Das Verhalten der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (EKAB) während der Nazizeit ist umstritten und sicher noch nicht genügend ausgeleuchtet worden. Wie aber verhält es sich mit der Rolle der EKAB im Umbruch der Bildung des modernen rumänischen Staates? Wie fand sich die Institution Kirche in den Veränderungen zurecht? Welchen Einfluss hatten diese auf ihr elitäres Selbstverständnis?
In den - fast zur Gänze gedruckt und im Zentralarchiv der EKAB in Sibiu/ Her¬mannstadt vorliegenden - Sitzungsprotokollen der Landeskirchenversammlung der EKAB versuche ich, eine Antwort auf diese und andere Fragen zu finden. Ich beziehe dabei verschiedene zeitgenössische Pu¬blikationen mit ein und versuche, daraus Thesen über den Umbruch 1989/90 abzuleiten, welcher zweifelsohne die tiefgreifendsten Folgen für die EKAB zur Folge hatte.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, deutlich zu machen, wie die EKAB in den Umbrüchen nach dem Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg agierte und reagierte – in Jahren, in denen ihre eigene Existenz de iure und de facto gefährdet war. Dies soll mit einem besonderen Augenmerk auf die Verhandlungsberichte der Landeskirchenversammlungen geschehen. Von Interesse ist auch, inwieweit gewissen Themen nicht behandelt wurden. Die Arbeit soll ein Beitrag sein, um die Handlungsweisen und die Reaktionen in der EKAB nach dem 1990er Exodus und der seit dem anhaltenden Phase der Neuorientierung nachvollziehen zu können.
In den Kapiteln 4.1 und 5.1 behandele ich die jeweilige Umbruchsphase aus Sicht der verwendeten Literatur; anschließend erfolgt die Spiegelung anhand der Protokolle der Landeskirchenversammlungen jener Zeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Siebenbürger Sachsen und „ihre“ Evangelische Kirche A.B.
- Nach dem Ausgleich von 1867
- Die Vereinigung von Altreich und Siebenbürgen
- Das „Ende der Loyalität“
- Indikatoren des Umbruchs: Agrarreform und Schulfrage
- Der Umbruch 1944/49
- Das Verhältnis der EKAB zu Deutscher Volksgruppe und Drittem Reich
- Neubeginn „auf altem Glaubensgrund“?
- Exodus: Der Umbruch 1989/90
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Evangelischen Kirche A.B. (EKAB) in den Umbrüchen des modernen rumänischen Staates, insbesondere nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Sie untersucht, wie die EKAB auf die Veränderungen reagierte und welchen Einfluss diese auf ihr elitäres Selbstverständnis hatten. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf die Landeskirchenversammlungen und deren Verhandlungsberichte, um die Handlungsweisen und Reaktionen der EKAB nach dem Exodus von 1990 nachvollziehen zu können.
- Die EKAB im Spannungsfeld zwischen Tradition und Wandel
- Die Rolle der Landeskirchenversammlungen im Kontext der Umbrüche
- Die Bedeutung der EKAB als Symbol sächsischer Identität
- Die Herausforderungen der Transformation und Kontinuität für die Siebenbürger Sachsen
- Die Auswirkungen des Exodus von 1990 auf die EKAB
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie verdeutlicht die Bedeutung der Landeskirchenversammlungen für die Analyse des Wandels der EKAB.
- Das Kapitel „Die Siebenbürger Sachsen und „ihre“ Evangelische Kirche A.B.“ beschreibt die Geschichte der EKAB und ihren Einfluss auf die sächsische Identität. Es beleuchtet den Unterschied zwischen „sächsisch“ und „ethnisch deutsch“ und die Rolle der EKAB als dominierende Institution der Siebenbürger Sachsen.
- Das Kapitel „Nach dem Ausgleich von 1867“ untersucht die Veränderungen der EKAB in Folge des Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs. Es zeigt, wie die EKAB zur Symbolfigur sächsischer Identität wurde und gleichzeitig die Kritik an ihrer ethnischen Ausrichtung aufkam.
- Die Kapitel „Das „Ende der Loyalität““ und „Indikatoren des Umbruchs: Agrarreform und Schulfrage“ befassen sich mit der Vereinigung von Altreich und Siebenbürgen nach dem Ersten Weltkrieg. Sie analysieren die Auswirkungen der Magyarisierungsphobie auf die EKAB und die Rolle der Kirche im Spannungsfeld zwischen Loyalität und Freiheit.
- Das Kapitel „Das Verhältnis der EKAB zu Deutscher Volksgruppe und Drittem Reich“ thematisiert die Rolle der EKAB während der Zeit des Nationalsozialismus. Es beleuchtet die Kritik an der EKAB und ihre Reaktion auf die politischen Umstände.
Schlüsselwörter
Evangelische Kirche A.B. (EKAB), Siebenbürger Sachsen, Landeskirchenversammlungen, Identität, Umbruch, Exodus, Magyarisierungsphobie, Transformation, Kontinuität, Altreich, Rumänien, Deutscher Volksgruppe, Drittes Reich.
- Quote paper
- Joachim Cotaru (Author), 2006, Zwischen Auflösung und Neubeginn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151981