Seit vier Jahrzehnten werden verschiedene Neurofeedbackmethoden bei der Behandlung unterschiedlicher Störungen, unter anderem bei AD/HS-Kindern, eingesetzt. Die Grundlage der Anwendung von Neurofeedback bei dieser Störung besteht darin, dass die Kinder Auffälligkeiten in ihrem EEG zeigen. Dort treten im Vergleich zu unauffälligen Kindern vermehrt Theta-Gehirnwellen und weniger Beta-Gehirnwellen auf. Mittels Neurofeedback wird versucht, die Gehirnfunktionen zu korrigieren. Zahlreiche Einzelfallstudien bestätigen die Wirksamkeit dieser Therapiemethode bei der AD/HS-Behandlung. Bisher wurde jedoch keine Studie veröffentlicht, in der die Wirksamkeit von Neurofeedback mit einer Placebogruppe verglichen wurde. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit eines Theta/Beta-Neurofeedbacks (NF) bei der Behandlung von AD/HS-Kindern zu überprüfen und mit einem EMG-Biofeedback (BF) als Placebobedingung zu vergleichen.
Es wurden 35 ADHS-Kinder (6 -14 Jahre; 26 Jungen und 9 Mädchen) untersucht. Nach Standarddiagnostik und Vergabe der AD/HS-Diagnose durch einen unabhängigen Psychotherapeuten wurden die Kinder per Zufall zwei Gruppen (NF: n = 18 bzw. BF: n = 17) zugeteilt. Alle Kinder beider Gruppen erhielten ein 30 Sitzungen umfassendes Training mittels Theta/Beta-Neurofeedback bzw. EMG-Biofeedback. Unmittelbar vor und nach dem Training wurden Intelligenz- bzw. Aufmerksamkeitsleistungen untersucht und Einschätzungen des Verhaltens von Eltern und Lehrern erhoben. Im Anschluss an das Training erfolgte eine erneute diagnostische Einschätzung durch einen unabhängigen Psychotherapeuten.
Die EEG-Daten in der NF-Gruppe zeigen eine Reduktion der Theta/Beta-Quotienten im Laufe der NF-Sitzungen. Die EMG-Daten zeigen für die EMG-Biofeedback-Bedingung gleichfalls eine Reduktion der EMG-Amplitude. Die Ergebnisse der zweifaktoriellen Varianzanalysen mit Messwiederholung auf einem Faktor zeigen für die angewendeten diagnostischen Verfahren die erwarteten signifikanten Interaktionen zwischen Messzeitpunkt und Gruppe. Die Ergebnisse des t-Tests zeigen signifikante Verbesserungen in der Aufmerksamkeitsleistung, dem Intelligenzniveau und im Verhalten der Kinder aus der NF-Gruppe im Vergleich zu den Resultaten des Prä-Tests. Die EMG-Biofeedbackgruppe zeigt mit Ausnahme einer Erhöhung des Arbeitstempos in den Paper-Pencil-Aufmerksamkeitstests (die im CPT nicht repliziert werden konnte) keine signifikanten Verbesserungen relativ zum Prä-Test.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie
- Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Definition
- ADHS-Diagnose
- Alters-, Geschlechts-, und Komorbiditätsunterschiede bei der ADHS-Diagnose
- Psychophysiologische vs. psychometrische Auswertungen bei der ADHS-Diagnose
- Differentialdiagnose
- Prävalenz
- ADHS: Geschlechtsunterschiede
- ADHS-Prävalenz und Lehrer-Einschätzungen
- Komorbidität
- Ätiologie
- ,,Schlechtes-Kind"-Theorie
- Disharmonische Familie
- Die Definition und Charakterisierung von ADHS
- Die Wirkungsmechanismen von Neurofeedback und EMG-Biofeedback
- Die empirischen Ergebnisse der Vergleichsstudie von Neurofeedback und EMG-Biofeedback
- Die Implikationen der Ergebnisse für die klinische Praxis
- Die Grenzen und zukünftigen Forschungsperspektiven im Bereich der ADHS-Behandlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation befasst sich mit der Wirksamkeit von Neurofeedback im Vergleich zum EMG-Biofeedback bei der Behandlung von ADHS-Kindern. Die Arbeit zielt darauf ab, die Effektivität beider Verfahren im Hinblick auf die Reduktion von ADHS-Symptomen und die Verbesserung der Aufmerksamkeit zu untersuchen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine umfassende Einführung in die ADHS, einschließlich Definition, Diagnose, Prävalenz, Komorbidität und Ätiologie. Die Kapitel beleuchten die verschiedenen Aspekte der Störung und liefern einen theoretischen Rahmen für die Untersuchung der Wirksamkeit von Neurofeedback und EMG-Biofeedback.
Die folgenden Kapitel widmen sich der Erläuterung der Wirkungsmechanismen und wissenschaftlichen Grundlagen von Neurofeedback und EMG-Biofeedback. Die Arbeit analysiert die Forschungsergebnisse zu beiden Methoden und diskutiert die potenziellen Vorteile für die Behandlung von ADHS-Symptomen.
Schlüsselwörter
ADHS, Neurofeedback, EMG-Biofeedback, Aufmerksamkeit, Konzentration, Impulsivität, Hyperaktivität, Psychotherapie, Klinische Psychologie, Effektivität, Vergleichsstudie, Behandlungsergebnisse, Diagnostik, Symptome, Kinder.
- Arbeit zitieren
- Ali Reza Bakhshayesh (Autor:in), 2007, Behandlung von ADHS-Kindern. Die Wirksamkeit von Neurofeedback im Vergleich zum EMG-Biofeedback, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153798