Sucht man in der Literatur nach einer Definition des Begriffes ‚Führung’, so findet man in der Regel eher einseitige Sichtweisen was die Beeinflussungsrichtung angeht. Es wird davon ausgegangen, dass ausschließlich die Führungskraft die ihr unterstellten Mitarbeiter in ihrem Handeln beeinflusst. Dass jedoch Führung auch immer einen wechselseitigen Prozess zwischen der Führungsperson und dem ‚Geführten’ beinhaltet, wird in vielen Begriffsabgrenzungen nicht berücksichtigt. Wunderer hat die in seinen Büchern verwendete Definition absichtlich mit keiner Beeinflussungsrichtung versehen. Er definiert daher ‚Führung’ wie folgt: „Führung wird verstanden als ziel- und ergebnisorientierte, aktivierende und wechselseitige, soziale Beeinflussung zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben in und mit einer strukturierten Arbeitssituation. Mitarbeiterführung gestaltet die Einflussbeziehungen in führungsorganisatorisch differenzierten Rollen im Rahmen von Arbeitsverträgen“ (Wunderer 2003a, S. 4). In Abstimmung mit dieser Begriffsabgrenzung stellt laut Wunderer die ‚Führung von unten’ (Synonym: Führung des Chefs) die „zielorientierte, wechselseitige und aktivierende Einflussnahme auf Personen einer höheren Hierarchiestufe zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben“ dar (Wunderer 2003a, S.254). Auch die hierarchisch unterstellte Person kann demzufolge mit Hilfe ihres Verhaltens durchaus in verschiedenen Situationen Einfluss auf ihren Chef ausüben. Diese Möglichkeit resultiert aus der Tatsache heraus, dass bei menschlichen Beziehungen jedweder Art ein gewisses Verhalten in der Regel eine bestimmte Reaktion hervorruft. So besteht für den ‚Geführten’ ein gewisser Handlungsspielraum wie er sich seinem Chef gegenüber verhält. Er hat zum Beispiel die Möglichkeit nüchtern anhand von Fakten von einer Idee zu überzeugen oder er versucht zunächst ein persönlicheres Verhältnis zu seinem Vorgesetzten aufzubauen. Die Auswahl bzw. der gezielte Einsatz der Beeinflussungsmethoden ist natürlich in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation sowie von der Persönlichkeit und dem Führungsstil des Chefs zu treffen, worauf aber auch im Verlauf meiner Arbeit noch näher eingegangen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Wandel der Führung
- Definition der „Führung von unten“
- Faktoren für die zunehmende Bedeutung der Führung von unten
- Qualifikationswandel der Mitarbeiter
- Wandel im Organisationsverständnis
- technologischer Wandel
- Wertewandel
- Wandel im Führungsverständnis
- Formen der Führung von unten
- Vorgesetzteninitiierte Führung von unten
- Mitarbeiterinitiierte Führung von unten
- Maßnahmen zur Förderung einer Führung von unten aus Sicht der
- Strukturelle Förderung
- Interaktive Förderung
- Möglichkeiten und Strategien der Führung von unten aus
- Kritische Stellungnahme mit Blick auf die Praxisrelevanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Konzept der „Führung von unten“ und beleuchtet dessen Möglichkeiten und Grenzen in der Praxis. Sie analysiert die Faktoren, die zur zunehmenden Bedeutung dieses Führungsansatzes beigetragen haben und beleuchtet verschiedene Formen der Führung von unten. Die Arbeit befasst sich außerdem mit Maßnahmen zur Förderung einer Führung von unten aus Sicht der Führungskraft und des Mitarbeiters.
- Wandel der Führungsstrukturen in Unternehmen
- Definition und Bedeutung der „Führung von unten“
- Faktoren, die die Bedeutung der Führung von unten beeinflussen
- Formen und Strategien der Führung von unten
- Praxisrelevanz und kritische Betrachtung des Ansatzes
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet den Wandel der Führungsstrukturen in deutschen Unternehmen, angefangen vom autoritären „3-K-Stil“ der 60er und 70er Jahre bis hin zum mitarbeiterorientierten „3-F-Stil“ und dem aktuellen Wandel zu einem „Neuen 3-K-Stil“. Kapitel 2 definiert den Begriff der „Führung von unten“ und verdeutlicht, dass Führung als wechselseitiger Prozess zwischen Führungskraft und Geführtem verstanden werden muss. Kapitel 3 untersucht die Faktoren, die zur zunehmenden Bedeutung der „Führung von unten“ beitragen, wie z.B. der Qualifikationswandel der Mitarbeiter, der Wandel im Organisationsverständnis und der Wertewandel in unserer Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Führung von unten, Führung des Chefs, Mitarbeiterführung, Führungsverständnis, Wandel, Organisationsverständnis, Qualifikationswandel, Wertewandel, Praxisrelevanz.
- Arbeit zitieren
- Stephanie Weber (Autor:in), 2005, Führung von unten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152214