Nachdem die differenzierte Beschreibung der „dämonischen Gottesbilder“ von Karl Frielingsdorf zumindest in der religionspädagogischen und -psychologischen Diskussion deutliche Spuren und Betroffenheit hinterlassen hat, stellt sich verstärkt die Frage, wie das Bild von Gott als dem liebendem und gütigen Vater den Menschen „erfolgreich“ vermittelt werden kann. Macht doch bereits die Bezeichnung „dämonisch“ deutlich, dass diese Formen des Glaubens nur noch wenig mehr mit dem biblischen Gott zu tun haben. „Dämonische Gottesbilder“ fordern aber auch dazu heraus, zu untersuchen wie Gottesbilder heilende oder therapeutische Wirkung erlangen. Das in der Seelsorge aufgegriffene Konzept der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie nach dem amerikanischen Psychologen Carl R. Rogers könnte eine Grundlage dafür bieten. Da Rogers in besonderer Weise davon ausgeht, dass das Beziehungsangebot des Therapeuten an seinen Klienten für den therapeutischen Prozess von ausschlaggebender Bedeutung ist, kann auch die These aufgestellt werden, dass das Beziehungsangebot Gottes an die Menschen bestimmten Prinzipien folgen muss, um seine heilende Kraft entfalten zu können.
Dieser These geht der Autor Arbeit in mehreren Schritten eingehend nach: Am Anfang steht eine Klärung der Grundzüge der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie, wie sie Carl Rogers auf dem Boden der Humanistischen Psychologie entwickelt hat. Dabei steht im Mittelpunkt, welchen Prinzipien die Beziehung Therapeut - Klient in diesem Konzept folgen muss. Daran anschließend stellt sich die zentrale Frage, ob die Gottesbeziehung überhaupt an psychotherapeutischen Theorien gemessen werden darf. Mit der dabei zu treffenden Unterscheidung von Gott und Gottesbild sowie der Klärung des Verhältnisses Gott - Menschen in der Bibel, reicht die Beantwortung dieser Frage auch in systematisch-theologische und bibeltheologische Bereiche hinein. Damit ist es schließlich möglich, die Anforderungen an die Gottesbeziehung im Anschluss an die Gesprächspsychotherapie zu formulieren. Eine abschließende kritische Betrachtung zeigt auf, dass neben den positiven Ergebnissen die Untersuchung selbst neue Fragen und Probleme aufwirft. Deshalb werden auch Perspektiven entwickelt, wie diese Herausforderungen in Angriff genommen werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Relevanz und Chance des Themas
- 2. Das Beziehungsangebot nach der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie Carl Rogers'.
- 2.1 Die Bedingungen für eine konstruktive Persönlichkeitsveränderung
- 2.2 Die klientenbezogenen Variablen
- 2.3 Die Therapeutenvariablen im Einzelnen
- 2.4 Die gesprächspsychotherapeutische Beziehung und ihr Prozeß
- 2.5 Implikationen des klientenzentrierten Konzepts
- 3. Die Gottesbeziehung im Licht der Gesprächspsychotherapie
- 3.1 Die These
- 3.2 Gott oder Gottesbild? - Die fundamentaltheologische Legitimation der These
- 3.3 Die Beziehung Gott - Mensch aus theologischer Perspektive
- 3.4 Grundlinien der Gottesbeziehung gemäß dem Beziehungskonzept der Gesprächspsychotherapie
- 3.4.1 Voraussetzungen einer gelungenen Gottesbeziehung auf seiten des Menschen
- 3.4.2 Voraussetzungen einer gelungenen Gottesbeziehung im Blick auf das Gottesbild
- 3.4.3 Die Grundvoraussetzung einer gelungenen Gottesbeziehung
- 3.5 Bewertung und kritischer Ausblick
- 4. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Gottesbeziehung im Lichte der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie Carl Rogers'. Dabei werden die Prinzipien der klientenzentrierten Beziehungsgestaltung auf die Gottesbeziehung übertragen, um zu analysieren, welche Bedingungen für eine heilsame Gottesbeziehung notwendig sind. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Gottesbeziehung an psychotherapeutischen Theorien gemessen werden darf und welche Voraussetzungen sowohl auf seiten des Menschen als auch im Blick auf das Gottesbild erfüllt sein müssen, um eine gelungene Gottesbeziehung zu ermöglichen.
- Die Prinzipien der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie Carl Rogers'
- Die Übertragbarkeit dieser Prinzipien auf die Gottesbeziehung
- Die Bedeutung des Gottesbildes für die Gottesbeziehung
- Die Voraussetzungen einer gelungenen Gottesbeziehung
- Die Bewertung und der kritische Ausblick auf die Untersuchung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas dar und zeigt die Bedeutsamkeit einer heilsamen Gottesbeziehung auf. Kapitel 2 befasst sich mit den Grundzügen der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie und erläutert die Prinzipien der Beziehungsgestaltung zwischen Therapeut und Klient. Kapitel 3 überträgt diese Prinzipien auf die Gottesbeziehung und untersucht die Voraussetzungen für eine gelungene Gottesbeziehung, sowohl auf seiten des Menschen als auch im Blick auf das Gottesbild. Es werden die Anforderungen an die Gottesbeziehung aus theologischer Perspektive betrachtet und die Bedeutung der Unterscheidung zwischen Gott und Gottesbild geklärt. Kapitel 3.5 bietet eine kritische Betrachtung der Untersuchung und diskutiert die aufgeworfenen Fragen und Probleme.
Schlüsselwörter
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie, Carl Rogers, Gottesbeziehung, Gottesbild, Heilsame Beziehung, Voraussetzungen, Theologische Perspektive, Kritische Betrachtung.
- Arbeit zitieren
- Markus Raschke (Autor:in), 1998, Die Gottesbeziehung im Licht der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15297