Arbeitsmarktbenachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland

Erfolgsgeschichte der Jugendlichen vietnamesischer Herkunft


Hausarbeit, 2009

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärung: Jugendliche mit Migrationshintergrund. Wer gehört dazu?

3 Zahlen und Fakten
3.1 Berufliche Bildung
3.2 Arbeitslosigkeit

4 Mögliche Gründe für Benachteiligung von Jugendlichen mit 8 Migrationshintergrund
4.1 Humankapitaltheoretische Ansätze
4.1.1 Kapitalbegriff
4.1.2 Kapital aus Sicht der humankapital­theoretischen Ansätze
4.2 Arbeitsmarktsegmentation
4.3 Arbeitsmarktdiskriminierung

5 Vietnamesische Jugendliche: Eine Integrationserfolgsgeschichte
5.1 Zum Stand der Bildung von vietnamesischen Jugendlichen 12 in Deutschland
5.2 Jugendliche vietnamesischer Herkunft in Ilmenau
5.2.1 Zielgruppe
5.2.2 Ergebnis der Umfrage

6 Schlussfolgerung und offene Fragen

Literaturverzeichnis

Anhang

1 Einleitung

„Ich halte das Thema Integration für ein wirkliches Schlüsselthema der Zu­kunftsfähigkeit Deutschlands“[1], so hat sich die aktuelle Bundeskanzlerin An­gela Merkel im Gespräch mit den Migrantinnen und Migranten geäußert. In einem Einwanderungsland wie Deutschland ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund eines der großen Zukunftsprobleme. In dieser Ar­beit möchte ich mich speziell auf die Arbeitsmarktintegration von Jugendli­chen[2]mit Migrationshintergrund beschäftigen. Für die Jugendlichen bedeutet eine gelingende Integration erfolgreiche Bildung, berufliche Qualifizierung und ihre Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt. Sie „sind beim Zu­gang zum Arbeitsmarkt von den Problemen betroffen, die sie als Ausländer erfahren, aber auch von den Problemen, die für Jugendliche allgemein, also auch für deutsche Jugendliche, gelten.“ (Boos-Nünning 1996: 71)

Der Begriff „Personen mit Migrationshintergrund“ ist häufig im Ge­brauch. Aufgrund seiner vielen Variationen ist der Begriff schwer zu erklären. Im ersten Kapitel meiner Arbeit wird zunächst eine ausführliche Beschrei­bung des Begriffs gegeben. Danach wird ein Überblick über die Ausbildungs­und Arbeitssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gegeben. Anhand der Zahlen und Fakten wird dargestellt, wie sich die Teilhabechan­cen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf der deutschen Arbeits­welt von denen ohne Migrationshintergrund unterscheiden. Es ist eine Tatsa­che, dass einem großen Teil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Integration nicht gelingt. Sie sind in allen Bereichen noch lange nicht den deutschen Jugendlichen gleichgestellt. Die Ursachen dafür sind sehr vielfäl­tig. Im dritten Kapitel werden drei Erklärungsansätze aus der Arbeitsmarkt­forschung nach Boos-Nünning/ Granato dargestellt. Das nächste Kapitel möchte ich der Erfolgsgeschichte der Jugendlichen vietnamesischer Herkunft widmen. Die Arbeit endet mit einer Schlussfolgerung, in der die Integration von jungen Migranten resümiert beurteilt wird. Offene Fragen werden auch in diesem Kapitel gestellt.

2 Begriffsklärung: Jugendliche mit Migrationshintergrund. Wer ge­hört dazu?

In den Medien und auch in der Alltagssprache ist der Begriff „Personen mit Migrationshintergrund“ sehr stark verbreitet. Seit langem ist er auch in Wis­senschaft sowie in Politik geläufig. Bei einer Unterscheidung nach Personen mit und ohne Migrationshintergrund werden die Angaben der Zuwanderung, der Staatsangehörigkeit und der Einbürgerung beachtet (vgl. Mikrozensus 2007: 5). Laut statistischem Bundesamt zählen folgende Bevölkerungsgrup­pen zu den Menschen mit Migrationshintergrund:

„[...] die ausländische Bevölkerung - unabhängig davon, ob sie im Inland oder im Ausland geboren wurde - sowie alle Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Daneben zählen zu den Personen mit Migrationshintergrund auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten Ausländer sowie eine Reihe von in Deutschland Geborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus dem Migrationsstatus der Eltern [oder auch der Großeltern; Anmerkung der Verfasserin] ableitet.“ (Mikrozensus 2007: 326)

Es ist auch zu beachten, dass nur die Zuwanderung auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik ab 1950 berücksichtig wird. Vor 1950 kamen Aus­länder nach Deutschland wegen der kriegsbedingten Vertreibung als Kriegs­flüchtlinge während und unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Im Jahre 2007 haben etwa ein Fünftel der Bevölkerung bzw. 15,4 Mio. Personen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das ist ein Anteil von knapp 19% der Gesamtbevölkerung, während die 66,8 Millionen Personen ohne Migrati­onshintergrund rund 81% der Bevölkerung entsprechen (vgl. Mikrozensus 2007: 5ff). Von den Personen mit Migrationshintergrund hatten 7,3 Millionen bzw. 8,9% ausländische und 8,1 Millionen bzw. 9,9% die deutsche Staatsan­gehörigkeit. Die seit 1950 Zugewanderten, die auch zur Bevölkerung mit ei­gener Migrationserfahrung gehören, machen mit 10,5 Millionen zwei Drittel aller Personen mit Migrationshintergrund aus. Im Durchschnitt sind Personen mit Migrationshintergrund deutlich jünger als jene ohne Migrationshintergrund (34,3 gegenüber 44,9 Jahre) (vgl. Mikrozensus 2007: 8).

Schon seit 1998 wird in der BA/BIBB-Bewerberbefragung[3]nicht nur auf die Staatsangehörigkeit, sondern auch auf ihren Migrationshintergrund Be­zug genommen. Als Lehrstellenbewerber mit Migrationshintergrund werden Jugendliche mit ausländischem Geburtsort, Aussiedler, sowie die bereits in Deutschland geborenen Jugendlichen ausländischer Herkunft verstanden (vgl. Ulrich /Granato 2006: 36f). An der BA/BIBB- Bewerberbefragung 2004 beteiligten 740. 200 Bewerber. Darin haben 20,1% der Bewerber Migrations­hintergrund (vgl. Ulrich/Granato 2006: 37).[4]

3 Fakten und Zahlen

3.1 Berufliche Ausbildung

Nach wie vor ist die Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrations­hintergrund schlechter als die von jenen ohne Migrationshintergrund. In Deutschland lebende Jugendliche mit Migrationshintergrund haben deutlich schlechtere Chancen, nach der Schulausbildung überhaupt einen Ausbil­dungsplatz zu erhalten, als die ohne Migrationshintergrund. 2001 haben über 80% der Schulabgänger mit Migrationshintergrund einen Schulabschluss erreicht. Jedoch bekommen nur 40% von ihnen einen Ausbildungsplatz ge­genüber rund 66% ohne Migrationshintergrund (vgl. Granato 2003: 475).

Die schwierigen Übergänge von der Schule in die Berufsausbildung bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben die Ergebnisse des deutschen Jugendinstituts aufgezeigt. November 2004 gelang der Hälfte der Jugendli­chen deutscher Herkunft der Zugang zu einer beruflichen Ausbildung, wäh- rend dies bei denjenigen mit Migrationshintergrund nur 36% waren (vgl. Rei- ßig 2006: 13). Nach der Schule gehen Jugendliche mit und ohne Migrations­hintergrund verschiedene Wege. Viele entscheiden sich, weiter zur Schule zu gehen, weil sie entweder einen Hauptschulabschluss oder einen höheren Schulabschluss erwerben wollen (vgl. Reißig 2006: 11). Im November 2005, rund 16 Monate nach Ende des Pflichtschulbesuches befinden sich noch 35% der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Schule, um allge­meinbildende Abschlüsse zu erwerben (aber nur 22% der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund). Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Hälfte der Ju­gendlichen deutscher Herkunft in einer Berufsausbildung, aber nur ein Drittel der Jugendlichen ausländischer Herkunft. Der Anteil Jugendlicher mit und ohne Migrationshintergrund, die im November 2005 weder eine Schule besu­chen, noch eine Ausbildung absolvieren oder erwerbstätig sind, ist gleich hoch (8% gegenüber 9%) (vgl. Reißig 2006: 16).

Im Vergleich zu Jugendlichen ohne Migrationshintergrund haben dieje­nige mit Migrationshintergrund deutlich schlechtere Realisierungsmöglichkei­ten. Nach Angaben des Berufsbildungsberichts 2007 nahmen 34,2% der Ju­gendlichen ohne Migrationshintergrund eine duale Ausbildung auf, während es bei denjenigen mit Migrationshintergrund 27,4% waren (BBB 2007: 43). Im Frühjahr 2006 fanden nur 42% aller Jugendlichen mit Migrationshinter­grund eine Ausbildungsstelle, während es bei den gleichaltrigen Jugendli­chen ohne Migrationshintergrund rund 54,1% waren (BBB 2007: 45)

Da ihre Zugangschancen zu einer beruflichen Ausbildung begrenzt sind, haben viele Jugendliche mit Migrationshintergrund keinen Berufsab­schluss. Nach Berechnung des Mikrozensus haben im Jahre 2005 etwa 2,18 Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren keinen anerkannten Berufsabschluss, worunter die Hälfte Jugendliche mit Migrationshintergrund ist. Doppelt so viel bleiben Jugendliche mit Migrationshintergrund im Ver­gleich mit denjenigen ohne Migrationshintergrund (41% gegenüber 15%) (Granato, Mona et al. 2007: 5). Ohne einen anerkannten Berufsabschluss ist ihnen die Tür zum Arbeitsmarkt verschlossen.

Die Ergebnisse der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2006 belegen, dass nur 52.500 von den 182.000 Lehrstellensuchenden mit Migrationshintergrund eine betriebliche duale Ausbildung begannen. Mit 29% gelang es den Be­werbern mit Migrationshintergrund deutlich seltener als diejenigen ohne Mig­rationshintergrund (40%), einen betrieblichen Ausbildungsplatzt zu erhalten (vgl. Granato 2007: 2). Diese Ungleichheiten liegen nicht an schulischen Vor­rausetzungen. Selbst bei vergleichbaren Schulabschlüssen münden Bewer­ber ohne Migrationshintergrund häufiger in eine duale Ausbildung ein als die­jenige mit Migrationshintergrund. Während nur 32% der Realschulabsolven­ten aus Migrantenfamilien einen betrieblichen Ausbildungsplatz finden, sind es bei den Bewerbern ohne Migrationshintergrund mit den gleichen Ab­schlüssen 43%. Sogar mit Abitur ist die Chance für Jungendliche mit Migrati­onshintergrund den deutschen nachgestellt und lag 2006 lediglich bei 44% (gegenüber 53%) (vgl. Granato 2007: 3):

„Der Migrationshintergrund beeinflusst die Erfolgsaussichten von Bewerbern auch unabhängig von den Schulabschlüssen und Schulnoten und zwar negativ.

D.h. der Migrationshintergrund ist für sich allein genommen ein Merkmal, das mit größeren Schwierigkeiten beim Zugang zu einer dualen Ausbildung verbun­den ist.“ (Ulrich/Granato 2006: 46)

3.2 Arbeitslosigkeit

"Viele junge Migranten bleiben langfristig ohne Berufsabschluss. Der Weg in die Arbeitslosigkeit ist für sie damit oft vorgezeichnet“[5], betonte Staatsminis­terin Maria Böhmer zum Aktionstag Ausbildung. Jugendliche mit Migrations­hintergrund sind stärker von Armut und Arbeitslosigkeit bedroht. Sie sind überdurchschnittlich oft ohne Beschäftigung. Im Vergleich mit Jugendlichen ohne Migrationshintergrund ist die Arbeitslosenquote für Jugendliche mit Mig­rationshintergrund seit Jahren mehr als doppel so hoch. 9,9% der Jugendli­chen mit Migrationshintergrund sind 2006 ohne Beschäftigung, während es bei jenen ohne Hintergrund lediglich bei 4,5% lag (BBB 2007: 43). Die Er­gebnisse des Mikrozensus weisen auch auf, dass Menschen mit Migrations­hintergrund im Alter von 25 bis 65 häufiger erwerbslos als diejenige ohne Migrationshintergrund sind (10,6% im Vergleich zu 5,8%). Die Zahl der Er­werbstätigen beträgt lediglich 64,8 % (gegenüber 75,8%). Doch die Zahl der Erwerbslosen ausländischer Herkunft hat im Jahre 2007 um 177.000 abge­nommen (Mikrozensus 2007: 8).

4 Mögliche Gründe für Benachteiligung Jugendlicher mit Migrati­onshintergrund

Nach Brinkmann et al. (2006: 42) liegen die geringeren Chancen der Migran­ten auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vor allem an „einem höheren Erwerbsrisiko, welches neben Sprachproblemen, geringerer Bildung und beruflicher Qualifikation, auch auf z.T. unsichere Aufenthaltsbedin­gungen, gesetzlich geregelten Nachrang bei den Zugängen zum Arbeitsmarkt sowie (indirekter) Diskriminierung von Beschäftigern zurückzuführen ist.“

Die Zahl der Arbeitslosen unter Migranten ist deutlich höher als die von Personen deutscher Herkunft. „Insbesondere Kinder mit Migrationshinter­grund haben aufgrund schlechterer Bildungsabschlüsse ungünstigere Start­bedingungen in das Arbeitsleben als deutsche Kinder“ (Brinkmann et al. 2006: 42). Doch viele Studien haben gezeigt, dass unzureichende Schulab­schlüsse sowie mangelnde schulische Voraussetzungen keine hinreichenden Ursachen für Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund beim Zugang zu einer beruflichen Ausbildung, insbesondere im dualen Sys­tem seien. (vgl. Boos-Nünning/ Granato 2008: 72)

In diesem Kapitel möchte ich mich mit den drei Erklärungsansätzen für den Zugang junger Menschen mit Migrationshintergrund zu einer dualen be­ruflichen Ausbildung von Boos-Nünning/ Granato (2008) auseinandersetzen.

[...]


[1] Angela Merkel bei dem 4.Integrationspolitischen Dialog im Bundeskanzleramt http://www.bundesreaieruna.de/Content/DE/Artikel/IB/Artikel/Themen/Gesellschaft/Allgemein /2008-06-04-intearationsdialoa.html [27.09.2009]

[2] Unter Jugendlichen werden hier junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren verstan­den. Als junge Erwachsene werden hier die 25- bis 35-Jährigen definiert.

[3] BA/BIBB-Bewerberbefragung ist eine Studie, die dazu dient, mehr über das Bewerbungsverhalten und den Verbleib von den bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Lehrstellenbewerbern zu erfahren (vgl. Ulrich/Granato 2006: 36).

[4] Es fehlen mir aktuellste Fakten und Zahlen über die Situation Jugendlicher mit Migrationshinter­grund auf dem deutschen Arbeitsmarkt, so dass ich hier nur auf frühere Zahlen verweise.

[5] http://www.bundesregierung.de/nn 56680/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2009/06/200 9-06-17-ib-aktionstag-ausbildung.html

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Arbeitsmarktbenachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland
Untertitel
Erfolgsgeschichte der Jugendlichen vietnamesischer Herkunft
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Auslandsgermanistik)
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V151842
ISBN (eBook)
9783640636754
ISBN (Buch)
9783640637027
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Arbeitsmarktbenachteiligung
Arbeit zitieren
Truc Quynh Tran (Autor:in), 2009, Arbeitsmarktbenachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151842

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