Sieht man genauer hin, fällt auf, dass in den letzten Jahren die Anzahl psychisch kranker Menschen unter den Wohnungslosen gestiegen ist und dass sie versuchen im ‚Bermudadreieck‘ von Wohnungslosenhilfe, Psychiatrie und Suchtkrankenhilfe ihren Ansprechpartner zu finden.
Ich habe mir die Frage der Zuständigkeit gestellt, habe den Anblick eines verwirrt und verwahrlosten Mannes in der Fußgängerzone hinterfragt: Wieso lebt er auf der Straße und wird von der Wohnungslosenhilfe scheinbar nicht erreicht? Und wieso befindet er sich auf Grund seiner offensichtlichen psychischen Erkrankung nicht im psychiatrischen Versorgungssystem?
Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist: Wieso fallen psychisch kranke Wohnungslose aus den beiden Hilfesystemen heraus und warum existieren keine geeigneten Hilfeformen für sie?
Die Beantwortung dieser Frage besteht in der Ermittlung der Schwierigkeiten, die wohnungslosen psychisch kranken Menschen in die bestehenden Hilfesysteme zu integrieren und aufzuzeigen, wie adäquate Hilfen aussehen und zukünftig aussehen könnten.
Für mich ausgewählt habe ich das Thema zusätzlich, da ich keinerlei Vorerfahrungen im Bereich der Wohnungslosenhilfe und des psychiatrischen Versorgungssystems hatte, mich die Problematik der Betroffenen jedoch mitriss und ich mich nicht damit zufrieden geben wollte, dass in unserer heutigen Zeit diese Menschen immer noch vollständig durch das soziale Netz fallen.
Erst seit den letzten Jahren suchen in Deutschland die Wohnungslosenhilfe und das psychiatrische Versorgungssystem gemeinsam nach Antworten auf diese Fragen. Jedoch gilt es, viele Hindernisse zu überwinden und geeignete Formen der Forschung und Statistik zu finden, um die gegenwärtige Problemlage genauer beschreiben und erkennen zu können. Denn obwohl das Problem psychisch kranker Wohnungsloser in den beiden Hilfesystemen bewusst ist, liefern die meisten bundesdeutschen Untersuchungen kein Datenmaterial, das für die konkrete Planung der psychiatrischen Versorgung von Wohnungslosen herangezogen werden könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. WOHNUNGSLOSIGKEIT
- 2.1 Wohnungslosigkeit - Was ist das?
- 2.1.1 Begriffsbestimmungen und Zielgruppe
- 2.1.2 Zahlen und Fakten
- 2.2 Geschlechtsspezifische Ursachen von Wohnungslosigkeit
- 2.3 Unterschiedliche Problemlagen von Wohnungslosen
- 2.4 Gesetzliche Rahmenbedingungen
- 2.5 Struktur und Angebote der Wohnungslosenhilfe
- 3. PSYCHISCH KRANK – FORMEN PSYCHISCHER STÖRUNGEN UND DAS PSYCHIATRISCHE VERSORGUNGSSYSTEM
- 3.1 Die Beschaffenheit psychischer Störungen
- 3.2 Klassifikationssysteme
- 3.3 Formen psychischer Störungen
- 3.3.1 Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen
- 3.3.2 Konsum- und substanzunabhängige psychische Störungen
- 3.4 Das psychiatrische Versorgungssystem in Deutschland
- 4. WOHNUNGSLOS UND PSYCHISCH KRANK - MENSCHEN ZWISCHEN ZWEI HILFESYSTEMEN
- 4.1 Wer sind die psychisch kranken Wohnungslosen?
- 4.2 Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme und Kooperation beider Systeme
- 4.2.1 Schwierigkeiten auf rechtlicher Ebene
- 4.2.2 Schwierigkeiten auf versorgungsstruktureller Ebene
- 4.2.3 Schwierigkeiten auf fachlicher Ebene
- 4.2.4 Schnittstellenprobleme
- 4.3 Handlungsansätze und Forderungen
- 5. FAZIT
- 6. LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorthesis untersucht die Problematik von psychisch kranken Menschen, die zusätzlich wohnungslos sind. Sie analysiert die Schwierigkeiten, die diese Menschen in den Bereichen der Wohnungslosenhilfe und des psychiatrischen Versorgungssystems erfahren, und identifiziert mögliche Handlungsansätze zur Verbesserung der Situation.
- Die Ursachen und Ausprägungen von Wohnungslosigkeit sowie die unterschiedlichen Problemlagen von Wohnungslosen
- Die verschiedenen Formen psychischer Störungen und das psychiatrische Versorgungssystem in Deutschland
- Die Herausforderungen bei der Inanspruchnahme von Hilfen aus den Bereichen der Wohnungslosenhilfe und Psychiatrie durch psychisch kranke Wohnungslose
- Die rechtlichen, strukturellen und fachlichen Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit beider Hilfesysteme
- Mögliche Handlungsansätze und Forderungen zur Verbesserung der Situation psychisch kranker Wohnungsloser
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Warum fallen psychisch kranke Wohnungslose aus beiden Hilfesystemen heraus und warum gibt es keine geeigneten Hilfeformen für sie? Die Arbeit untersucht die Schwierigkeiten, die psychisch kranke Wohnungslose in die bestehenden Hilfesysteme zu integrieren, und zeigt Wege auf, wie adäquate Hilfen aussehen könnten.
Kapitel 2 beleuchtet das Thema Wohnungslosigkeit. Es werden Begriffsbestimmungen, Zahlen und Fakten sowie geschlechtsspezifische Ursachen analysiert. Unterschiedliche Problemlagen von Wohnungslosen werden dargestellt, ebenso wie gesetzliche Rahmenbedingungen und die Struktur sowie Angebote der Wohnungslosenhilfe.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit psychischen Störungen und dem psychiatrischen Versorgungssystem. Es beschreibt die Beschaffenheit psychischer Störungen, die verschiedenen Formen und Klassifikationssysteme. Zudem wird das psychiatrische Versorgungssystem in Deutschland näher beleuchtet.
Kapitel 4 konzentriert sich auf die spezifischen Probleme von psychisch kranken Wohnungslosen. Es werden die Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme und Kooperation beider Hilfesysteme auf rechtlicher, struktureller und fachlicher Ebene untersucht. Außerdem werden Schnittstellenprobleme und Handlungsansätze aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Wohnungslosigkeit, psychische Krankheit, Hilfesysteme, Zusammenarbeit, Zuständigkeit, Schnittstellenprobleme, Integration, Handlungsansätze, Versorgungssystem, psychiatrische Prävalenz.
- Citation du texte
- Lisa Aberle (Auteur), 2009, Wohnungslos und psychisch krank. Probleme bei der Zuständigkeit und Zusammenarbeit zweier unterschiedlicher Hilfesysteme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154037