Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Anlagenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz des Themas
1.2 Ziel der Arbeit und Abgrenzung
2 Wissenschaftliche theoretische Grundlagen
2.1 Vom Informations- zum Wissensmanagement
2.1.1 Wissen
2.1.2 Wissensmanagement
2.2 Der Wissensmanagement-Prozess
2.3 Web 2.0
2.4 Social Software
2.5 Wiki
2.5.1 Funktionsweise eines Wiki
2.5.2 Kausalitätsprinzip eines Wiki
2.6 Innerbetriebliches Wissensmanagement mit Wikis
2.6.1 Ein Corporate Wiki ist nicht Wikipedia
2.6.2 Einsatzmöglichkeiten von Wikis im Unternehmen
2.6.3 Chancen und Risiken eines Corporate Wiki
3 Wissensmanagement am Beispiel SWU
3.1 Der deutsche Energiemarkt
3.2 Das Unternehmen SWU
3.2.1 Die Ausgangsposition
3.2.2 Ziele eines SWU-Wissensmanagements
3.2.3 Situationsanalyse bei der SWU
3.2.4 Ansatzpunkte für ein SWU-Wiki
3.2.5 Erfolgsfördernde Maßnahmen
3.3 Handlungsempfehlung
4 Zusammenfassung und Fazit
4.1 Ausblick
Anhang
Quellenverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1: Abgrenzung: Daten, Informationen, Wissen
Abb. 2: Der Wissensmanagementprozess
Abb. 3: Wiki als eine Ausprägung von sozialer Software
Abb. 4: Internetnutzer werden von Lesern zu Redakteuren
Abb. 5: Wiki-Technologie - Redakteur-Server-Kommunikation
Tab. 1: Anwendungsmöglichkeiten für Wikis in Unternehmen
Abb. 6: Die wichtigsten aktuellen Fragestellungen
Abb. 7: Unternehmensstruktur der SWU-Unternehmensgruppe
Abb. 8: Unternehmensleitsatz und Schlüsselbild
Abb. 9: Die SWU im Spannungsfeld der Außenwelt
Abb. 10: Die komprimierte Zielsetzung eines SWU-Wissensmanagements
Tab. 2: Instrumente der SWU-Unternehmenskommunikation
Tab. 3: Gliederung des SWU Intranet
Abb. 11 : Maßnahmen für den Erfolg
Abb. 12: Todesspirale der elektronischen Wissensbasis
Anlagenverzeichnis
Anlage 1 : Screenshot des SWU-Intranet
Anlage 2: Diverse Kommunikationsinstrumente
Anlage 3: Altersstrukturanalyse
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Das Wissen und die Fähigkeit der Mitarbeiter sind das einzig nicht ersetzbare Kapital von Unternehmen. Ob dieses Kapital eine Rendite bringt, ist davon abhängig, ob es den Mitarbeitern gelingt, sich ihr Wissen gegenseitig mitzuteilen und es umzusetzen.” Andrew Carnegie
1 Einleitung
Schlagworte wie „Bildungsoffensive“, „lebenslanges Lernen" oder „Wissen ist Macht“ sind noch immer in aller Munde und spiegeln eine gesellschaftliche Entwicklung wider, in der Qualifikation und Zeugnisse eine immer entscheidendere Rolle spielen. Auch in der Wirtschaft sind Information und Wissen in den vergangenen Jahren als entscheidende Produktions- und Wettbewerbsfaktoren erkannt worden und haben sich spätestens seit der New Economy[1] als vierter Produktionsfaktor durchgesetzt. Die Einzigartigkeit der immateriellen Ressource Wissen liegt darin, dass sie sich bei Nutzung nicht verbraucht, sondern vermehrt. Daher und angesichts der immensen Wertschöpfung gilt Wissen als der Wettbewerbsfaktor der Zukunft. Wer weiß, wie man sich in den Köpfen und Herzen seiner Zielgruppe dauerhaft verankert und sich ebenso schnell an veränderte Markt- und Umweltbedingungen, wie auch neuen Trends anpasst, sichert das unternehmerische Überleben und zukünftige Wachstum.[2] Das macht den Wettbewerbsfaktor Wissen umso beachtlicher.
Seit der Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes 1998 ist dieses Denken auch in der Energiebranche unumgänglich und eine große Herausforderung für alle Stromanbieter: Sie müssen die mangelnde Greifbarkeit der Produkte Elektrizität und Erdgas überwinden, sich von der Masse abheben und wissen, wie der Kunde optimal und kostengünstig bedient werden kann. Bei der heutigen Flut an speziellem und ausdifferenziertem Wissen muss deshalb mit erprobten Mitteln vorgegangen werden[3]. Ein Schlüssel zum Erfolg ist der reibungslose Ablauf von unternehmensinternen Prozessen zur Wissensvermittlung. Dies erfordert in unserem komplexen digitalen Zeitalter ein Höchstmaß an Kommunikation, die Vermittlung von der richtigen Information zur Generierung von benötigtem Wissen und zwingt folglich zu einem gut durchdachten Wissensmanagement.[4]
1.1 Problemstellung und Relevanz des Themas
Der Wechsel von der Informations- zur Wissensgesellschaft geht mit den vielfältigen technischen Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologien einher. Der Focus rückt dadurch primär auf den Menschen und seine Fähigkeiten. Eine besondere Stellung kommt dem Auffinden, Speichern und Weiterbearbeiten von Wissen zu. Durch ein erfolgreich geführtes Wissensmanagement, das darauf abzielt wissensintensive Tätigkeiten effizienter und effektiver durchzuführen, kann sich Wissen zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor in zukunftsorientierten Unternehmen entwickeln.[5] Entscheidend für den Erfolg von Wissensmanagementlösungen ist die Koordination der Faktoren Unternehmenskultur, Unternehmensorganisation und Personalmanagement, sowie insbesondere deren methodische und technische Unterstützung durch Informations- und Kommunikationstechnologien.[6]
Folgende Fragen stellen sich den Unternehmen: Wie kann bereits vorhandenes Wissen gespeichert und verfügbar gemacht werden? Wie kann die Wissensbasis vergrößert werden? Wie managt man Wissen, das schwer zu messen und immateriell ist? Wissensmanagementtools leisten dafür gute Dienste.[7] Wikis stellen eine mögliche technologische Lösung dar und sind flexible Anwendungen, die verstärkt innerhalb von Organisationen eingesetzt werden, um Informationen einfach zu erstellen und zu verteilen, um dadurch neues Wissen zu generieren. Gleichzeitig kann ihr Einsatz der Kommunikation im täglichen Geschäft mit Kollegen und der Öffentlichkeit helfen. Während Wikis in Form der bekannten Online-Enzyklopädie Wikipedia sich bereits großer Bekanntheit erfreuen, zeigt der Blick in die reale Welt, dass sich die meisten Unternehmen noch nicht einmal mit der Thematik Wissensmanagement beschäftigen. Obwohl die Notwendigkeit erkannt wurde[8]. Dazu gehören auch die SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH. Die steigende Vielfalt an Informations- und Kommunikationsmitteln und die ständige Informationsflut haben bei dem Energieversorger dazu beigetragen, ein übersichtliches, modernes Wissensmanagementsystem auf Grundlage der Web 2.0-Technologie Wiki anzustreben. Dieses soll integriert über alle SWU- Unternehmensbereiche und Mitarbeiterebenen Anwendung finden. Stellt sich die Frage, ob diese Form der Social Software auch bei einem Dienstleistungsunternehmen wie der SWU Erfolg genießen kann.[9]
1.2 Ziel der Arbeit und Abgrenzung
Jeder Internetuser kennt heute Systeme wie Wikipedia, das als Wissensmanagementtool entstanden ist[10]. Diese Bachelorarbeit betrachtet den Einsatz der Wiki-Technologie als eine technische Lösungsmöglichkeit zur Verwaltung und Verbreitung von organisatorischem Wissen in einer Unternehmung. Aufgrund ihres verstärkten Aufkommens innerhalb verschiedenster Organisationen werden Merkmale dieser Technologie erläutert und Voraussetzungen erörtert, die gegeben sein müssen, um die Wiki-Technologie als Unterstützung des Wissensmanagements zu implementieren. Desweiteren wird die Eignung eines Wiki- Systems für den innerbetrieblichen Einsatz bei der SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Um GmbH, als zentraler Informationsdienst, untersucht.[11] Da bisher bei der SWU kein explizites Wissensmanagement existiert wird, neben technologischen Aspekten zum Thema Wiki, auch der Begriff des Wissensmanagements eine zentrale Rolle in dieser Arbeit einnehmen. Es wird zunächst geklärt, was Wissensmanagement ist, worin die Zielsetzung liegt und wie die Aufgaben dieser Managementstrategie aussehen. Nebenbei wird auf die Themenbereiche Web 2.0 und Social Software eingegangen, um die technologische Herkunft des Wiki zu erläutern. Hinterher werden Funktionsweise und Kausalität von Wiki-Systemen abgehandelt und die Charakteristiken von Corporate Wikis erörtert. Vorhandene Quellen werden auf die unterschiedlichen Einsatzgebiete von Wiki-Applikationen, sowie deren Chancen und Risiken für Unternehmen durchforstet und diskutiert.[12]
Im praktischen Teil folgt eine Einführung in die Strombranche und das Unternehmen SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH. Anschließend wird eine mögliche Wissensmanagement-Zielsetzung für die SWU definiert. Daraufhin werden bestehende Informationsinstrumente aufgelistet, das bisherige Informationsmanagement analysiert und mögliche Ansatzpunkte eines Wissensmanagements bei der SWU abgeleitet. Diese werden anhand der Theorie auf Einsatz eines Wikis bei der SWU geprüft und ausgearbeitet. Erfolgsfördernde Maßnahmen für den Einsatz eines Wikis werden artikuliert, um abschließend eine Handlungsempfehlung vorzustellen, die erste Aktionen zu einem erfolgreichen Wissensmanagement anbietet, um ein verbessertes Kommunikationsund Kollaborationsverhalten zu erreichen.[13]
Diese Arbeit erörtert zielführend die zum Thema gehörigen theoretischen Grundlagen des Wissensmanagements und stellt eine mögliche neue onlinebasierte Wissensmanagementausrichtung der SWU, auf Basis der Web 2.0-Technologie Wiki, dar.
2 Wissenschaftliche theoretische Grundlagen
Während die Informationsgesellschaft sich vor allem über erfolgreiche Neuerungen auf informationstechnischem und -ökonomischem Gebiet definiert, umfasst die Definition der Wissensgesellschaft darüber hinausgehende gesellschaftliche Aspekte.[14] Durch zunehmende Bedeutung des Faktors Wissen in Unternehmen werden Investitionen in Wissensressourcen weitaus profitabler eingeschätzt als solche in materielle Anlagen. Die Idee, Wissen über Ressourcen gezielt auf diese anzuwenden, ist nicht so neu wie sie auf den ersten Blick erscheint, sondern das Ergebnis einer Entwicklung, die spätestens mit Frederic Taylor begonnen hat. Er erkannte, dass die Unternehmensproduktivität gewaltig gesteigert werden kann, wenn das Wissen einzelner Mitarbeiter identifiziert, analysiert und in standardisierte betriebliche Abläufe und Systeme integriert werden kann. Mit dem Taylorismus, der Trennung der Arbeit in dispositive und ausführende Tätigkeiten, wurde Wissen als Produktionsfaktor wichtig. Das Wissen über die Arbeitsabläufe und -zusammenhänge wurde dadurch vom Arbeiter auf die Leitungsebene übertragen. Die Geburtsstunde des Begriffs Management, also die gezielte Handhabung von Wissen über einen Sachverhalt, war eingeleitet.[15] Folgerichtig hat sich die Managementlehre längst mit dem nutzenstiftenden Einsatz von Wissen, dem Wissensmanagement, auseinandergesetzt.[16]
2.1 Vom Informations- zum Wissensmanagement
Informationsmanagement umfasst das Management von Informationen, Informationssystemen und Informations- und Kommunikationstechnologien auf unterschiedlichen Ebenen.[17] Die Gesamtheit aller konzeptionellen, technischen, methodischen und organisatorischen Maßnahmen stellt das Informationsmanagement eines Unternehmens dar. Dieses wiederum sichert eine hohe Qualität der Informationsbereitstellung im Unternehmen in inhaltlicher, zeitlicher und räumlicher Hinsicht.[18]
Ziel des Informationsmanagements ist es, an jeder Stelle im Unternehmen alle relevanten Informationen zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und in der für den Verwendungszweck erforderlichen Qualität zur Verfügung zu stellen[19]. Die Organisation und Verfügbarkeit von Informationen spielt eine zentrale Rolle in modernen Unternehmen.
2.1.1 Wissen
Der Begriff Wissen wird häufig mit den Begrifflichkeiten Information und Daten verwechselt und daher anhand des Veredelungsprozesses in Abb. 1 erläutert[20]: Daten sind in akustischer, visueller, gespeicherter, gedruckter oder anderweitiger Form verwertbare Angaben[21], die mittels einer Syntax aus Zeichen (Buchstaben, Ziffern, Sonderzeichen) gebildet werden. Durch Hinzufügen eines Kontexts (Analysieren, Strukturieren, Kombinieren) werden aus diesen Daten verwertbare Informationen gewonnen. Vernetzte Informationen stellen generiertes Wissen dar.[22]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Abgrenzung: Daten, Informationen, Wissen Quelle: Raabe 2007, S. 5.
Die Gesamtheit aller Kenntnisse und Fähigkeiten - theoretische, wissenschaftliche und praktische, wie Weisheiten oder Erfahrungen - die der Mensch zur Problemlösung einsetzt, werden ebenfalls als Wissen bezeichnet.[23]
Unternehmensinternes Wissen kann in implizites und explizites Wissen unterteilt werden. Implizites Wissen lässt sich als Ahnung, Idee oder Einfall beschreiben, das mit Subjektivität und Intuition verbunden und schwer vermittelbar ist. Es unterteilt sich in individuelles Wissen (bspw. verborgenes Expertenwissen), das an eine Person gebunden ist und in kollektives Wissen, das von mehreren Menschen geteilt wird (z.B. die Unternehmenskultur). Dokumentierte Standardabläufe beispielsweise stellen explizites Wissen dar, welches sich hauptsächlich in Dokumenten und Datenbanken wiederfindet. Es kann genau beschrieben werden und in strukturierter oder unstrukturierter Weise vorliegen.[24] Durch Computernetzwerke wird explizites Wissen miteinander kombiniert.
Unternehmensexterne Wissensquellen stellen Fachzeitschriften, Datenbanken, Newsletter von Verbänden, Geschäftsberichte von Konkurrenten uvm. dar.
Wissen kann nicht verbraucht werden. Im Gegenteil: Durch Nutzung und daraus resultierender Erkenntnisse und Erfahrungen wird es immer größer. Es stellt eine unerschöpfliche Ressource dar und ist, anders als bei Daten, immer an Personen gebun- den.[25]
2.1.2 Wissensmanagement
Wissensmanagement oder Knowledge Management ist eine systematische, strukturierte Managementstrategie, die den zielorientierten und optimalen Umgang mit Informationen verspricht[26]. Es bildet nach dem Informationsmanagement die nächste Entwicklungsstufe und beinhaltet daher die Informationsbeschaffung und das Informationsmanagement. Die Beherrschung dessen ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung von Wissensmanagementsystemen.[27] Alle organisatorischen, personellen, wie auch technischen Maßnahmen, die das Ziel haben Wissen effizienter zu nutzen, werden unter Wissensmanagement zusammengefasst.[28]
Wissensmanagement versteht explizites und implizites Wissen im Unternehmen als strategische Schlüsselressource. Implizites Wissen soll durch Speicherung, Strukturierung und Aufbereitung explizit für eine zukünftige Nutzung erschlossen und bedarfsgerecht verfügbar gemacht werden.[29] Mit einer Verbesserung der Wissens-Handhabung wird darauf abgezielt die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern, um den ständig neu zu erarbeitenden Wissensvorsprung[30] zu sichern und die Produktqualität zu erhöhen.[31] Die Generierung und Gewinnung von Wissen zielt darauf ab, die Effizienz zu erhöhen und die Kosten zu senken. Es kann der Beeinflussung der Unternehmenskultur dienen und die Nähe zum Kunden verbessern[32].
North unterscheidet strategisches und operatives Wissensmanagement. Operatives beinhaltet die Vernetzung von Informationen zu Wissen, Können und Handeln, strategisches Wissensmanagement hingegen, stellt die zielorientierte Analyse von Unternehmensbedürfnissen und die Schaffung der organisatorischen Voraussetzungen dar.[33]
Die Ziele, die die SWU mit einem Wissensmanagement verfolgt, werden im praktischen Teil auf Basis dieses Kapitels erarbeitet.
2.2 Der Wissensmanagement-Prozess
Die vorhandene Wissensbasis wird zunächst identifiziert und beschrieben. Das meiste unternehmensinterne Wissen liegt als implizites Wissen der Mitarbeiter oder als explizites aus Dateien, Dokumenten oder Datenbanken vor.
Wissensgenerierung geschieht durch Nutzung vorhandenen Wissens, der Transformation von implizitem in explizites Wissen und der Kombination aus internem und externem, bspw. durch Data Mining[34]. Organisationales Wissen wird durch steten Erfahrungszuwachs zu bestehendem, individuell gespeichertem Wissen gewonnen.[35] Wissensentwicklung wird ebenfalls nach individueller, welche durch systematische Problemlösung oder durch Kreativität entsteht (z. B. Verbesserungsvorschläge), und kollektiver Wissensentwicklung unterschieden.
Ein Großteil impliziten Wissens wird im sozialen Umfeld wie auch in Unternehmen durch reine Beobachtung weitergegeben. Eine weitere Art der Wissensverteilung ist das „Geschichten erzählen". Durch Anekdoten aus vergangenem Unternehmensalltag geben erfahrene Mitarbeiter ihr Wissen weiter.[36]
Transformiert man implizites Wissen in explizite Konzepte, versteht man darunter die Externalisierung von Wissen; auch eine Möglichkeit Wissen zu vermitteln.[37] Durch Besprechungen, Dokumente und Computernetzwerke wird explizites Wissen miteinander kombiniert. Die Internalisierung, das Umwandeln von explizitem in implizites Wissen, vollzieht sich durch Verstehen von Dokumenten, dessen Anwendung und daraus geschöpften Erfahrungen; nicht jedoch durch alleiniges Lesen.[38]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Der Wissensmanagementprozess Quelle: Hannig 2002, S. 19.
Wissensmanagementprozesse sind Unterstützungsprozesse, die von Mitarbeitern, deren Aufgabe spezifische Wissensmanagementaktivitäten[39] sind, ausgeführt werden.[40] Der Wissensmanagementprozess wird später nochmals praktisch durch das Kapitel „Situationsanalyse bei der SWU“ aufgerollt.
Die Wissensschaffung in Unternehmen durchlebt noch immer einen evolutionären Prozess. Das Know-how des Einzelnen wird durch enge Zusammenarbeit, persönliche Kommunikation und dessen Dokumentation, immer mehr zu kollektivem Wissen. Vorhandenes Wissen wird den Mitarbeitern IT-gestützt zugänglich gemacht, bspw. durch digitale Newsletter oder das Intranet.[41] Weitere Möglichkeiten ergeben sich durch onlinegestützte Wissensmanagementsysteme[42]. Allen voran die Web 2.0- Anwendung Wiki, die ein interaktives Mitmachmedium darstellt und die Wissensmanagementaktivitäten eines Wissensmanagers teilweise übernehmen soll.
Im Rahmen dieser Arbeit wird diese Technologie als Möglichkeit zur Verwaltung und Verbreitung von organisatorischem Wissen bei der SWU untersucht und daher hauptsächlich auf die technologische Unterstützung von Wissensmanagement eingegangen. Nachfolgend wird das Web 2.0, die Basis einer jeden „Mitmach-Software“, erläutert.
2.3 Web 2.0
Web 2.0 stellt einen weit gefassten Sammelbegriff dar, unter dem Internettechnologien und -anwendungen sowie eine Generation des Internets bezeichnet werden[43], die das Abrufen von weltweit vorhandenen Denkkapazitäten gestatten[44]. Nutzer können durch web 2.0-basierende Dienste (Mashups[45] ) aktiv am Entstehungsprozess von Inhalten teilnehmen. Dies geschieht beispielsweise durch
- Schreiben eines Online-Tagebuchs (Blog[46] ),
- Erstellung eines digitalen Hörstücks (Podcast[47] ),
- Kommunikation in Online-Foren[48],
- Verschlag worten (Tagging[49] ) von Fotos, Texten oder Produkten, oder der
- Zusammenarbeit mittels Social Software (siehe nächstes Kapitel).
Nutzer, die gleiche oder ähnliche Interessen haben und die Inhalte selbst gestalten, finden sich in einem virtuellen Netzwerk[50] zusammen und organisieren sich meist selbständig. Sinn und Zweck der Gemeinschaft ist überwiegend die Verknüpfung und der Austausch von Inhalten und Wissen.
2.4 Social Software
Social Software[51] wird in der gängigen Literatur oftmals als Teilmenge des Web-2.0 verstanden.[52] Sie bezeichnet Software, die die Interaktion, Kommunikation und Kooperation zwischen Menschen über das Internet ermöglicht. Ihre Verwendung umfasst ein hohes Maß an Selbstorganisation.[53]
Durch Verlinkung und Offenheit gegenüber Inhalten anderer Nutzer[54] ermöglicht Social Software flexibles Entstehen von eigenständig organisierten Gruppen und Informations- und Beziehungsnetzwerken.[55] Aufgrund der für Netzwerke typischen „many-to-
many“-Relation[56] wird die Kommunikation über das Internet sozusagen „sozialer“[57]. Markant sind daher laufende Veränderungen und Weiterentwicklungen.[58] Gegenüber herkömmlichen Systemen zeichnen sich Social Software Tools durch geringere Kosten und eine höhere Flexibilität aus. Nachfolgende Darstellung unterteilt Social Software in fünf Sparten.
Social
Comunication
( Social Tagging
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Wiki als eine Ausprägung von sozialer Software Quelle: Müller/ Dibbern 2006, S. 46.
Wikis stellen eine Ausprägung der Kategorie Social Collaboration[59] dar und werden im kommenden Kapitel näher definiert.
2.5 Wiki
Ein Wiki[60] ist grundsätzlich eine Webapplikation mit themenspezifischen Sammlungen von Webseiten (Inter- oder Intranet-Seiten). Das Software-Tool, mit dessen Hilfe Inhalte publiziert werden können, wie auch die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit, werden als Wikis bezeichnet.[61] Zu den Grundfunktionen einer Wiki-Applikation zählen:
- der Zugang zu Wissen
- die Suchfunktion zur Identifikation der richtigen Information
- die Wissenserfassung, -speicherung, und -verwaltung
- die Dokumentation von Veränderungen
- die Klassifizierung der jew. Wissenseinheit
- die Ergänzung mit Metadaten, z.B. Verfasser, Quellen[62]
Wikis stellen Aufbewahrungsorte von explizitem Wissen dar und ermöglichen den Benutzern dieses unkompliziert suchen, lesen, ändern und hinzuzufügen zu können oder neue Verlinkungen zu erstellen.[63] Passive Leser werden so zu aktiven Redakteuren. Ein Wiki kann als Instrument des Informations-, Kommunikations- und Beziehungsmanagements verwendet und flexibel an verschiedene Aufgaben angepasst werden. Durch die netzartige Verkettung zu anderen Seiten entwickelt sich eine dynamische Wissensdatenbank.[64] Da die Verlinkung primär innerhalb des Wikis stattfindet, wird es als geschlossenes Netzwerk bezeichnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Internetnutzer werden von Lesern zu Redakteuren Quelle: Komus/ Wauch 2008, S. 6.
Von Tim Berners-Lee stammt die Idee, eine offene Plattform zu erstellen, bei der jeder Nutzer auch einen potentiellen Redakteur darstellt[65]. 1994 griff Ward Cunningham die Idee auf, konstruierte das erste Wiki und machte es 1995 online verfügbar. Er schuf damit die einfachste Form der Online-Datenbank.[66]
Jimmy Wales und Larry Sanger brüteten 2000 in den USA über Nupedia, einem Onlinelexikon deren Artikel von Fachautoren erstellt und gegengelesen wurden. Dieses Redaktionssystem war jedoch zu langwierig. Als Wales und Sanger auf die WikiSoftware aufmerksam wurden implementierten sie ein Wiki in ihr Projekt und luden alle Internet-Nutzer zur Mitarbeit ein. Der 15. Januar 2001 gilt seither als Geburtsstunde des in Wikipedia umgetauften Projekts, dem bekanntesten Wiki der Welt.[67] „Mit dem Erfolg von Wikipedia wurde das Wiki-Prinzip der Öffentlichkeit bekannt[68]."
2.5.1 Funktionsweise eines Wiki
„Wikis nutzen das Konzept des Hypertexts"[69]: Ein strukturierter Wissensfluss verbindet einzelne Wiki-Seiten und Artikel durch Querverweise (Hyperlinks) miteinander. Dadurch können Inhalte mittels Diskussion, Bearbeitung und Ergänzung ständig erweitert werden.[70] Die Texterstellung ist bei jeder Wiki-Software auf wenige Grundfunktionen beschränkt, um den Umgang mit dem Medium Wiki einfach zu gestalten[71]. Unter Verwendung eines Web-Browsers sind die Wiki-Inhalte prinzipiell jederzeit von allen Benutzern editierbar. Dazu dient ein Bearbeitungsfenster der Wiki-Applikation, was nachfolgende Darstellung nochmals verdeutlicht.[72]
Client
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Wiki-Technologie - Redakteur-Server-Kommunikation Quelle: Komus/ Wauch 2008, S. 60.
Die Darstellung im Bearbeitungsfenster, mit WYSIWYG-Editoren[73] entspricht der tatsächlichen Ausgabe am Bildschirm. Desweiteren beinhaltet jede Seite eine Hilfefunktion.[74]
Hyperlinks werden durch die Nutzung von eckigen Klammern um ein Wort, oder mit Hilfe der Camel Case-Syntax (z.B. „LinkName")[75] erstellt und von der Wiki-Software erkannt[76]. Diese kann der Verfasser bilden, um auf andere Inhalte oder einem Informationsbedarf zu verweisen, der zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden soll.[77]
[...]
[1] New Economy= engl. neue Ökonomie; bezeichnet eine neue, durch die Globalisierung geprägte Wirtschaftsform, die durch das Aufkommen von Computern und neuen Kommunikationsmedien im Zuge der digitalen Revolution entstehen sollte. New Economy steht im deutschen Sprachgebrauch, auf Grundlage dieser Theorie, für die Ende 1990 entstandenen und schon wenig später in weiten Teilen gescheiterten Wirtschaftsbereiche.
[2] Vgl. Sawtschenko/ Herden 2000, S. 1 f.
[3] Vgl. Holling/ Freund/ Kuhn 2006, S. 95.
[4] Vgl. Wüstenhagen 2000, S. 201 und Fritz 2007, S. 37.
[5] Vgl. Greisberger 2008, S. 1 und Bachner 2007, S. 3.
[6] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 1.
[7] Vgl. Greisberger 2008, S. 1 und Bachner 2007, S. 3.
[8] Vgl. Schick 2007, S. 193.
[9] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 1 und Bachner 2007, S. 3.
[10] Vgl. Bachner 2007, S. 2.
[11] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 1.
[12] Vgl. Bachner 2007, S. 3.
[13] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 1.
[14] Vgl. Bachner 2007, S. 4.
[15] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 3.
[16] Vgl. Bachner 2007, S. 4.
[17] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 5.
[18] Vgl. Fritz 2007, S. 33.
[19] Vgl. Fritz 2007, S. 33.
[20] Vgl. Raabe 2007, S. 4.
[21] Vgl. Hannig 2002, S. 15.
[22] Vgl. Raabe 2007, S. 4.
[23] Vgl. Hannig 2002, S. 15.
[24] Vgl. Zucker/ Schmitz 2000, S. 45.
[25] Vgl. Hannig 2002, S. 15.
[26] Vgl. Hannig 2002, S. 16.
[27] Vgl. Fritz 2007, S. 33.
[28] Vgl. Hannig 2002, S. 16.
[29] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 3.
[30] Wissensvorsprung: Ein bestehender oder zukünftig potentieller, angestrebter Vorteil im Bezug auf Wissen gegenüber dem Wettbewerb und dem Kunden, um mehr Umsatz zu generieren.
[31] Vgl. Schuhmacher 2005, S. 3 f.
[32] Vgl. Greisberger 2008, S. 86 und Hannig 2002, S. 17.
[33] Vgl. North 2002, S. 39 f.
[34] Data Mining= Das Aufdecken von bisher nicht bekannten Beziehungen und Gemeinsamkeiten von Dateien in einem Data Warehouse eines Unternehmens.
[35] Vgl. Hannig 2002, S. 17.
[36] Vgl. Hannig 2002, S. 18.
[37] Vgl. Zucker/ Schmitz 2000, S. 77.
[38] Vgl. Hannig 2002, S. 19.
[39] Vgl. Kapitel 2.1.2 Wissensmanagement
[40] Vgl. Smolnik/ Riempp 2006, S. 18.
[41] Vgl. Hannig 2002, S. 20.
[42] Vgl. Holling/ Freund / Kuhn 2006, S. 95.
[43] Vgl. Hildebrand/ Hofmann 2006, S. 111.
[44] Vgl. Martin 2006, S. 157.
[45] Mashups: Inhalte des Webs, wie bspw. Text, Daten, Bilder, Töne oder Videos, werden collagen-artig neu kombiniert, z.B. eine Landkarte von Google Maps auf der eigenen Webseite einbinden und mit Markierungen versehen.
[46] Blog: Ein, meist öffentlich einsehbares, Tagebuch das auf einer Website geführt und auch Weblog (von www und log für Logbuch) genannt wird.
[47] Podcast: Setzt sich aus IPod und Broadcast zusammen und bezeichnet eine Hördatei oder ein Video, die über das Internet bezogen werden können.
[48] Foren: Diskussionsforen im Web mit einem Themenschwerpunkt. Darin enthalten sind verschiedene Beiträge bei denen der Nutzer seine Diskussionsbeiträge hinterlassen kann.
[49] Social Tagging: Deutsch Folksonomien genannt. Eine Form der freien Verschlagwortung, bei der Nutzer von Inhalten die Schlagwörter ohne Regeln zu einer Sammlung zuordnen.
[50] Auch soziales Netzwerk (englisch social network) oder Plattform genannt.
[51] Der Begriff Social Software, zu dt. soziale Software, wird teilweise synonym mit dem Begriff Social Computing verwendet.
[52] Vgl. Raabe 2007, S. 49.
[53] Vgl. o. V. http://wm-wiki.wikispaces.com/file/view/D-A-CH_Wissensmanagement_Glossar_v1-0.pdf 2009, S. 9.
[54] Vgl. Komus/ Wauch 2008, S. 76.
[55] Vgl. Döbler 2007, S. 9.
[56] Many-to-many-Relation: Ein wesentliches Merkmal von Social Software. Im Gegensatz zur „one-to-one“ ( Brief, Telefon, Email) und „one-to-many“ Kommunikation (Zeitungen, Homepages) dient dieses Prinzip „von vielen für viele“.
[57] Vgl. Döbler 2007, S. 7.
[58] Komus/ Wauch 2008, S. 76 f.
[59] Deutsch: „soziale Zusammenarbeit“
[60] Das Wort Wiki stammt vom hawaiianischen Wort wikiwiki ab, was „schnell“ bedeutet. Ein Wiki ist auch unter dem Begriff WikiWeb oder WikiWiki bekannt.
[61] Vgl. Komus/ Wauch 2008, S. 5.
[62] Vgl. Greisberger 2008, S. 93.
[63] Vgl. Greisberger 2008, S. 93 f.
[64] Vgl. Koser 2008, S. 15 und Komus/ Wauch 2008, S. 5 f.
[65] Sir Timothy John Berners Lee, ein britischer Informatiker, ist Begründer des World Wide Web und Erfinder der Hypertext Markup Language (HTML), einer textbasierten Programmiersprache zur Strukturierung von Inhalten in Dokumenten.
[66] Vgl. Bendel 2006, S. 82.
[67] Vgl. Greisberger 2008, S. 91 f und Ebner 2009, S. 51.
[68] Müller/ Dibbern 2006, S. 46.
[69] Müller/ Dibbern 2006, S. 46.
[70] Vgl. Greisberger 2008, S. 94.
[71] Vgl. Döbler 2007, S. 12 f.
[72] Vgl. Müller/ Dibbern 2006, S. 47.
[73] WYSIWYG = What you see is what you get entspricht zu dt. dem Wiki-Ansatz „Was ich sehe kann ich sofort ändern".
[74] Vgl. Greisberger 2008, S. 95.
[75] Camel Case-Syntax: Die Schreibweise eines Wortes mit zwei Großbuchstaben erinnert an Kamelhöcker und wird daher Camel Case-Prinzip genannt.
[76] Vgl. Greisberger 2008, S. 95 und Müller/ Dibbern 2006, S. 46.
[77] Vgl. Müller/ Dibbern 2006, S. 46 und Döbler 2007, S. 12 f.