Auch bei diesen beiden Fällen wird, wie bei den ersten qualitativen Fallbeschreibungen (Band 1) eine Periode von 12 Therapieeinheiten von Kindern mit ADHS-Symptomen beobachtet. Die Analyse der beiden zusätzlichen Therapiesequenzen, nach der Altersgruppe 5-7 Jahren, mit Kindern der Altersgruppe 10-12 mit ADHS-Symptomen verdeutlicht noch stärker die Notwendigkeit, Therapiekonzepte auf die besonderen Bedürfnisse des jeweiligen Kindes auszurichten und in der Therapie flexibel auf besondere Ereignisse zu reagieren, die die Kinder beschäftigen und/oder oder belasten. Als Einzelsetting und auf dem Hintergrund eines Vertrauensverhältnisses mit der Therapieperson hat die Eurythmietherapie dieses Potential und die beiden beschriebenen Fälle zeigen, dass sie dieses Potential auch erfolgreich nutzen kann.
Zum Anderen benötigt die Eurythmietherapie und die Zusammenarbeit im Setting bei ADHS- Symptomen viel Offenheit, Transparenz und Fingerspitzengefühl, dass die Schüler*innen wahrnehmen, dass es um Verhaltensänderungen geht und nicht um eine Abwertung Ihrer Person. Sie reagieren, wenn für ihr Erleben eine Anforderung unrecht ist, oft mit einem Gefühlsabsturz auf der Beziehungsebene, die Zusammenarbeit wird erschwert. Es braucht von den Betreuungspersonen besonders dadurch, dass die Anforderungen an die Schüler in der Schule stetig wachsen und sie dadurch auf ihre Defizite aufmerksam gemacht werden einen aufmerksamen Umgang mit den Schüler*innen. Sobald das Umfeld diese Aufmerksamkeit entzieht (z.B. Kündigung seitens der Schule), zeigen sich wieder die alten überwunden geglaubten Symptome.
Bei diesen beiden SchülerInnen kann besonders in den Journaleinträgen des Therapeuten die Dramatik des Geschehens bei Kindern mit ADHS-Symptomen in der Mittelstufe sichtbar werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fall 6: Schülerin im Alter von 10 Jahren
- a. AD(H)S-Symptomatik
- b. Heileurythmie
- c. Interviews mit dem Kind
- e. Folgerungen und weitere Entwicklung
- 3. Fall 7: Schüler im Alter von 12 Jahren
- a. ADHS-Symptomatik
- b. Heileurythmie
- c. Interviews mit dem Kind
- d. Therapieziele und besondere Therapieelemente
- e. Folgerungen und weitere Entwicklung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Zusatzbericht erweitert eine Pilotstudie zur Eurythmietherapie bei Kindern mit ADHS-Symptomen. Ziel ist es, die Fallanalysen um zwei weitere Fälle älterer Kinder (10 und 12 Jahre) zu ergänzen und die Erfahrungen im Hinblick auf die Therapiegestaltung, die individuellen Bedürfnisse der Kinder und die Reaktion auf besondere Ereignisse im familiären und schulischen Umfeld zu analysieren.
- Wirkung der Eurythmietherapie auf ADHS-Symptome bei älteren Kindern
- Individualisierung von Therapiekonzepten
- Einfluss des familiären und schulischen Umfelds
- Reaktion auf kritische Ereignisse während der Therapie
- Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit der Pilotstudie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den steigenden Trend von ADHS-Diagnosen und Ritalinverordnungen bei Kindern in der Schweiz. Sie betont die Notwendigkeit von gezielten Therapien als Alternative zu Medikamenten und verortet den vorliegenden Zusatzbericht als Erweiterung einer früheren Pilotstudie. Der Fokus liegt auf zwei zusätzlichen Fallstudien mit älteren Kindern (10 und 12 Jahre), die im Vergleich zu den jüngeren Kindern der Pilotstudie einen erleichterten Gesprächszugang und eine höhere Abstraktionsfähigkeit aufweisen. Die individualisierten Therapieprogramme wurden durch Ereignisse im schulischen und familiären Umfeld beeinflusst, was die Flexibilität der Therapie hervorhebt.
2. Fall 6: Schülerin im Alter von 10 Jahren: Dieser Fall beschreibt die Eurythmietherapie einer 10-jährigen Schülerin mit leicht ausgeprägten ADHS-Symptomen, die sich hauptsächlich in verstärkter Unruhe und Wutausbrüchen zeigten. Die Therapie umfasste regelmäßige Heileurythmie-Sitzungen und wurde durch qualitative Interviews mit dem Kind, der Mutter und der Lehrkraft begleitet. Die positiven Auswirkungen der Therapie zeigen sich in einer verbesserten Konzentrations- und Beziehungsfähigkeit. Obwohl eine eindeutige Reduktion der ADHS-Symptome nicht feststellbar war, trug die Therapie zur Stabilisierung der Entwicklung bei. Die spätere Diagnose einer Legasthenie unterstreicht die Komplexität der Symptomatik.
3. Fall 7: Schüler im Alter von 12 Jahren: Dieser Fall dokumentiert die Eurythmietherapie eines 12-jährigen Schülers mit ausgeprägten ADHS-Symptomen, inklusive Hyperaktivität, Impulsivität und interessensabhängiger Aufmerksamkeit. Die Therapie wurde durch die Kündigung der Lehrkraft und den späteren Schulausschluss des Jungen stark beeinflusst. Die erste Therapiephase zeigte positive Auswirkungen auf Impulsivität, Sozialverhalten und Selbstwahrnehmung. Nach dem Schulausschluss konzentrierte sich die Therapie auf die Verarbeitung der belastenden Situation und den Aufbau neuer Perspektiven. Der Fall verdeutlicht die Bedeutung des sozialen Umfelds und die Notwendigkeit, flexibel auf kritische Ereignisse zu reagieren.
Schlüsselwörter
Eurythmietherapie, ADHS, Kinder, Jugendliche, Fallstudien, Heileurythmie, Steinerschule, qualitative Interviews, Individualtherapie, familiäres Umfeld, schulischer Kontext, Stabilisierung, Entwicklung, Symptombewältigung, Ressourcenstärkung, Flexibilität, Vertrauensbeziehung.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieses Dokuments?
Dieses Dokument ist ein Zusatzbericht zu einer Pilotstudie über Eurythmietherapie bei Kindern mit ADHS-Symptomen. Es enthält Fallanalysen von zwei älteren Kindern (10 und 12 Jahre) und analysiert die Therapiegestaltung, die individuellen Bedürfnisse der Kinder und die Reaktion auf besondere Ereignisse im familiären und schulischen Umfeld.
Welche Ziele verfolgt dieser Bericht?
Der Bericht zielt darauf ab, die Wirkung der Eurythmietherapie auf ADHS-Symptome bei älteren Kindern zu untersuchen, die Individualisierung von Therapiekonzepten zu analysieren, den Einfluss des familiären und schulischen Umfelds zu bewerten, die Reaktion auf kritische Ereignisse während der Therapie zu verstehen und die Ergebnisse mit der Pilotstudie zu vergleichen.
Welche Fallstudien werden in diesem Bericht behandelt?
Der Bericht behandelt zwei Fallstudien: Fall 6, eine 10-jährige Schülerin mit leicht ausgeprägten ADHS-Symptomen, und Fall 7, ein 12-jähriger Schüler mit ausgeprägten ADHS-Symptomen.
Welche Erkenntnisse werden aus Fall 6 gewonnen?
Die Eurythmietherapie trug zur Stabilisierung der Entwicklung der 10-jährigen Schülerin bei und verbesserte ihre Konzentrations- und Beziehungsfähigkeit. Obwohl keine eindeutige Reduktion der ADHS-Symptome festgestellt wurde, war die Therapie hilfreich. Die spätere Diagnose einer Legasthenie unterstreicht die Komplexität der Symptomatik.
Welche Erkenntnisse werden aus Fall 7 gewonnen?
Die Eurythmietherapie hatte in der ersten Phase positive Auswirkungen auf Impulsivität, Sozialverhalten und Selbstwahrnehmung des 12-jährigen Schülers. Der Schulausschluss beeinflusste die Therapie stark, und der Fokus verlagerte sich auf die Verarbeitung der belastenden Situation und den Aufbau neuer Perspektiven. Der Fall verdeutlicht die Bedeutung des sozialen Umfelds und die Notwendigkeit flexibler Reaktionen auf kritische Ereignisse.
Welche Schlüsselwörter werden im Zusammenhang mit diesem Bericht genannt?
Eurythmietherapie, ADHS, Kinder, Jugendliche, Fallstudien, Heileurythmie, Steinerschule, qualitative Interviews, Individualtherapie, familiäres Umfeld, schulischer Kontext, Stabilisierung, Entwicklung, Symptombewältigung, Ressourcenstärkung, Flexibilität, Vertrauensbeziehung.
Warum wird die Eurythmietherapie als Alternative zu Medikamenten wie Ritalin hervorgehoben?
Der Bericht beleuchtet den steigenden Trend von ADHS-Diagnosen und Ritalinverordnungen bei Kindern und betont die Notwendigkeit von gezielten Therapien als Alternative zu Medikamenten, um die individuelle Entwicklung der Kinder besser zu unterstützen.
Welche Rolle spielen Interviews mit dem Kind, der Mutter und der Lehrkraft in den Fallstudien?
Qualitative Interviews mit dem Kind, der Mutter und der Lehrkraft begleiteten die Eurythmietherapie und trugen dazu bei, ein umfassendes Bild der individuellen Situation und der Auswirkungen der Therapie zu erhalten.
Wie beeinflussten Ereignisse im schulischen und familiären Umfeld die Therapieprogramme?
Ereignisse im schulischen und familiären Umfeld, wie z.B. die Kündigung der Lehrkraft und der Schulausschluss im Fall 7, beeinflussten die Therapieprogramme stark und erforderten Flexibilität und Anpassung der Therapieziele.
Was ist das Hauptziel der Eurythmietherapie bei Kindern mit ADHS?
Das Hauptziel ist die Stabilisierung der Entwicklung, die Symptombewältigung und die Stärkung der Ressourcen des Kindes, um eine positive Entwicklung im schulischen und familiären Kontext zu fördern.
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- Herbert Langmair (Author), Heinrich Zwicky (Author), 2024, Eurythmietherapie bei 10-12 jährigen Kindern mit ADHS-Symptomen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1525371