Die folgende Untersuchung dient einer werkzentrierten Analyse und Interpretation des Wahnsinnsmotivs im Iwein Hartmanns von Aue. Der gesamte Komplex ist daher in Analogie zum Aufbau innerhalb des Romans in die einzelnen Phasen Ätiologie des Wahnsinns, Gipfel des Wahnsinns und Leben in der Wildnis sowie Therapie und Heilung aufgegliedert, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Genese der Krankheit und damit verbunden auf den Liebeskonzeptionen Hartmanns liegt. Einen fundierten Überblick über die Ergebnisse der älteren Forschung liefert Haferlach (1991), dessen Ergebnisse aus medizinhistorischer Perspektive äußerst konstruktiv sind. Diese Untersuchung stützt sich auch hinsichtlich der Gliederung insbesondere auf den Aufsatz Schmitts (1985), welcher interessante interpretatorische Ansätze aufweist. Er erkennt durch seine Hinweise auf spiegelbildliche Korrespondenzen die funktionale Bedeutung der Struktur dieses Komplexes wie im gesamten Iwein. Krause (1985) verweist im Rahmen der Interpretation des Wahnsinns auf gestörte Kommunikations- und Interaktionszusammenhänge. In diesen Kontext lässt sich auch die Analyse Sosnas (2003) einordnen. Im Folgenden sollen in Anbetracht dieser und weiterer Forschungsergebnisse die strukturellen Signifikanzen des höfischen Romans herausgearbeitet und im Spiegel des Aufbaus des gesamten Werkes und dessen Intention analysiert und interpretiert werden. Die Popularität des Iwein und insbesondere des Wahnsinnsmotivs, welches beispielsweise im „Bussard“ rezipiert und zum Handlungskern ausgestaltet wurde, sowie die Kontroversen in der Forschung machen eine erneute Auseinandersetzung mit der Thematik zu einem interessanten Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Wahnsinnsmotiv im Iwein Hartmanns von Aue
- Ätiologie des Wahnsinns
- Der totale Wahnsinn
- Therapie und Heilung
- Struktur und Bedeutung des Wahnsinnsmotivs - Interpretation im Rahmen der Intention des Werkes
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Forschungsliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht das Wahnsinnsmotiv im Iwein Hartmanns von Aue. Ziel ist es, das Motiv in seiner strukturellen Funktion innerhalb des Werkes zu analysieren und zu interpretieren. Dabei wird der Fokus auf die Entstehung des Wahnsinns, seine Entwicklung und die Therapie gelegt, mit besonderem Augenmerk auf die Liebeskonzeptionen Hartmanns.
- Die Rolle der Minne in der Entstehung des Wahnsinns
- Die Darstellung des Wahnsinns als ein Prozess des Selbstvergessens
- Die Bedeutung der Kommunikation und Interaktion im Kontext des Wahnsinns
- Die strukturelle Funktion des Wahnsinnsmotivs im Iwein
- Die Interpretation des Wahnsinns im Spiegel der Intention des Werkes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Zielsetzung und den methodischen Ansatz der Untersuchung. Es wird auf wichtige Forschungsergebnisse verwiesen und die Relevanz des Themas innerhalb der mittelalterlichen Literatur hervorgehoben.
Das zweite Kapitel analysiert die Entstehung des Wahnsinns bei Iwein. Dabei wird der Fokus auf die Liebe als Ursache für die psychische Erkrankung gelegt. Die ambivalente Natur der Liebe zwischen Iwein und Laudine wird untersucht und der Einfluss der Minne auf die Entwicklung des Protagonisten herausgearbeitet. Die Rolle von Lunete als Vermittlungsfigur zwischen den Protagonisten wird ebenfalls beleuchtet.
Der zweite Abschnitt des zweiten Kapitels konzentriert sich auf die Darstellung des totalen Wahnsinns bei Iwein. Die Flucht des Protagonisten aus der höfischen Gesellschaft und die fortschreitende Entwicklung der Krankheit werden analysiert. Die Symptome des Wahnsinns wie der Verlust der Selbstachtung und der Rückzug aus der Gesellschaft werden im Detail beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der strukturellen Funktion und der Bedeutung des Wahnsinnsmotivs im Iwein. Es wird gezeigt, wie das Motiv im Rahmen der Intention des Werkes interpretiert werden kann. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in einen größeren literarischen Kontext gestellt und die Bedeutung des Iwein im Rahmen der mittelalterlichen Literatur hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Wahnsinn, Minne, höfischer Roman, Iwein, Hartmann von Aue, Ätiologie, Therapie, Struktur, Intention, Kommunikation, Interaktion.
- Citation du texte
- Daniel Bohnert (Auteur), 2008, "Nackter Wahnsinn" - Struktureller Funktionalismus des Wahnsinnsmotivs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154714