Wir finden sie täglich in fast allen großen Tageszeitungen. Sie sind zum Lachen, zum Weinen, zum Schmunzeln, zum Streiten, zum Nachdenken, unverständlich, unter der Gürtellinie, polarisierend. Die Karikatur begleitet uns mehr oder weniger unbewusst durch unser alltägliches Leben. Sie spiegelt das gesellschaftliche Geschehen, Ereignisse aus Sport oder Kultur wider. Gerade die politische Karikatur gehört in Deutschland zu einem wichtigen Ausdrucksmittel der Meinungsbildung. Sie bezieht Stellung zu Personen und deren Entscheidungen, macht auf Missstände aufmerksam, deckt Skandale auf und ist in dieser Funktion auch gleichzeitig ein politisches Kontrollinstrument. Politische Karikaturen beziehen sich sowohl auf nationale, als auch auf weltpolitische Geschehnisse und ihrer Verbreitung sind in der heutigen globalisierten Welt keine Grenzen gesetzt.
Eine bekannte Kontroverse wurde durch die am 30. September 2005 veröffentlichte Karikaturenserie der dänischen Tageszeitung „Jyllands- Posten“ ausgelöst. Die Serie mit dem Titel „Die Gesichter Mohammeds“ belief sich auf zwölf satirische Zeichnungen, die den Religionsstifter und Propheten Mohammed zum Thema hatten. Das Blatt rechtfertigte die Veröffentlichungen mit der Meinungs- und Pressefreiheit.
Die islamische Welt reagierte allerdings sofort vehement, da viele Muslime in diesen Zeichnungen ihre Gefühle verletzt sahen. Zunächst kam es zu friedlichen Demonstrationen, schon zwei Wochen später mussten die Zeichner der Karikaturen aufgrund von Morddrohungen untertauchen.
Die Tiefe und Dauer des Konflikts ist bezeichnend und doch für manche nahezu unverständlich. Wie kann eine Zeichnung solch ein Chaos auslösen? Wie können Karikaturen für die Einen ganz normal sein, geschmacklos vielleicht aber trotzdem als Teil der öffentlichen Meinung akzeptabel, während sie für die Anderen Anlass zu gewalttätigen Maßnahmen sind, Grund für Mordanschläge und absolut indiskutabel? Um diese Frage zu beantworten, werde ich im Folgenden die politische Karikatur in ihrer historischen Dimension erläutern. Mit der Methode der Bildinterpretation möchte ich dann ihre Funktion in der westlichen Gesellschaft beleuchten. In einem zweiten Teil werde ich kurz auf die wesentlichen Grundzüge des Islam sowohl allgemein, als auch in Bezug auf die Bedeutung von Bilder eingehen und auf diese Weise versuchen die Reaktionen und unterschiedlichen Bewertungen der Karikaturen erklären.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die politische Karikatur in der aktuellen Diskussion
- 2. Kontroverse Bedeutung der Karikatur in westlicher und arabischer Gesellschaft
- 2.1. Die politische Karikatur in der westlichen Gesellschaft
- 2.1.1. Historische Dimension
- 2.1.2. kunsthistorische-, politologische- und ethnologische Interpretation von Karikaturen
- 2.1.3. Die Funktion und Bedeutung der politischen Karikatur in der westlichen Alltagswelt
- 2.2. Die Karikatur und der Islam
- 2.2.1. Die Grundpfeiler des Islam
- 2.2.2. Die Bedeutung von Bildern im Islam
- 2.2.3. Karikaturen in der gegenwärtigen arabischen Welt
- 2.3. Konfliktlinien
- 2.1. Die politische Karikatur in der westlichen Gesellschaft
- 3. Grenzen der Karikatur
- 4. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Karikaturenstreit und seine Auswirkungen auf die westliche und arabische Gesellschaft. Der Fokus liegt auf der Bedeutung der politischen Karikatur als Medium der Meinungsbildung und der Interpretation von Bildern im Kontext kultureller und religiöser Unterschiede.
- Die Rolle der politischen Karikatur in der westlichen Gesellschaft
- Die Interpretation von Bildern im Islam
- Die Bedeutung von kulturellen und religiösen Unterschieden im Umgang mit Karikaturen
- Die Grenzen der Meinungsfreiheit in Bezug auf religiöse Themen
- Die Folgen des Karikaturenstreits für die internationalen Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Bedeutung der politischen Karikatur in der heutigen Gesellschaft. Es zeigt, wie Karikaturen die öffentliche Meinung beeinflussen und als politisches Kontrollinstrument eingesetzt werden. Als Beispiel dient die Karikatur über Barack Obama aus dem „New Yorker“ im Jahr 2008.
Kapitel 2 beleuchtet die kontrastierenden Perspektiven auf die Karikatur in westlichen und arabischen Gesellschaften. Es untersucht die historische Entwicklung der politischen Karikatur in der westlichen Welt, ihre kunsthistorische, politologische und ethnologische Interpretation sowie ihre Funktion und Bedeutung im Alltag. In einem zweiten Teil werden die Grundpfeiler des Islam und die Bedeutung von Bildern in der islamischen Kultur beleuchtet. Darüber hinaus werden Karikaturen in der gegenwärtigen arabischen Welt und die Konfliktlinien zwischen beiden Kulturen betrachtet.
Kapitel 3 analysiert die Grenzen der Karikatur und diskutiert die Frage, ob und inwieweit sie die Meinungsfreiheit einschränken sollten.
Schlüsselwörter
Politische Karikatur, Karikaturenstreit, Islam, Kultur, Religion, Meinungsfreiheit, Bilderinterpretation, Westliche Gesellschaft, Arabische Gesellschaft, Kontroverse.
- Citar trabajo
- Katharina Heinz (Autor), 2009, Der Karikaturenstreit. Kontroverse über die Abbildung des islamischen Propheten Mohammed, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153693