Sportverletzungen in ausgewählten Budosportarten


Proyecto/Trabajo fin de carrera, 2001

85 Páginas, Calificación: 1,9


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Problem- und Zielstellung

2 Zur Einordnung der Budosportarten Judo, Karate und Taekwondo
2.1 Geschichte und Charakterisierung der Budosportarten
2.2 Training und Wettkampf
2.2.1 Schutzbestimmungen
2.3 Motorische Hauptbeanspruchungsformen der Budosportarten
2.3.1 Koordination
2.3.2 Flexibilität
2.3.3 Kraft und Schnelligkeit
2.3.4 Ausdauer

3 Erkenntnisstand zu Sportverletzungen im Budosport
3.1 Theorie der Sportverletzungen und Sportschäden
3.2 Sportverletzungen im Budosport
3.2.1 Judo
3.2.2 Karate
3.2.3 Taekwondo
3.2.4 Vergleichende Studien

4 Methodik der eigenen Untersuchung
4.1 Schriftliche Befragung
4.2 Untersuchungsgut

5 Darstellung der Verletzungen und Diskussion
5.1 Häufigkeit
5.2 Lokalisation
5.3 Verletzungsarten
5.4 Arbeitsausfall und Sportunfähigkeit
5.5 Sportschäden
5.6 Verletzungen im Judo
5.6.1 Verletzungen in Abhängigkeit zur Lokalisation
5.6.2 Verletzungsarten im Judo
5.6.3 Diskussion
5.7 Verletzungen im Karate
5.7.1 Verletzungen in Abhängigkeit zur Lokalisation
5.7.2 Verletzungsarten im Karate
5.7.3 Diskussion
5.8 Verletzungen im Taekwondo
5.8.1 Verletzungen in Abhängigkeit zur Lokalisation
5.8.2 Verletzungsarten
5.8.3 Verletzungen in Abhängigkeit von der Graduierung
5.8.4 Verletzungen bei einem hochklassigen Taekwondo-Turnier
5.9 Gefährdungsbeurteilung und Präventionsmöglichkeiten
5.10 Methodenkritik

6 Zusammenfassung und Ausblick auf weitere Studien

7 Anhang
A – Glossar
B – Literaturverzeichnis
C – Abbildungsverzeichnis
D – Tabellenverzeichnis
E – Fragebogen
F – ARAG Sportunfallstatistik

1 Problem- und Zielstellung

Mit etwa 75 Millionen Kampfsportlern weltweit gewinnen die fernöstlichen Budosportarten immer mehr an Bedeutung. In Deutschland gibt es rund 422.000 Sportler, die den Budosport (Judo, Karate und Taekwondo) in organisierten Vereinen ausüben (14, 29).

Die Budosportarten sind im Sinne der Selbstverteidigung sehr realitätsnah und können zum Schutz des eigenen Lebens eine effektive Anwendung finden. Bedingt durch die jährlich steigende Zahl von Körperverletzungen (55) wird bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Sicherheit wachgerufen. Die Budo­sport­arten können dem Menschen an sich sowie dem Sportler zu einer effektiven Form der Selbstverteidigung und zu mehr Selbstsicherheit verhelfen.

Neben dem Aspekt der Selbstverteidigung bieten die Kampfsportarten auch eine vielseitige Beanspruchung der körperlichen Leistungsfähigkeiten wie Schnellkraft, Beweglichkeit, Koordination und Konzentration. Der Budosport verlangt vom Sportler ein komplexes Handlungsmuster und eine vielseitige Bewegungsstruktur, um in Angriffs- und Verteidigungssituationen effizient agieren zu können.

Darüber hinaus werden mit dem Budosport auch geistige, soziale und moralische Werte vermittelt. Seine erzieherische Funktion ist unbestritten. Kampfsport hat seinen festen Bestandteil in der gymnasialen Ausbildung in Deutschland und wird in der Resozialisierung von Jugendlichen erfolgreich eingesetzt (8, 33, 46).

Die asiatischen Kampfkünste können auf eine lange Tradition in enger Verknüpfung mit ihrer Religion zurückblicken. Dabei ist der Begriff des Budosports erst im 20. Jahrhundert entstanden. Er stammt aus dem Japanischen und bedeutet im weiteren Sinne „Der Weg des Kriegers“. Dieser Weg, der die Silbe „Do“ umfasst, prägt heute alle asiatischen Kampfkünste (63).

Die Philosophie des „Do“ will insbesondere die moralisch-ethischen Werte wie Achtung und Unverletzlichkeit des Partners und seiner Gesundheit, die Kontrolle über sich selbst, Kooperation und Hilfsbereitschaft fördern (33).

Grundlage einer jeden Budosportart ist ihr Selbstverteidigungscharakter. Da aber Formen des Wettkampfes zur Bestimmung der sportlichen Leistung auch vor diesen Kampfsportarten nicht Halt machten, werden Meisterschaften aus­getragen, bei denen es zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem Gegner kommt. Ziel dieser Wettkämpfe ist es, den Gegner durch direkte oder indirekte Kräfte kampfunfähig zu machen bzw. zu besiegen. Diese Form des sportlichen Vergleichs induziert eine hohe Verletzungsgefahr (40).

Bis heute ist aus wissenschaftlicher Sicht der Budosport nur sehr unzureichend bearbeitet und auch in der Sportwissenschaft bisher nur sehr wenig unter­nommen worden, um die Ursachen von Verletzungen im Kampfsport zu analysieren und zu interpretieren. Die rasche Entwicklung des Budosports und seine wachsende Bedeutung im gesamten Spektrum der Sportarten forderten jedoch eine genauere Analyse der häufigen Verletzungen und ihrer Ursachen.

Ziel dieser Arbeit ist es, die am häufigsten auftretenden Verletzungen der asiatischen Budosportarten Judo, Karate und Taekwondo anhand eigener Untersuchungen zu analysieren und mit dem bisherigen Forschungsstand zu vergleichen.

Zur Konkretisierung der Zielstellung stellen sich Fragen wie:

- Welche Verletzungen sind charakteristisch für welche Budosportart?

In welcher Körperregion treten sie auf?

- Sind die Budosportarten aufgrund ihres direkten Kontaktes als verletzungsgefährdend einzustufen?
- Wie entstehen die typischen sportartspezifischen Verletzungen, besonders im Wettkampf?
- Welche längerfristigen Schäden können durch das Betreiben dieser Sportarten entstehen?
- Wie kann man im Training und im Wettkampf Sportverletzungen vermeiden bzw. vermindern?

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, wurde eine retrospektive Umfrage in Judo-, Karate- und Taekwondo-Vereinen in Mecklenburg Vorpommern im Frühjahr 2001 durchgeführt.

2 Zur Einordnung der Budosportarten Judo, Karate und Taekwondo

Budo ist ein Oberbegriff, der asiatische Kampfsportarten für Verteidigung und Angriff beschreibt. Diese gehören zur Gruppe der Zweikampf- und Kontakt­sportarten. Die im vorliegenden Beitrag ausgewählten Budosportarten Judo, Karate und Taekwondo werden in die Gruppe der waffenlosen Selbst­verteidigungs­sportarten eingeordnet. Sie beinhalten Formen der Verteidigung und des Angriffs unter Einsatz des gesamten Körpers, insbesondere der Extremitäten (25).

2.1 Geschichte und Charakterisierung der Budosportarten

Der Ursprung der fernöstlichen Kampfsportarten liegt in China, Japan und anderen asiatischen Ländern. Jedoch ist ihre genaue Entwicklung ist jedoch noch immer ungeklärt. Es existieren drei unterschiedlichen Hypothesen über die Entstehungsgeschichte der asiatischen Kampfkünste (4, 13, 15, 25, 36, 50).

Die erste Hypothese besagt, dass die Ursprünge der asiatischen Kampfkünste aus dem Mittelmeerraum stammen. Faustkampfsysteme im alten Ägypten, die Pyrrhiche[1] und das Pankration[2] zeugten von einer frühen Auseinandersetzung mit den Kampfkunstsystemen.

Die zweite Hypothese besagt, dass sich die asiatischen Kampfkünste aus einer der ältesten Kampftechniken Indiens, dem Vajramushti, etwa 1000 v. u. Z. entwickelt haben. Sie beinhaltete Techniken des Ringens, Schlagens, Tretens und spezielle Atem- und Yogaübungen. Die bekannteste Hypothese geht davon aus, dass im 6. Jahrhundert u. Z. der indische Mönch Bodhidharma den Zen-Buddhismus* nach China brachte und sich im Kloster Shaolin niederließ. Er vermittelte gymnastische Kampfübungen und Meditationshilfen, die sich bald zur Urform der chinesischen Kampfkunst, dem Shaolin Quan-fa* entwickelten.

(alle mit * gekennzeichneten Wörter sind im Glossar näher erläutert)

Durch einen regen kulturellen Austausch über den Land- und Seeweg haben sich diese Kampformen verbreitet und entwickelten sich im Laufe der Jahr­hunderte zu eigenständigen Kampfformen.

Eine große Rolle für die Entstehung der Budosportarten spielten jedoch auch die japanischen Kampfkünste. Die japanischen Krieger (Samurai; vgl. Abs. Judo) wurden in tödlichen Kampfmethoden und in der taktischen Kriegsführung ausgebildet, die unter dem Namen Bu-jutsu (Technik des Kriegers) zusammen­gefasst wurden. Dieses Kriegshandwerk wurde nach und nach von den Einflüssen der aus China kommenden Religion des Zen-Buddhismus seit Anfang des 17. Jahrhunderts bestimmt. Dadurch erhielten die Kampfmethoden einen ethischen Inhalt und entwickelten sich im Laufe der Zeit zum Budo (37).

Judo

Diese aus Japan stammende Budosportart ist auf der Welt am weitesten verbreitet. Ihre Ursprünge liegen in der von den Samurai ent­wickelten Kampfkunst des Ju-jutsu (sanfte Kunst/Technik). Die Samurai waren eine Kriegerkaste, die im 8. Jahrhundert anfänglich zum Schutze der imperialen Herren gegründet wurde. Die Krieger waren beritten und übten sich im Umgang mit Pfeil und Bogen. Sie hielten sich streng an die Grundsätze wie Furchtlosigkeit, Treue, Verschwiegenheit, Bescheidenheit, Ergebenheit und Ritterlichkeit, die im Ehrenkodex des Bushido* festgeschrieben waren (37, 46).

Man geht davon aus, das im 17.Jahrhundert drei Samuraikrieger eine Kampfkunst von dem Chinesen namens BIN erlernten, mit der man sich auch im Ernstfall ohne Waffen verteidigen konnte. Aus den schon vorher von den Samurai beherrschten Yawara- und chinesischen Techniken entwickelten sie das Ju-jutsu.

In der folgenden langen Friedensperiode wurden Kampfschulen gegründet, in denen sich viele Samurai im Nahkampf übten. Der Erfolg des Ju-jutsu begründete sich in der Effektivität der Techniken. Er beruhte weniger auf Kraft und räumte dadurch sogar Schwächeren im Kampf eine Chance ein (37).

JIGORO KANO war es, der Ende des 19. Jahrhunderts die unterschiedlichen Stile des Ju-jutsu erlernte und mit eigenen neuen Techniken erweiterte, die er dann zum Kano-System (Gokyo), dem späteren Judo, zusammenfasste.
Dabei setzt sich das Wort Judo aus den Silben Ju (″sanft, geschmeidig, nachgebend″) und Do (″Weg, Prinzip″) zusammen und ist mit „der sanfte Weg“ zu über­setzen (46, 62).

Judo beinhaltet das technische Prinzip, den Gegner nicht mit "harten" Schlägen oder Tritten zu verletzen, sondern im Einklang mit dessen eigener Kraft­entwicklung Wurf- und Grifftechniken anzuwenden, um ihn "sanft" zu kontrollieren (46). Neben diesen Techniken finden Falltechniken, Würge-, Halte- und Hebelgriffe, Schlagarm- und Schlagfußtechniken im Stand und Boden ihre Anwendung (45).

Karate

Der Entstehungsort des heutigen Karate ist die zur südjapanischen Ryukyu Inselgruppe gehörende Insel Okinawa. Ihre Nähe zum chinesischen Festland begünstigte seit dem Ende des 14. Jahrhunderts rege wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu China. Im Zuge des kulturellen Austausches konnten sich chinesische Kampfkünste ungehindert verbreiten.

Anfang des 17. Jahrhunderts übernahm der japanische Kaiser die Macht über die kleine Inselgruppe. Da sich das Volk gegen ihn zur Wehr setzte, wurde ein Waffenverbot ausgesprochen. Jeder, der eine scharfe Waffe hatte, wurde mit dem Tod bestraft. Diese Umstände führten zur Geburtsstunde des Karate.

Daraufhin begann die Bevölkerung Okinawas, sich unter strenger Geheim­haltung zu treffen und entwickelte aus schon bestehenden Kampfformen die waffenlose Kampfkunst Okinawa-te , die Urform des heutigen Karate. Das Okinawa-te beinhaltete effektive tödliche Kampfmethoden, die im Befreiungs­kampf gegen die japanischen Unterdrücker eingesetzt wurden (13, 36).

Bis ins 20. Jahrhundert hinein entwickelten sich aus dem Okinawa-te unter­schiedliche Stile, die lange Zeit unter großer Geheimhaltung verbreitet wurden. GICHIN FUNAKOSHI war es, der das modifizierte Karate-Do nach Japan brachte und dort verbreitete. Dabei bezeichnet das Karate-Do den „Weg der leeren Hand“. Diese Budosportart enthält vorwiegend Schlag-, Stoß- und Tritttechniken, aber auch Würfe sowie Hebel- und Fesselgriffe (37).

Das Karate umfasst heute viele Stile. Die bekanntesten sind das Shotokan-ryu* (Funakoshi), das Wado-ryu* und das Shito-ryu*. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in den Dojos[3] der Karateschulen erste Wettkämpfe ausgetragen, die nicht dem Sinn der Selbstverteidigung des Karate-Do entsprachen. Seitdem hat sich Karate unaufhaltsam seinen Weg zu einem Wettkampfsport gebahnt, in dem die traditionellen Werte des „Do“ im Karate immer mehr in den Hintergrund geraten (4).

Taekwondo

Das koreanische Taekwondo (TKD) gehört zu den jüngsten Budosportarten.
Es basiert auf alten überlieferten Kampfsystemen, die von deren Meistern zu einer Kampfsportart zusammengefasst wurden. Die genauen Ursprünge des Taekwondo sind der Wissenschaft bisher unklar (52).

Bekannt ist aber, dass es in Korea schon vor Beginn der Zeitrechnung erste waffenlose Formen des Kampfes gab (Subak[4], Kwonbop[5] - später Taekyon).

Einen mehr oder minder großen Einfluss auf die Entwicklung des Taekwondo übte im 6. Jahrhundert das von Eliteeinheiten der Armee entwickelte Hwa-Rang-Do aus. Fest steht, dass diese Eliteeinheiten (Hwa-Rang) einen entscheidenden Anteil an der Vereinigung Koreas erbracht hatten (7, 13, 50).

Ende des 15. Jahrhunderts stellten sich in einem nationalen Befreiungskrieg Mönche und Klosterschüler gegen die einfallenden Samurai aus Japan. Diese waren in der weiterentwickelten Kunst des Taekyon ausgebildet (13).

Erst als die Japaner Korea 1909 okkupierten und jegliche Kampfkünste verboten, begannen koreanische Patrioten im Untergrund das bis dahin erhaltene Taekyon und Subak zu erlernen. Parallel dazu führte die Kolonialmacht Japan ihre Budosportarten in Korea ein. Diese beeinflussten die Entwicklung des koreanischen Taekwondo. Nach der Befreiung Koreas am Ende des 2. Weltkrieges hatten die Schulen der koreanischen Kampfkunst einen enormen Zulauf. Diese wurden von Stilen des japanischen Karate und des chinesischen Kung-fu* beeinflusst (33).

Daraufhin entwickelten sich unterschiedliche Stile des Taekyon, die im Jahre 1955 im Auftrag der Regierung unter der Leitung des Generals CHOI HONG HI und ihrer Meister zum Kampfsport Taekwondo zusammen­gefasst wurden (7). Man einigte sich auf den Namen Taekwondo. „Tae“ bedeutet soviel wie Treten, Springen oder Schlagen mit den Füßen. „Kwon“ heißt wörtlich Faust und kennzeichnet alle Handtechniken. Das „Do“ bezeichnet den erwähnten geistigen Hintergrund aller Budosportarten, der auf eine Zielgerichtete Ausbildung der Persönlichkeit durch die Kampfsportart ausgerichtet ist (33).

Im Unterschied zum Karate werden im Taekwondo hauptsächlich Fußtechniken angewandt. Charakteristisch sind hohe Fuß- und Sprungtechniken, sowie eine beständige Dynamik in der Bewegung (33).

2.2 Training und Wettkampf

Das System der Budosportarten unterliegt einer strengen, festgelegten Hierarchie, die in einem ausgeklügelten Prüfungssystem zum Ausdruck kommt. In keiner anderen Sportart spielt der Trainer, hier oft ein Meister der jeweiligen Kampfsportart, eine so überragende Rolle wie bei den Budosportarten.

Beim Training wird zum traditionell weißen Anzug ein farbiger Gürtel entsprechend der Graduierung getragen. Um die entsprechenden Gürtelfarben zu erlangen, ist bei den Gürtelprüfungen ein komplexes Programm von Techniken und Kombinationen zu zeigen, das sich vom Schülergrad zum Meistergrad im Schwierigkeitsniveau steigert.

Alle drei Budosportarten weisen Gemeinsamkeiten in den Trainingsinhalten auf. Die Grundschule, die Formen, die Selbstverteidigung, die Meditation und der Kampf sind feste Bestandteile des Trainings. Sie werden im Folgenden genauer betrachtet.

Die Grundschule (Waza (Judo), Kihon (Karate) Kibon-donja (TKD))

In der Grundschule werden die einzelnen Techniken wie Stellungen, Angriffs- und Abwehrtechniken, Fallübungen, Würfe und Hebeltechniken vermittelt.
Ziel der Grundschule ist die richtige Aneignung dieser Techniken. Fehl­belastungen durch falsche Technikausführung können besonders bei den Anfängern rechtzeitig vom Trainer erkannt und vermieden werden (27).

Die Formen (Kata (Judo, Karate), Poomse (TKD))

Die Formen sind festgelegte Bewegungsabläufe, die einen kontaktlosen Schein­kampf gegen einen oder mehrere Gegner darstellen (Karate, TKD). Sie sind durch einen Wechsel von komplexen Verteidigungs- und Kontertechniken gekennzeichnet. Die Formen setzen sich zusammen aus dem Repertoire der Grundtechniken. Sie sind als unverzichtbares Bindeglied zwischen Grundschule und Kampf zu verstehen (4).

Jede Form beginnt mit einer Verteidigungstechnik, die den friedvollen Charakter der jeweiligen Kampfsportart unterstreicht. Formen sind keine Aneinander­reihung von Techniken, sondern ein Kampf, in dem Körper und Geist geschult werden. Die Form ist eine „organische Ganzheit… sie muss wachsen“
(2, S. 113) und erlangt erst mit Einbeziehung des Bewusstseins ihre vollständige Perfektion.

Die Formen sind Bestandteil der Gürtelprüfungen und beinhalten im Judo [im Unterschied zu den anderen Budosportarten] festgelegte Wurftechniken mit einem Partner.

Die Selbstverteidigung (Ju-jutsu (Judo), Goshin (Karate), Honsisul (TKD))

Die Selbstverteidigung ist in allen drei Kampfsportarten fest verankert. Es werden Abwehrtechniken mit der Möglichkeit zur Verteidigung gegen Angriffe mit verschiedenen Waffen und gegen jegliche Formen von Würge- und Haltegriffen trainiert. Dabei finden Wurf- und Hebeltechniken Anwendung.
Die Fallschule, die Bestandteil der Grundschule im Judo ist, wird in Karate und Taekwondo mit der Selbstverteidigung gelehrt. Fortgeschrittene müssen in der Gürtelprüfung erlernte Selbstverteidigungstechniken unter realen Bedingungen anwenden.

Die Meditation

Die Meditation beinhaltet Arten des Trainings, die zur höchstmöglichen Konzentration oder zur physischen und psychischen Entspannung bzw. Beruhigung führen können. Allein mit dem mehrmaligen Durchlaufen einer Form kann die Konzentration mit der Technikausführung zu einer Art Meditation verschmelzen, frei von Gedanken und Vorstellungen (20). Auch die Fokussierung aller physischen und psychischen Energien auf die Durchtrennung eines Brettes kann als eine Art der Meditation betrachtet werden. Das Brett ist erst trennbar, wenn es schon im Geist zerstört ist.

Weiterhin dient das Insichkehren der Schaffung der Reinheit der Gedanken, die zur Harmonisierung von Körper und Geist führen sollen. Aufgrund der engen Verknüpfung mit der Philosophie des Budosports können die Arten der Meditation als wichtige Bestandteile des Trainings und Wettkampfes betrachtet werden. Sie können als Rahmen dieser Sportarten verstanden werden, die den Inhalt der Inhalt der Budosportarten zusammenhalten.

Der Kampf Shiah (Judo), Kumite (Karate), Kyorugi (TKD)

Im Kampf werden alle erlernten Techniken unter schwierigen, dem Ernstfall entsprechenden Umständen, angewandt. Im Training wird der abgesprochene Kampf, der halbfreie Kampf und der freie Kampf praktiziert (2, 33).

Beim abgesprochenen Kampf wird die Art des Angriffs vorher angesagt und ist auf wenige gleiche Angriffstechniken (max. 5) beschränkt. Der Gegner wehrt die Angriffstechnik ab und antwortet mit mehreren Kontertechniken.

Im halbfreien Kampf bewegen sich die Partner frei in alle Richtungen wie im freien Kampf. Angreifer und Verteidiger und auch die Art des Angriffs sind vorher festgelegt. Der Angreifer versucht eine Schwachstelle in der Verteidigung des Gegners zu finden und sobald er diese findet, muss der Verteidiger ausweichen und eine Kontertechnik anwenden.

Im freien Kampf werden alle Techniken und Taktiken in einer wettkampfnahen Situation eingeübt. Im freien Kampf wird hauptsächlich das richtige Verhalten in bestimmten Kampfsituationen einstudiert.

Neben diesen typischen Inhalten dieser Sportarten werden im Karate- und Taekwondo-Training Schlagübungen gegen Ledertaschen (Pratzen), Sand­säcke, Schlagpfosten und der Bruchtest als höchste Form praktiziert. Beim Bruchtest (Kaekpa/Tameshiwara) werden feste Gegenstände, hauptsächlich Holzbretter, mit spektakulären Hand- oder Fußtechniken zerschlagen. Der Bruchtest wird bei den Fortgeschrittenen in der Prüfung verlangt, im Vollkontaktkarate vor jedem einzelnen Wettkampf praktiziert und in Vorführungen demonstriert (22, 38). Bruchtests bergen die Gefahr einer Verletzung, bei denen es speziell zu Frakturen[6] im Bereich der Hand- und Fußknochen kommen kann (38).

2.2.1 Schutzbestimmungen

Eine Sonderform des Kampfes ist der moderne Sportwettkampf. Im sportlichen Wettkampf der Budosportarten werden die Kampffähigkeiten der Kampfsportler unter einheitlichen Bestimmungen, den Wettkampfregeln, verglichen. Der Wettkampf zeichnet sich wie in anderen Sportarten durch Sieg oder Niederlage aus. In den Wettkampfregeln sind die materiell technischen Voraussetzungen, der Austragungsmodus, die Gewichtsklassen, die Bewertung und Bestim­mungen zum Schutz vor Verletzungen festgelegt. In folgenden Betrachtungen werden die aktuellen Wettkampfbestimmungen der Deutschen Bundesverbände des Judo, Karate und Taekwondo berücksichtigt. (9, 10, 11).

Die Wettkampfregeln steuern das Gleichgewicht zwischen der Anregung zum Kämpfen und zum Schutz der Gesundheit der Kämpfer (27). Das drückt sich durch folgende einheitliche Bestimmungen aus:

Teilnahmevoraussetzungen

Nur Wettkämpfer, die eine festgelegte höhere Graduierung nachweisen, dürfen kämpfen. Dies dient dem Schutz unerfahrener Kämpfer, die noch nicht über ein ausreichendes Antizipationsvermögen verfügen und daher sehr verletzungs­gefährdet sind. Die Sportler müssen über einen guten Gesundheitszustand verfügen und mindestens eine jährliche sportärztliche Untersuchung nachweisen (40).

Einteilung in Alters- und Gewichtsklassen/Geschlechtergruppen

Die Leistungsfähigkeit in jedem Alter und die körperlich konstitutionellen Voraussetzungen sind unterschiedlich ausgeprägt. Eine Einteilung nach Alter, Gewicht und Geschlecht schafft optimale Ausgangsbedingungen für einen fairen Wettkampf.

Schutzkleidung

In den Budosportarten Karate und Taekwondo ist das Tragen von bestimmter Sicherheitsausrüstung vorgeschrieben. Sie soll die Sportler bei Tritten, Stößen
oder Stürzen vor Frakturen und tiefen Wunden schützen. Die Schutzausrüstung wird ständig vom auf Sicherheitsmängel beim Technischen Überwachungs­verein (TÜV) geprüft und muss bestimmte Normen erfüllen (34).

Technikreglementierung und Bewertung

Gefährliche Techniken, die zu schnell zu einer Verletzung führen können, sind im Wettkampf verboten. Verantwortlich für die Durchführung eines Kampfes ist das Kampfgericht, welches alle Entscheidungen auf der Grundlage des Regelwerkes fällt. Die Anwendung verbotener Techniken im Wettkampf wird vom Kampfrichter streng geahndet und zieht eine Verwarnung bzw. eine Disqualifikation des Verursachers nach sich. Der Wettkampf kann durch Sieg nach Punkten, Abbruch des Referees, durch körperliche Ohnmacht[7] (K.O.) Aufgabe oder Disqualifikation entschieden werden.

Wettkampfarten

In den Budosportarten werden Wettkämpfe in den Bereichen des Kampfes (Zweikampf), der Formen und des Bruchtests bestritten. Im Folgenden soll nur der Zweikampf berücksichtigt werden, da er den überwiegenden Anteil der Wettkämpfe ausmacht und im Gegensatz zu den Formen (Kata, Poomse) einen Kontakt mit dem Gegner einschließt.

Der Zweikampf wird nach der Härte des körperlichen Kontaktes unterschieden. Der Wettkampf wird allgemein im Leichtkontakt (non-contact), Halbkontakt (semi-contact) oder Vollkontakt (full-contact) in Abhängigkeit zu den Stil­richtungen der Budosportarten bestritten (Karate, TKD) (37, 39, 40).

Traditionelle Stilrichtungen des TKD und Karate nutzen den Leichtkontakt als sportlichen Vergleich. Hier werden Schläge und Tritte, die auf bestimmte Körperregionen des Gegners gerichtet sind, kurz vorher abgebremst, so dass es maximal zu einem „leichten“ Kontakt kommen kann. Nach jeder wertbaren Technik wird der Kampf unterbrochen und die Wertung bekannt gegeben.

Die Kampfzeit wird nur während des Kampfes gezählt. Der Judo-Wettkampf wird nach dieser Einteilung ausschließlich im Leichtkontakt ausgetragen, da ein Kontakt durch Schläge oder Tritte zum Gegner im Judo verboten ist.

In den meisten Stilrichtungen des Karate wird der Wettkampf im Halbkontakt bestritten. Der Kontakt zum Gegner ist erlaubt, aber die Techniken dürfen nicht unkontrolliert und mit voller Härte ausgeführt werden. Bei einer erfolgreichen Technik oder Technikkombination wird wie beim Leichtkontakt verfahren.

In den Wettkämpfen mit Vollkontakt werden die Techniken mit vollem Körperkontakt ausgeführt. Faustangriffe zum Kopf sind verboten (auch Vollkontaktkarate), da sie eine Vielzahl von Verletzungen verursachen. Der Kampf wird über die volle Kampfzeit bestritten, in der nur Verwarnungen oder Verletzungen zur Kampfunterbrechung führen. Die Kampfzeit wird nicht unterbrochen. Im TKD wird der Wettkampf als Vollkontakt mit Körperschutz bestritten.

Im Vollkontaktkarate existieren noch Stilrichtungen (Kyokushinkai-Karate) die in den Wettkämpfen, das Zerschlagen von mehreren Brettern erfordern. Diese Form des Wettkampfes erfordert eine Wettkampfleistung vom Sportler,
„die trotz Training/Abhärtung“ als „verletzungsträchtig“ angesehen wird (22, S. 125).

Der Judo-Wettkampf

Innerhalb einer maximalen Wettkampfzeit von 5 Minuten (bei Frauen 4 Minuten) muss man mit Hilfe von Wurf- (Nage-Waza) bzw. Grifftechniken (Katame-Waza) Punkte erzielen. Bei einem Wurf aus dem Stand gibt es einen vollen Punkt (Ippon), worauf der Kampf vorzeitig beendet ist. Ebenso erfolgt eine vorzeitige Beendigung bei mindestens 30 Sekunden Festhalten am Boden (Kesa-gatame) und durch Aufgabe oder wenn ein Erfolg durch eine bestimmte Technik klar ersichtlich ist. Einen halben Punkt gibt es für eine nicht ganz vollendete Wurftechnik (Waza-Ari) oder ein Festhalten von mindestens 25 Sekunden. Verboten sind Schläge und Tritte zum Gegner (10).

Das Tragen von Schutzkleidung im Judo ist nicht vorgeschrieben. Den Wettkämpfern ist das Tragen von Knöchelschoner, Schienbeinschoner, Knieschoner, Tiefschutz, Ellenbogenschoner und Handgelenkschoner frei­gestellt (49).

Der Judowettkampf birgt insbesondere für Kinder und Jugendliche große Verletzungsgefahren, besonders bei Hebel- und Würgetechniken. Daher gelten gesonderte Bestimmungen im Wettkampf, die zum Schutz vor Verletzungen und Schädigungen des Bandapparates der Heranwachsenden ihre Anwendung finden (10).

Der Karate-Wettkampf

Die Kampfzeit im Karate beträgt 3 Minuten, die der Frauen, Senioren und der Jugend 2 Minuten (Halbkontaktregeln, 11). Gewertet werden nur Techniken, die kraftvoll aus einer richtigen Stellung, mit einem guten Timing, mit korrekter Distanz und in sich als abgeschlossene Handlung erfolgen.

Im Karate sind legale Trefferzonen Kopf, Gesicht, Hals, Bauch, Brust, Rücken und der seitliche Oberkörper. Hals und Kehle gelten als Zielregion, wobei aber der Kontakt mit der Kehle verboten ist. Eine kontrollierte Technik zum Kehlkopf ohne Kontakt kann gewertet werden.

Ein Punkt wird für Fauststöße zum Rumpf oder Kopf gegeben, 2 Punkte für Fußtechniken zum Oberkörper und Fauststöße zum Rücken und drei Wertungs­punkte gibt es bei einer Fußtechnik zum Kopf und beim Werfen oder Fegen, gefolgt von einer verwertbaren Technik.

Der Wettkampf im Karate ist entschieden, wenn ein Kämpfer eine Führung von acht Punkten oder am Ende eine höhere Punktzahl besitzt. Tritt ein K.O. in einem Kampf auf, wird der Verursacher disqualifiziert und der Geschädigte zum Gewinner erklärt. Der Geschädigte wird zum Schutz vor weiteren Verletzungen bzw. Gehirnerschütterungen aus dem weiteren Wettkampfbetrieb ausge­schlossen.

Im Karate-Wettkampf sind Techniken mit vollem Kontakt ohne Rücksicht auf die angegriffene Zielregion verboten. Weitere verbotene Techniken sind der Kontakt zur Kehle, Angriffe auf Arme-, Beine- und Gelenke, Angriffe zum Gesicht mit einer offenen Hand, Würfe ohne Festhalten des Gegners, Angriffe mit dem Kopf, dem Knie und dem Ellenbogen, sowie unsportliche Handlungen.

Vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung im Karate sind der Zahnschutz und die Faustschützer. Seit dem 1. Januar 2001 müssen neue einheitliche Faustschützer getragen werden. Sie dürfen nicht dicker als 2 cm sein und müssen die Finger bedecken.

Die Wettkampfordnung erlaubt das Tragen weicher Schienbeinschützer. Freigestellt ist das Tragen eines Tiefschutzes, der wirksam vor Verletzungen der Genitalien schützen kann.

Bei Jugendwettkämpfen müssen alle Fausttechniken zum Kopf, Gesicht oder Kehle unter absoluter Kontrolle ausgeführt werden. Eine Berührung des Faustschützers am Kopf des Gegners wird nicht gewertet. Fußtechniken zum Kopf dürfen höchstens unter „Hautkontakt“ ausgeführt werden. Dabei wird jegliche Verletzung des Kopfes mit einer Verwarnung oder Strafe geahndet.

Der Taekwondo-Wettkampf

Die Kampfzeit beträgt 3 Runden á 3 Minuten mit jeweils einer Minute Pause zwischen den Runden. Jugendliche unter 16 Jahren kämpfen 3 Runden mit je 2 Minuten Wettkampfdauer (Vollkontaktregeln, 9).

Im Taekwondo wurde aufgrund der möglichst hohen Realitätsnähe und der geringeren Verletzungsgefahr im Vergleich zum traditionellen Taekwondo der Vollkontakt eingeführt (33). Der Wettkampf wird nicht, wie im Halbkontakt-Karate üblich, nach dem Erreichen einer festgelegten Höchst­punktzahl abgebrochen, sondern bis zum Ende weitergeführt und wird bei K.O. des Gegners zugunsten des Angreifers entschieden.

Die legalen Angriffszonen im TKD-Wettkampf sind die Vorderseite und Seiten des Rumpfes sowie der vordere Teil des Kopfes bis zur Mittellinie der Ohren. Gültige Treffer werden nur durch saubere Fausttechniken zum Rumpf des Gegners und durch Fußtechniken zum Rumpf und zum Kopf des Gegners erzielt. Die Fußtechniken dürfen nur mit Teilen des Fußes, die unterhalb des Fußknöchels liegen, erfolgen.

Im Unterschied zum Halbkontakt-Karate zählt jede Technik, die korrekt und kraftvoll auf die legalen Trefferpunktzonen ausgeführt wird, als Treffer und wird als voller Punkt gewertet. Alle anderen Aktionen, wie Angriffe auf den Rücken und Hinterkopf, Angriffe zum Genitalbereich und zu den Beinen, Fauststöße zum Kopf, Angriffe auf einen zu Fall gekommenen Gegner, Festhalten, Wurf­techniken und unsportliches Verhalten sind streng verboten.

Zum Schutz der Sportler wurden gesonderte Bestimmungen im Regelwerk ausgearbeitet, die ähnlich wie im Karate ihre Berücksichtigung finden. Erleidet ein Wettkämpfer ein K.O., kann je nach Einschätzung des Arztes eine K.O.-Schutzsperre von vier Wochen veranlasst werden. In dieser Zeit darf der Wettkämpfer an keinen Wettkämpfen teilnehmen.

Das Vollkontaktreglement schreibt das Tragen eines Tiefschutzes, einer Schutzweste, der Unterarm- und Schienenbeinschoner und eines Kopfschutzes vor. Das Tragen eines Zahnschutzes und eines Tapeverbandes[8] am Fuß wird den Wettkämpfern freigestellt.

Für den Kinderbereich bis 13 Jahren ist im Wettkampf das Tragen von Spannschützern Pflicht. Sie sollen weitgehend Kontusionen[9] im Bereich des Fußspanns verhindern (9).

2.3 Motorische Hauptbeanspruchungsformen der Budosportarten

Die Kampfsportarten verlangen aufgrund ihrer Leistungsstruktur von dem Sportler eine harmonische Ausprägung aller konditionellen Fähigkeiten. Eine siegorentierte Kampfgestaltung erfordert vom Kampfsportler die Ausbildung aller grundlegenden konditionellen Fähigkeiten auf der Grundlage der not­wendigen Energiebereitstellungsmechanismen im Muskel (35).

Die physiologische Beanspruchung des Sportlers in diesen Sportarten soll im Folgenden genauer betrachtet werden.

HOLLMANN und HETTINGER (26) haben die physiologische Beanspruchung in fünf motorische Hauptbeanspruchungsformen eingeteilt: Koordination, Flexi­bilität, Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer.

Die konditionellen Fähigkeiten im Kampfsport werden darüberhinaus durch die technisch-taktischen Leistungsfaktoren bestimmt, die im Wettkampf maßgeblich kampfentscheidend sind (16, 30, 35). Auch kognitive Fähigkeiten (Kampf­intelligenz, Antizipationsfähigkeit, Regelverständnis u.a.) und emotionale Fähigkeiten (Gefühlskontrolle bzw. -lenkung, emotionales Durchhaltevermögen sind für den Wettkampf von Bedeutung (30).

2.3.1 Koordination

Koordination ist die „Fähigkeit, das neuromuskuläre System, bestehend aus sensiblen und motorischen Nervensystem sowie dem Bewegungsapparat, zur Durchführung komplexer Bewegungsmuster abzustimmen.“ (26, S. 218).

Die Koordination wird in die intramuskuläre und intermuskuläre Koordination unterteilt (26). Ein abgestimmter Einsatz der an der Bewegung beteiligten Muskelgruppen für die Koordination ist unabdingbar und hat neben der Koordination einen großen Einfluss auf die Schnelligkeit der Bewegung (1, 2).

Kampfsportler müssen in der Lage sein, hohe koordinative Anforderungen zu bewältigen, um eine Technik mit Erfolg einzusetzen. Da die Kampfsportarten zu den Sportarten gehören, die eine unmittelbare Trefferwirkung erzeugen, spielt die Gleichgewichtsfähigkeit in den Kampfsportarten eine entscheidende Rolle. Ein ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Wettkampf (52).

Im Judo ist Ziel eines jeden Kampfes das Brechen des Gleichgewichts des Gegners, in dem der Angreifer immer die Kontrolle über sein eigenes Gleichgewicht haben muss, um überhaupt erst eine Wurf- oder Hebeltechnik ansetzen zu können (46). Im Karate und Taekwondo muss insbesondere bei gedrehten oder gesprungenen Techniken das Gleichgewicht gehalten werden. Zur Beherrschung des Gleichgewichtes, muss ein immer vorherrschendes Gleichgewicht zwischen den entgegengesetzten Muskelgruppen als Ver­letzungs­prophylaxe dienen (52). ENGELHARDT und NEUMANN (16) stellen fest, dass muskuläre Dysbalancen mit ihrer negativen Auswirkung auf die Gelenke Verletzungsursachen sind, insbesondere nach einer vorherigen Verletzung.

Die Reaktionsfähigkeit spielt besonders im Kampfgeschehen die entscheidende Rolle. Der Sportler muss auf die verschiedenartigen Bewegungsreize, wie Angriffe oder Finten des Gegners, zweckmäßig motorisch reagieren. Aus seinem Repertoire der technisch taktischen Möglichkeiten muss der Sportler die günstigste motorische Lösung anwenden, um nicht in Rückstand zu gelangen. Die Kämpfer müssen sich aus taktischen Gründen schnell auf die technisch taktischen Gegebenheiten des Kampfes und der Kampfführung des Gegners einstellen (Umstellungsfähigkeit) und der eigenen Taktik anpassen (Adaptationsfähigkeit).

Das Erkennen der momentanen Distanz zum Gegner und der eigenen Körperposition auf der Kampffläche verlangt vom Kämpfer eine gute Orientierung im Raum (Orientierungsfähigkeit). Während der Angriffs- und Verteidigungsaktionen ist es entscheidend, nicht die Orientierung im Kampfgeschehen zu verlieren.

Die Rhythmusfähigkeit spielt weniger im Wettkampf als im Formenbereich eine vorherrschende Rolle. WICHMANN stellt fest: „Hohe Kata verlangen eine derartige Bewegungspräzision und einen derart ausgefeilten Rhythmus…“. (64, S. 9) Auch GIL und CHUL-HWAN (20) stellen im Standardwerk der Taekwondo-Formen heraus, dass die Formen vom Ausübenden eine Einhaltung des Rhythmus verlangen. Auch in der Judo-Kata ist der Rhythmus eine entscheidende Komponente (45).

Neben der Rhythmusfähigkeit verlangen die Formen eine genaue Bewegung im Raum entlang der vorgeschriebenen Linien. Das erfordert vom Sportler ein absolutes Gleichgewicht, Orientierungsfähigkeit und einen sicheren Stand. Verteidigungs- und Angriffsbewegungen müssen neben diesen koordinativen Anforderungen mit hoher Präzision ausgeführt werden (kinästhetische Differenzierungsfähigkeit).

GANSCHOW stellt abschließend fest, dass Judo in der Entwicklungsphase der Kinder und Jugendlichen deren koordinativen Fähigkeiten besonders stark fördert (19).

[...]


[1] Frühgriechischer Waffentanz (4)

[2] Griechischer Faust- und Fußkampf (4)

[3] Budo-Trainingsraum, heiliger Raum (kor. Dojang) (62)

[4] beinhaltete Ring- und Wurftechniken (13)

[5] beinhaltete Schläge- und Blöcke (13)

[6] Bruch des Knochengewebes (51)

[7] kurze oder längere Bewusstlosigkeit durch Kopftreffer (29)

[8] selbstklebender Druckverband, vorbeugend zur Einschränkung der Bewegungsmöglichkeit der Gelenke

[9] Prellung von Muskeln und Gelenken – entstehen durch stumpfe Krafteinwirkung (17)

Final del extracto de 85 páginas

Detalles

Título
Sportverletzungen in ausgewählten Budosportarten
Universidad
University of Rostock  (Sportwissenschaft)
Calificación
1,9
Autor
Año
2001
Páginas
85
No. de catálogo
V152915
ISBN (Ebook)
9783640651368
ISBN (Libro)
9783640651542
Tamaño de fichero
854 KB
Idioma
Alemán
Notas
Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien
Palabras clave
Kampfsport, Sportverletzungen, Taekwondo, Karate, Judo, Budo
Citar trabajo
Stephan Grenzer (Autor), 2001, Sportverletzungen in ausgewählten Budosportarten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152915

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Título: Sportverletzungen in ausgewählten Budosportarten



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