Die Frage nach dem Wesen des Menschen scheint fast von selbst die Frage nach dem handelnden Menschen oder sogar nach dem frei und verantwortungsvoll oder aus Gründen handelnden Menschen einzuschließen. Wer oder was der Mensch ist soll sich demnach erschließen, wenn die Frage nach der Entstehung der Handlung oder der Handlungsabsicht geklärt ist, welche originäres Merkmal des Menschen im Gegensatz zum Tier ist.
Im letzten Jahrhundert haben sich neben vielen anderen Gelehrten und Wissenschaftlern der Sozialphilosoph George Herbert Mead und der Philosoph Harry Frankfurt mit der Frage nach dem Wesen des Menschen beschäftigt, wenn auch mit unterschiedlichem Akzent. Mead geht von der Entwicklung einer individuellen Identität – ähnlich wie Taylor verwendet Mead im englischen Original den Begriff des „self“, aber mit differenter Implikation – in der Gesellschaft aus. Ohne den „verallgemeinerten Anderen“ , welcher den gesammelten moralischen Haltungen der anderen Gesellschaftsmitglieder entspricht, ist es dem Einzelnen nicht möglich, eine Identität, ein „self“ zu entwickeln. Essentiell für das „self“ ist das »ICH« – im englischen „Me“ –, welches durch die verinnerlichten Haltungen der anderen gebildet wird und mitbestimmend auf die individuellen Handlungen einwirkt. Diese drücken sich spontan im »Ich« – im englischsprachigen Original „I“ – als Reaktion des Individuums auf die Haltungen anderer aus; bis zum konkreten Eintreten ist die individuelle Handlung im möglichen Ablauf offen.
Im Unterschied zu Mead entstehen nach Harry Frankfurt Handlungsabsichten in Form von Wünschen in Abhängigkeit von individuellen Bedürfnissen. In so genannten Wünschen zweiter Stufe zeigt sich das reflektierende Individuum, wenn es wünscht, bestimmte Wünsche erster Stufe haben zu wollen. Das Moment der Verantwortung wird sichtbar, wenn die Volitionen zweiter Stufe – gemeint sind Wünsche zweiter Stufe, welche an sich den Wunsch beinhalten, bestimmte Wünsche zu haben, die handlungswirksam werden sollen – zur Umsetzung gelangen, die Handlungen des Individuums in Einklang mit seinen Volitionen zweiter Stufe erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- FRANKFURT UND MEAD-EINE GEGENÜBERSTELLUNG
- FRANKFURTS KONZEPT VON PERSONALITÄT.
- MEADS THEORIE DER IDENTITÄT.
- Gesellschaft.............
- Gesten
- Identität...
- »Ich« und »ICH<<
- Moralische Verantwortung bei Mead..
- Handlungs- und Willensfreiheit bei Mead...
- MORALISCHE VERANTWORTUNG BEI FRANKFURT.
- VERGLEICH VON FRANKFURT UND MEAD.
- WÜNSCHE UND VERNUNFT
- IDENTITÄT UND PERSÖNLICHKEIT.
- PRÜFUNG AM BEISPIEL DER SÜCHTIGEN.
- DER MENSCH ALS NOTWENDIG VERANTWORTLICHEM GESELLSCHAFTSWESEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Konzepte von Harry Frankfurt und George Herbert Mead in Bezug auf die Voraussetzungen für verantwortliches Handeln. Sie analysiert die Entstehung von Handlungen und der Willensbildung nach beiden Denkern und versucht, ihre Konzepte in einer integrierten Handlungstheorie zu vereinen.
- Entwicklung der Identität und des Selbst bei Mead
- Frankfurts Konzept von Wünschen zweiter Stufe und deren Rolle bei der Handlungsentscheidung
- Der Einfluss der Gesellschaft auf die Willensbildung und Handlung
- Die Bedeutung der Reflexionsfähigkeit für verantwortliches Handeln
- Eine integrierte Handlungstheorie vom notwendig verantwortlichen Menschen als Gesellschaftswesen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach dem Wesen des Menschen und seiner Handlungsfähigkeit in den Kontext philosophischer Debatten. Sie verdeutlicht, wie die Frage nach dem Handelnden mit der Frage nach dem Wesen des Menschen eng verbunden ist.
- Frankfurt und Mead – Eine Gegenüberstellung: Dieses Kapitel stellt die beiden Ansätze von Frankfurt und Mead in Bezug auf die Entstehung von Handlungen und die Rolle des Selbst gegenüber. Es wird deutlich, dass beide die generelle Reflektionsfähigkeit des Menschen betonen, jedoch unterschiedliche Konzepte der Willensbildung und Handlungsentscheidung vertreten.
- Frankfurts Konzept von Personalität: Dieses Kapitel beschreibt Frankfurts Theorie von Wünschen zweiter Stufe und deren Rolle bei der Bildung von Handlungsabsichten. Es beleuchtet die Voraussetzungen für Personalität und die Frage, was den Menschen als Wesen auszeichnet.
- Meads Theorie der Identität: In diesem Kapitel werden Meads Ideen zur Entstehung der Identität in der Gesellschaft vorgestellt. Es werden die Konzepte des verallgemeinerten Anderen, des »ICH« und des »Ich« erläutert, die für Mead eine zentrale Rolle im Prozess der Willensbildung und Handlung spielen.
- Vergleich von Frankfurt und Mead: Das Kapitel setzt die Konzepte von Frankfurt und Mead in Beziehung zueinander und zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Es analysiert, wie beide Ansätze die Frage nach der Verantwortlichkeit im Handeln beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Handlungstheorie und des Selbstverständnisses. Wichtige Schlüsselwörter sind: verantwortliches Handeln, Willensbildung, Identität, Gesellschaft, Moral, Reflexionsfähigkeit, Wünsche zweiter Stufe, »Ich« und »ICH«, verallgemeinerter Anderer, Personalität, Handlungsabsicht.
- Citar trabajo
- Kevin Francke (Autor), 2008, Die Voraussetzung zum verantwortungsvollen Handeln, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154387