Die Konzeption einer Neuen Welt im Westen, die von einer Vielzahl europäischer Entdecker und Eroberer als Möglichkeit einer besseren Zukunft herbeigesehnt wurde, kann als ein wesentlicher Bestandteil der Vorstellungswelt der Frühen Neuzeit betrachtet werden. Diese Perspektive diente europäischen Akteuren als Antrieb und Rechtfertigung für ihre Unternehmungen in Amerika und wurde dem neuen Kontinent oft aufgezwungen. Einige dieser Vorstellungen waren von einer derartigen Verbreitung und Attraktivität geprägt, dass sie zu nationalen Mythen avancierten.
Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit besteht darin, die Frage zu beantworten, warum die Kolonialbildung in Neuengland durch die Puritaner in den Jahren 1620/30 zu einem Motiv für die Entstehung des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land geworden ist und welche Kritik sich an diesem Narrativ entzündet.
Einleitend wird in Kapitel 2 das protestantische Fundament der englischen Auswanderer erläutert, das maßgeblich die Gründung und Entwicklung der neuen Siedlungen geprägt hat. Es folgt die Darstellung der historischen Ereignisse der Kolonialbildung in Plymouth (1620) und in der Massachusetts Bay (1630), bevor in Kapitel 3 der oben erwähnte Gründungsmythos erörtert wird. Nach der Definition und der Funktionsbeschreibung dieses Mythos werden auf der Grundlage zweier relevanter Primärquellen (Mayflower Compact, Model of Christian Charity) die Voraussetzungen, die Entstehung und die Implikationen des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land untersucht.
Während die Mythologie der Pilger und Puritaner noch immer fest in den nationalen Erzählungen, der Ikonographie und den kulturellen Praktiken verankert ist, hat der Protest gegen diese Version der US-amerikanischen Anfänge nicht nachgelassen. Die Neubewertung der Gründungsmythen durch die den aktuellen Forschungsstand prägende Kritische Mythen- und Symbolschule führte zu einem Wandel in der Forschung, indem sie deutlich machte, dass die Vorstellung einer homogenen Nation und einer einzigen US-amerikanischen Geschichte das Produkt einer Meistererzählung ist, die die Perspektiven der anderen im Lande ausschließt.
Deshalb wird mit Blick auf die Forderung nach religiöser Toleranz und auf die Rolle der indigenen Bevölkerung, der Schuldknechte und Sklaven dieser Gründungsmythos kritisch hinterfragt, bevor im abschließenden Fazit (Kapitel 4) die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kolonialbildung in Neuengland 1620/30
- Protestantisches Fundament
- Prädestinationslehre und Arbeitsethik
- Freiheit und Protestantismus
- Puritaner und Pilger
- Plymouth Plantation
- Massachusetts Bay Colony
- Protestantisches Fundament
- Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land
- Funktionen
- Mayflower Compact
- Model of Christian Charity
- Kritische Perspektiven
- Religionsfreiheit und religiöse Toleranz
- Indigene Bevölkerung
- Schuldknechte und Sklaven
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land im Kontext der puritanischen Kolonialbildung in Neuengland zwischen 1620 und 1630. Sie analysiert die Rolle des protestantischen Glaubens, insbesondere der Prädestinationslehre und der Arbeitsethik, bei der Gestaltung der neuen Siedlungen und der Herausbildung dieses Mythos. Die Arbeit beleuchtet zudem kritische Perspektiven auf den Mythos, die die Aspekte der religiösen Toleranz, die Behandlung der indigenen Bevölkerung und die Sklaverei berücksichtigen.
- Der Einfluss des protestantischen Glaubens auf die Kolonialisierung Neuenglands
- Die Entstehung und Funktionen des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land
- Die Rolle des Mayflower Compact und des Model of Christian Charity
- Kritische Auseinandersetzung mit dem Mythos im Hinblick auf religiöse Toleranz, die indigene Bevölkerung und Sklaverei
- Die langfristigen Auswirkungen des Gründungsmythos auf das Selbstverständnis der USA
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die Konzeption der Neuen Welt in der Frühen Neuzeit und benennt das Erkenntnisinteresse der Arbeit: die Untersuchung der Entstehung des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land im Kontext der puritanischen Kolonialisierung Neuenglands und der daran geknüpften Kritik. Die Arbeit strukturiert sich in die Erläuterung des protestantischen Fundaments der englischen Auswanderer, die Darstellung der historischen Ereignisse der Kolonialbildung in Plymouth und Massachusetts Bay und die Erörterung des Gründungsmythos selbst, inklusive einer kritischen Auseinandersetzung.
Kolonialbildung in Neuengland 1620/30: Dieses Kapitel untersucht die protestantischen Grundlagen der englischen Kolonisierung Neuenglands. Es analysiert die Prädestinationslehre und die daraus resultierende Arbeitsethik, die das Streben nach materiellem Erfolg als Zeichen göttlicher Gnade interpretierte. Diese religiöse Vorstellung wird im Kontext der puritanischen Glaubensvorstellungen und ihrer Auswirkung auf die Lebensführung der Siedler erläutert, wobei der Einfluss von Max Webers Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" und die aktuelle wissenschaftliche Diskussion darüber einbezogen werden. Weiterhin wird der komplexe Begriff der Freiheit im Kontext des Protestantismus untersucht, und die Kapitel unterteilen sich in die Erläuterung der historischen Ereignisse in Plymouth (1620) und der Massachusetts Bay Colony (1630).
Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land: Dieses Kapitel analysiert den Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land. Es beschreibt zunächst dessen Funktionen und untersucht dann auf Basis des Mayflower Compact und des Model of Christian Charity dessen Entstehung und Implikationen. Der Fokus liegt auf der Analyse der zugrundeliegenden Ideale und der Frage, wie diese in den beiden Primärquellen zum Ausdruck kommen. Die darauffolgenden Abschnitte widmen sich der kritischen Auseinandersetzung mit dem Mythos vor dem Hintergrund der Forderungen nach religiöser Toleranz und unter Berücksichtigung der Perspektiven der indigenen Bevölkerung, der Schuldknechte und Sklaven. Hier wird deutlich, dass die traditionelle Erzählung eine vereinfachende Darstellung der komplexen historischen Realität darstellt.
Schlüsselwörter
Puritanismus, Kolonialisierung Neuenglands, Gründungsmythos, Freiheit, Prädestinationslehre, Arbeitsethik, Mayflower Compact, Model of Christian Charity, religiöse Toleranz, indigene Bevölkerung, Sklaverei, Protestantismus, Neuengland, USA.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entstehung des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land im Kontext der puritanischen Kolonialbildung in Neuengland zwischen 1620 und 1630.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Einfluss des protestantischen Glaubens, die Entstehung des Gründungsmythos, die Rolle des Mayflower Compact und des Model of Christian Charity, sowie eine kritische Auseinandersetzung mit dem Mythos im Hinblick auf religiöse Toleranz, die indigene Bevölkerung und Sklaverei.
Was wird im Kapitel "Kolonialbildung in Neuengland 1620/30" behandelt?
Dieses Kapitel untersucht die protestantischen Grundlagen der englischen Kolonisierung Neuenglands, insbesondere die Prädestinationslehre und die daraus resultierende Arbeitsethik. Es erläutert auch die historischen Ereignisse in Plymouth (1620) und der Massachusetts Bay Colony (1630).
Was wird im Kapitel "Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land" analysiert?
Dieses Kapitel analysiert den Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land, dessen Funktionen, sowie dessen Entstehung und Implikationen basierend auf dem Mayflower Compact und dem Model of Christian Charity. Es widmet sich auch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Mythos.
Welche Schlüsselwörter sind für diese Arbeit relevant?
Puritanismus, Kolonialisierung Neuenglands, Gründungsmythos, Freiheit, Prädestinationslehre, Arbeitsethik, Mayflower Compact, Model of Christian Charity, religiöse Toleranz, indigene Bevölkerung, Sklaverei, Protestantismus, Neuengland, USA.
Was sind die Hauptziele dieser Arbeit?
Die Hauptziele sind die Analyse des Einflusses des protestantischen Glaubens auf die Kolonialisierung Neuenglands, die Untersuchung der Entstehung und Funktionen des Gründungsmythos, die Bewertung der Rolle des Mayflower Compact und des Model of Christian Charity, die kritische Auseinandersetzung mit dem Mythos, und die Betrachtung der langfristigen Auswirkungen des Gründungsmythos auf das Selbstverständnis der USA.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung skizziert die Konzeption der Neuen Welt und benennt das Erkenntnisinteresse der Arbeit: die Untersuchung der Entstehung des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land im Kontext der puritanischen Kolonialisierung Neuenglands und der daran geknüpften Kritik.
- Citar trabajo
- Markus Lüske (Autor), 2024, Die Besiedlung Neuenglands in den Jahren 1620/30. Puritanische Kolonialbildung als Motiv für die Entstehung des Gründungsmythos von Freiheit im Gelobten Land, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1525437