Internationale Institutionen können sich auf vielfältige Art und Weise gegenseitig beeinflussen und bestehen nicht komplett isoliert voneinander. Die Effekte ihrer Arbeit sind nicht auf den eigenen Problembereich beschränkt. Der daraus folgende Einfluss kann einen störenden oder unterstützenden Charakter von einem Regime auf ein weiteres haben, beispielsweise durch Begrenzung oder Erweiterung von Handlungsspielräumen für die Akteure der betreffenden Institutionen.
Diese Arbeit versucht, das Politikfeld der internationalen Schifffahrt und im speziellen die Bekämpfung der Piraterie dahingehend zu untersuchen, welche globalen und regionalen Institutionen daran beteiligt sind, ob es wechselseitige Interaktionen zwischen ihnen gibt und wenn ja, wie diese aussehen oder welche Auswirkungen sie haben.
Die Arbeit ist in folgende Abschnitte gegliedert: Zunächst wird der theoretische Analyserahmen erarbeitet, der als Grundlage für die Untersuchung möglicher Wechselwirkungen zwischen den betreffenden Institutionen dient. Zunächst wird der Ansatz institutioneller Wechselwirkungen von Gehring/Oberthür als grundlegendes Konzept für die Analyse dargelegt. Um auch auf den besonderen Aspekt der Errichtung von regionalen Regimen eingehen zu können, erfolgt dabei der Versuch einer Integration des Multi-Regime-Regulierungsansatzes von Meinke in das Modell von Gehring/Oberthür.
Im zweiten Teil der Arbeit wird nach einer kurzen Darstellung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO und des International Maritime Bureau IMB eine Analyse möglicher Wechselwirkung zwischen diesen Akteuren und regionalen Regimen bei der Bekämpfung von Piraterie vollzogen. Einer der Schwerpunkte liegt dabei auf der Region Südostasien, wo mit dem ReCAAP-Projekt ein ausgearbeitetes Regime als Untersuchungsobjekt existiert. Darüber hinaus werden Anti-Piraterie-Regime in Westafrika sowie am Golf von Aden bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit der IMO untersucht. Danach wird die Frage behandelt, ob die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Institutionen und ihre Kombination zu einer effektiven Piraterie-Bekämpfung führen, ob also beispielsweise durch arbeitsteilige Strukturen Internationale Probleme auch ohne eine übergeordnete Instanz gelöst werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel I Einleitung
- Kapitel II Der theoretische Analyserahmen: Institutionelle Wechselwirkungen und die Errichtung regionaler Regime
- 1. "Governance without Governance"
- 2. Institutionelle Wechselwirkungen
- 2.1 Forschungsstand
- 2.2 Institutionelle Wechselwirkungspfade nach Gehring und Oberthür unter Einbezug der Multi-Regime-Regulierung nach Meinke
- 2.2.1 Kognitive Interaktion
- 2.2.2 Wechselwirkungen durch institutionelle Bindungen
- 2.2.3 Wechselwirkungen durch Verhalten
- 2.2.4 Wechselwirkungen auf der Ebene der Schutzgüter
- 2.2.5 Kausalketten und Häufungen ("Cluster")
- 2.2.6 Auswirkungen auf die Effektivität internationaler Normsetzung
- 3. Arbeitshypothese und Implikationen für die empirische Analyse
- Kapitel III Empirische Analyseebene: Der Kampf internationaler Regime gegen Piraterie
- 1. Die IMO, das IMB und der völkerrechtliche Rahmen
- 1.1 Die internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) im völkerrechtlichen Rahmen
- 1.2 Das International Maritima Bureau
- 2. Institutionelle Wechselwirkungen bei der Pirateriebekämpfung in Südostasien, Westafrika und am Golf von Aden
- 2.1 Wechselwirkungen zwischen dem IMB und der IMO
- 2.2 Wechselwirkungen zwischen der IMO und dem ReCAAP-Regime
- 2.2.1 Gründung der ReCAAP-Kooperation
- 2.2.2 Institutionelles Design und operative Tätigkeit des ReCAAP-Regimes
- 2.2.3 Wechselwirkungen zwischen dem ReCAAP-Regime und dem IMB
- 2.3 Wechselwirkungen zwischen der IMO und der MOWCA
- 2.4 Wechselwirkungen zwischen der IMO und dem regionalen Regime am Golf von Aden
- 3. Überprüfung der Arbeitshypothese: Cluster-Bildung und inter-institutionelle Arbeitsteilung
- 1. Die IMO, das IMB und der völkerrechtliche Rahmen
- Kapitel IV Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Untersuchung der institutionellen Wechselwirkungen zwischen der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) und regionalen Kooperationsabkommen im Kampf gegen Piraterie. Sie analysiert die Effekte, die aus dem Aufeinandertreffen verschiedener Institutionen entstehen und wie diese die Effektivität internationaler Normsetzung beeinflussen.
- Die Rolle von globalen und regionalen Institutionen in der Bekämpfung von Piraterie
- Die Analyse von institutionellen Wechselwirkungen und ihre Auswirkungen
- Die Bedeutung von "Governance without Governance" und der Multi-Regime-Regulierung
- Die Untersuchung von "Cluster"-Bildung und inter-institutioneller Arbeitsteilung
- Die Auswirkungen von institutionellen Wechselwirkungen auf die internationale Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Einleitung
Dieses Kapitel führt in die Thematik der institutionellen Wechselwirkungen im Bereich der internationalen Schifffahrt ein. Es wird auf die Bedeutung der IMO und des IMB im Kampf gegen Piraterie hingewiesen und der Forschungsbedarf in diesem Bereich hervorgehoben.
Kapitel II: Der theoretische Analyserahmen
Dieses Kapitel behandelt den theoretischen Rahmen der Arbeit, der sich auf das Konzept der institutionellen Wechselwirkungen und die Errichtung regionaler Regime konzentriert. Es werden verschiedene Wechselwirkungspfade nach Gehring und Oberthür sowie die Multi-Regime-Regulierung nach Meinke analysiert.
Kapitel III: Empirische Analyseebene
Dieses Kapitel befasst sich mit der empirischen Analyse von institutionellen Wechselwirkungen bei der Pirateriebekämpfung in Südostasien, Westafrika und am Golf von Aden. Es werden die Wechselwirkungen zwischen der IMO, dem IMB und den regionalen Regimen ReCAAP, MOWCA und dem Regime am Golf von Aden untersucht.
Schlüsselwörter
Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO), Internationale Schifffahrtsbüro (IMB), Piraterie, institutionelle Wechselwirkungen, regionale Kooperationsabkommen, Multi-Regime-Regulierung, "Governance without Governance", "Cluster", internationale Normsetzung, Effektivität, Südostasien, Westafrika, Golf von Aden, ReCAAP, MOWCA, UNCLOS.
- Citation du texte
- Michael Meyer (Auteur), 2009, Der Kampf gegen Piraterie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153097