In dieser Arbeit wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung der Gewaltordnungen Japans von der Entstehung vormoderner Staatlichkeit im sogenannten ritsuryo-System der zweiten Hälfte
des 7. Jahrhunderts, über die Heian-Zeit (794-1185) bis zur Entstehung des Kamakura-Shogunats im späten 12. Jahrhundert geboten werden – über jenen Zeitraum also, in welchem sich ausgehend von funktionierender, vormoderner Staatlichkeit ein Prozess des Zerfalls staatlich dominierter Gewaltordnung bzw. eine Privatisierung militärischer Gewalt vollzieht. Von staats- und gesellschaftstheoretischen Überlegungen ausgehend soll dabei die Frage erläutert werden, wie es in Japan im beobachteten Zeitraum zu einer Erosion intakter vormoderner Staatlichkeit kommen konnte, wobei das Hauptaugenmerk auf jene Institutionen
gelegt werden soll, die im besonderen Maße auf die Problematik von Gewalt in Gesellschaften direkt bezogen sind, nämlich das Gerichtswesen und das Heeres- bzw. Polizeiwesen.
Die hier vertretene These lautet, dass schon beim Entstehungsprozess vormoderner Staatlichkeit das Machtgefälle zwischen Zentrum und Peripherie eher gering war und nach dem Wegfall externer militärischer Bedrohung eine Dynamik entstand, welche die evolutorische Errungenschaft vormoderner Staatlichkeit überflüssig machte und somit eine Entwicklung in Richtung vorstaatlicher, patrimonialer Strukturen in der japanischen
Gesellschaft stattfand. Wesentliche Institutionen von Staatlichkeit (insbesondere die politische Führungsspitze, das Heereswesen und das Gerichtswesen) konnten aufgrund dieser Dynamik
wichtige Strukturprobleme und Konfliktpotenziale nicht mehr allgemeinverbindlich stabilisierend regeln, was einen gravierenden Strukturwandel in der japanischen Gesellschaft
ermöglichte, nämlich die Entstehung des Shogunats.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- II. Die Entstehung vormoderner Staatlichkeit - das ritsuryō-System….........
- a.) VERWALTUNG UND STEUERWESEN.
- b.) DAS RITSURYŌ-HEERESWESEN
- c.) DAS RITSURYO-GERICHTSWESEN.
- III. Die Erosion des ritsuryō-Systems........
- a.) DIE MILITÄrische ErosioN
- - DIE PRIVATISIERUNG DES HEERESWESENS
- b.) DIE ÖKONOmische Erosion – die EntstehUNG DER SHŌEN
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- IV. Der Aufstieg der Krieger (bushi)
- V. Staat und Staatlichkeit in der Heian-Zeit (794-1185).....
- VI. Die Entstehung des Kamakura-Shogunats.
- a.) ZENTRALISIERUNG DES VASALLENSYSTEMS........
- b.) YORITOMOS VERWALTUNGS- Und RechtsreforMEN
- c.) SAMURAI-AUTONOMIE UND FEHDEWESEN
- d.) ANMERKUNGEN ZU STAAT UND STAATLICHKEIT IN DER KAMAKURA-ZEIT (1185-1333) .....
- VII. Conclusio.........
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Gewaltordnungen in Japan vom 7. bis ins 13. Jahrhundert, mit dem Fokus auf die Entstehung und den Zerfall von vormoderner Staatlichkeit. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die Institutionen, die für die Problematik von Gewalt in Gesellschaften von großer Bedeutung sind, insbesondere das Gerichtswesen und das Heereswesen.
- Die Entstehung von Staatlichkeit im ritsuryō-System und die Rolle externer Bedrohungen.
- Die Erosion der staatlichen Gewaltordnung und die Privatisierung militärischer Gewalt.
- Der Aufstieg der Samurai und die Entstehung des Kamakura-Shogunats.
- Die Bedeutung von Machtgefälle zwischen Zentrum und Peripherie für die Stabilität der staatlichen Strukturen.
- Die Dynamiken, die zur Entwicklung von vorstaatlichen, patrimonialen Strukturen führten.
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Diese Einleitung stellt die Forschungsfrage und den theoretischen Rahmen der Arbeit dar, indem sie den Staatsbegriff definiert und die relevanten Institutionen von Staatlichkeit identifiziert. Sie argumentiert, dass in der japanischen Geschichte von der vorstaatlichen Zeit bis zum 13. Jahrhundert, die Existenz von Staatlichkeit die Ausnahme war, während andere Formen von politischer Organisation und Gewaltordnung vorherrschten.
- II. Die Entstehung vormoderner Staatlichkeit - das ritsuryō-System: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des ritsuryō-Systems in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, welches als erste Instanz von Staatlichkeit in Japan gilt. Es beschreibt die zentralen Elemente des ritsuryō-Systems, darunter die Verwaltung, das Steuerwesen, das Heereswesen und das Gerichtswesen. Die Entstehung dieses Systems wird im Kontext äußerer Bedrohungen durch China und das Königreich Silla auf der koreanischen Halbinsel erörtert.
- III. Die Erosion des ritsuryō-Systems: Dieses Kapitel analysiert die Prozesse, die zur Erosion des ritsuryō-Systems führten. Es geht auf die militärische Erosion durch die Privatisierung des Heereswesens und die ökonomische Erosion durch die Entstehung der Shōen ein.
- IV. Der Aufstieg der Krieger (bushi): Dieses Kapitel befasst sich mit dem Aufstieg der Kriegerklasse (bushi) und ihrer Rolle im Kontext der schwindenden staatlichen Macht.
- V. Staat und Staatlichkeit in der Heian-Zeit (794-1185): Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen in der staatlichen Ordnung während der Heian-Zeit, die als eine Periode des allmählichen Zerfalls des ritsuryō-Systems betrachtet wird.
- VI. Die Entstehung des Kamakura-Shogunats: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung des Kamakura-Shogunats im späten 12. Jahrhundert als Folge der Erosion der staatlichen Macht und des Aufstiegs der Samurai. Es beschreibt die zentralen Aspekte des Shogunats, darunter die Zentralisierung des Vasallensystems, die Verwaltungs- und Rechtsreformen Yoritomos, die zunehmende Autonomie der Samurai und die Entstehung des Fehdewesen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit umfassen Vormoderne Staatlichkeit, Gewaltmonopol, ritsuryō-System, Erosion, Privatisierung, Samurai, Shogunat, Heian-Zeit, Kamakura-Zeit, Gerichtswesen, Heereswesen, Fehdewesen, hierarchische Stratifikation.
- Quote paper
- Ramy Youssef (Author), 2009, Der Aufstieg der Samurai, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152733