Behelfsreflexiva im Deutschen


Mémoire de Maîtrise, 2009

292 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Behelfsreflexiva im Deutschen.
2.1. Reflexivierung im Deutschen.
2.1.1. Grewendorf
2.1.2. Die Duden-Grammatik
2.1.3. IDS-Grammatik
2.2. Die zugrunde liegenden Theorien.
2.2.1. Chomsky und die Bindungstheorie
2.2.2. Der Ansatz von Levinson.
2.2.3. Exkurs zu den Grice’schen Maximen.
2.3. Von „sich“ zu „eigen“
2.4. Das Material
2.4.1. „eigene“
2.4.2. „eigenen“
2.4.3. „eigener“
2.4.4. „eigenes“
2.4.5. „seine eigene“
2.4.6. „seine eigenen“
2.4.7. „seinen eigenen“
2.4.8. „seinem eigenen“
2.4.9. „sein eigener“
2.4.10. „sein eigenes“
2.5. Eine kurze Zusammenfassung
2.6. Verwendung des Possessivpronomens
2.7. Das Verhalten von „seine“

3. Schlussbetrachtung

4. Anhang

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die folgende Arbeit befasst sich, um es in einem Satz zu sagen, mit der Frage, ob sich eigen-Ausdrücke wie Reflexiva verhalten, daher der frei erfundene Begriff Behelfsreflexiva[1].

Um dieser Frage nachzugehen, werden im folgenden zunächst verschiedene Quellen herangezogen, die sich allgemein mit der Reflexivierung im Deutschen beschäftigen, um einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu geben. Dazu gehören die Duden-Grammatik, ein Werk von Günther Grewendorf und die Grammatik des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim. Diese werden inhaltlich kurz wiedergegeben.

Danach wird Noam Chomskys Bindungstheorie kurz umrissen. Darauf aufbauend folgt die Darstellung des Ansatzes von Stephen Levinson, der diese Theorie aufnimmt und auf pragmatische Weise neu definiert. Er zeigt dabei einen historischen Verlauf der Entwicklung von Reflexiva auf. Am Ende dieser Arbeit wird versucht, eigen-Ausdrücke in eins der dort erwähnten Stadien einzuteilen.

Im weiteren Verlauf werden 1100 von der Homepage des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim zufällig ausgewählte Sätze auf die Frage hin untersucht, wie eigen-Ausdrücke dort verwendet, das heißt, gebunden werden. Die Ergebnisse werden in Kategorien eingeteilt, ausgezählt und dargestellt. Dabei werden alle Möglichkeiten der Bindung vorgestellt und an Beispielen illustriert.

Im Zuge dieser Auswertung wird noch die Frage versucht zu beantworten, ob die Verwendung eines vorangestellten Personalpronomens etwas an der Art der Bindung des eigen-Ausdrucks ändert und wenn dieses der Fall sein sollte, inwiefern.

Danach folgt ein kurzer Exkurs zum Bindungsverhalten des Wortes „seine“, um einen Vergleich zu dem von sein-eigen-Ausdrücken zu bekommen. Dazu werden 100 Sätze aus dem gleichen Korpus untersucht und tabellarisch dargestellt.

Die These, die zu bestätigen gilt, ist, dass sich eigen-Ausdrücke wie Reflexivpronomen im Sinne der Bindungstheorie Chomsky verhalten und dem entsprechenden Prinzip A, welches besagt, dass diese in ihrer Domäne gebunden sind, folgen. Eventuell resultierende Beweise oder Gegenbelege werden erörtert.

2. Behelfsreflexiva im Deutschen

2.1. Reflexivierung im Deutschen

Um einen allgemeinen Überblick über die Reflexivierung im Deutschen zu verschaffen, werden im folgenden drei Werke herangezogen: Die Grammatik der deutschen Sprache (herausgegeben vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim), die Duden-Grammatik und Grewendorfs „Aspekte der deutschen Syntax“.

2.1.1. Grewendorf

Günter Grewendorf befasst sich in einem Kapitel seines Buches „Aspekte der deutschen Syntax“ (Grewendorf 1988, Seite 54 ff) mit Reflexivierungsregeln im Deutschen.

Demnach kann das deutsche Reflexivpronomen „sich“ auf zwei verschiedene Arten verwendet werden. So gibt es zum einen die so genannten reflexiv gebrauchten Verben wie „bewundern“, die auch ohne reflexiven Bezug verwendet werden können, wie in dem von ihm auf Seite 54 gegeben Beispiel:

a) Peter bewundert sich.
b) Peter bewundert den Formel-1-Weltmeister.
Daneben gibt es inhärent-reflexive Verben wie „schämen“, bei denen es immer nur den Bezug auf das Subjekt geben kann:
c) Hans schämte sich.
d) *Hans schämte den unverschämten Kerl.

In solchen Fällen spricht Grewendorf von dem nicht echten Reflexivpronomen, welches nicht, wie oben gesehen, durch eine volle NP ersetzt werden kann, welches nicht koordiniert oder erfragt werden kann und welches größeren Stellungsbeschränkungen unterliegt.

Desweiteren formuliert er zwei Reflexivierungsregeln. Die erste besagt, dass eine in einem Satz S auftretende NP reflexiviert wird, wenn sie mit dem Subjekt von S koreferent ist, wobei S der nächste diese NP dominerende S-Knoten ist, d.h. Koreferenz mit dem Subjekt bedeutet immer Reflexivierung, wie in:

e) Peter bewundert sich.

Das ist eine Besonderheit des Deutschen.

Die zweite Regel befasst sich mit der Tatsache, dass im Deutschen das koreferente Antezedens nicht immer das Subjekt sein muss, es kann auch ein Objekt sein wie in:

f) Ich öffnete ihr die Augen über sich/*sie/*sie.

Diesbezüglich formuliert er die Reflexivierungsregel wie folgt:

„(a) Ein nicht-präpositionales Objekt wird bei Koreferenz mit einem Akkusativ-Objekt reflexiviert.
(b) Bei Koreferenz mit einem Akkusativ- oder Dativ-Objekt wird in einer notwendigen Präpositionalphrase reflexiviert, in einer freien Präpositionalphrase pronominalisiert.“ (Grewendorf 1988, Seite 59)

Im weiteren Verlauf seines Textes verweist er auf eine Hierarchie, die grammatische Funktionen beschränkt und so aussieht:

„SUBJ < DIR. OBJ < IND. OBJ < INSTR. < ADV < GEN“ (Grewendorf 1988, Seite 60).

Eine Anapher darf seinem Antezedens in dieser Hierarchie nicht vorangehen, was dann seine zweite Regel als generell annehmbar rechtfertigt.

2.1.2. Die Duden-Grammatik

Dass dem Thema Reflexivierung als solches in der allgemeinen Linguistik nicht wirklich viel Beachtung zuteil wird, ist zum einen daran zu erkennen, dass es zu diesem Aspekt der deutschen Sprache kaum Fachliteratur gibt und dieser zum anderen sogar im Duden kaum in Erscheinung tritt.[2]

In der Grammatik wird beschrieben, dass das Reflexivpronomen nur die Form „sich“ kennt. Zur Hervorhebung kann ein „selbst“ oder „selber“ angehängt werden. Wie bei Grewendorf wird hier eine Art Hierarchie aufgegriffen, welche besagt, dass die Auffälligkeit der Bezugsphrase des Reflexivpronomens nicht stärker sein darf als die des Reflexivpronomens selber. Das wird wie folgt dargestellt:

„Nominativ → Akkusativ → Dativ → Genitiv“ (Duden 2004, Seite 281).

Das heißt, dass z.B. die Bezugsphrase (=das Antezedens) im Nominativ und das Pronomen im Akkusativ stehen kann aber nicht umgekehrt.

Zu formalen Merkmalen wird gesagt, dass das Reflexivpronomen in der 1. und 2. Person mit den Formen des Personalpronomens übereinstimmt, in der 3. Person wird im Dativ und Akkusativ „sich“ gebraucht und im Nominativ kommt es gar nicht vor.

2.1.3. IDS-Grammatik

Die Homepage des IDS Mannheim erlaubt den Zugriff auf das Grammatikportal Grammis. Dort erfährt man:

„Das unveränderliche Reflexivpronomen sich ist eine besondere Form des anaphorischen Bezugs, die innerhalb eines Satzes den Rückbezug auf bereits eingeführte Gegenstände oder Personen erlaubt. Der Bezugsausdruck ist dabei fast immer das Subjekt (Hans wäscht sich.), sehr viel seltener das Akkusativkomplement (Die Sanitäter brachten den Ohnmächtigen wieder zu sich.).“ (IDS-Mannheim1)

Diese Definition ist interessant für die weitere Vorgehensweise, da man erfährt, wie Reflexivpronomen gebunden werden können. Übertragen auf die hier besprochene Thematik heißt das, dass zu untersuchen ist, wie die eigen-Ausdrücke gebunden werden, ob also wirklich fast immer vom Subjekt beziehungsweise dem Akkusativobjekt oder einer Präpositionalphrase. Das wäre nämlich zu erwarten, da es ja um die Frage geht, ob sich Reflexivpronomen wie Anaphern im Sinne der Bindungstheorie verhalten.

2.2. Die zugrunde liegenden Theorien

Dieser Arbeit liegen im wesentlichen zwei Theorien zugrunde, welche im folgenden inhaltlich kurz umrissen werden.

2.2.1. Chomsky und die Bindungstheorie

Noam Chomskys Bindungstheorie[3] beschreibt drei Prinzipien:

A) Anaphern sind in ihrer Bindungsdomäne gebunden.
B) Pronomen sind in ihrer Bindungsdomäne frei.
C) R-Ausdrücke (=referentielle Ausdrücke) sind frei.

Mit Anaphern sind Reflexivpronomen (wie „sich“) und Reziproke (wie „einander“) gemeint.

Diese Prinzipien wurden zunächst als universell geltend angenommen, konnten diesem Anspruch aber nicht gerecht werden und wurden so im Laufe der Zeit immer wieder modifiziert.

Die Bindungsdomäne für eine Anapher (also ein Reflexiv- oder Reziprokpronomen) oder ein Pronomen ist der minimale DP- oder IP-Knoten, der die Anapher oder das Pronomen enthält.

Das heißt für diese Untersuchung, dass das ausgewählte Material danach analysiert wird, ob Bindung inner- oder außerhalb dieser Domäne stattfindet. Chomskys These, dass Anaphern in ihrer Bindungsdomäne gebunden sein müssen, wird dabei besondere Beachtung zukommen.

Wichtig für diese Arbeit ist, dass der Begriff Bindung bei Chomsky syntaktisch definiert wird und zwar mit Hilfe des C-Kommandos. Nach Bußmann wird Bindung wie folgt definiert:

„Ein Antezdens-Element bindet eine mit ihm koreferente Nominalphrase, wenn die NP von ihrem Antezedens c-kommandiert wird.“ (Bußmann 1990, Seite 136)

Desweiteren heißt es:

„Eine Konstituente X c-kommandiert eine von X verschiedene Konstituente Y dann und nur dann, wenn

a) der erste verzweigende Knoten über X auch Y dominiert,
b) X nicht Y dominiert
c) Y nicht X dominiert“ (Bußmann 1990, Seite 150).

Dass man Bindung nicht nur syntaktisch, sondern auch pragmatisch definieren kann, werden wir im nächsten Teil bei Levinsons Theorie sehen.

2.2.2. Der Ansatz von Levinson

Stephen Levinson (Levinson 1991) greift die drei Bindungsprinzipien von Chomsky auf und versucht diese pragmatisch zu erklären. Dabei geht er davon aus, dass man Prinzip A und B komplementär betrachten kann, das heißt also, dass entweder Prinzip A grammatisch spezifiziert ist und B und C dann auf die Pragmatik reduziert werden oder Prinzip B wird als Basis genommen und A und C davon abgeleitet werden.

Da es mit beiden seiner Meinung nach Probleme gibt, kommt er am Ende seines Textes zu einer Synthese und beschreibt, was für diese Untersuchung wichtig ist, nämlich einen historischen Verlauf der Entwicklung von Reflexiva. Er greift dazu das Beispiel des Altenglischen auf.

Zuerst gibt es in einer Sprache gar keine Reflexiva. Wurde z.B. gesagt:

1) John hit him,

ist dieser Satz nicht koreferent zu interpretieren, da das Pronomen und kein anderes Element verwendet werden konnte, um Koreferenz zu intendieren. Es gab nur diese eine Lesart, da Argumente bevorzugt disjunkt waren, das heißt, dass das Argument und das Subjekt nicht die gleiche Referenz haben.

Im zweiten Stadium treten morphologische Reflexiva allmählich auf, so dass man sagen kann:

2) John hit him + Emphasemarkierer „self“

Aus diesem Satz wird dann:

2a) John hit himself,

in dem durch „self“ ein Bedeutungsunterschied zum ersten Satz entsteht. Das „self“ kann also dazu dienen, Reflexivierung herzustellen oder es dient einfach der Betonung.

Aus diesem Pronomen+Emphasemarkierer „self“ wird dann im dritten Stadium ein Reflexivum, d.h. es wird grammatikalisiert. So kann dann das Beispiel:

3) John hit him

nicht koreferent verstanden werden, da der Sprecher absichtlich ein Pronomen gewählt hat. Er hätte ja auch das Reflexivum „himself“ wählen können.

„Self“ wurde also von einem einfachen Emphasemarkierer zu einem reflexiven Element und später grammatikalisiert. Die Frage in dieser Arbeit ist, ob sich „eigen“ so verhält wie dieses „self“ und wenn es das tut, in welchem Stadium es sich befindet.

Levinson leitet seine pragmatische Theorie von den drei Grice’schen Konversationsmaximen ab.

2.2.3. Exkurs zu den Grice’schen Maximen

Bei Grice (Grice 1980, Seiten 109 ff) gibt es neben den drei Maximen das so genannte Kooperationsprinzip, welches besagt, dass man seinen Beitrag zur Konversation so gestalten soll, wie es die gegenwärtig akzeptierte Zweckbestimmung und Ausrichtung des Gesprächs, an dem man teilnimmt, erfordert. Dem untergeordnet gibt es die Maxime der Qualität, die der Quantität, die der Relevanz und die der Art und Weise.

Levinson nimmt nun diese Maximen und wendet sie auf Chomskys Bindungsprinzipien an. Dabei wird aus der Maxime der Quantität das I(nformativeness)-Prinzip, aus der Maxime der Art und Weise das M(anner)-Prinzip und aus der Maxime der Qualität das Q(uality)-Prinzip. Diese Prinzipien ordnet er auf einer so genannten Horn-Skala an, welche wie folgt aussieht

Q>M>I.

Die Q- und M-Implikaturen beziehen sich auf das, was der Sprecher alternativ hätte sagen können, die I-Implikatur basiert auf der Annahme, dass stereotype Interpretationen zu bevorzugen sind. Vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass das, was normal ausgedrückt ist, auch normal ist.

Das Q-Prinzip hingegen bedeutet, dass das, was nicht gesagt ist, nicht stimmt. Levinson ordnet in diesem Zusammenhang Pronomen und Anapher auf einer Horn-Skala an <himself, him>. Wählt der Sprecher „him“ q-implikatiert das eine nicht-zusammenhängende Referenz, da der Sprecher das Reflexivum hätte wählen können.

Das M-Prinzip heißt dann, dass das, was nicht normal ausgedrückt ist, auch nicht normal ist. Das bedeutet, dass die Verwendung eines bestimmten Ausdruckes auch immer eine Bedeutung hat.

Nicht zu verschweigen ist, dass auch Levinsons Behauptungen nicht ganz problemlos sind. So ist es zu bezweifeln, dass Pronomina und Reflexiva wirklich eine Horn-Skala bilden. Desweiteren stehen Anaphern und Pronomina nicht immer in komplementärer Distribution.

Was bei Levinson noch zu erwähnen ist, ist der Faktor der Logophorizität. Diese bezeichnet eine spezielle Art von Referenz, die vor allem in zahlreichen westafrikanischen Sprachen vorkommt. Logophorische Pronomina beziehen sich auf die Person, aus dessen Sicht etwas erzählt wird und sie sind somit von „normalen“ Pronomina zu unterscheiden. Der Sprecher wird durch eine solche Verwendung veranlasst, den Standpunkt der betreffenden Person einzunehmen. Logophorische Bindung ist somit nicht syntaktisch, sondern wird von Diskursfaktoren bestimmt.

Wichtig ist, dass diese Art der Bindung der der Bindungstheorie widerspricht. Tibor Kiss spricht in diesem Fall von Ausnahmeanaphern oder exempt anaphors (Kiss 2003, Seiten 157 ff.).

Diese Eigenschaft wird auch in der Untersuchung des hier bearbeiteten Materials eine Rolle spielen, da der logophorischen Verwendung der eigen-Ausdrücke eine eigene Kategorie zufällt. Logophorische Reflexiva scheinen Prinzip A der Bindungstheorie nicht zu unterliegen, das heißt, sie sind nicht in ihrer Domäne gebunden.

2.3. Von „sich“ zu „eigen“

Der Gedanke, die Eigenschaften des Reflexivpronomens „sich“ auf Ausdrücke, die „eigen“ enthalten, zu übertragen stammt ursprünglich von PD Dr. Ralf Vogel (Vogel 2006). In seinem Syntaxkolloqium befasste er sich mit komplexen Anaphern im Deutschen.

Es werden zunächst einfache von komplexen Anaphern unterschieden. Die einfachen nennt man SE-Anaphern, dazu zählt auch das deutsche „sich“. Es ist morphologisch einfach konstruiert. Die komplexen Anaphern werden SELF-Anaphern genannt und bestehen in der Regel aus einem Pronomen und einem Intensivierer, so wie das englische „himself“.

Das deutsche Reflexivpronomen „sich“ kann durch die Verwendung von „selbst“ verstärkt werden, wie man hier sehen kann:

a) Hans wäscht sich die Haare.

b) Hans wäscht sich selbst die Haare.

Dadurch wird betont, dass Hans sich und keinem anderen die Haare wäscht.

Analog dazu die Beispiele:

c) Hans wäscht seine Haare.

d) Hans wäscht seine eigenen Haare.

Das ist ein adäquater Ersatz für die im Deutschen nicht vorhandenen Anaphern im Genitiv.

„Sich selbst“ zusammen ist ein komplexes Reflexivum und das ist dann auch für Ausdrücke wie „seine eigenen“ und ähnliche (im folgenden als sein-eigen-Ausdrücke bezeichnet) zu erwarten.

In manchen Fällen ist „selbst“ sogar obligatorisch, wie diese Beispiele zeigen:

„a. Maria erinnerte sich ihrer selbst.
b. Holgers Bilder seiner selbst.
c. um ihrer/seiner selbst Willen.“ (Vogel 2006, Seite 10)

Hier scheint schon eine Art Grammatikalisierung eingetreten zu sein, wie wir es in den Stadien bei Levinson oben gesehen haben. Aber in der Regel ist „selbst“ ein Emphasemarkierer wie das englische „himself“.

Nun ist die Frage, mit diesem Wissen im Hinterkopf, ob sich eigen-Ausdrücke wirklich wie „sich“ und „sich selbst“ verhalten und das wird im folgenden überprüft.

2.4. Das Material

Die untersuchten Sätze stammen von der Homepage des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim. Dort hat man die Möglichkeit, bestimmte Wörter oder auch Wortfolgen aus einem enormen Korpus herauszusuchen. Dieser besteht überwiegend aus Zeitungen. Man gibt das Suchwort in eine Maske ein und erhält dann eine selbst bestimmte Anzahl von Treffern.

Folgende Ausdrücke werden hier untersucht:

- eigene
- eigenen
- eigener
- eigenes
- seinen eigenen
- seinem eigenen
- seine eigene
- seine eigenen
- sein eigenes
- sein eigener
- seine (zum Vergleich)

Um zu schauen, inwieweit eine Verwendung mit einem Personalpronomen das Verhalten von „eigen“ ändert (und ob überhaupt), wurden die betreffenden Ausdrücke ebenfalls untersucht. Hierbei wurden nur Formen mit „seinen“ herangezogen, da es sich bei den Sätzen des Korpus überwiegend um Zeitungsmaterial handelt und „seinen“ aufgrund der Erzählperspektive der dritten Person Singular am häufigsten vertreten ist. Zudem sind damit die Formen des Maskulinum und Neutrum abgedeckt.

Wichtig zu wissen ist noch, dass die im Anhang fett markierten Ausdrücke die von dem IDS gemeinten sind. Das ist in den Fällen wichtig, in denen ein Satz einen bestimmten eigen-Ausdruck zufällig zweimal enthält. In der folgenden Analyse werden diese Ausdrücke durch Unterstreichung markiert, der entsprechende Binder kursiv.

Zu jedem Ausdruck wurden 100 Beispiele bzw. zu „seinen eigenen“ 200 untersucht, die von dem Programm des IDS zufällig ausgewählt worden sind. Diese Sätze wurden dann verschiedenen Kategorien zugeteilt und im Anhang entsprechend markiert. Dann wurden die einzelnen Sätze ausgezählt und das Ergebnis in Form verschiedener Tabellen dargestellt. Die einzelnen Kategorien werden im Verlauf der Analyse näher und an Beispielen erläutert.

Untersucht wurden die betreffenden Sätze auf folgende Kriterien:

1) Wird der eigen-Ausdruck durch Subjekt gebunden?
2) Wird der eigen-Ausdruck von durch Nicht-Subjekt gebunden?
3) Wodurch kann der eigen-Ausdruck sonst gebunden sein?
3) Findet die Bindung innerhalb der Domäne statt?
4) Findet die Bindung außerhalb der Domäne statt?
5) Findet logophorische Bindung statt?
6) Wie verhält sich der eigen-Ausdruck sonst im Satz?

2.4.1. „eigene“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1): Bindung von „eigene“

Auffallend ist hier die relativ große Anzahl ungültiger und somit nicht verwertbarer Ausdrücke. Im Korpus des IDS wurde nach Sätzen, die „eigene“ enthalten gesucht und 100 Treffer wurden daraus per Zufall ermittelt. Dabei wurden leider auch Ergebnisse angezeigt, die Ausdrücke wie „seine/ihre/meine eigene“ enthielten, welche hier (noch) nicht erwünscht sind und somit als ungültig betrachtet werden. Desweiteren gibt es im Korpus Beispiele, welche wahrscheinlich falsch eingegeben worden sind, oder welche nicht verwertbar sind, da die Information, die man zur Analyse braucht, nicht vorhanden ist. Das kommt daher, dass der eigen-Ausdruck in den ermittelten Treffern immer in dem Absatz gezeigt wird, in dem er verwendet wurde. So kann es vorkommen, dass z.B. das Substantiv, um das es geht, durch einen Absatz vom eigen-Ausdruck getrennt wurde und nun nicht mehr zu finden ist.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Diese Art der Bindung ist 36 Mal im untersuchten Material zu finden und bildet damit die Mehrheit. Es gibt Beispiele wie:

Die beiden Begleiter von Jörn St. hatten zunächst auf eigene Faust nach dem Werkzeugmacher gesucht.“ (30),

hier sind „die beiden Begleiter von Jörn St.“ Subjekt des Satzes und binden „eigene“ innerhalb der Bindungsdomäne, die hier auch der komplette Satz ist. Ausgegangen wird hier vom Begriff Bindungsdomäne, so wie er in der Generativen Grammatik verstanden und oben erklärt wird.

Ein anderes Beispiel ist:

Der Vogel dreht sich einmal pro Sekunde um die eigene Achse.“ (49),

genau wie oben bindet das Subjekt „der Vogel“ „eigene“.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Dieser Fall ist hier achtmal zu finden, so z.B. bei:

„Das Leitbild kann für alle initiativen und engagierten Bürgerinnen und Bürger Orientierungshilfe und Anstoss für eigene Aktivitäten sein“ (8),

hier wird „eigene“ von der Präpositionalphrase „für alle initiativen und engagierten Bürgerinnen und Bürger“ gebunden,

oder:

„Und zwar sei den jungen Mietern ein eigenes, separates Schlafzimmer und eine eigene Kochnische wichtig.“ (44),

hier bindet das Dativobjekt „den jungen Mietern“ „eigene“.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Eigen-Ausdrücke können aber auch durch Elemente des übergeordneten Satzes gebunden werden, das heißt, dass Haupt- und Nebensätze getrennt voneinander betrachtet werden müssen. Als Binder fungieren kann dann das Subjekt des anderen Satzes, wie in (70):

„Sind sie mit einem gesetzlich krankenversicherten Ehepartner verheiratet, so besteht die kostenfreie Mitversicherung über den Ehegatten nur, wenn das eigene regelmäßige Einkommen 400 Euro im Monat nicht übersteigt.“.

Hier haben wir den betreffenden Haupt-und Nebensatz noch getrennt durch einen weiteren Nebensatz.

Diese Art der Bindung ist hier insgesamt zweimal zu finden.

Bindung im übergeordneten Satz durch ein Nicht-Subjekt

Diesen Fall gibt es sogar nur einmal, nämlich in:

„Seine Popularität hat sich in den letzten Wochen klar gesteigert - was ihm aber im Grunde nicht viel nützt, solange die eigene politische Basis brüchig bleibt.“ (20);

Auch hier haben wir wieder einen Haupt- und einen Nebensatz und zugleich Bindung durch „ihm“, dem Dativobjekt des Satzes.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitvs

Interessant sind diese insgesamt sechsmal vertretenen Fälle, in denen Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs stattfindet. In:

„[…] während seiner Jungbusch-Zeit hat Schäfer auch gelernt, "mal eigene Ideen einzustampfen".“ (66)

wird ein so genanntes mitverstandenes Subjekt angenommen, welches durch das große PRO repräsentiert wird. So würde es heißen:

„[…] während seiner Jungbusch-Zeit hat Schäfer auch gelernt, PRO "mal eigene Ideen einzustampfen".“.

Dieses PRO ist koreferent mit dem Subjekt „Schäfer“ und bindet „eigene Ideen“. Somit sind Fälle dieser Art auch unter Bindung mit dem Subjekt einzuordnen.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Auch wenn man in einem Satz nicht auf Anhieb ein Subjekt erkennen kann, kann trotzdem eines versteckt sein. Ähnlich wie im obigen Fall wird dann ein mitverstandenes Subjekt angenommen, hier aber durch das kleine pro repräsentiert.

So ein Satz kann aussehen wie (16):

„"Erstens fuhr Hervé zu früh von uns weg und versuchte es auf eigene Faust.“.

Dadurch, dass der zweite Teil des Satzes den eigen-Ausdruck enthält, ist er hier besonders interessant. Er enthält auf den ersten Blick kein Subjekt; da dieses aber im ersten Teil zu finden ist (=“Hervé“), kann dieses übertragen werden und es würde dann so aussehen:

„"Erstens fuhr Hervé zu früh von uns weg und pro versuchte es auf eigene Faust.“.

Das kleine pro ist koreferent mit „Hervé“ und somit ist dieses erneut ein Fall von Subjektbindung im Satz.

Dieser Fall ist in insgesamt drei Beispielen zu finden.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Ein Beispiel für diesen Fall ist (4):

„Sponsoren […], die eigene Referenzbeispiele einbringen, sollen den Betrieb künftig finanzieren.“.

Das Relativpronomen „die“, stellvertretend für die „Sponsoren“, ist hier Subjekt des Relativsatzes. Es gibt auch Relativpronomen, die als Objekt fungieren, dieses wird an anderer Stelle gezeigt, da es bei den Ausdrücken mit „eigene“ gar nicht zu finden war. Insgesamt sind hier acht Fälle der Bindung mit einem Subjekt-Relativpronomen zu finden. Auch dieses ist also wieder Subjektbindung im Satz.

Bindung innerhalb der Nominalphrase

Für diesen Fall gibt es hier zwei Beispiele und er lässt sich auch am besten anhand dessen erklären:

„Für ihn gibt's nur eine Möglichkeit, daraus auszubrechen: der Weg in die eigene (Traum- )Welt, in der er immer mehr verhaftet.“ (32).

Auch hier kann man wieder von einem mitverstandenen Subjekt ausgehen, aber auf eine andere Art und Weise als wir es schon gesehen haben. Durch den Gebrauch von „der Weg in“ wird ein Subjekt erzwungen, jemand/eine Person muss diesen Weg gehen. Somit wird in der Nominalphrase „der Weg in die eigene (Traum-)Welt“ ein Subjekt mitverstanden und dieses ist ein Fall anaphorischer Bindung.

Es gibt auch Fälle, in denen ein explizites Subjekt in der Nominalphrase steht, das wird später gezeigt, da es diesen Fall hier nicht gibt.

Logophorische Bindung

Wie bereits weiter oben erläutert, bezieht sich diese Art der Bindung auf die Theorien von Levinson. Sie ist nicht syntaktisch definiert und wird angewendet auf Sätze, die zum Beispiel keinen Binder enthalten, wie (34):

„Die Blätter der kleinen, aber feinen Schau geben nicht nur einen Blick in die eigene griechisch-orhodoxe Ikonographie, sie demonstrieren auch den Einfluß "westlicher" Stilelemente, der schließlich in den auf Athos entstandenen Blättern zunehmend schwindet.“

Vermutlich fungiert hier „Athos“ als der Binder, das wird hier leider nicht ganz deutlich. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, stünde „Athos“ in keinem syntaktischen Bezug zu dem eigen-Ausdruck, da beide Elemente in zwei verschiedenen Sätzen stehen. Der Leser versteht diesen Satz aber auch ohne diese Verbindung, nämlich durch den Kontext.

Es kann aber auch sein, dass ein Satz (oder auch ein ganzer Absatz, wie hier untersucht wurde) gar keinen möglichen Binder enthält, wie (19):

„Diese Daten lassen sich, wie auch die Karten selbst, exportieren und für eigene Präsentationszwecke weiterverwenden.“

Da das Verb „weiterverwenden“ aber einen Agens braucht, kann der Leser ihn sich aufgrund seiner Erfahrung mit diesem Verb sozusagen hinzudenken.

Logophorische Bindung ist ein relativ häufig zu findender Fall (auch bei den anderen eigen-Ausdrücken); hier gibt es ihn 14 Mal.

Emphatischer Gebrauch

Der Fall des emphatischen Gebrauchs von eigen-Ausdrücken wird hier so verstanden, dass etwas besonders hervorgehoben und von anderen Sachen unterschieden werden soll. Es hat mit der Bedeutung des Satzes zu tun und ist daher nicht syntaktisch bestimmt. Daher werden hier nur Fälle eingeordnet, die eindeutig emphatisch sind, wie zum Beispiel:

„Der Erlös des Gemeindefestes ist für die zwei Partnergemeinden in Peru ebenso gedacht wie für die eigene Gemeindearbeit und den Kindergarten.“ (75).

Hier geht es um die Gegenüberstellung der beiden Partnergemeinden und der eigenen Gemeinde. Das Geld ist sowohl für die eine als auch für die andere Partei gedacht und das wird hier durch die Verwendung und die Betonung von „eigene“ hervorgehoben.

Position des Binders

Ebenfalls interessant bei der Untersuchung der eigen-Ausdrücke ist die Position, die der betreffende Binder im Satz einnimmt, das heißt, steht er vor oder nach dem zu bindenden Element. Dieses Phänomen kann nicht in den Kategorien „ungültig“, „Sonstiges“, „Emphatische Verwendung“, „Bindung innerhalb der Nominalphrase durch ein mitverstandenes Subjekt“ und „Logophorische Bindung“ untersucht werden, da die Sätze dieser Kategorie keinen Binder haben, dieser nicht eindeutig zuzuweisen ist oder die Sätze einfach nicht analysierbar sind. Also bleiben bei diesem eigen-Ausdruck nur 64 Treffer übrig, die auf die Position des Binders hin betrachtet werden können. Dabei ist zu bemerken, dass von diesen 64 Sätzen nur 3 den Binder hinter dem eigen-Ausdruck stehen haben. nämlich (47), (76),(93).

In Satz (76):

„Eigene Fehler räumte er gestern nicht ein.“

zum Beispiel leitet der eigen-Ausdruck den Satz ein. Durch diese Positionierung am Satzanfang wird der Ausdruck besonders hervorgehoben und die erwähnten Fehler sollen wahrscheinlich von denen anderer Leute abgegrenzt werden. Syntaktisch ist dieser Satz nicht anders als andere, die Betonung wird nur vom Subjekt auf das Objekt verlagert. Ebenso verhält es sich mit Beispiel (93):

„Eigene CDs zu erstellen ist für viele Computernutzer zum Hobby geworden.“.

2.4.2. „eigenen“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2): Bindung von „eigenen“

Auch hier sind aus den im vorangegangenen Beispiel erwähnten Gründen viele Sätze nicht gültig (nämlich insgesamt 23), zwölfmal waren die eigen-Ausdrücke mit Possessivpronomen versehen.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Auch hier ist die Bindung innerhalb Satz mit dem Subjekt die dominierende Variante, sie erscheint 39 Mal, so zum Beispiel in Sätzen wie:

„Wenn das Feedback entsprechend ist, kann das Unternehmen einen eigenen Web-Auftritt installieren.“ (115)

oder

„Bis dahin wird Schulte nach eigenen Angaben mit seiner Nachfolgerin offen und fair zusammenarbeiten.“ (108).

Die Formulierung „nach eigenen Angaben“ ist übrigens in dem durchsuchten Material noch sechsmal zu finden und zwar in den Beispielen (105), (127), (153), (174), (189) und (199). Das sollte aber in einem Korpus, welches überwiegend aus Zeitungsartikeln besteht, nicht weiter verwundern.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Diesen Fall gibt es hier siebenmal, darunter in (103):

Funktionären der Thurgauer Anklagekammer soll in Zukunft das Führen von Strafmandaten im eigenen Kanton untersagt sein.“;

hier wird der eigen-Ausdruck durch das Dativobjekt gebunden.

Ein anderes Beispiel ist (113):

„"Ich kenne keinen Klub mit einem eigenen Jugendraum, […].“,

wo nicht das Subjekt „Ich“ der Binder ist.

Bindung im übergeordneten Satz durch das Subjekt

Diese Art der Bindung ist hier mit drei Treffern relativ gering vertreten, so unter anderem in:

„Zwar setzen Herr und Frau Österreicher in allen Bereichen des Lebens den Sparstift an, doch vor den eigenen vier Wänden machen die Ausgabenkürzungen dennoch halt.“ (161).

Hier haben wir einen Haupt- und einen Nebensatz, die jeweils den Binder und den eigen-Ausdruck enthalten.

Bindung im übergeordneten Satz durch ein Nicht-Subjekt

Hierfür gibt es nur ein Beispiel, nämlich (102):

„Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem bei Männern fehlende soziale Beziehungen oft dazu führen, dass sich ihr Verhalten der eigenen Gesundheit gegenüber negativ entwickelt.“.

Die Präpositionalphrase „bei Männern“ ist hier der Binder für den eigen-Ausdruck.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Ein Beispiel dafür ist:

„Einen Wunsch für das neue Jahr formulierend, rief der Präsident dazu auf, den Gegner nicht in der eigenen Partei zu suchen, […].“ (107).

Auch hier kann man wieder sagen:

„Einen Wunsch für das neue Jahr formulierend, rief der Präsident dazu auf, PRO den Gegner nicht in der eigenen Partei zu suchen, […].“,

wobei PRO wieder koreferent mit dem Subjekt ist.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Diesen Fall gibt es nur einmal und das in (109):

„[…], mit zunehmender Spieldauer aber verzweifelten die Spieler von Trainer Tino Osta an der gut stehenden Abwehr der Gäste und begannen auch an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln.“

Das kleine pro, also das mitverstandene Subjekt, ist vor dem zweiten Teil des Satzes einzuordnen, also:

„[…], mit zunehmender Spieldauer aber verzweifelten die Spieler von Trainer Tino Osta an der gut stehenden Abwehr der Gäste und pro begannen auch an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln.“.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Auch hier gibt es nur zwei Beispiele für den Fall der Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen, einer davon ist:

„Ein britischer Unternehmer, der nach eigenen Angaben vor dem Bankrott steht, […].“ (127).

Das Relativpronomen „der“ ist das Subjekt des Nebensatzes.

Beispiele für Bindung mit einem Objekt-Relativpronomen gibt es hier gar nicht, ebenso wenig Bindung innerhalb einer Nominalphrase.

Logophorische Bindung

Diese Art der Bindung ist hingegen 16 Mal zu finden. Wieder gibt es hier Fälle, in denen der Binder in einem anderen Satz steht, wie in:

Maya Bachmann hat das Diplom als Rhythmiklehrerin am Konservatorium Zürich erworben und seither an verschiedenen musikalischen und heilpädagogischen Stellen gewirkt. Das Erwachsenwerden der eigenen Kinder ermöglichte in den letzten Jahren wieder eine umfassendere Berufstätigkeit […].“ (101).

Das Subjekt „Maya Bachmann“ hat aufgrund der Distanz zum eigen-Ausdruck keine syntaktische Wirkung auf diesen. Aber der Leser ist in der Lage, diesen Rückbezug bei Lesen herzustellen und so zu verstehen, von wessen Kindern hier die Rede ist.

Es gibt aber auch hier die Variante, dass der eigen.Ausdruck gar keinen sprachlich realisierten Binder hat, wie es hier zu sehen ist:

„So soll die Schaffung eines eigenen Kinderbetreuungsgesetzes die seit Monaten anhaltenden Querelen zwischen den Koalitionspartnern beenden.“ (131).

Dieses angesprochene Gesetz gehört niemandem, hat keinen Binder, es soll eigen ständig werden. Hier hat das „eigenen“ eher eine pragmatische als syntaktische Eigenschaft.

Emphatischer Gebrauch

Diesen Fall gibt es hier einmal und zwar in (166):

„Längst hatte er sich da einen guten Namen gemacht, aber nie zur eigenen Profilierung, sondern stets zu der des kommunalen Geldinstituts, […].“

Hier gibt es wieder eine Gegenüberstellung oder einen Vergleich von der Profilierung der betreffenden Person und der des Geldinstitutes. „Eigenen“ dient der Abgrenzung dieser beiden Seiten.

Noch zu diskutierende Beispiele gibt es hier gar nicht.

Position des Binders

Hier bleiben nach Abzug der oben erwähnten, nicht verwertbaren Sätze 60 Beispiele übrig, von denen acht den Binder hinter dem eigen-Ausdruck stehen haben. Hier haben wir einen Fall, in dem der Binder aufgrund eines Zitates erst nach dem eigen-Ausdruck erscheint, nämlich (106):

„In «Druss ond drii» fänden sich zum einen Geschichten aus der eigenen Jugendzeit in alt Walzenhausen, so Peter Eggenberger.“.

Hier könnte der Teil „so Peter Eggenberger“ aber auch ohne Probleme vor der indirekten Rede stehen.

Die Beispiele (124), (199) und (142) zeigen den eigen-Ausdruck am Satzanfang, wie hier in (142) zu sehen:

„In einem eigenen Punkt der Koalitionsvereinbarung ist festgehalten, daß […].“.

Auch hier dient die Verschiebung des eigen-Ausdrucks der Betonung, auch Topikalisierung genannt.

Die restlichen vier Beispiele[4] zeigen den eigen-Ausdruck an der der zweiten Stelle des Satzes, wie (147):

„Wiewohl die Auseinandersetzung mit der eigenen Disziplin, der Volkskunde, prägnant und theoretisch fundiert ist, wendet sich Tschofen an ein breites Publikum.“

oder (176):

„Und das Gefühl, auch in der eigenen Wohnung ständig beobachtet zu werden, wird Dagmar S. so bald nicht mehr los.“.

2.4.3. „eigener“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3): Bindung von „eigener“

Ungültig sind hier sieben Treffer, wovon die Mehrheit keinen analysierbaren Satz aufzeigt.

Zu bemerken ist hier noch, dass insgesamt 20 Sätze den Ausdruck „aus eigener Kraft“ enthalten, nämlich (205), (216), (217), (219), (221), (222), (232), (233), (240), (261), (266), (273), (275), (288), (289), (291), (292), (296), (300). Das ist eine häufig benutzte[5] und bekannte Floskel und gerade in der Schriftsprache sehr beliebt, um einen Sachverhalt besser zu veranschaulichen.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Auch bei dem Gebrauch von „eigener“ haben wir in überwiegender Mehrheit, das heißt in 58 Sätzen, den Fall der Bindung im Satz mit dem Subjekt, wie:

„Natürlich hätte ich den Beitrag auch in eigener Kompetenz bewilligen können.“ (218),

wo das Subjekt „ich“ als Binder fungiert und mit dem gebundenen Objekt „eigener Kompetenz“ in einem Satz steht.

„Aus eigener Kraft kann die Messe das nicht zahlen.“ (216)

ist ein Beispiel der oben erwähnten häufigen Verwendung von „aus eigener Kraft“.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Diesen Fall gibt es hier siebenmal, darunter:

Für alle besetzten Gebiete der Sowjetunion wurde ein eigener ökonomischer und bevölkerungspolitischer Plan entwickelt, […].“ (254),

wo die Präpositionalphrase der Binder ist.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Zweimal gibt es hier Fälle wie:

Einige EU-Länder müssten ihre Verfassung ändern, wenn eine Überstellung eigener Staatsbürger an andere EU-Länder möglich werden solle.“ (209),

wo der Binder und der eigen-Ausdruck im Haupt- respektive Nebensatz stehen.

Diese Art der Bindung mit einem Nicht-Subjekt ist hier nicht zu finden.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Der Beispielsatz

Der Gemeinderat entschied, das Depot in eigener Regie auszubauen […].“ (201)

zeigt durch Verwendung des großen PRO, wie hier vedeutlicht:

Der Gemeinderat entschied, PRO das Depot in eigener Regie auszubauen […].“,

dass auch dieses durch das mit dem Subjekt koreferente PRO ein Fall von Bindung innerhalb des Satzes mit dem Subjekt ist. Solche Beispiele erscheinen hier siebenmal.

Bindung im übergeordneten Satz durch ein Nicht-Subjekt gibt es hier nicht.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Diesen Fall gibt es genau einmal, nämlich hier:

„[…],Krieger und Helming erzielten in einer einseitigen Partie die Tore für den MHC, der heute beim TB Erlangen antreten muss und morgen, 18 Uhr, in eigener Halle den Münchner SC II empfängt.“ (277).

Das Relativpronomen „der“ ist Subjekt des Nebensatzes und damit auch Binder für den eigen-Ausdruck.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen

Ungewöhnlicherweise (in den anderen Beispielen verhält es sich in der Regel andersherum) gibt es diese Art der Bindung häufiger als die gerade erwähnte, nämlich zweimal, so in:

„Die Auslandsmärkte werden in fünf Areas eingeteilt, für die jeweils ein eigener Area-Manager verantwortlich sein wird.“ (220).

Das Element „ein eigener Area-Manager“ ist das Subjekt des Relativsatzes, welcher wiederum durch das Objekt-Relativpronomen oder das Pronominaladverb „für die“ eingeleitet wurde.

Bindung innerhalb der Nominalphrase durch overtes Subjekt

Dieser Fall ist nun zum ersten Mal da und sieht so aus:

„Sicher ist der Abstand zwischen Bruckners Ur- und Letztfassungen geringer als der zwischen der vorliegenden Rekonstruktion und allem von Bruckner s eigener Hand Fertiggestellten.“ (253).

In diesem Beispiel (welches auch das einzige dieser Art ist) ist „allem von Bruckners eigener Hand“ eine NP und diese enthält das Subjekt „Bruckner“, genauso so wie es in der Bindungstheorie, übertragen auf diese Untersuchung, von einer Domäne erwartet wird.

Bindung durch ein mitverstandenes Subjekt ist hier nicht vorhanden.

Logophorische Bindung

Logoporische Bindung ist hier achtmal vertreten, so zum Beispiel in:

„[…] durchquert man einen Aufenthalts-_raum und Freizeitraum , dessen schwere , stoffbespannte Holzsessel eigener Produktion entstammen. […]. Muccioli liebt alles , was da kreucht und fleugt.“ (381).

Das zweite Auslassungszeichen […] steht hier für zwei Sätze, die zwischen dem eigen-Ausdruck und dem Binder „Muccioli“ stehen.

Ein Beispiel für einen eigen-Ausdruck ganz ohne Binder ist (234):

„[…], und die Ausbeutung von geschleppten Personen wurde ein eigener Tatbestand.“

Ein ähnliches Beispiel haben wir schon weiter oben gesehen, auch hier dient die Verwendung von „eigener“ der Betonung der Tatsache, dass dem erwähnten Tatbestand eine eigene Rolle zuteil werden soll.

Emphatische Verwendung

Dieser Fall ist einmal vertreten:

„Dazu zählte er die Rückkehr der Flüchtlinge, die Bedingungen für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau aus eigener Kraft, die Menschenrechte, […].“ (221).

Hier geht es um Friedenshilfe, bei der sich das betroffene Land mit weitgehend eigenen Mitteln helfen soll. Es soll es sozusagen alleine schaffen und ohne Hilfe anderer.

Sonstiges

Hier gibt es auch zum ersten Mal Beispielsätze, die aufgrund ihrer Besonderheit kurz besprochen werden müssen.

Unter diesen sechs Sätzen gibt es fünf, die wie (258) aufgebaut sind: (nämlich (259), (260), (265) und (282)):

„Hüttenfeld. (bär – Eigener Bericht). […].“

Auf den ersten Blick ist hier kein Binder zu erkennen und einen vollständigen Satz haben wir hier auch nicht. Aber da der Leser weiß, dass es sich hier um Zitate aus Zeitungen handelt, somit um von Journalisten geschriebene Artikel, weiß man, dass „eigener Bericht“ bedeutet, dass Angestellte der Zeitung diesen Bericht verfasst haben. Man kennt die Textsorte Zeitungsbericht und versteht damit auch die Bedeutung von „eigener Bericht“ ohne Probleme. Es kann somit Hintergrundwissen angenommen werden.

Ähnlich verhält es sich mit Beispiel (249):

„In dem Buch über die Freiheit heißt es (in eigener Übersetzung): […].“

Auch dieses Beispiel kann man aufgrund der Textsorte verstehen.

Position des Binders

78 Sätze bleiben nach dem bereits erklärten Abzug einiger Kategorien übrig. Neun davon haben den Binder hier hinter dem eigen-Ausdruck stehen. Sechs davon zeigen den eigen-Ausdruck direkt am Satzanfang, so wie (211):

„Nach eigener Einschätzung ersparen sich die Unternehmen bis zu 30 Prozent ihrer bisherigen Telefonkosten.“.

Auch hier scheint die Verschiebung an den Satzanfang wieder der Topikalisierung, also der Betontung, zu dienen.

Bei den restlichen Sätzen (230) und (255) steht der eigen-Ausdruck an zweiter Stelle, wie in:

„Zum „Nulltarif“ Werbung in eigener Sache macht Hannes Reisner.“ (286).

2.4.4. „eigenes“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4): Bindung von „eigenes“

„Eigenes“ ist im gesamten untersuchten Material das Beispiel mit den meisten ungültigen Treffern, nämlich ganzen 47. 42 davon weisen erneut nicht erwünschte Possessivpronomen auf und fallen somit aus der Wertung.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Von den 53 übrigen analyiserbaren Treffern zeigen 21 Bindung im Satz mit einem Subjekt, so wie (303):

„Dank grosser Anstrengungen konnte die Familie Frei-Schawalder schon bald ein eigenes Einfamilienhaus am Schäfliweg in Diepoldsau bauen […].“.

Hier wird der eigen-Ausdruck vom Subjekt des Satzes gebunden. Genauso verhält es sich in (363):

„Nach einigen Jahren ohne eigenes Angebot beschlossen beide Vereine, sich in diesem Sommer zusammenzuschließen […].“.

Interessant ist hierbei, dass der Binder hinter dem eigen-Ausdruck steht und nicht, wie in der Mehrheit der Fälle, davor.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Diesen Fall gibt es hier sechsmal, wie unter anderem in (382):

„Ein eigenes Leben gestattet er seiner jungen Freundin nicht, […].“

Der Binder ist das Dativobjekt „seiner jungen Freundin“ und nicht das Subjekt.

Auch gibt es hier erneut Bindung durch eine Präpositionalphrase, wie bereits mehrfach gesehen:

Für diese Entwicklungstätigkeit ließ Späth ein eigenes Städteplanungskonzept ausarbeiten.“ (343).

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Für diesen wie so oft sehr seltenen Fall gibt es nur ein Beispiel, nämlich (395):

„Kinder unter 18 Jahren und Ehepartner erhalten je eine BahnCard 25 kostenlos sobald ein eigenes Kind unter 18 Jahren im Haushalt lebt.“.

Die Konjunktion „sobald“ leitet hier einen Temporalsatz ein, der den eigen-Ausdruck enthält, während der Binder „Eltern“ im Hauptsatz steht.

Bindung durch ein Nicht-Subjekt findet man hier nicht.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Diese Art der Bindung hingegen gibt es fünfmal, wie in:

„Seit Monaten versucht er, Investoren für ein eigenes Angebot zu gewinnen.“ (332).

Durch das bei zu.Infinitven mitverstandene PRO haben wir einen Satz, der eigentlich wie folgt aussieht:

„Seit Monaten versucht er, PRO Investoren für ein eigenes Angebot zu gewinnen.“ (332).

PRO ist koreferent mit dem Subjekt des vorangehenden Satzes „er“.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Hier gibt es wieder Fälle der Bindung mit dem kleinen pro. Viermal sind diese zu finden, einmal davon in:

„aber ich hab' gedacht, daß ich später einmal servieren geh' und dann ein eigenes Gasthaus hab'.“ (339).

Man sieht hier unter der Oberfläche dann:

„aber ich hab' gedacht, daß ich später einmal servieren geh' und pro dann ein eigenes Gasthaus hab'.“.

Man könnte auch sagen:

„aber ich hab' gedacht, daß ich später einmal servieren geh' und ich dann ein eigenes Gasthaus hab'.“,

so dass dieses ein Fall von Bindung im Satz mit dem Subjekt „ich“ ist.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Dreimal gibt es hier Bindung durch ein im Relativsatz als Subjekt fungierendes Pronomen wie in (392):

„[…], die Weizer Jugend bekam mit dem Günter Weingrill, dem Zahnarzt in Anger, einen Vorstand, der auch ein eigenes Budget hat.“.

Ein anderes Beispiel ist (324):

„Hinzu kommen jene Anbieter, die kein eigenes Netz besitzen, […].“

Das sind wieder Fälle von Bindung durch ein Subjekt im Satz.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen

Auch diesen seltenen Fall gibt es hier, wenn auch nur einmal:

„Dafür sorgt die extrem strenge Qualitätskontrolle, "für die wir", wie Dr. Schwarz mit berechtigtem Stolz feststellt, "ein eigenes System entwickelt haben." (384);

in diesem Relativsatz ist „wir“ das Subjekt und das Pronomen somit ein Pronominaladverb.

Bindung innerhalb der Nominalphrase durch overtes Subjekt

Auch dieser seltene Fall ist hier einmal zu finden:

„Als hingegen Braß ' eigenes Werk, seine "Tafeln zur Entwicklungsgeschichte und topographischen Anatomie des Menschen", einer eingehenden Prüfung unterzogen wurde, […].“ (350).

Hier ist „Braß’ eigenes Werk“ eine Nominalphrase, welche sowohl den Binder (=das Subjekt „Braß“) als auch den eigen-Ausdruck enthält.

Bindung durch ein mitverstandenes Subjekt gibt es hier nicht.

Logophorische Bindung

Logophorische Bindung ist hier, wie fast immer, relativ häufig vertreten, nämlich elfmal. Ein Beispiel dafür ist (383):

„Die Herzegowina-Kroaten sind ein eigenes Problem auf dem Jugo-Kriegsschauplatz.“;

hier gibt es keinen Binder für „eigenes“, vielmehr soll dieser Ausdruck so verstanden werden, dass die „Herzegowina-Kroaten“ eins von vielen Problemen ist.

Auch gibt es wieder Beispiele, in denen der Binder in einem anderen Satz steht und somit keine Funktion auf den eigen-Ausdruck ausübt, wie in:

„Nein, das Recht auf ein eigenes Kind gibt es nicht. Tausende von Paaren haben dies im Lauf der Jahrhunderte erfahren, […].“ (322).

Interessantweise steht der Binder „Tausende von Paaren“ nicht nur in einem anderen Satz, sondern auch in dem hinter dem eigen-Ausdruck. Darauf wird im nächsten Absatz erneut eingegangen.

Position des Binders

In diesem Fall haben wir nur wenige Sätze, in denen der Binder dem eigen-Ausdruck folgt, nämlich nur drei von 42 (inklusive dem gerade erwähnten). Es gibt hier auch keine Verschiebung des Ausdrucks an den Satzanfang, sondern Sätze wie:

„Nach einigen Jahren ohne eigenes Angebot beschlossen beide Vereine, sich in diesem Sommer zusammenzuschließen – […].“ (363),

wo man den Satz auch ohne Probleme umstellen und den Binder, also „beide Vereine“ nach vorne ziehen könnte, wie hier verdeutlicht:

Beide Vereine beschlossen nach einigen Jahren ohne eigenes Angebot, [...].“.

Das erwähnte Beispiel (322) ist interessant, da der Binder nicht nur hinter dem eigen-Ausdruck steht, sondern „Tausende von Paaren“ direkt nach der Satzgrenze folgt. So ist die Distanz zwischen den beiden Elementen nicht ganz so groß.

Die Positionierung hat also keinen syntaktischen Einfluss auf den restlichen Satz.[6]

2.4.5. „seine eigene“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5): Bindung von „seine eigene“

Da wir nun eigen-Ausdrücke der Form „sein-eigen-“ betrachten, fallen die im Vorfeld nicht verwertbaren Ausdrücke nun unter die der brauchbaren und die Anzahl der ungültigen Treffer beschränkt sich auf ein Minimum. Hier gibt es zum Beispiel gar keine.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Auffallend ist hier die überwiegende Mehrheit der gefunden klassischen Fälle. 66 der 100 Treffer weisen Bindung im Satz mit dem Subjekt auf. Dazu gehören (402):

„Dabei hatte er nicht nur für sich und seine eigene Familie zu sorgen.“

und (487):

„Zur Zeit hat jedes Land seine eigene Regelung.“.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Diesen Fall hingegen gibt es nur einmal und zwar (404):

Dem Kinde ist seine eigene Persönlichkeit zuzugestehen, […].“.

Hier ist „seine eigene Persönlichkeit“ koreferent mit dem Dativobjekt „dem Kinde“.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Die Verteilung von eigen-Ausdruck und Binder auf einen Haupt- und einen Nebensatz findet man hier viermal, wie in:

„[…] wählt Newcastles Manager Kenny Dalglish Worte, die seit Jahren seine eigene Arbeit gewürdigt haben.“ (417).

Der Teil, der den eigen-Ausdruck enthält, ist der den Hauptsatz ergänzende Relativsatz, eingeleitet durch das Pronomen „die“.

Bindung durch ein Nicht-Subjekt ist hier nicht vorhanden.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Diese Art der Bindung findet sich hier zehnmal. In (419):

Jeder Mensch sollte das Recht haben, seine eigene Meinung vertreten zu können, […].“

kann wieder das mit dem Subjekt „jeder Mensch“ koreferente große PRO eingebaut werden:

Jeder Mensch sollte das Recht haben, PRO seine eigene Meinung vertreten zu können, […].“.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Auch dieser Fall ist mit acht Treffern relativ häufig vertreten.

Schröder hat von seinem Vorgänger gelernt und bereichert die Klaviatur des Machtspiels um seine eigene Note: […].“ (463)

ist ein schönes Beispiel, das zeigt, wie einfach diese Art der Bindung funktioniert. Man baut das kleine pro ein, wie hier:

Schröder hat von seinem Vorgänger gelernt und pro bereichert die Klaviatur des Machtspiels um seine eigene Note: […].“

und an der Stelle, an der nichts stand, hat man ein mit dem Subjekt koreferentes Element. Die Verwendung von eigen-Ausdrücken im sozusagen zweiten Satz (hier stehen ja zwei vollständige Sätze) scheint ein beliebtes und geeignetes Mittel zu sein, um auch über eine längere Distanz (das heißt in einem längeren Satz) Referenz mit dem Binder und damit Verständlichkeit für den Leser herzustellen.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Diese Art der Bindung wie in (477):

„und Theo ist nicht nur der Spielmeister , der seinem Partner und dem kichernden Publikum seine eigene Interpretation der Vorgänge zwischen Bethlehem und Nazareth erklärt , […].“

ist sechsmal zu finden. Hier fungiert das Relativpronomen „der“ als Subjekt des Nebensatzes und man hat Bindung im Satz durch ein Subjekt.

Genauso verhält es sich in (479):

„Die Wahlkampfstrategie wird er mit dem Spitzenkandidaten abstecken, der"seine eigene Farbe stark einbringen wird.".

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen, ein ohnehin seltener Fall, gibt es hier nicht, ebenso wie Bindung innerhalb einer Nominalphrase.

Logophorische Bindung

Auch logophorische Bindung ist hier mit vier Treffern relativ selten zu finden. Alle diese Beispiele haben einen Binder, der aber in einem anderen, für den eigen-Ausdruck nicht relevanten Satz steht, so wie zum Beispiel:

„Der Mann erklärte seinen Opfern, er lege ihr Geld zu guten Konditionen in der Schweiz an. Stattdessen flossen die Summen allerdings in seine eigene Tasche.“ (475).

Eine reim emphatische Verwendung von eigen-Ausdrücken ist hier nicht vorhanden.

Sonstiges

Dafür gibt es aber einen noch zu diskutierenden Beispielsatz, nämlich (428):

„"Nicht jedem Weiler seine eigene Schule."“.

Fälle dieser Art treten bei „sein eigener“ noch häufiger auf und werden dort auch intensiver betrachtet. An dieser Stelle sei schon mal gesagt, dass es sich hier um eine Variante, oder vielmehr einen Imperativ der Redewendung „Jedem das Seine“ zu handeln scheint, welche weitläufig bekannt ist. Der Leser ist damit vertraut und kann diese ungewöhnliche Form auch in anderen Kontexten erkennen, verstehen und, wie wir noch sehen werden, selber kreativ nutzen. Durch diese Erfahrung und dieses Hintergrundwissen, kommt dieses Beispiel ganz ohne Verb aus, da es einfach dazugedacht werden kann.

Position des Binders

95 Sätze verbleiben hier nach Abzug zur Analyse, wovon nur drei den Binder hinter dem eigen-Ausdruck stehen haben. In allen Fällen steht letzterer am unmittelbaren Satzanfang, wie hier zu sehen:

„Über seine eigene Arbeit beim «Network» sagt er.“ (401),

oder in (462):

„Seine eigene Bestleistung vom WM-Triumph 1997 in Athen (8837) steigerte Dvorak damit um 154 Zähler.“.

Im letzten Beispiel ist im vorangehenden Satz die Bestmarke eines anderen Sportlers erwähnt, so dass die Initialposition des eigen-Ausdrucks hier der Gegenüberstellung oder dem direkten Vergleich dient.

2.4.6. „seine eigenen“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 6): Bindung von „seine eigenen“

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Auch hier haben wir eine eindeutige Dominanz der Bindung innerhalb der Domäne mit dem Subjekt. Eines der gefundenen 67 Beispiele ist dieses:

Jeder könne in ihr seine eigenen Blumen einstellen.“ (503).

Das Indefinitpronomen „jeder“ bindet „seine eigenen Blumen“ innerhalb der Domäne. Ein anderes Beispiel ist:

Mancher Politiker hätte sogar diverse populäre Ideen des "Fahrgast" als seine eigenen an der Öffentlichkeit verkauft.“ (526).

Sätze mit Formen von „jeder“ oder „mancher“ sind relativ häufig zu finden. „Seine eigenen“ scheint gerne in allgemeingültigen Floskeln verwendet zu werden.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Dieser Fall hingegen gibt es hier dreimal, darunter:

„Ich erinnere Herrn Siegl an seine eigenen Worte, […].“ (569),

wo das Akkusativobjekt „Herrn Siegl“ der Binder des eigen-Ausdrucks ist,

und (550):

„Ein guter Erzähler geht wie ein Redner vor, […], der jedem Raum seine eigenen Bilder zuordnet.“.

Hier ist das Relativpronomen Subjekt des Nebensatzes und „jedem Raum“ der Binder des eigen-Ausdrucks.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

"Wenn Verbrechen begangen wurden, dann wollte Kaganowitsch sichergehen, daß seine eigenen Spuren verwischt waren." (543)

ist eins von vier gefundenen Beispielen, in denen der Binder (=das Subjekt „Kaganowitsch“) im übergeordneten Satz des den eigen-Ausdruck beinhaltenden steht.

Bindung im übergeordneten Satz durch ein Nicht-Subjekt

Auch hier gibt es wieder nur einen einzigen Fall, nämlich:

„Er lässt Henrik Kaalund auf dem auf den Tanzboden projizierten Gesicht der Partnerin tanzen, erotisch und eigensinnig, bis das Gesicht (endlich) seine eigenen Züge angenommen hat.“ (575).

„Henrik Kaalund“ ist Akkusativobjekt des Satzes, dennoch geht es um sein Gesicht, das auf dem Tanzboden sichtbar wird.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs gibt es hier ebenfalls viermal, so wie in:

Wer aber in obrigkeitsstaatlicher Manier glaubt, seine eigenen Beamten schurigeln zu können, […].“. (549).

Da bei diesen Infinitiven immer ein mitverstandenes Subjekt (das große PRO) angenommen wird, haben wir auch hier wieder Subjektbindung im Satz, wie hier deutlich wird:

„„ Wer aber in obrigkeitsstaatlicher Manier glaubt, PRO seine eigenen Beamten schurigeln zu können, […].“.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Auch hier findet man vier Beispiele, darunter (515):

„Auf diese Neureichen zeigt das Volk heute mit dem Finger und entschuldigt damit seine eigenen krummen Alltagstricks.“.

Eigentlich steht da:

„Auf diese Neureichen zeigt das Volk heute mit dem Finger und pro entschuldigt damit seine eigenen krummen Alltagstricks.“,

was wiederum bedeutet:

„[…] und das Volk (oder auch: es) entschuldigt damit seine eigenen krummen Alltagstricks.“.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Hierfür gibt es erneut vier Beispiele, unter anderem (539):

„Und die Welt sollte sich nachdrücklich die unverfrorenen Lügen eines Radovan Karadzic verbitten, der seine eigenen Verbrechen ohne zu zögern den Moslems unterschob.“.

Obwohl das Relativpronomen „der“ für das Objekt „Karadzic“ steht, fungiert es im Relativsatz als Subjekt, da beide Sätze getrennt voneinander zu betrachten und als eigene Domänen zu behandeln sind.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen

Auch dieser Fall ist hier vertreten, wenn auch nur einmal in (538):

„Oder Einbindung des moderaten FIS-Flügels, der sich gegen die Mordserie durch seine eigenen Kollegen ausspricht.“.

Hier ist „sich“ das Subjekt des Relativsatzes, der durch das Objekt-Relativpronomen „der“ eingeleitet wird.

Bindung innerhalb der Nominalphrase durch overtes Subjekt

Für diese Art der Bindung gibt es ebenfalls nur ein Beispiel, nämlich:

„Die Erinnerungen von BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken über seine eigenen musikalischen Prägungen und die Jugend in Köln werden mit viel Archivmaterial illustriert, […].“ (567).

Der ganze erste Teil des Satzes bis zum Verb „werden“ ist eine Nominalphrase, in der Regel so dargestellt:

[Die Erinnerungen von BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken über seine eigenen musikalischen Prägungen und die Jugend in Köln]NP werden mit viel Archivmaterial illustriert, […].

Innerhalb dieser NP befinden sich der eigen-Ausdruck und das ihn bindende Subjekt „BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken“.

Beispiele für Bindung durch ein mitverstandenes Subjekt finden sich hier nicht.

Logophorische Bindung

Dafür gibt es elf Fälle logophorischer Bindung, zehnmal ist der Binder in einem anderen Satz zu finden, wie in (571):

„"Wenn wir genügend Geld haben, werden wir keinen Mohn mehr anbauen", verspricht er. Doch leider sind seine eigenen Nöte für das komplexe Profit-System um seine Ernte herum ebenso peripher […].“,

wo eigen-Ausdruck und Binder durch ein Satzzeichen deutlich voneinander getrennt sind.

Einmal gibt es gar keinen sprachlich realisierten Binder:

„Die Selbstkontrolle beschreibt die Fähigkeit, seine eigenen Gedanken und Gefühle zu hinterfragen, aufgrund der erlernten Normen und Werte der jeweiligen Kultur.“ (599).

Aber hier hat der Leser die Möglichkeit, den eigen-Ausdruck aus dem Kontext heraus zu erschließen. Es geht um Selbstkontrolle, Gedanken und Gefühle – Worte, die man mit Menschen allgemein in Beziehung bringt und so ist der Satz auch zu verstehen. Er ist allgemeingültig und spricht von keinem bestimmten Individuum.

Eine rein emphatische Verwendung taucht hier nicht auf; es sind auch keine Beispiele noch zu diskutieren.

Position des Binders

89 Sätze bleiben hier noch zu bewerten und davon zeigen nur zwei den Binder dem eigen-Ausdruck folgend, nämlich (568):

„"Wenn Sie seine eigenen Polemiken lesen, dann sehen Sie, mit welcher Schärfe er beispielsweise polemisiert.“

und (533):

„In Anspielung auf seine eigenen Bestrebungen um ein unabhängiges Norditalien fügte er hinzu: […].“.

In beiden Fällen ist davon auszugehen, dass die Stellung des eigen-Ausdrucks am Satzanfang der Betonung beziehungsweise der Abgrenzung dient.

2.4.7. „seinen eigenen“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 7): Bindung von „seinen eigenen“

Hier wurden 200 Treffer untersucht, also doppelt so viele wie bei den anderen Beispielen, da „seinen eigenen“ sowohl die feminine Form des Dativs Plural als auch die maskuline Form des Akkusativs im Singular ist. Ermittelt wurden vom Programm des IDS 129 Beispiele für den ersten Fall und 69 für den zweiten. Das ist eine etwas ungleiche Verteilung, soll hier aber weiter keine große Rolle spielen.

Ungültig sind hier nur zwei Beispiele, nämlich (645) und (795), da die betroffenen Sätze nicht vollständig sind.

Bindung im Satz durch ein overtes Subjekt

Auch hier haben wir in überwiegender Mehrheit wieder den Fall der Subjektbindung innerhalb der Domäne, nämlich 140 Mal, wie in:

Dieser Sohn lebt nun mit seinen eigenen Möglichkeiten das weiter, […].“ (615)

oder

„nach seinen eigenen Worten unterscheidet sich Toynbee von Spengler durch seinen Optimismus, […].“ (765).

Hier wird jeweils der eigen-Ausdruck vom Subjekt im Satz gebunden.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Bindung im Satz durch Nicht-Subjekt ist nur in drei von 198 gültigen Sätzen zu finden (was für die untersuchte Menge der Sätze wirklich wenig ist), so zum Beispiel in:

„In seinen eigenen Kompositionen geht es Clemencic nach eigenen Angaben in erster Linie um Klangsymbolik […].“ (622).

Es geht hier um die Kompositionen von „Clemencic“, dem Dativobjekt des Satzes.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Auch dieser Fall ist mit zwei Treffern sehr selten vertreten und kann so realisiert sein:

„Dort hatte er nicht nur als einsatzfreudiger guter Arbeiter im Weinberg des Herrn gewirkt, sondern über einige Jahre auch seinen eigenen Weinberg gehegt und gepflegt.“ (609).

Die Konjunktion „sondern“ leitet den Nebensatz ein, der den eigen-Ausdruck enthält, wohingegen das bindende Subjekt „er“ im Hauptsatz steht.

Bindung im übergeordneten Satz durch ein Nicht-Subjekt

Hierfür gibt es nur ein Beispiel, nämlich (735):

„nur ein Torbogen, "donkere Poort" genannt, erinnert an den Ort, von dem aus mit Karl V. auch sein Reich, in dem nach seinen eigenen Worten "die Sonne nicht unterging", Konturen gewann.“.

Das ist ein sehr verschachtelter Satz, dennoch ist zu erkennen, dass der eigen-Ausdruck im Nebensatz steht, während der Binder, also das Dativobjekt „Karl V.“ in einem anderen Satz steht.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Relativ häufig hingegen ist die Bindung durch das große PRO vertreten, nämlich bei 20 Treffern, wie in (744):

„es ist nur ein natürliches Bestreben des Menschen, die Dinge im unendlichen Fluß der Zeit festzulegen und damit letztlich seinen eigenen Ort zu bestimmen.“.

Auch hier wird das PRO wie folgt angenommen:

„es ist nur ein natürliches Bestreben des Menschen, die Dinge im unendlichen Fluß der Zeit festzulegen und PRO damit letztlich seinen eigenen Ort zu bestimmen.“.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Auch die Bindung durch ein Null-Subjekt, das so genannte kleine pro, ist mit elf Treffern häufig zu finden, so unter anderem in:

Der Kanadier Jaret Llewellyn sprang als Erster über die 70- Meter-Marke und schraubte seinen eigenen Weltrekord von 68,60 auf 70,30 Meter.“ (762).

Das kleine pro wird vor dem Satzteil nach „und“ angenommen und fungiert als Binder für „seinen eigenen Weltrekord“.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Diese Art der Bindung ist hier elfmal vorhanden, wie in:

„In Schriesheim gibt es ein ganz starkes Bedürfnis nach einem Bürgermeister, der nicht nur seinen eigenen Willen durchsetzt, […].“ (718).

Das mit dem „Bürgermeister“ koreferente Relativpronomen „der“ ist das Subjekt des Relativsatzes und bindet den eigen-Ausdruck.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen

„Der ebenfalls bislang nicht vorbestrafte Angeklagte aus Lorsch, der sich nach seinen eigenen Angaben [...].“ (704)

ist das eine von zwei gefundenen Beispielen dieser Art.

Hier leitet zwar auch das Relativpronomen den relevanten Satz ein, dennoch ist hier „sich“ der Binder des Satzes.

Keine Bindung innerhalb einer Nominalphrase ist hier zu finden, was die Tendenz bestätigt, dass es sich hierbei um ein sehr seltenes Phänomen handelt.

Logophorische Bindung

Diese Art der Bindung ist hier neunmal vertreten und in allen Fällen steht der Binder in einem anderen Satz als der eigen-Ausdruck, so wie zum Beispiel in (777):

„Inzwischen besitzt Schriever-Abeln knapp 40 000 Kugelschreiber, die er im Keller und auf dem ausgebauten Dachboden lagert; in seinen eigenen Worten ist das […].“.

Auffallend ist hier, dass der eigen-Ausdruck sofort nach der Satzgrenze steht. Das dient wahrscheinlich dazu, den Bezug für den Leser einfacher zu machen.

Eine rein emphatische Verwendung eines eigen-Ausdrucks ist hier nicht zu finden und es gibt auch keine noch offenen Fälle.

Position des Binders

Da hier 200 Treffer untersucht wurden, wird auch die Position des Binders hier getrennt betrachtet.

Von den insgesamt 189 verwertbaren Sätzen haben wir viermal den eigen-Ausdruck vor dem Binder im Singular, maskulin, Akkusativ, in allen Fällen am Satzanfang stehend, wie in (714):

„Seinen „eigenen Weg als Trainer“ will er finden.“.

Hier bewirkt die Stellung am Satzanfang, dass besonders betont wird, dass der Mann, um den es hier geht, einen eigenen, von anderen Trainern klar abgegrenzten Weg finden will.

Die eigen-Ausdrücke im Dativ Plural stehen in sieben Fällen vor dem Binder, davon fünfmal am Satzanfang, wie in (684):

„Nach seinen eigenen Erfahrungen glaubt Ralf Haub, daß auch Michael Krätzer schon bald alle Kritiker verstummen lassen wird.“.

In den anderen beiden Fällen steht der eigen-Ausdruck an der zweiten Stelle des Satzes, wie in:

„Zu den Problemen mit seinen eigenen "jungen Löwen" im Burgenland und den unvorhergesehenen Pannen bei der Hofübergabe meint der scheidende VP-Landesobmann: […].“ (653).

2.4.8. „seinem eigenen“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 8): Bindung von „seinem eigenen“

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Erneut ist dieser Fall der Bindung der dominierende und in 69 Fällen anzutreffen, so wie in (805):

Der 55-Jährige sitze zu seinem eigenen Schutz in Einzelhaft.“

oder in (897):

„Im Sommer 1993 war [war] Gurtu mit seinem eigenen Trio unterwegs, […].“.

In beiden Sätzen herrscht eindeutige Subjektbindung im Satz vor.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Hier sind neun Treffer zu vermerken, so zum Beispiel in:

„denn seine Frau betrügt ihn mit seinem eigenen Schreiber.“ (883).

Hier ist nicht das Subjekt „seine Frau“ der Binder, sondern das Personalpronomen „ihn“, welches im Akkusativ steht.

Ein anderes Beispiel ist (845):

„In der zweiten Prophezeiung der Hexen erscheinen Macbeth die zukünftigen Könige Schottlands zu seinem eigenen Fanfarenthema, […].“,

wo das Dativobjekt „Macbeth“ der Binder des eigen-Ausdrucks.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Diese Art der Bindung ist nur zweimal vertreten. Einmal davon in (872):

„So als ob damit der Satan seinen Sieg über die wehrlose reine und wahre Liebe des Gottmenschen Jesus Christus, die seinem eigenen, verkehrten Wesen so entgegengesetzt war, […].“

Der Binder (=“Satan“) steht im Hauptsatz, während der eigen-Ausdruck im Relativsatz zu finden ist.

Bindung dieser Art durch ein Nicht-Subjekt gibt es hier nicht.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Bindung innerhalb eines zu-Infinitves, wie in (837):

„Es sei daher mehr als fraglich, ob Gross überhaupt noch die geistige Reife besitze, seinem eigenen Anwalt eine Vollmacht zu erteilen.“

ist hier fünfmal zu finden. Im obigen Satz steht das große PRO vor dem eigen-Ausdruck, also:

„Es sei daher mehr als fraglich, ob Gross überhaupt noch die geistige Reife besitze, PRO seinem eigenen Anwalt eine Vollmacht zu erteilen.“.

PRO ist koreferent mit dem Binder „Gross“, womit dieses ein Fall von Subjektbindung im Satz ist.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Relativ häufig, nämlich sechsmal, erfolgt hier Bindung durch ein Null-Subjekt. In (808):

Er gibt Job und Frau in Bradford auf und folgt der Traumfrau in die Glitzerstadt des Films - mit seinem eigenen kruden Drehbuch «Suicide» in der Tasche.“.

Man kann hier auch sagen:

Er gibt Job und Frau in Bradford auf und er folgt der Traumfrau in die Glitzerstadt des Films - mit seinem eigenen kruden Drehbuch «Suicide» in der Tasche.“,

dann würde diese Art der Bindung etwas deutlicher werden. Das eingesetzte „er“ wird hier sonst durch das kleine pro ersetzt.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Fünfmal findet man hier Bindung des eigen-Ausdrucks durch ein Subjekt-Relativpronomen, so unter anderem in (850):

„Einer von ihnen ist der italienische Wirt, der bei der Polizei, bei seinem eigenen Prozeß und jetzt inzwischen verschiedene Versionen erzählte.“.

Das Relativpronomen „der“ ist koreferent mit dem Subjekt „der italienische Wirt“.

In (885):

„Kaum auf freiem Fuss, schmiedet Crash bereits süsse Rachepläne gegen seinen Peiniger, der fortan von seinem eigenen Bio-Baukasten gejagt wird.“

herrscht ebenfalls Koreferenz von Subjekt des vorangehenden Hauptsatzes und dem eigen-Ausdruck.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen hingegen ist hier gar nicht vorhanden, genauso wie Bindung innerhalb einer Nominalphrase.

Logophorische Bindung

Einen gar nicht sprachlich realisierten Binder gibt es hier nicht, hingegen zeigen alle sechs logophorischen Beispiele den Binder in einem anderen Satz, so wie:

„Sein Suchen nach sprachlicher Präzision ohne Rücksicht auf gängige Meinungen verstand er als politisch. In manchen seiner literarischen Texte ist auch Distanz zu seinem eigenen Leben zu erkennen.“ (804).

Dadurch, dass der Binder „er“ im vorangehenden Satz eingeführt wird, hat der Leser hier keine Probleme, den Rückbezug darauf herzustellen.

Der Satz (814):

„Manchmal erscheinen sie wie das zweite und das dritte Ich des Apothekers, es spiegelt sich in ihnen auch manches von seinem eigenen Schicksal wider.“

zeigt zwar nicht wie (894) eine Trennung von zwei Sätzen durch einen Punkt, aber dafür durch ein Komma. Nichtsdestotrotz stehen Binder und eigen-Ausdruck in zwei verschiedenen, vollständigen Sätzen.

Auch hier gibt es keine Beispiele für einen emphatischen Gebrauch oder uneindeutige Beispiele.

Position des Binders

94 Sätze können hier noch auf die Frage der Position des Binders hin untersucht werden. Davon zeigen sieben den Binder hinter dem eigen-Ausdruck, davon wiederum sechs den eigen-Ausdruck am Satzanfang wie:

„Von seinem eigenen T-Online-Anschluß aus hat ein Sex-Dienste-Anbieter den Bonner E-Mail-Server mit seiner Massensendung bombadiert.“ (813).

Die Wichtigkeit dessen, dass dieser Anbieter seinen eigenen Anschluss verwendet hat wird im weiteren Kontext sichtbar. So konnte er nämlich zurückverfolgt werden. Also handelt es sich auch hier wieder um Topikalisierung.

2.4.9. „sein eigener“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 9): Bindung von „sein eigener“

Zu diesem speziellen eigen-Ausdruck ist zu sagen, dass hier überwiegend Formen wie „Er ist sein eigener Chef“ auftauchen. Diese nennt man Prädikatsnomen oder auch Gleichsetzungsnominativ (Bußmann 1990, Seite 597), da sie wie das Subjekt im Nominativ stehen und mit „wer?“ erfragt werden. In der Regel werden diese Prädikatsnomen gebildet durch Verben wie sein, werden, gelten als oder heißen und sind hier insgesamt 52 Mal zu finden.[7] Im weiteren Verlauf werden diese Prädikatsnomen aber wie normale Subjekte behandelt. Aber es ist interessant, dass dieser Fall so häufig vorkommt, denn er ist ein eindeutiges Beispiel für Subjektbindung im Satz.

Auffällig ist hier weiterhin, dass hier vermehrt allgemeingültige Sätze, Vergleiche und Redewendungen (wie „sein eigener Herr sein“ in Satz (904)) zu finden sind, worauf im folgenden aber noch an mancher Stelle eingegangen wird.

Hier gibt es von den 100 untersuchten Sätzen einen ungültigen, nämlich (921), da dieser Satz grammatikalisch nicht ganz korrekt ist.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Von den restlichen 99 Sätzen weisen 41 den Fall der Bindung im Satz mit dem Subjekt auf, so wie (947):

„Daher möchte er den Trend zu Werkverträgen, bei dem jeder sein eigener Chef ist, bremsen.“

oder (995):

Moby ist sein eigener Kosmos.“.

Hier bindet jeweils das Subjekt den eigen-Ausdruck und wir haben Formen mit dem oben erwähnten Prädikatsnomen.

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Bindung im Satz mit einem Nicht-Subjekt ist hingegen nur dreimal zu finden, so wie zum Beispiel in (935):

„Sein eigener Fahrer hat John F. Kennedy erschossen.““

Interessant ist hier, dass mit dem „sein eigener“ nicht das Subjekt näher beschrieben, sondern eine andere Person eingeführt wird, was in den meisten anderen Treffern nicht der Fall ist. Zudem steht der eigen-Ausdruck vor dem Binder, was aber später noch näher erwähnt wird.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Interessanterweise ist auch diese Art der Bindung ungewöhnlich häufig vertreten, nämlich 13 Mal, unter anderem in:

„Seiner langweiligen Frau Elke (Lena Stolze) verschweigt er, daß das Adoptivkind Daniel sein eigener Sohn ist, […].“ (950).

Hier haben wir wieder eine Verteilung von Binder und eigen-Ausdruck auf Haupt- und Nebensatz.

Bindung im übergeordneten Satz durch ein Nicht-Subjekt

Nur einmal zu finden hingegen ist die Bindung außerhalb der Domäne durch ein Nicht-Subjekt, und das in (926):

„Letzter Grund für ihn zurückzutreten war die Erkenntnis, daß sein eigener SPÖ-Fraktionsobmann bereits auf ÖVP- Linie umgeschwenkt sei.“.

Auch gibt es hier einen Haupt- und einen Nebensatz, der Binder ist jedoch „ihn“, das Personalpronomen im Akkusativ.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Diese Art der Subjektbindung im Satz ist viermal vertreten, so in (929):

„Im Vordergrund steht für 80% der Wunsch, "bei der Arbeit sein eigener Herr zu sein".

Auch hier ist der eigen-Ausdruck wieder ein Prädikatsnomen, welches durch das PRO gebunden wird:

„Im Vordergrund steht für 80% der Wunsch, PRO "bei der Arbeit sein eigener Herr zu sein".

Bindung durch ein Null-Subjekt

Nur einmal gibt es hier Bindung durch ein Null-Subjekt, nämlich in (922):

„[…] er hat es auch für Jahre verlassen und ist später sein eigener Protagonist geworden.“

Wie bereits gesehen, steht das pro vor dem zweiten Teil des Satzes:

„[…] er hat es auch für Jahre verlassen und pro ist später sein eigener Protagonist geworden.“.

Das Subjekt „er“ wird an dieser Stelle einfach mitverstanden.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Siebenmal zu finden ist hier Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen wie in (958):

„Nur diese eine Form verwendet Braunschweig, der auch sein eigener Bühnenbildner ist, […].“.

Auch hier wieder die Verwendung eines Prädikatsnomen, um das eigentliche Subjekt näher zu beschreiben. Dieses ist koreferent mit „der“ und bindet das Relativpronomen.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen gibt es hier nicht, auch nicht Bindung innerhalb einer Nominalphrase.

Logophorische Bindung

Logophorische Bindung ist 21 Mal vorhanden und damit überdurchschnittlich häufig. 20 Mal steht der Binder ein einem anderen Satz wie hier:

„Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Sein eigener Onkel, Chef der Bergrettung, mußte seine Leiche bergen.“ (982).

Nur einmal ist kein wirklicher Binder versprachlicht, nämlich in (904):

„An der neuen Herausforderung, ein Restaurant zu übernehmen, gefällt der gebürtigen Winterthurerin vor allem die erlangte Selbständigkeit (sein eigener Herr sein) […].“.

Natürlich bezieht sich der eigen-Ausdruck irgendwie auf die Winterthurerin, aber hier ist er vielmehr eine Art eingeschobene Redewendung, um die Selbständigkeit näher zu erläutern.

Durch die Vertrautheit mit Formulierungen, die „sein eigener“ enthalten – gerade Redewendungen – ist der Leser schnell und problemlos in der Lage, einen Rückbezug herzustellen. Und für den Schreiber sind die eigen-Ausdrücke eine elegante Möglichkeit, den Binder erneut aufzugreifen ohne sich zu wiederholen.

Emphatische Verwendung

Der seltene Fall des emphatischen Gebrauchs ist hier einmal zu finden und zwar in:

„Kein Urteil über Gegenstände kann sein eigener Gegenstand oder Wahrheitswert sein, […].“ (996).

Hier dient der eigen-Ausdruck der Abgrenzung und Betonung.

Sonstiges

Erwähnenswert sind hier noch sieben besondere Formen, die den eigen-Ausdruck enthalten. Sechs davon sind aufgebaut wie (903):

Jedem sein eigener Apfelsaft.“

oder (990):

Jedem Kind sein eigener Autositz!“.

Dieses sind Beispiele, die ganz ohne Verb auskommen. Das liegt daran, dass sie eine allgemeingültige Form, die sich vermutlich von der bekannten Floskel „Jedem das Seine“ ableitet, aufweisen[8] und in einer Art Imperativ stehen. Da diese sogar (wenn auch in der leicht abgewandelten Form „Jedem den Seinen“) in der Werbung benutzt wurde[9], ist man mit der Form vertraut und kann sie auch in anderen Kombinationen verstehen. Die große Variation dieser Floskel wird zum Beispiel daran deutlich, dass man bei der Suchmaschine www.google.de 11,7 Millionen Treffer auf die Eingabe „jedem sein eigener“ erhält[10], darunter Phrasen wie „Jedem sein eigener Computerzugang“ oder „Jedem sein eigener Sozialdedektiv“.

Das davon abweichende noch offene Beispiel (985):

„Als sie nachts von einer Ausfahrt auf dem Heimweg waren, kam ihnen ein Wagen entgegen, den der Mann nur zu gut kannte: Sein eigener!!!!“.

Durch die ungewöhnliche Form, hervorgerufen durch die Verwendung des Doppelpunktes und die Aufspaltung des eigen-Ausdruckes, war dieser Satz nicht eindeutig zuzuordnen. Dennoch ist er ohne weiteres verständlich, da die Interpunktion nur dem Zweck dient, die Tatsache zu betonen, dass dem Mann sein eigenes Fahrzeug entgegenkam.

Position des Binders

70 Beispiele konnten noch auf die Position des Binders hin untersucht werden. Neben dem bereits erwähnten Beispiel (935) erscheint in elf weiteren Sätzen der Binder hinter dem eigen-Ausdruck, davon siebenmal am Satzanfang wie hier:

„Sein eigener Herr wird man nicht dadurch, daß man jeden Chef abschafft.“ (978).[11]

2.4.10. „sein eigenes“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 10): Bindung von „sein eigenes“

Nicht zu verwerten waren hier die Beispiele (1089) aufgrund eines grammatikalisch nicht korrekten Satzes und (1097), da dort nur einzelne Wörter in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet sind.

Bindung im Satz durch overtes Subjekt

Wie in den anderen Beispielen auch ist der Fall der Bindung im Satz mit dem Subjekt der dominante. Unter den 69 Treffern sind zum Beispiel:

„Und der sympathische Landwirt aus St. Marein/Graz meistert sein eigenes Schicksal vorbildlich […].“ (1085)

oder

Der damals 17jährige klebte sein eigenes Lichtbild in einen Führerschein, […].“ (1029).

Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt

Bindung innerhalb der Domäne mit einem Nicht-Subjekt gibt es hingegen nur dreimal, wie unter anderem in (1072):

Dem Betrachter bleibt so viel Raum für sein eigenes Bild der Geschichte.“,

wo das Dativobjekt „dem Betrachter“ als Binder fungiert.

Bindung im übergeordneten Satz durch Subjekt

Ebenfalls drei Beispiele gibt es für diese Art der Bindung, so zum Beispiel in (1049):

Der weniger verdienende Gatte hat nur dann Anspruch auf zusätzliches Taschengeld vom Partner, wenn sein eigenes Einkommen weniger als sieben Prozent des Einkommens seines Ehegatten beträgt.“

„Der weniger verdienende Gatte“ als das Subjekt steht im Hauptsatz und der zugehörige eigen-Ausdruck in dem durch „wenn“ eingeleiteten Adverbialsatz.

Bindung durch ein Nicht-Subjekt gibt es hier nicht.

Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs

Beispiele wie (1060):

Der 62jährige ist froh, sein eigenes Personalpuzzle einigermaßen gelöst zu haben.“,

bei denen Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs stattfindet, gibt es hier insgesamt zehn.

In dem gegeben Beispiel kann man nach dem Komma wieder ein PRO einsetzen:

Der 62jährige ist froh, PRO sein eigenes Personalpuzzle einigermaßen gelöst zu haben.“.

Bindung durch ein Null-Subjekt

Diesen Fall gibt es nur einmal und das in:

„Da nahm er den Schein seiner Schwester, klebte sein eigenes Paßbild rein, […].“ (1082).

Das mitverstandene Subjekt ist so positioniert:

„Da nahm er den Schein seiner Schwester, pro klebte sein eigenes Paßbild rein, […].“.

Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen

Subjektbindung im Satz durch ein Relativpronomen ist hier fünfmal vertreten, so zum Beispiel in (1051):

„Seit 51 Jahren existiert das Traditionsfestival, das nicht nur sein eigenes Profil bewahren muß, […].“.

Das Relativpronomen „das“, koreferent mit „das Traditionsfestival“, ist Subjekt des Relativsatzes.

Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen findet sich hier nicht, Bindung innerhalb einer Nominalphrase erneut auch nicht.

Logophorische Bindung

Die hingegen in allen bisherigen Beispielen gefundene logophorische Bindund gibt es hier achtmal. In

Er war damals selbst noch nicht in der Lage, eine befriedigende Antwort zu geben. Aber die Frage veränderte sein eigenes Leben nachhaltig.“ (1003)

sowie in allen anderen Sätzen ist der Binder sprachlich realisiert, jedoch in einem anderen Satz. Und dieses meistens im vorherigen Diskurs.

Eine emphatische Verwendung oder noch zu diskutierende Beispielsätze gibt es nicht.

Position des Binders

Von den verbleibenden und zu betrachtenden 91 Sätzen zeigen 4 den eigen-Ausdruck vor dem Binder und davon wiederum drei haben ihn am Satzanfang stehen wie hier:

„Sein eigenes Konzept hielt Weber ebenso geheim wie die Aufstellung.“ (1084).

Hier geht es um eine Fußballtaktik; in den vorangehenden Sätzen geht es um das Konzept der gegnerischen Mannschaft. Und um sich davon abzugrenzen und zu betonen, dass „Weber“ etwas ganz anderes vorhat, steht der eigen-Ausdruck am Satzanfang.

2.5. Eine kurze Zusammenfassung

An dieser Stelle soll ein kurzer Überblick über das gegeben werden, was die vorherige Analyse ergeben hat.

Es wurde gezeigt, dass die Bindung im Satz durch das overte Subjekt in allen Fällen in der großen Mehrheit war. Das heißt, an dieser Stelle ist bereits die Tendenz von eigen-Ausdrücken zu erkennen, sich wie Anaphern im Sinne der Bindungstheorie zu verhalten: Sie sind in den überwiegenden Fällen innerhalb der Bindungsdomäne gebunden.

Diese Tendenz wird noch dadurch verstärkt, dass ja nicht nur die Kategorie „Bindung im Satz durch overtes Subjekt“ hier als Bestätigung der Anfangsthese zu werten ist, sondern ja auch noch die folgenden:

-Bindung innerhalb eines zu-Infinitivs (das PRO ist koreferent mit dem Subjekt)
-Bindung durch ein Null-Subjekt (denn es ist ein Subjekt innerhalb der vorgeschriebenen Domäne)
-Bindung durch ein Subjekt-Relativpronomen
-Bindung innerhalb der Nominalphrase sowohl durch ein Subjekt als auch durch ein mitverstandenes Subjekt

Desweiteren ist zu beachten, dass Fälle der Kategorien „Bindung im Satz durch ein Nicht-Subjekt“ und „Bindung durch ein Objekt-Relativpronomen“ gesondert betrachtet werden müssen. Dort muss man nämlich unterscheiden, ob das Objekt einen eigen-Ausdruck im Subjekt bindet oder nicht. Das heißt, man muss die Beispiele heraussuchen, in denen der eigen-Ausdruck das Subjekt ist; diese werden dann nicht zur anaphorischen Bindung gezählt, denn dann besagt die Bindungstheorie, dass die Anapher nicht gebunden ist.

Da dieser Fall sehr selten vorkommt, ist er natürlich interessant und wird hier kurz verdeutlicht:

In den meisten Sätzen, die hier untersucht wurden, ist Subjektbindung im Satz zu finden, wie in:

Er bringt im ersten Jahr nur eigene Choreographien.“ (33).

Das Subjekt „Er“ bindet das Akkusativobjekt des Satzes, nämlich „eigene Choreographien“.

Es kann aber auch so aussehen:

„Nun hat ihm der Stäfner Th.-Gut-Verlag ein eigenes Bändchen gewidmet.“ (318).

Hier ist „der Stäfner Th.-Gut-Verlag“ das Subjekt des Satzes, das bindende Element „ihm“ ist das Dativobjekt und der eigen-Ausdruck das Akkusativobjekt. Somit haben wir hier Bindung im Satz mit einem Nicht-Subjekt. Da der eigen-Ausdruck aber nicht im Subjekt ist, bleiben die Anaphern nach der Bindungstheorie in ihrer Domäne gebunden. Also ist dieses auch ein Fall anaphorischer Bindung.

Nun kommt der Sonderfall:

Vielen Politikern ist freilich das eigene Hemd näher als der demokratische Rock.“ (39).

„Das eigene Hemd“ ist hier zugleich Subjekt des Satzes und der Binder „vielen Politikern“ ein Dativobjekt. Die Bindungstheorie sagt dazu, dass es keine anaphorische Bindung in ein Subjekt hinein geben kann, wenn das Subjekt der höchstmögliche anaphorische Binder im Satz ist (siehe 2.1.1.)..

Im gesamten Material sind hier, inklusive dem oben genannten, 14[12] solcher Beispiele zu finden, vermehrt in Sätzen mit „eigener“ und „sein eigener“, wobei letztere aber ohnehin schon, wie gesehen, eine Sonderstellung einnehmen. Dennoch auch hier ein Beispiel, das wir weiter oben schon gesehen haben:

„Sein eigener Fahrer hat John F. erschossen." (935).

Auch hier steht der eigen-Ausdruck im Subjekt.

Um die Ergebnisse sichtbar zusammenfassen, habe ich eine Tabelle zusammengestellt, die genau die gerade erwähnten Beispiele anaphorischer Bindung denen nicht-anaphorischer Bindung gegenüberstellt. Angegeben ist auch die Zahl der insgesamt bewertbaren Sätze, das heißt nach Abzug der ungültigen Treffer. Die gerade erwähnten Beispiele für eigen-Ausdrücke im Subjekt wurden natürlich der nicht-anaphorischen Seite zugeteilt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 11): Zahlenmäßige Verteilung anaphorischer und nicht-anaphorischer Bindung

Hier wird deutlich, wie auch zahlenmäßig dominierend die anaphorische Bindung hier vorherrscht. In allen Beispielen ist dieser Fall am häufigsten vertreten.

Damit bestätigt sich die oben erwähnte vermutete Tendenz der eigen-Ausdrücke, dem Bindungsprinzip A zu folgen. Zahlenmäßig ist das ganz eindeutig zu erkennen.

2.6. Verwendung des Possessivpronomens

Nun geht es um die Frage, ob und inwieweit sich eigen-Ausdrücke unterschiedlich verhalten, je nachdem, ob sie mit oder ohne das Possessivpronomen verwendet werden. Dazu werden hier betreffenden Zahlen gegenübergestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 12): „eigene“ vs „seine eigene“

Die „1“ steht hier für „eigene“ und die „2“ für „seine eigene“.

Auffällig ist die fast doppelt so hohe Anzahl von Fällen von Bindung im Satz mit overtem Subjekt bei Verwendung des Possessivpronomens. Bevor man darüber urteilt, sollte man aber die anderen Zahlen noch heranziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 13): „eigene“ vs „seine eigenen“, „seinen eigenen“ und „seinem eigenen“

Hierbei steht die „1“ für „eigene“, die „2“ für „seine eigenen“, die „3“ für „seinen eigenen“ und die „4“ für „seinem eigenen.“

Hier ist der Unterschied auf den ersten Blick nicht so offensichtlich wie in Tabelle 13), aber man muss bei „eigene“ ja die nicht verwertbaren Treffer mit einbeziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 14): „eigener“ vs „sein eigener“

Die „1“ ist wieder der eigen-Ausdruck und die „2“ der sein-eigen-Ausdruck.

Die Bindung im Satz durch overtes Subjekt ist hier, im Gegensatz zu den vorherigen Vergleichen, bei dem sein-eigen-Ausdruck geringer. Dafür ist die Anzahl logophorischer Bindung deutlich höher.

[...]


[1] Dass dieses Wort selber ein Behelf und erfunden ist zeigt die Tatsache, dass eine Eingabe in die Suchmaschine www.google.de sowohl für die Singular- als auch für die Pluralform keinen Treffer ergab.

[2] Die Grammatikausgabe widmet diesem Thema gerade einmal vier Seiten.

[3] Eine ausführliche Beschreibung gibt es in Chomsky (1986). „Knowledge of language“.

[4] Neben dem erwähnten Beispiel verhalten sich noch (164), (176) und (181) so.

[5] Bei www.google.de ergab die Suche nach dieser Floskel am 18.03.2009 um 22.16 Uhr über 5 Mio. Treffer.

[6] Das andere Beispiel ist (312).

[7] Bei allen anderen eigen- und sein-eigen-Ausdrücken sind keine Prädikatsnomen zu finden.

[8] Interessant dazu die Homepage http://www.sopos.org/aufsaetze/3c7d45aeb2e57/1.phtml, Hermann Klenner. Zugriff am 17.03.2009, 23.14 Uhr)

[9] Genauer gesagt in einer Kaffeewerbung zweier Tankstellenketten.

[10] Zugriff am 16.02.2009 um 16.03 Uhr.

[11] Die anderen Sätze, die den Binder hinter dem eigen-Ausdruck stehen haben, sind: (908), (919), (951), (978), (979), (983), (984), (989) und (993).

[12] Genauer gesagt sind es diese (neben den beiden gezeigten Beispielen): (44), (142), (208), (220), (254), (287), (290), (295), (397), (404), (867), (967), (989) und (1033).

Fin de l'extrait de 292 pages

Résumé des informations

Titre
Behelfsreflexiva im Deutschen
Université
Bielefeld University
Note
2,3
Auteur
Année
2009
Pages
292
N° de catalogue
V154407
ISBN (ebook)
9783640669998
ISBN (Livre)
9783640669745
Taille d'un fichier
1915 KB
Langue
allemand
Mots clés
Reflexivierung, Chomsky, Levinson, Grice
Citation du texte
Steffanie Bauer (Auteur), 2009, Behelfsreflexiva im Deutschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154407

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