[...] Die Richtlinie über den Jahresabschluss und konsolidierten
Jahresabschluss von Versicherungsunternehmen wird bewusst von dieser Änderung
ausgenommen.1 Inhaltliche Grundlage für die Änderungen der Richtlinien ist der IAS
392, der den Ansatz und die Bewertung von Finanzinstrumenten detailliert regelt. Im
Gegensatz zu IAS 39 ist die Fair Value Richtlinie allerdings deutlich allgemeiner
gefasst und ermöglicht den Mitgliedsstaaten zudem zahlreiche Wahlrechte bei der
Umsetzung der einzelnen Vorschriften.3
Der Deutsche Standardisierungsrat (DSR), dem gemäß § 342 I Nr. 2 HGB das Recht
zur „Beratung des Bundesministeriums der Justiz bei Gesetzgebungsvorhaben zu
Rechnungslegungsvorschriften“4 zukommt hat zur Transformation der Fair Value
Richtlinie in das deutsche Bilanzrecht einen konkreten Vorschlag zur Änderung der
Vorschriften des HGB bezüglich der Bewertung von Finanzinstrumenten vorgelegt.
Zu diesen Vorschlägen konnten von interessierten Personen und Organisationen bis
zum 15. Januar 2002 beim DSR Stellungnahmen eingereicht werden.
Insbesondere für das deutsche Bilanzrecht stellt die Einführung der Bewertung von
Vermögensgegenständen mit ihrem beizulegenden Zeitwert eine einschneidende
Änderung dar, da bisher Vermögensgegenstände „höchstens mit den Anschaffungsoder
Herstellungskosten, vermindert um Abschreibungen“5 angesetzt werden dürfen
und in der deutschen Rechnungslegung das Niederstwertprinzip bzw. für das
Anlagevermögen das gemilderte Niederstwertpinzip gilt. Zuschreibungen sind nach
momentaner Rechtslage lediglich in Form von Wertaufholungen nach Maßgabe des
§ 280 I HGB vorgeschrieben.
In dieser Hausarbeit werde ich die Änderungen der drei EU-Richtlinien und die
Wahlrechte der einzelnen Mitgliedsstaaten bei ihrer Umsetzung in nationales Recht
erläutern. Außerdem werde ich die daraus resultierenden Vorschläge des DSR zur
Änderung der Vorschriften des HGB darstellen. Es soll weiterhin ein Überblick über
die Diskussion zur Umsetzung der FR in das deutsche Bilanzrecht gegeben werden
und darüber hinaus eine kritische Würdigung der Auswirkungen des Fair Value
Accounting erfolgen.
1 vgl. RL 2001/65/EG (Fair Value Richtlinie) S. 2 Z. 19 ff.
2 vgl. Baetge/Zülich/Matena StuB 8/2002 S.365 Z. 23 ff.
3 vgl. Vorschlag der Umsetzung der EU-Fair-Value Richtlinie in deutsches Recht S. 2 Z. 27 ff.
4 s. § 342 I Nr. 2 HGB
5 s. § 253 I S. 1 HGB
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gründe für den Erlass der Fair Value Richtlinie
- 3. Regelungsinhalte der Fair Value Richtlinie
- 3.1 Anwendungsbereich der Fair Value Richtlinie
- 3.2 Ermittlung des Fair Value
- 3.3 Behandlung der Ergebnisse aus der Fair Value Bewertung
- 3.4 Zusätzliche Angaben in Anhang und Lagebericht
- 3.5 Weitere Änderungen
- 4. Der Umsetzungsvorschlag des DSR
- 4.1 Anwendungsbereich
- 4.2 Definition von Finanzinstrumenten
- 4.3 Bewertung von Finanzinstrumenten
- 4.4 Behandlung von Zeitwertänderungen
- 4.5 Weitere Änderungen
- 5. Kritische Würdigung der Fair Value Bilanzierung
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Transformation der EU-Richtlinie 2001/65/EG, der so genannten Fair Value Richtlinie (FR), in das deutsche Bilanzrecht. Im Fokus stehen die Gründe für die Einführung der FR, die Regelungsinhalte der Richtlinie, der Umsetzungsvorschlag des Deutschen Standardisierungsrats (DSR) sowie eine kritische Würdigung der Fair Value Bilanzierung.
- Gründe für den Erlass der Fair Value Richtlinie
- Anwendungsbereich und Regelungsinhalte der Fair Value Richtlinie
- Umsetzungsvorschlag des DSR zur Anpassung des HGB
- Diskussion zur Umsetzung der FR in das deutsche Bilanzrecht
- Auswirkungen des Fair Value Accounting auf das deutsche Bilanzrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der Fair Value Richtlinie ein und erläutert den historischen Hintergrund der Richtlinie. Kapitel 2 beleuchtet die Gründe für die Einführung der FR, insbesondere die Dynamik der internationalen Finanzmärkte und die damit verbundene Verbreitung derivativer Finanzinstrumente. Kapitel 3 analysiert die Regelungsinhalte der FR, insbesondere die Bewertung von Finanzinstrumenten mit ihrem beizulegenden Zeitwert. Kapitel 4 stellt den Umsetzungsvorschlag des DSR zur Änderung des HGB vor, der die Einführung der Fair Value Bilanzierung in das deutsche Bilanzrecht ermöglichen soll.
Schlüsselwörter
Fair Value Richtlinie, Finanzinstrumente, beizulegender Zeitwert, Mark-to-Market, Mark-to-Model, Hedge Accounting, fortgeführte Anschaffungskosten, Deutsches Bilanzrecht, HGB, DSR, EU-Richtlinie, Internationale Rechnungslegung, IAS 39.
- Quote paper
- Dirk Cordes (Author), 2002, Transformation der Fair-Value-Richtlinie in das deutsche Recht nach dem Umsetzungsvorschlag des DSR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15258