Die „zwei Seiten“ des Frontalunterrichts

Ist er mit der „modernen“ Schule vereinbar?


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis / Gliederung

1. Einleitung

2. Definition und geschichtliche Entwicklung
2.1 Definition
2.2 Geschichtliche Entwicklung

3. Der Frontalunterricht in der Kritik
3.1 Die Kritikpunkte
3.2 Die Vorteile
3.3 Integration in offenere Konzepte?

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis / Quellenangaben

1. Einleitung

Der Begriff des Frontalunterrichts scheint - sowohl unter Schülern, als auch unter vielen Studenten und nicht zuletzt unter einigen Lehrern - stets in einem negativen Licht zu stehen. Was „schlechte“ Erfahrungen mit lehrerzentriertem, nur minimal individualistisch ausgerichtetem oder gar autoritärem Unterricht angeht, so kann ich mich selbst davon nicht frei sprechen, auch wenn es trotzdem gleichzeitig positive Erlebnisse gab. Es trieb mich nun somit auch ein großes Eigeninteresse dazu an, mich mit der Thematik und der Diskussion rund um den Frontalunterricht zu beschäftigen.

Diese Arbeit soll zunächst den relativ unklaren Begriff des Frontalunterrichts als eine Sozialform enger definieren und zugleich seine historischen Ursprünge und Wurzeln aufzeigen, da vor diesem Hintergrund seine Einführung, Umsetzung und vor allem seine angestrebten Ziele besser zu verstehen sind. Des Weiteren werden im Folgenden die Gründe aufgezeigt, die den Frontalunterricht insbesondere seit dem Ende des 20. Jahrhunderts so massiv in die Kritik und in die pädagogische Diskussion geraten ließen. Sowohl Vor- als auch Nachteile werden beleuchtet, sodass von der zentralen Fragestellung dieser Arbeit ausgehend, ob der Frontalunterricht mit den Inhalten der „Schule der Zukunft“ vereinbar ist, ein möglicher Lösungsansatz in der Integration von „offenen“ und „geschlossenen“ Unterrichtsmethoden zu finden versucht wird. Als wichtige Autoren stellen sich in dieser Thematik die Professoren Dr. Herbert Gudjons und Dr. Johannes Bastian heraus, die - nicht nur in beidseitiger Zusammenarbeit, sondern auch für sich allein - einen Großteil der frontalunterrichtlichen Literatur stellen und beeinflussen, wobei diese Arbeit dem stetigen Versuch unterliegt, Argumentationen, Definitionen und Aussagen aus vielen Perspektiven unter der Bezugnahme jeglicher Quellenbereiche zu beleuchten und zu überprüfen, um somit eine größtmögliche Wissenschaftlichkeit, Überprüfbarkeit und Objektivität zu gewährleisten.

2.1 Definition

Frontalunterricht ist eine meist thematisch orientierte und sprachlich vermittelte Sozialform des Unterrichts, in der die Lehrkraft die Arbeits-, Interaktions- und Kommunikationsprozesse steuert und kontrolliert (vgl. Bastian, 1990, S. 7). Erwünschte Ziele des Frontalunterrichts sind vor allem möglichst effektives und stoffzentriertes Lernen, was insbesondere durch eine straffe Führung zu erreichen versucht wird (vgl. Gudjons, 2007, S. 22). Für sich genommen stellt der Frontalunterricht allerdings noch keine Unterrichtsform dar, da durchaus diverse methodische Elemente, wie z.B. ein Lehrervortrag, ein Lehrer-Schüler-Gespräch oder verschiedene Spiele, enthalten sein können (vgl. Gudjons, 2007, S. 22). Teilweise wird hierbei sogar noch zwischen dem „traditionellen“ und dem „integrierten Frontalunterricht“ unterschieden. Während im „traditionellen“ Frontalunterricht, welcher auch als „methodische Monokultur“ verstanden wird, die frontalunterrichtlichen Phasen den dominierenden Anteil des Unterrichts bestimmen, wechseln sich diese im Sinne des „integrierten“ Frontalunterrichts in regelmäßigen Abständen mit eigentätigen, selbstverantworteten und selbstgesteuerten Sozialformen ab (vgl. Gudjons, 2007, S. 24). In der Kritik steht der Frontalunterricht insbesondere seit dem Beginn der Reformpädagogik zu Anfang des 20. Jahrhunderts, da ihm nachgesagt wird, dass er selbstständiges Denken, Fühlen und Handeln der Lernenden untergrabe und behindere (vgl. Bastian, 1990, S. 6).

2.2 Geschichtliche Entwicklung

Die Entstehung des „modernen“ Frontalunterrichts, wie ihn die Pädagogik heute versteht, lässt sich dabei grob in die drei Phasen der Idee, der Umsetzung und der aktuellen Interpretation unterteilen, wobei als Wegbereiter vor allem Georg Philipp Harsdörffer, Johann Amos Comenius und Johann Friedrich Herbart zu nennen sind. Erste Überlegungen, größere Schülermengen zu unterweisen, kamen allerdings bereits mit dem Absolutismus und der beginnenden Neuzeit auf (vgl. Gudjons, 2007, S. 12-13, 18).

Während Harsdörffer durch die Veröffentlichung seines Buches im Jahre 1653 den bekannten „Nürnberger Trichter“ ins Leben rief und den Frontalunterricht als die zu seiner Theorie passende Lehrmethode entwickelte, war es Comenius, der sich als erster Pädagoge mit der Möglichkeit und Notwendigkeit des „Massenunterrichts“ beschäftigte und letztlich mit dem Lehrervortrag eine Variante des Frontalunterrichts schuf. Faktisch erforderlich wurden derartige Unterrichtsformen allerdings erst infolge der Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht, da es nun galt, eine größere Anzahl von Kindern gleichzeitig zu unterrichten. Schließlich gelang es Johann Friedrich Herbart, sich differenziert wissenschaftlich mit der Begründung und Ausarbeitung des Frontalunterrichts auseinanderzusetzen. Gerade aufgrund seiner assoziationspsychologischen Lerntheorien, die heute noch in ähnlicher Form in der kognitiven Psychologie zu finden sind, wurde zum ersten Mal eine durchdachte Unterrichtsplanung ermöglicht, welche die gesamten Unterrichtsprozesse effektivierte.

Eine weitere große Beeinflussung erlebte der Frontalunterricht durch die Möglichkeiten der technischen Medien, die einen neuen Raum für andere methodische Unterrichtsgestaltung schaffen (vgl. Gudjons, 2007, S. 12-13, 18-19).

3. Der Frontalunterricht in der Kritik

Obwohl der Begriff des Frontalunterrichts geme synonym für schlechten Unterricht benutzt wird, ist er nach wie vor die dominierende Sozialform in der Praxis, was eine nordrhein­westfalische Studie aus dem Jahr 1985 an Gymnasien, Haupt- und Gesamtschulen belegte (vgl. Bastian, 1990, S. 6). Gleichzeitig ist dennoch nicht damit zu rechnen, dass er auf lange Sicht diese Vormachtsstellung wieder abgeben wird (vgl. Fuhrmann, 1998, S. 10). Wo andere die „Renaissance des Frontalunterrichts“ und damit die Rückkehr zu alten Tugenden wie Leistungsfreude, Ausdauer, Sorgfalt oder Aufmerksamkeit fordern (vgl. Neue Züricher Zeitung Online, 2008, S. 1), ja ihn sogar als „Krone der Didaktik“ bezeichnen (Winkel, 1990, S. 13), betrachten viele Pädagogen ihn als unvereinbar mit den Zielvorstellungen moderner Schulen, da er im Widerspruch zur angestrebten Erziehungsmaxime der Selbstständigkeit stünde (vgl. Bastian, 1990, S. 6). Inzwischen geht die Kritik an der Sozialform des Frontalunterrichts sogar so weit, dass Schulinspektoren diesen als „deutliche Schwäche“ des Unterrichts attestieren (vgl. Beckmann, 2007, S. 1). Die „neue Zauberformel“ könne folglich nur individuelles Lernen statt Frontalunterricht heißen (Füller, 2008, S. 1). Doch was ist es genau, dass den Frontalunterricht so massiv in die Kritik geraten lässt? Gibt es auch Ansätze, wann und warum man den Frontalunterricht eventuell begrüßen kann und sollte?

3.1 Die Kritikpunkte

Dr. Herbert Gudjons, Professor im Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg, unterstellt dem frontalunterrichtlichen System gar einen grundlegenden „pädagogischen Denkfehler“. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme könne der Schüler nicht alles in seinen Lernbestand aufnehmen, was der Lehrer lehrt, weil völlig unterschiedliche Prozesse der Verknüpfung mit individuell vorhandenem Wissen in den Köpfen der Schüler stattfinden, die der Lehrer so nicht beeinflussen könne. Auch von dem Idealbild eines störungsfreien Unterrichts könne keinesfalls ausgegangen werden, da die Schüler und Schülerinnen über zahlreiche Möglichkeiten verfügen, Aufmerksamkeit und Interesse vorzutäuschen, währenddessen sie dem Unterricht in keiner Form folgen. Zwischen Lehren und Lernen bestünde somit kein kausaler, sondern ein kontingenter Zusammenhang (vgl. Gudjons, 2007, S. 27).

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die „zwei Seiten“ des Frontalunterrichts
Untertitel
Ist er mit der „modernen“ Schule vereinbar?
Hochschule
Universität Kassel  (Fachbereich Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Lehrerkompetenzen und Lehrerhandeln
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V153249
ISBN (eBook)
9783640653768
ISBN (Buch)
9783640653522
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die vorliegende Arbeit untersucht den oftmals verrufenen Frontalunterricht auf eine eventuelle Neujustierung im aktuellen didaktischen Schulkontext.
Schlagworte
Seiten“, Frontalunterrichts, Schule
Arbeit zitieren
Daniel Wehnhardt (Autor:in), 2008, Die „zwei Seiten“ des Frontalunterrichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153249

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