Die Zeitungskrise. Kaum eine Entwicklung wie sie derzeit im Gange ist, hat den deutschen Pressemarkt je vor eine größere Aufgabe gestellt. Die Auflagenzahlen der publizistischen Einheiten sinken von Jahr zu Jahr (vgl. Schröder, 2009). Dies wiederum hat einen Einbruch am Anzeigenmarkt zufolge. Das Internet als moderne Informationsquelle und neuer Werbeträger läuft der Zeitung den Rang ab (vgl. Assion, 2008). Die Zeitungen bzw. die Presselandschaft stehen vor einer grundlegenden Veränderung. Jahrzehnte lang hatte die Tageszeitung den Status des Erstinformationsmediums. In Zeiten des Online Journalismus hat sie diese Funktion verloren (vgl. Schrag, 2006: 19).
Die Presse ist nun ein Objekt der Veränderung geworden. Sie muss sich selbst neu erfinden. Noch vor knapp 65 Jahren, im Jahr 1945, war die Presse ebenso ein Objekt der Veränderung, wie das Mittel dafür. In einem besiegten Deutschland schufen die Besatzungsmächte ein komplett neues Pressesystem nach ihren Vorstellungen, das in seinen Grundstrukturen bis heute Bestand hat. Sie wollten damit die alten Pressetraditionen der Weimarer Republik und die Propagandapresse des dritten Reichs ablösen und gegen eine Presse nach ihren Vorstellungen austauschen. Außerdem sprachen sie dem Zeitungswesen eine große Funktion in der Umerziehung (Re-Education) und Demokratisierung der Deutschen zu.
Umso mehr stellt sich heute die Frage, nach welchen Prinzipien die Besatzungsmächte in ihrer Neustrukturierung des Pressewesens vorgingen und welche Ziele sie damit verfolgten. Mit genau diesen Fragen, den historischen Vorraussetzungen und den durchgeführten Maßnahmen der Besatzer beschäftigt sich die folgende Arbeit. Neben den Alliierten Vorplanungen, der Einführung eigener Printmedien durch die jeweiligen Besatzer, spielt auch die spätere Übergabe der Presse zurück in deutsche Hände eine Rolle. Einige der damals lizenzierten Blätter findet man auch heute noch in den Zeitungsständen.
Dabei gingen die Besatzungsmächte in ihren jeweiligen Zonen mit der Vergabe der Lizenzen höchst unterschiedlich vor. Eine Entwicklung, die nicht nur positiv gesehen wurde. So schreibt Dr. Heinz Peter Volkert: „Von heute - nach über vierzig Jahren - aus gesehen war die Lizenzierung wohl keine Patentlösung;“ [...] (Schölzel, 1986: o.S.). Auch muss man die Ausgangslage der Presse betrachten, um ihre Entwicklung in der Besatzungszeit nachvollziehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Alliierte Planungen vor Kriegsende
- Re-Education Konzept der Briten und Amerikaner
- Französische Nachkriegsplanung
- Sowjetische Nachkriegsplanung
- Presseentwicklung in Deutschland unter alliierter Kontrolle
- Die Anfänge der Besatzungspresse
- Die Lizenzphase
- Lizenzphase im amerikanischen Sektor
- Lizenzphase im britischen Sektor
- Lizenzphase im französischen Sektor
- Lizenzphase im sowjetischen Sektor
- Übergabe der Presse in deutsche Hände
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Neugestaltung des deutschen Pressewesens während der Besatzungszeit. Sie untersucht die Hintergründe der Alliierten Intervention, die Ziele und die Umsetzung der Pressepolitik in den verschiedenen Besatzungszonen. Insbesondere die Lizenzphase und die spätere Übergabe der Presse in deutsche Hände stehen im Fokus.
- Alliierte Pressepolitik in den verschiedenen Besatzungszonen
- Re-Education und Demokratisierung als Zielsetzung der Alliierten
- Einführung neuer Printmedien und deren Einfluss auf die deutsche Presselandschaft
- Die Lizenzphase als Übergangsphase zur Übergabe der Presse an deutsche Kontrolle
- Die Herausforderungen der deutschen Presse in der Besatzungszeit und die Entwicklung hin zu einem eigenständigen Pressewesen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beleuchtet die Neustrukturierung des deutschen Pressewesens nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt die Bedeutung der Presse für die Umerziehung und Demokratisierung Deutschlands auf.
- Alliierte Planungen vor Kriegsende: Die Arbeit untersucht die gemeinsame Pressepolitik der Alliierten, insbesondere das Re-Education-Konzept der Briten und Amerikaner und die Rolle der Psychological Warfare Division (PWD). Außerdem wird die mangelnde Planung der französischen Militärregierung beleuchtet.
- Presseentwicklung in Deutschland unter alliierter Kontrolle: Der Abschnitt beschreibt die Einführung der Besatzungspresse, die Lizenzphase in den verschiedenen Sektoren und die Herausforderungen für die deutsche Presse in der Besatzungszeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der deutschen Pressegeschichte, insbesondere der Neugestaltung des Pressewesens in der Besatzungszeit. Schlüsselbegriffe sind: Re-Education, Demokratisierung, Besatzungspresse, Lizenzphase, Zonenzeitungen, Entnazifizierung, Propaganda, Objektivität, Pressefreiheit.
- Quote paper
- Sebastian Götz (Author), 2010, Neukonzeption des Pressewesens in der Besatzungszeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153838