Die europäische Wirtschaftsintegration
- 2.2.5.3.2 Die Kluft zwischen „entwickelten“ und „unentwickelten“ Ländern
- 2.2.5.3.3 Der internationale Kapitalverkehr
- Röpkes biographischer Werdegang und seine Einbettung in die Zeitgeschichte
- Analyse der Gesellschaftskrisis nach Röpke und deren Ursachen
- Röpkes Konzeption von Staatsverfassung und Wirtschaftsverfassung
- Der "dritte Weg" zwischen Kapitalismus und Sozialismus
- Internationale Ordnung und die Rolle Europas
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Werk Wilhelm Röpkes, insbesondere seiner Trilogie zur Gesellschaftskrisis. Ziel ist es, Röpkes biographischen und geistigen Werdegang zu beleuchten und seine zentralen Thesen und Analysen zu präsentieren. Der Fokus liegt auf der Relevanz seiner Werke für die Gegenwart.
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einführung: Diese Einführung liefert einen Kontext für das Verständnis von Wilhelm Röpkes Werk. Sie beschreibt die gesellschaftliche und geistige Krise der Zeit um die Jahrtausendwende und zeigt, wie Röpkes Werk als Antwort auf diese Krise verstanden werden kann. Der Abschnitt betont Röpkes interdisziplinären Ansatz und seine Kritik am übermäßigen Spezialwissen, seine Suche nach einem "dritten Weg" zwischen extremen politischen und wirtschaftlichen Ideologien und die Relevanz seiner Arbeit für die Gegenwart.
1. Der biographische und geistige Werdegang von Wilhelm Röpke: Dieses Kapitel zeichnet den Lebensweg Röpkes nach, von seinen prägenden Jahren bis hin zu seiner Zeit im Exil. Es verdeutlicht, wie seine persönlichen Erfahrungen und die historischen Ereignisse seine wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Ansichten formten. Der Fokus liegt auf den Schlüsselfaktoren, die Röpkes Denken beeinflussten, und auf der Entwicklung seiner zentralen Thesen.
2. Die Trilogie der Werke 'Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart', 'Civitas Humana' und 'Internationale Ordnung': Diese Sektion bietet eine umfassende Einführung in Röpkes Trilogie. Sie analysiert den Begriff der Krise in seinem Werk, unterscheidet zwischen Neoliberalismus und Ordoliberalismus und erörtert Röpkes Kritik am Rationalismus und seine Betonung christlicher Soziallehre. Das Kapitel beschreibt ausführlich Röpkes Konzept einer gesunden Staats- und Wirtschaftsverfassung, inklusive der Analyse der Gefahren für den gesunden Staat und der Grenzen des Marktes. Schließlich beleuchtet es Röpkes Gedanken zur internationalen Ordnung und den Herausforderungen der globalen Wirtschaft.
Schlüsselwörter
Wilhelm Röpke, Gesellschaftskrisis, Ordoliberalismus, Neoliberalismus, Staatsverfassung, Wirtschaftsverfassung, Sozialer Rationalismus, Internationale Ordnung, Europa, Dritter Weg, Christliche Soziallehre, Rationalismuskritik.
Häufig gestellte Fragen zu Wilhelm Röpkes Werk: Gesellschaftskrisis, Ordoliberalismus und Internationale Ordnung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Werk von Wilhelm Röpke, insbesondere seine Trilogie „Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart“, „Civitas Humana“ und „Internationale Ordnung“. Sie beleuchtet Röpkes biographischen und geistigen Werdegang und präsentiert seine zentralen Thesen und Analysen, wobei der Fokus auf der Relevanz seiner Werke für die Gegenwart liegt.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt Röpkes biographischen Werdegang und seine Einbettung in die Zeitgeschichte, die Analyse der Gesellschaftskrisis nach Röpke und deren Ursachen, Röpkes Konzeption von Staats- und Wirtschaftsverfassung, seinen „dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus, sowie die Internationale Ordnung und die Rolle Europas. Die Analyse beinhaltet eine detaillierte Auseinandersetzung mit Röpkes Kritik am Rationalismus und seiner Betonung christlicher Soziallehre.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung, ein Kapitel zum biographischen und geistigen Werdegang Röpkes und einen Hauptteil zur Analyse seiner Trilogie. Die Einführung liefert einen Kontext und beschreibt Röpkes interdisziplinären Ansatz. Das biographische Kapitel zeichnet Röpkes Lebensweg nach und verdeutlicht den Einfluss seiner Erfahrungen auf seine wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Ansichten. Der Hauptteil analysiert die Trilogie, den Begriff der Krise, die Unterscheidung zwischen Neoliberalismus und Ordoliberalismus, Röpkes Konzept einer gesunden Staats- und Wirtschaftsverfassung (einschließlich der Grenzen des Marktes) und seine Gedanken zur internationalen Ordnung.
Was sind die zentralen Thesen Röpkes?
Röpkes zentrale Thesen umfassen seine Kritik am übermäßigen Rationalismus, die Betonung einer geistes- und moralisch geprägten Gesellschaft („geistig-moralische Klammer“), die Suche nach einem „dritten Weg“ zwischen extremen Ideologien, die Bedeutung einer gesunden Staats- und Wirtschaftsverfassung mit klaren Grenzen des Marktes und die Notwendigkeit einer internationalen Ordnung, die die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen der Zeit berücksichtigt. Er betont dabei die Rolle christlicher Soziallehre.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Werks relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Ordoliberalismus, Neoliberalismus, Staatsverfassung, Wirtschaftsverfassung, Sozialer Rationalismus, Internationale Ordnung, Europa, Dritter Weg, Christliche Soziallehre und Rationalismuskritik. Das Verständnis dieser Begriffe ist essentiell für die Interpretation von Röpkes Werk.
Welche Relevanz hat Röpkes Werk für die Gegenwart?
Die Arbeit argumentiert, dass Röpkes Werk auch heute noch eine hohe Relevanz besitzt. Seine Analyse der Gesellschaftskrisis, seine Kritik am ungezügelten Kapitalismus und seine Betonung der Bedeutung einer ethisch fundierten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung bieten wichtige Denkanstöße für aktuelle Herausforderungen. Seine Konzepte zur internationalen Zusammenarbeit und zur Gestaltung einer gerechten Wirtschaftsordnung sind weiterhin aktuell.
- Arbeit zitieren
- Prof. Joerg E. Schweizer (Autor:in), 1998, Zu Biographie und Werk von Wilhelm Röpke. Oder: Die brennende Krise der Gegenwart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151795