Entgegen der zunehmenden Tendenz, Verbrechen und Verbrechergruppen zu untergliedern und zu spezifizieren, was mit der Annahme einhergeht, dass diese bestehenden unterschiedlichen und sich voneinander unterscheidenden Verbrechergruppen durch unterschiedliche Kausalmechanismen entstehen und somit durch unterschiedliche Theorien erklärt werden müssen (siehe die Unterteilung in life-course persistent und adolescense-limitet offenders); ist es die Intention von Sampson und Laub, eine Theorie zu entwickeln, die zu dieser Entwicklung in Opposition steht und eine größere Generalität zum Ziel hat, also Kriminalität in all ihren Facetten über alle Stadien des Lebensverlaufs hinweg zu erklären im Stande sein soll.
(vgl. Sampson/ Laub In: Farrington (Hrsg.) (2008): S. 166)
Viele Langzeitstudien (z.B. Glücks) stellen statische Theorien dar, die Änderungen im kriminellen Lebensverlauf der Personen ausklammern, was die langzeitliche Beobachtung von Personen eigentlich überflüssig macht. Sampson und Laub beziehen sich auf das Konzept einer “developmental criminology“, welche gleichermaßen Stabilität und Veränderung von Kriminalität behandelt. Sie erklären Stabilität in kriminellen Verhalten nicht wie andere TheoretikerInnen (z.B. Stress-, Kontroll- und SubkulturtheoretikerInnen) von einer statischen Perspektive, sondern als Resultat eines Prozesses von kumulativen Benachteiligungen. Diese Sichtweise verbindet den Etikettierungsansatz mit der Theorie der altersabhängigen sozialen Kontrolle.
(vgl. Sampson/ Laub In: Thornberry (Hrsg.) (2004): S. 135)
Inhaltsverzeichnis
- 1.) AUSGANGSPUNKTE DER THEORIE.
- 2.) ZUM ETIKETTIERUNGSANSATZ (LABELING APPROACH).
- 3.) ZUR ALTERSABHÄNGIGEN THEORIE INFORMELLER SOZIALER KONTROLLE.
- 4.) KONTINUITÄT VON ABWEICHENDEM VERHALTEN.
- 4.1.) KUMULATIVE BENACHTEILIGUNGEN
- 5.) EMPIRISCHE ERGEBNISSE DER REANALYSE DER GLÜCKDATEN (CRIME IN THE MAKING)
- 6.) STABILITÄT UND VERÄNDERUNG DES KRIMINELLEN VERHALTENS IM LEBENSVERLAUF.
- 7.) SOZIOSTRUKTURELLE RAHMENBEDINGUNGEN UND RATIONAL CHOICE.
- 8.) ZUSAMMENFASSUNG UND BESONDERHEITEN DER AGE.GRADED THEORY OF INFORMAL SOCIAL CONTROL ..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Altersabhängige Theorie der Informellen Sozialen Kontrolle von Sampson und Laub zielt darauf ab, ein umfassendes Modell zu entwickeln, das Kriminalität in all ihren Facetten über alle Lebensstadien hinweg erklärt. Die Theorie setzt sich von der traditionellen Sichtweise ab, die Kriminalität in Untergruppen und spezifische Kategorien einteilt, und strebt eine größere Generalität an.
- Entwicklung einer Theorie zur Erklärung von Kriminalität im Lebensverlauf.
- Bedeutung von formellen und informellen sozialen Kontrollen für den Umgang mit Kriminalität.
- Einfluss des Etikettierungsansatzes auf das Verständnis von Kriminalität und sozialer Kontrolle.
- Analyse von Stabilität und Veränderung kriminellen Verhaltens über den Lebensverlauf.
- Die Rolle von sozialen Beziehungen und sozialem Kapital im Kontext der Altersabhängigen Theorie.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Ausgangspunkte der Theorie
Dieses Kapitel stellt die Ausgangspunkte der Altersabhängigen Theorie der Informellen Sozialen Kontrolle vor und setzt sie in Relation zu anderen Theorien, die Kriminalität im Lebensverlauf untersuchen. Es betont die Bedeutung von kumulativen Benachteiligungen und die Verbindung zum Etikettierungsansatz. - Kapitel 2: Zum Etikettierungsansatz (labeling approach)
Dieses Kapitel untersucht den Etikettierungsansatz und seine Relevanz für die Theorie von Sampson und Laub. Es analysiert die Auswirkungen der Etikettierung als "abweichend" auf das Selbstbild und das Verhalten einer Person und diskutiert die Rolle von staatlichen Sanktionen. - Kapitel 3: Zur altersabhängigen Theorie informeller sozialer Kontrolle
In diesem Kapitel wird die Altersabhängige Theorie der Informellen Sozialen Kontrolle im Detail vorgestellt. Es wird die zentrale Idee der Kontrolltheorie aufgegriffen und die Bedeutung von formellen und informellen sozialen Kontrollen im Lebensverlauf hervorgehoben. - Kapitel 4: Kontinuität von abweichendem Verhalten
Dieses Kapitel befasst sich mit der Kontinuität von abweichendem Verhalten im Lebensverlauf und untersucht, wie kumulative Benachteiligungen diese beeinflussen können. - Kapitel 5: Empirische Ergebnisse der Reanalyse der Glücksdaten (Crime in the Making)
Dieses Kapitel präsentiert empirische Ergebnisse, die aus der Reanalyse der Glücksdaten gewonnen wurden. Die Daten wurden verwendet, um die Altersabhängige Theorie der Informellen Sozialen Kontrolle empirisch zu untermauern. - Kapitel 6: Stabilität und Veränderung des kriminellen Verhaltens im Lebensverlauf
Dieses Kapitel analysiert die Stabilität und Veränderung des kriminellen Verhaltens über den Lebenslauf und untersucht die Faktoren, die diese Prozesse beeinflussen. - Kapitel 7: Soziostrukturelle Rahmenbedingungen und Rational Choice
Dieses Kapitel beleuchtet soziostrukturelle Rahmenbedingungen, die Kriminalität beeinflussen können, und betrachtet die Rolle von rationalen Entscheidungen im Kontext des kriminellen Verhaltens. - Kapitel 8: Zusammenfassung und Besonderheiten der Age.Graded Theory of Informal Social Control
Dieses Kapitel bietet eine Zusammenfassung der Altersabhängigen Theorie der Informellen Sozialen Kontrolle und hebt ihre wichtigsten Besonderheiten hervor.
Schlüsselwörter
Die Altersabhängige Theorie der Informellen Sozialen Kontrolle, Kriminalität, Lebensverlauf, Etikettierung, soziale Kontrolle, kumulative Benachteiligungen, soziale Beziehungen, soziales Kapital, Rational Choice, empirische Forschung, Glücksdaten.
- Quote paper
- Katharina Bergmaier (Author), 2008, Die altersabhängige Theorie informeller sozialer Kontrolle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153503