Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriff der Sozialisation – „von alt zu neu“
3. TThesen – „von der Definition zur Theorie“
4. Betriebliche
5. Der Prozess
6. Verknüpfung – „Gibt es die richtige Sozialisation?“
6.1 Was ist eine positive betriebliche Sozialisation
6.2 Was ist eine negative betriebliche Sozialisation
7. Fazit – Individuelle Probleme der Sozialisation
8. Quellenverzeichnis
1 Einleitung
In dieser Arbeit wird untersucht, ob betriebliche Sozialisation als personalwirtschaftliche Maßnahme einen Effekt auf die Grundfunktionen Lernen, Leistung und Kooperation hat. Ausschlaggebend für die Grundidee dieser Arbeit ist, dass in vielen Theorien und Modellen zur betrieblichen Sozialisation immer der Mitarbeiter als quantifizierbares „Betriebsmittel“ angesehen wird. Wir aber den Menschen als Persönlichkeit sehen, der sich mit allen Realitätseinflüssen einzigartig auseinandersetzt.
Dazu wird die alte und neue Definition des Begriffs der Sozialisation aufgezeigt und deren Verbundenheit mit der jeweiligen Gesellschaftsauffassung herausgestellt, um eine allgemeingültige Definition für diese Arbeit festzuhalten. Anschließend werden drei Annahmen der Sozialisationstheorie vorgestellt, um einerseits ein grundlegendes Verständnis von Sozialisation aufzubauen und für diese Arbeit herauszustellen. Andererseits wird durch die Annahmen aufgezeigt, dass auch Betriebe die Möglichkeit haben deren Mitglieder zu sozialisieren. In Punkt fünf wird die betriebliche Sozialisation aus Sicht des Unternehmens dargestellt und welche Dimensionen des Personalwesens bei der Gestaltung eine Rolle spielen. Im Folgenden zeigt die Arbeit den Sozialisationsprozess nach Schein auf und beurteilt kritisch die Aussagekraft dieses Modells. Im weiteren Ablauf wird eine eigene Verknüpfung aus theoretischen Annahmen und praktischen Erfahrungen erarbeitet, mit dem Ziel Einflussfaktoren auf die betriebliche Sozialisation herauszustellen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Effektivität von personalwirtschaftlichen Eingriffen im Bezug auf die betriebliche Sozialisation aufzuweisen.
2. Begriff der Sozialisation – „von alt zu neu“
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entstand die erste Definition von Sozialisation durch Emile Durkheim, der als Gründungsvater der Sozialisationstheorie gilt. In einer Untersuchung warf er die Frage auf, wie soziale Integration in komplexen Gesellschaftsstrukturen erreicht werden kann.[1] Sein Ergebnis war: „Nur wenn alle Gesellschaftsmitglieder die Normen und Zwangsmechanismen verinnerlichen, [...], ist der Bestand von modernen Industriegesellschaften zu sichern.“[2]. Durkheims Begriff von Sozialisation ist als „Vergesellschaftung der menschlichen Natur“[3] bzw. als „Vermittlung der Gesellschaftsstruktur in das Innere des Individuums“[4] zu verstehen. Damals wurde behauptet, dass Gesellschaftsmitglieder erst durch den Prozess der Sozialisation zu gesellschaftsfähigen Mitgliedern werden. Diese Sichtweise ergibt sich aus der damaligen aufkommenden arbeitsteiligen Industriegesellschaft, in der nach Aktivitäten verlangt wurde, um gesellschaftliche Werte und Normen den Mitgliedern zu verinnerlichen. Bis heute gilt Durkheims Begriff der Sozialisation als Basistheorie, muss aber aus heutiger Sicht als zu knapp angesehen werden.[5]
Ausschlaggebend für eine Überarbeitung bzw. Erweiterung von Durkheims Begriffsdefinition sind die damaligen gesellschaftlichen Strukturen und Entwicklungen, die heutzutage als veraltet aufgefasst werden müssen. Vielmehr müssen heutige Gesellschaften als eine Vielzahl von eigenständigen Organisationen und Systemen gesehen werden, die angesichts dieser Differenzierung funktionieren.
Individuelle Persönlichkeiten prägen das Bild von modernen Gesellschaften, denen abverlangt wird, selbstständige Handlungen und Wertevorstellungen zu entwickeln und einzubringen. Dies impliziert, dass Gesellschaftssysteme und –mitglieder sich auch von innen heraus an Umweltveränderungen anpassen. Mit dieser neuen Erkenntnis kam es zu einer neuen allgemeingültigen Definition des Begriffs Sozialisation.[6] Sozialisation ist jetzt zu verstehen „als Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei, wie sich der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet“[7]. Persönlichkeit ist daher ein Definitionsbestandteil von Sozialisation, wobei unter Persönlichkeit die individuelle Realitätsbewältigung des Menschen zu verstehen ist, die sich aus der genetischen Veranlagung und den persönlichen Kompetenzmerkmalen ergibt. Persönlichkeitsentwicklung beschreibt die sich über den Lebenslauf hinweg veränderbaren Merkmalsbestandteile.[8] Bei Sozialisation handelt es sich somit um die lebenslange Persönlichkeitsentwicklung, bedingt durch die persönlichen Veranlagungen, der inneren Realität, und den äußerlichen Beeinflussungen, der äußeren Realität.
3. Thesen - „von der Definition zur Theorie“
Mit dem vorherigen Abschnitt wurde der Terminus der Sozialisation für die Arbeit festgehalten, diese Definition stellt aber noch keine Theorie dar. Die Sozialisationstheorie als wissenschaftliches Konstrukt beschreibt als Modell den in der Realität nicht greifbaren Ausschnitt der Persönlichkeitsentwicklung.
Die Modellvorstellung, die in dieser Arbeit aufgegriffen werden soll, ist, dass es sich bei Sozialisation um einen dynamisch produktiven Prozess der Persönlichkeitsentwicklung handelt, der sich aus der inneren und äußeren Realität des jeweiligen Individuums ergibt, und durch Sozialisationsinstanzen beeinflusst werden kann.[9] Dynamisch produktiv sagt in diesem Zusammenhang aus, dass sich jeder Mensch über seinen gesamten Lebensverlauf individuell mit den Realitäten auseinandersetzt. Bei der inneren Realität handelt es sich um die genetischen Veranlagungen des Menschen, also den psychischen und körperlichen Grundmerkmalen, die die Persönlichkeitsentfaltung möglich machen. Die äußere Realität sind soziale, physische und materielle Umweltbedingungen, die Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung nehmen. Zusätzlich haben Sozialisationsinstanzen einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit. Dies sind alle Instanzen, die nachhaltig eine Bedeutung für die Persönlichkeitsbildung haben, hierzu zählen Familie, Freunde und Schule, darüber hinaus auch formelle und informelle Instanzen, die ihrem Zweck nach keine Sozialisationsaufgabe übernehmen sollen. Ihre Existenz beruht darauf, dass sich Ihre Nutzer, vor allem aber Mitglieder, mit ihrer ganzen Persönlichkeit auf sie einlassen. Zu diesem Bereich gehören Gleichaltrigengruppen, Wohnwelt, Justiz und Verwaltung, aber auch Medien und Betriebe.[10]
[...]
[1] Vgl. Hurrelmann, K., Einführung in die Sozialisationstheorie, 9. Auflage, Seite 11ff.
[2] Vgl. Durkheim, E., Erziehung und Soziologie
[3] Vgl. Tillmann, K.J., Sozialisationstheorie,
[4] Vgl. Baumgart, F., Theorien der Sozialisation,
[5] Vgl. Hurrelmann, K., Einführung in die Sozialisationstheorie, 9. Auflage, Seite 11ff.
[6] Vgl. Hurrelmann, K., Einführung in die Sozialisationstheorie, 9. Auflage, Seite 13ff.
[7] Vgl. Hurrelmann, K., Ulrich, D., Handbuch der Sozialisationsforschung, 2. Auflage,
[8] Vgl. Hurrelmann, K., Einführung in die Sozialisationstheorie, 9. Auflage,
[9] Vgl. Präsentation vom 5.12.2008 (Thema: Sozialisierung im neuen Unternehmen von Rehbein/Ryll)
[10] Vgl. Hurrelmann, K., Einführung in die Sozialisationstheorie, 9. Auflage, Seite 24ff.