Die heutige Gesellschaft wird durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Mobilität, Flexibilität, Innovation und Kreativität. Auch Sprache passt sich diesen Anforderungen an und soll häufig nicht nur Informationsaustausch ermöglichen, sondern auch die Aufmerksamkeit des Empfängers erregen, Interesse wecken, unterhalten und im Gedächtnis bleiben. Zu diesem Zweck greift der moderne Sprecher, bwusst oder unbewusst, unter anderem sprachliche Formen auf, die seine Rede kreativer, lebendiger, auffälliger und wirksamer machen.
Der häufige Gebrauch von Phraseologismen ist ein gutes Beispiel für den kreativen Umgang mit der Sprache. Ausdrücke wie „Ende gut, alles gut“, „ich kann es nicht unter einen Hut bringen“, „er ist wie aus dem Ei geschält“ gehören zu unserem Alltag und werden von den Muttersprachlern des Deutschen verwendet, ohne im Allgemeinen von anderen sprachlichen Mitteln unterschieden zu werden. Anders sieht es allerdings bei den Lernenden des Deutschen als Fremdsprache (im Folgenden DaF) aus, die Phraseologismen als eine separate Spracheinheit erlernen müssen, genau nach dem Motto: „Ohne Fleiß kein Preis“. Ohne Fleiß kann in diesem Bereich tatsächlich wenig erreicht werden, da die Bedeutung des gesamten Ausdrucks nur bedingt mit der Bedeutung einzelner Elemente zusammenhängt. Diese Grundeigenschaft der Phraseologismen, die als „Idiomatizität“ bezeichnet wird, bereitet viele Schwierigkeiten auch einem „guten“ Schüler (Lüger 1997, 82).
Hagmann und Hartmann (1998) befassen sich in ihrer Arbeit „Phraseologie in der Werbung“ mit der Verwendung von Werbetexten im DaF-Unterricht. Solche Ausrichtung des Themas scheint angemessen zu sein, sobald man sich der großen Zahl der Phraseologismen in Printmedien, im Radio und Fernsehen bewusst wird. Folgende Sprüche sind vielen von uns schon einmal begegnet: „Verdrehen Sie sich nicht länger den Hals“ (Norisbank, ZDF, 23.09.07), „Eine, die trotz Wolken den siebten Himmel erkennt“ (Freundin) oder „Ente gut. Alles gut“ (WC-Ente, ARD, 23.09.07). Es ist kaum vorstellbar, dass der DaF-Lernende zumindest den rezeptiven Kontakt mit solchen Texten vermeiden kann. Außerdem verfügt Werbung über bestimmte Eigenschaften, die ihren Einsatz im DaF-Unterricht besonders vorteilhaft machen: „Werbetexte sind knapp und in sich abgeschlossen; sie wenden sich an unterschiedliche Zielgruppen [...], sie werden durch visuelle Elemente [...] gestützt und illustriert, um das Textverständnis zu erleichtern“ (Hagge 1997, 21).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Phraseologismen und DaF-Unterricht
- 2.1. Klassifikation von Phraseologismen
- 2.1.1. Zur Klassifikation auf der semantischen Ebene
- 2.1.2. Syntaktische Klassifikation
- 2.2. Sprachliche und inhaltliche Merkmale von Phraseologismen
- 2.2.1. Idiomatizität
- 2.2.2. Interne Sprachstruktur
- 2.2.3. Bildhaftigkeit und semantischer Mehrwert
- 2.3. Funktionen von Phraseologismen
- 2.4. Phraseologismen als Lerngegenstand
- 2.4.1. Lernzielspektrum
- 2.4.2. Phraseologismen in DaF-Lehrwerken. Übungstypologie
- 3. Werbetexte
- 3.1. Funktion der Werbung
- 3.2. Mittel der Werbung
- 3.3. Einbindung von Werbetexten im DaF-Unterricht
- 4. Überlegungen zum Einsatz werbespezifischer Phraseologismen im DaF-Unterricht
- 4.1. Phraseologismen in den Werbetexten
- 4.1.1. Nicht modifizierte Phraseologismen
- 4.1.2. Modifizierte Phraseologismen
- 4.2. Praktischer Teil: Beispiele für Übungsaufgaben
- 4.2.1. Übung 1
- 4.2.2. Übung 2
- 5. Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Vermittlung werbespezifischer Phraseologismen im DaF-Unterricht. Sie untersucht die Relevanz dieser Phraseologismen für das Lernerlebnis und analysiert den Einsatz digitaler Medien zur Bearbeitung dieser Thematik.
- Klassifizierung und Merkmale von Phraseologismen
- Funktionen von Phraseologismen in der Sprache und im DaF-Unterricht
- Die Rolle von Werbetexten in der DaF-Didaktik
- Analyse der Verwendung von Phraseologismen in Werbetexten
- Entwicklung und Evaluierung von Übungsaufgaben mit digitalen Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung von Phraseologismen im Kontext der modernen Sprachverwendung. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die Klassifizierung, Merkmale und Funktionen von Phraseologismen und ihre Bedeutung als Lerngegenstand im DaF-Unterricht. Kapitel 3 beleuchtet die Funktion und die Mittel der Werbung sowie deren Einbindung in den DaF-Unterricht. Kapitel 4 widmet sich der Analyse werbespezifischer Phraseologismen und stellt konkrete Übungsaufgaben vor, die mithilfe digitaler Medien realisiert werden können.
Schlüsselwörter
Phraseologismen, DaF-Unterricht, Werbetexte, digitale Medien, Idiomatizität, Lernziele, Übungsaufgaben, HotPotatoes
- Citar trabajo
- Ksenia Naumova (Autor), 2007, Nicht nur Bahnhof verstehen!, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152954